Die ganze Welt ist ein stetes Werden......

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    Re: Die ganze Welt ist ein stetes Werden......

    Lonny - 23.06.2006, 00:43

    Die ganze Welt ist ein stetes Werden......
    Die ganze Welt ist ein stetes Werden,
    ein Fluß.
    Der Prozeß,
    das Werden,
    ist das eigentlich Seiende.
    Wir vermögen nicht zweimal in denselben Fluß zu steigen,
    nicht nur,
    weil der Fluß ein anderer geworden ist,
    sondern weil auch wir selbst andere geworden sind.
    In diesem Prozeß ist der Weg aufwärts
    - aus dem Nichts in das Sein -
    und abwärts
    - aus dem Sein in das Nichts -
    ein und derselbe Vorgang.
    Das Entstehen des einen ist das Vergehen des anderen.
    In diesem Übergang des einen in das andere besteht gerade der Weltprozeß.



    (Heraklit)



    Re: Die ganze Welt ist ein stetes Werden......

    Lhatara - 18.05.2007, 09:32

    Kartoffeln

    Das stete Werden am Beispiel der Kartoffeln

    Diese Geschichte entdeckte ich gestern in einem anderen Forum.
    Sie ist zwar etwas lang, aber dafür sehr eingängig.
    Das Bild dieser Kartoffeln geht mir nicht mehr aus dem Sinn!

    :eek :eek :eek

    Eines Tages gab der Weise dem Schüler einen leeren Sack und einen Korb voller Kartoffeln. "Denk an alle Menschen, die in letzter Zeit etwas gegen dich gesagt oder getan haben, besonders jene, denen du nicht vergeben kannst. Schreibe von jedem den Namen auf eine Kartoffel und tu sie in den Sack." - Dem Schüler fielen eine Menge Namen ein, und bald war sein Sack voll mit Kartoffeln. - "Trage den Sack eine Woche lang mit dir, wohin auch immer du gehst, " sagte der Weise. "Wir werden dann wieder darüber sprechen."

    Zuerst dachte sich der Schüler nichts dabei. Den Sack zu tragen war nicht besonders schwer. Aber nach einer Weile, wurde er immer mehr zu einer Last. Er war manchmal im Weg, und es schien mehr Anstrengung nötig, ihn zu tragen, ob wohl das Gewicht das gleiche blieb. - Nach einigen Tagen begann der Sack zu stinken. Die geritzten Kartoffeln gaben einen reifen Geruch ab. Es wurde nicht nur immer lästiger, sie herumzutragen, sie wurden auch noch recht unangenehm.

    :ups

    Schließlich war die Woche vergangen. Der Weise rief den Schüler herbei. "Irgendwelche Ideen dazu?"

    "Ja, Meister," antwortete der Schüler. "Wenn wir es nicht schaffen, anderen zu vergeben, tragen wir negative Gefühle mit uns herum, so wie diese Kartoffeln. Diese Negativität wird eine Last für uns, und nach einer Weile verfault es auch noch.

    "Ja genau das passiert, wenn man einen Groll hegt. Wie also können wir die Last verringern?"

    "Wir müssen danach streben zu vergeben."

    "Jemanden zu vergeben ist das Equivalent zum Herausnehmen einer Kartoffel aus dem Sack. Wie vielen deiner Missetäter bist du fähig zu vergeben?

    "Ich habe recht viel darüber nachgedacht, Meister, " sagte der Schüler. "Es braucht zwar eine Menge Überwindung, aber ich habe mich entschieden, ihnen allen zu vergeben.

    "Sehr gut, wir können alle Kartoffeln entfernen. Gab es noch andere Leute, die dir in dieser Woche schlecht gesinnt waren?"

    Der Schüler dachte eine Weile darüber nach, und gab zu, daß es welche gab. Dann verspürte er Panik, als er erkannte, daß sein Sack schon wieder dabei war, gefüllt zu werden.

    "Meister," fragte er, "wenn wir so weitermachen, werden dann nicht immer Kartoffeln in meinem Sack sein, Woche für Woche?"

    "Ja, solange Menschen auf irgendeine Weise etwas gegen dich tun oder sagen, wirst du immer Kartoffeln haben."

    "Aber Meister, wir können niemals kontrollieren, was andere tun. So wozu ist das Tao in diesem Fall gut?"

    "Wir sind noch nicht im Bereich des Tao. Alles worüber wir bisher gesprochen haben, ist das normale Verständnis von Vergebung. Es ist das selbe, das viele Philosophien und Religionen predigen – wir müssen ununterbrochen danach streben zu vergeben, da es eine wichtige Tugend ist. Dies ist nicht das Tao, da es im Tao kein Streben gibt."

    8)

    "Was ist dann das Tao, Meister?"

    "Das kannst du selbst herausfinden. Wenn die Kartoffeln negative Gefühle sind, was ist dann der Sack?"

    "Der Sack ist... das, was es mir erlaubt, die Negativität festzuhalten. Es ist ewas in uns, das uns dazu bringt, uns angegriffen zu fühlen.... Ah, es ist mein aufgeblasener Sinn meiner eigenen Wichtigkeit."

    "Und was passiert, wenn du ihn loslässt?"

    "Dann... scheinen die Dinge, die Menschen gegen mich tun oder sagen, keine so große Sache mehr."

    "In dem Fall, wirst du keine Namen haben, um sie auf Kartoffeln zu schreiben. Das bedeutet, kein Gewicht mehr, das du herumtragen musst, und keinen Gestank mehr. Das Tao der Vergebung ist die bewusste Entscheidung, nicht nur ein paar Kartoffeln zu entfernen, sondern gleich den ganzen Sack loszulassen."

    :knuddel

    Der übliche Weg zur Vergebung, wie der Weise herausstellt, ist auf das Streben konzentriert. Das bekannte Gedicht von Shenxiu beschreibt genau dies:

    Körper ist der Buddha Baum
    Herz des klaren Spiegels Sockel
    Ihn immer zu säubern strebe
    Kein Staubkorn solle dort landen

    Es geht nur um kontinuierliche, sorgfältige Übung. Der Prozess endet nie, da immer mehr Staub auf den klaren Spiegel fallen wird. Gerade wenn du glaubst, daß du ihn perfekt sauber hast, landet ein anderes bisschen Staub. Der Schüler bemerkte, daß, wenn er auf diesem Level bliebe, der Sack immer Kartoffeln enthielte. Genauso, werden wir, wenn wir beim normalen Ansatz der Vergebung bleiben, immer Übeltäter zum Vergeben haben.

    Aber warum ist dort überhaupt ein Spiegel, auf den der Staub fallen kann?

    Der Spiegel in dem Gedicht kann Egoismus sein – eine übermäßige Ausprägung von Eingebildetheit und Eitelkeit. Auch wenn er nicht als ein physisches Ding existiert, behandeln wir ihn so. Unsere Sprache ist voll von Referenzen auf diese Annahme. Wir reden vom "verletzten" Stolz, oder davon, daß das Ego eine "eine Schramme hat", als ob Egoismus ein Teil des Körpers wäre, wie ein Glied, oder ein Organ.

    Und doch ist Egoismus nichts als eine Konstruktion des Geistes. Er entspringt aus der falschen Wahrnehmung, daß wir getrennt und verschieden von anderen sind. Dieses Empfinden von Trennung und Unterschied verleitet uns zu verfälschten Vergleichen, die wiederum zur falschen Überzeugung von Überlegenheit führen. Wenn diese raffinierte Illusion angegriffen wird, scheinen die illusorischen Verletzungen recht real. Aber sobald wir die Illusion durchschauen, verschwindet sie, und damit auch der Schaden an ihr.

    :roll

    Dies ist die Grundlage des Tao Ansatzes der Vergebung. Die Antwort des Zen-Meisters Huineng auf Shenxius Gedicht zeigt dies perfekt:

    Doch hat Buddha keinen Baum
    Noch ist des klaren Spiegels Sockel
    Nichts ist am Anfang dort
    Wo haftet da der Staub?

    Der Spiegel existiert in Wirklichkeit garnicht. Obwohl der Staub immernoch fällt, gibt es nichts, auf das er fallen oder an dem er kleben bleiben könnte, und es gibt nichts zu säubern. Egoismus ist etwas, das wir nur für uns geschaffen haben, also ist es etwas, was wir mit einer einfachen Entscheidung auch wieder wegwerfen können. Ohne Egoismus gibt es nichts zu verletzen oder zu schrammen. Ohne Beschädigungen oder Verletzungen des Ego oder des Stolzes... gibt es auch nichts zu vergeben.

    Auf diese Weise steht der Weise über den normalen Lehren von der Vergebung. Im Erkennen, daß das wahre Selbst nie verletzt werden kann, und es nur falsche Bilder des Egos sind, die durch Kritik und Beleidigung beschädigt werden, umgehen wir das ununterbrochene Streben, anderen zu vergeben.

    Nicht viele Menschen erkennen, daß dieses Gebiet des Tao überhaupt existiert, aber sobald wir dort wirklich angekommen sind - die Lektion vollständig verstanden haben - kostet uns Vergebung absolut garkeine Anstrengung mehr. Vergebung wird eine überflüssige und unnötige Handlung; dieses Tao bringt uns duch das Leben mit der sanften und anstrengungslosen Leichtigkeit des Wu Wei.

    (von Derek Lin)

    :kiss



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