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Purschke, Ulrike - Hendrikje, vorübergehend erschossen




Purschke, Ulrike - Hendrikje, vorübergehend erschossen

Beitragvon marilu » 25.06.2006, 20:47

Inhalt (von der dtv-Website kopiert, entspricht dem Klappentext):

Kennen Sie nicht auch solche Menschen, die sich selber im Weg stehen, weil sie sich selber an allem die Schuld geben? Die sich immer ganz mies fühlen, weil sie gar nicht merken, dass die anderen sie ausbeuten? Ein ungewöhnlich warmherziger und witziger Roman.

Hendrikje Schmidt ist eine Pechvogelin. Ihr Vater ist unbekannt, ihre Mutter nach Amerika gegangen, als Hendrikje fünf Jahre alt war. Und jetzt sitzt Hendrikje auch noch im Gefängnis. Wie es dazu kommen konnte, erzählt sie der spröden Frau Dr. Palmenberg, die vielleicht dafür sorgen kann, dass Hendrikje vorzeitig rauskommt. So erfahren auch wir, was passiert ist.

Also: Eigentlich hatte Hendrikje ihr Leben ganz gut im Griff. Tagsüber schuftet sie als Bedienung in einem Café, nachts malt sie Bilder in einem billigen Atelier. Die Aussichten auf eine Ausstellung stehen gut, da kommt es – natürlich an Weihnachten – ganz knüppeldick. Der Freund läuft weg, die Oma stirbt, das Atelier brennt ab, und weil es angeblich Brandstiftung war, zahlt die Versicherung nicht.

Von einem Tag auf den anderen ist Hendrikje bis über beide Ohren verschuldet, allein und todunglücklich. Und weil ihr der erste Selbstmord ganz kläglich misslingt, versprechen ihre Freunde, ihr beim zweiten Mal selbstlos zu helfen. Bloß, dass am Ende nicht Hendrikje, sondern zwei ihrer Freunde tot sind. Nur gut, dass es die kleine Punkerin Paula und vor allem den doofen Bruno gibt, die Hendrikje den Glauben an die Menschheit erhalten.

Meine Meinung:

Ich konnte nicht aufhören zu lesen, bis ich damit durch war - um 12h begonnen, um 20h beendet. Dabei beginnt der Roman recht ruhig und die Erzählweise der Autorin benötigt eine Eingewöhnzeit. Aber nach ca. 50 Seiten war ich begeistert! Hendrikje lässt das Leben auf sich zukommen und meidet eigene Entscheidungen. Sie bevorzugt es, andere ihr Leben bestimmen zu lassen. Eine Einstellung, die ihre "Freunde" zu nutzen wissen und plötzlich ist ihr gerade beginnendes Leben zerstört. So sieht sie nur noch den Tod als Ausweg. Doch selbst hier "versagt" sie - während sie mit einer Schlinge um den Hals auf einem Bügelbrett stehend überlegt, wie sie am leichtesten abspringt, hört sie den Zeitungsausträger, der ihr "Die Zeitung" bringt. Welch eine Ungerechtigkeit, in den Tod zu gehen, ohne die tägliche Kolumne von Sugar Brown gelesen zu haben. Und so springt sie... ohne an die Schlinge um den Hals zu denken... :shock:

... welch ein Glück, dass sich der von ihr gewählte Knoten bei Zug löst, statt anzuziehen. :lol:

So und ähnlich ist Hendrikjes Leben. Äußerst bemitleidenswert, aber hoffnungsvoll und warmherzig. Trotz aller Missgeschicke glaubt sie an eine Zukunft und wird dafür belohnt. Wie, darüber werde ich schweigen (wenngleich es etwas vorhersehbar ist)...

Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Roman als Spielfilm adaptiert wird.

Ich empfehle es allen, die Vergnügen an Romanen mit einem Spritzer Ironie haben. Zudem sollte man Verständnis und Spaß an der nordischen (hamburgischen) Mentalität haben. :clap:

PS: Auf der Website von dtv findet ihr den Romananfang als Leseprobe.

:stern: :stern: :stern: :stern:

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