*Tokio im Hotel*

Tokio Hotel - Fanfictions
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    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 21.06.2006, 23:11

    *Tokio im Hotel*
    Autor: Ich, die Gebbi :roll:
    Art der Story: Spannende Tragogkomödie^^
    Hauptpersonen: Bill und Pia
    Rating: PG-16
    Warnungen: Diese Story kann nur von oben nach unten, von rechts nach links gelesen werden...
    Disclaimer: Ähm joah, Träume sind Schäume, oder wie war das gleich nochmal?

    Hier ist also meine aller erste TH FF...
    Bin gespannt, ob sie euch gefällt!
    Viel Spaß beim lesen und Kommis schreiben!



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 21.06.2006, 23:13

    Tokio im Hotel
    Tokio im Hotel

    ***

    „Noch 5 Minuten!“, murmelte ich, doch leider wurde ich schon vom durchdringen Lärm des Wecker aus meinem friedvollen Schlaf gerissen. Verschlafen blinzelte ich auf das Zifferblatt meines Feindes, der sich auf meinem Nachtschränkchen befindet.
    Gerade erst mal 6 Uhr morgens.
    Seine Zeiger formten sich zu garstigen Schlitzaugen, die mich versuchten mit ihren bösen Blicken zu durchlöchern und mir immer wieder zuflüsterten: „Steh auf, du musst aufstehen!“
    Mit einem gekonnten Schlag aus der Hinterhand, pfefferte ich den Wecker von seinem gewöhnlichen Standort und er flog im hohen Bogen in die gegenüberliegende Ecke meines Zimmers.
    Wie du mir, so ich dir! Mit einem Seufzer und erleichtertem Gesicht, drehte ich mich zur anderen Seite und schloss meine müden Augen. Wo war ich in meinen Träumen stehen geblieben?

    Dieser Frage konnte ich leider nicht mehr nachgehen, denn nun stand meine Mutter angelehnt in meiner Tür und rief mir zu: „Aufstehen, Schlafmütze! Heute ist dein Tag der Tage! Mach dich schnell fertig oder willst du an deinem ersten Arbeitstag zu spät kommen?“
    Diese folternde Genugtuung reichte ihr immer noch nicht. Sie stampfte in mein Zimmer und riss mit einem Schwung das Rollo hoch, kam dann an mein Bett und zog mir meine kuschelige, warme Bettdecke von meinem bis dahin ruhenden Körper.
    Mit einem Kuss auf meine Nasenspitze verließ sie mein Zimmer und wandte sich wieder ihren Frühstücksvorbereitungen unten in der Küche zu. Schlaftrunken blinzelte ich gegen das Sonnenlicht, welches nun durch mein Fenster schien.

    Es war September und es sollte ein warmer Tag werden. Ich war, bin und werde wahrscheinlich immer ein Herbst/Winter – Kind bleiben, dachte ich mir. Was kann schöner sein, als mit dickem Pullover raus zu stiefeln, sich an den bunten Bäumen zu erfreuen und mit Musik im Ohr durch den Park zu schlendern? Was gibt es schöneres als nach einem kälteren Tag einen warmen Kakao zu trinken, in die Badewanne zu hüpfen und danach im Bett unter der kuscheligen Decke zu liegen und einen schnulzigen, alten Liebesfilm zu schauen? Für mich war die Antwort klar: Nix…fast nix, war schöner als diese Dinge zu tun.

    Obwohl ich mir lieber meine Freundinnen geschnappt hätte, um mit ihnen Parties zu feiern, muss ich nun frühzeitig mit meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau anfangen und meine geliebten Ferien um mehr als die Hälfte verkürzen.
    So etwas konnte natürlich nur wieder mir passieren!
    Mir, „Pia, dem Muttertöchterchen“, wie ich gerne in der Schule genannt wurde. Warum mir so ein Ruf nach gesagt wurde? Na ja, meine Mutter hatte schon immer für mein Wohl gesorgt.
    Sie sorgte sich um meine Ausbildung, um meine Freundschaften, um meine Kleidung, um meine Noten und um alles andere was ich zum täglichen Leben brauchte. Sie war auch diejenige, die mir den Ausbildungsplatz bei ihrer Freundin im Hotel „Houston“ klar gemacht hatte und überall mit den „überdurchschnittlichen Talenten und Fähigkeiten ihrer Tochter“ prahlte.

    Langsam aber sicher hing mir dieses überbehütete Leben zum Hals raus und ich wollte nur noch raus.
    Hallo! Ich war 18 Jahre alt! Und konnte schon auf meinen eigenen zwei Beinen stehen…Schließlich war ich Schulsprecherin und Organisatorin des Abschlussballs 2005 gewesen und wusste wovon ich sprach.
    Ich hatte die 11. Klasse übersprungen und habe ein 1er Abi geschrieben, also verstand ich nun nicht mehr, warum meine Mutter sich noch in diesem Maße um mich bemühte. Ok, es war bestimmt lieb gemeint, aber dieses Verhalten musste auch mal enden.

    Bis heute denke ich, dass sie meine wahre Identität immer übersehen hat. Sie wollte nur ein kleines, artiges Mädchen sehen aus dem endlich eine erfolgreiche, junge Frau wird, die mit einem Rechtsanwalt oder Arzt verheiratet ist, in einem prachtvollen Villa lebt, mit Garten, Hund und zwei Kindern.

    Aber das war nicht wirklich ich. Komischerweise ist es mir gelungen mir meine eigenen Meinungen zu bilden und Hobbies selbst auszusuchen. Ich wusste wer ich war, jedoch hielt ich es auch immer ein bisschen vor meiner Mutter versteckt, weil meine verrückten Wünsche und Träume sie nur aus ihrer heilen Welt rausbefördert hätten. Das wollte ich ihr nicht antun, denn diese heile Welt war ihr so wichtig, wie ihr eigenes Leben!

    Ich habe ihr auch nie erzählt, dass ich in der Schule weniger beliebt war und ich nur wenig Kontakt zu anderen Menschen hatte. Und wenn andere Menschen zu mir Kontakt aufbauen wollten dann nur aus folgenden Gründen:
     Ich sollte Opfer neuer Streiche sein und wurde verarscht
     Irgendjemand wollte, dass ich ihm bei seinen Hausaufgaben oder Referaten behilflich war
     Oder drittens, ich wurde verwechselt…

    Seit den Sommerferien fühle ich mich irgendwie einsam. Meine einzigen Freundinnen Maike und Adriane sind im Ausland für ein ganzes Jahr und haben mich hier in einer großen Stadt ganz alleine gelassen.
    Natürlich schreiben wir uns sehr oft Briefe und telefonieren manchmal, aber das ist nicht das Gleiche. Ich sehne mich so nach unseren DVD Abenden, Beautytagen, Parties und einfach nur nach einem offen Ohr, welches sich immer meine Probleme angehört hat und mir mit Rat und Tat zu Seite stand.

    Jetzt war ich auf mich allein gestellt und hatte meine Mutter im Nacken und zwar intensiver als mir lieb war.

    Doch leider nütze mir mein Selbstmitleid wenig und ich war gezwungen mich in meine Arbeitskleidung zu werfen, die ich ab heute so gut wie jeden Tag von morgens bis abends tragen musste.

    Ich zog mir also meine weiße Bluse und den schwarzen Rock an, der meine Knie bedeckte und trug dazu schwarze Schuhe mit wenig Absatz, in der Hoffnung, dass ich den Tag in ihnen gut überstehen würde.
    Ich war auf alles gefasst, denn jeder weiß, dass man in Hotels gerade am Anfang hart arbeiten muss und ich hatte keine Lust am Ende des Tages im Rollstuhl sitzen zu müssen und meine Zehen nicht mehr spüren konnte.

    Als ich im Bad in den Spiegel schaute, bürstete ich mir meine langen roten Haare und band sie zu einem Kneul zusammen, tuschte meine Wimpern, trug Make up auf und parfümierte mich ein.

    Nun war ich so gut wie bereit für meine Zukunft.

    Nach einem kurzen Frühstück, brachte mich meine Mutter zum Hotel. Für die einstündige Fahrt hatte ich meinen Mp3 – Player vorher schon mit meinen Lieblingsliedern beladen, weil meine Mutter nichts von Musik versteht und ich keinen Nerv auf eine Stunde Klassik hatte. Sie hält Rockmusik für ohrenbetäubenden Lärm, der seine Konsumenten in die Tiefe zieht und zu Gewalt und Drogenmissbrauch verleitet…ich sag ja, von Musik keine Ahnung!

    Dagegen könnte ich nicht ohne diese Musik leben! Ich habe oft das Gefühl, dass ich sie verschlinge und in meinem Inneren alles anfängt zu beben und mich total aus der Ruhe bringt.
    Trotzdem verstehen viele meinen Musikgeschmack nicht. Sogar meine Freundinnen haben mit meiner neusten Lieblingsband ein Problem. Wenn ich mal von ihnen schwärme, was ich mir in deren Gegenwart jedoch schon abgewöhnt habe, dann kommen sie immer wieder mit den gleichen sinnlosen Argumenten und lachen mich aus, zicken mich an oder machen die Band total nieder.
    Es ist wirklich ein Wunder, dass deswegen noch kein Streit bei uns ausgebrochen ist, weil unsere Diskussionen manchmal echt heftig waren.
    Ich hab mir sogar Tickets für ein Konzert gekauft und glücklicherweise treten sie in der Nähe der Stadt auf, d.h. ich kann nach einem Arbeitstag schnell zur Konzerthalle und einfach abrocken.



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 21.06.2006, 23:17


    Als ich meinen Freundinnen davon erzählt habe fingen sie sofort wieder an mit dem diskutieren und schlecht machen: „Oh man, dass sind doch kleine, bescheuerte Proleten, die nichts wissen, sinnlose Texte singen, total blöd aussehen und nur Scheiße erzählen! Wie kann man als 18 Jährige auf solche Kinder stehen? Wir machen uns langsam echte Sorgen um dich!“
    Mittlerweile sage ich schon gar nichts mehr darauf.
    „Ihr könnt mir Tokio Hotel nicht vermiesen und was ihr von den süssen Jungs haltet ist mir vollkommen egal. Ihr habt doch keine Ahnung von den Texten und lasst euch von Vorurteilen und der Presse leiten….Warum könnt ihr nicht einfach akzeptieren, dass ich diese Band einfach nur „Ahhhh“ finde…einfach zum Schrein?“

    Nach einer Stunde TH hören, kamen meine Mutter und ich vor einem riesigen Gebäude an. Ach du scheiße! Ich wusste ja, dass das „Houston“ groß ist, aber jetzt bin ich von dieser Größe doch überwältigt. Hier werde ich also ab heute mein Geld verdienen und Gäste bedienen. Das wird bestimmt stressig werden! Aber ich hoffte, dass ich nette Mitarbeiter und Ausbilder vorfinden würde, mit denen ich auch Spaß haben könnte.

    Mit einem kleinen Schubser drang mich meine Mutter in die Drehtür des Gebäudes und wir beide gelangen ins Innere, in die Lobby.
    Der ganze Vorraum war riesig! Er war in rot und gold dekoriert und voll mit Menschen. Angestellte, die die Koffer der Gäste auf die Zimmer oder zum Auto brachten, Zimmermädchen, die mit ihren Putzwagen oder Staubwedeln vornehm durch den Raum wirbelten, Empfangdamen und -herren und Gäste, die sich in den Sitzgelegenheiten entspannten oder auf jemanden oder etwas zu warten schienen.

    Der erste Eindruck war wirklich überwältigend!

    „Sophie! Endlich sehen wir uns mal wieder!“, die Freundin meiner Mutter kam mit ausgebreiteten Armen auf uns zu und umarmte schließlich meine Mutter.
    „Ja, es ist schon länger her seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Pia kennst du doch noch, oder?“, meine Mutter deutete strahlend auf mich.

    „Natürlich, die kleine, niedliche Pia!
    Unsere keine Intelligenzbestie. Na dann komm doch mal mit und ich zeige dir das Hotel.“, sagte sie zu mir und wendete sich danach wieder meiner Mutter zu,
    „Sophie hast du etwas Zeit mitgebracht? Ich würde dich gerne zum Kaffee einladen und mit dir über unseren Trip nach Paris reden, es muss doch noch soviel geplant werden.“

    „Das hört sich doch super an! Was meinst du Pia? Sonja, du weißt gar nicht, wie sehr sich Pia auf heute gefreut hat. Sie kann es gar nicht abwarten in deinem Hotel Erfahrungen zusammeln. Achja, sie war heute so aufgeregt.“, tickte meine Mutter mich an. „Ja, schön.“, entgegnete ich in einem freundlichen Ton, schließlich war ja meine Arbeitgeberin mit dabei.

    „Ach ja, Pia, damit wir keine Probleme in der Verständigung bekommen“, sagte sie, „du kannst mich ruhig Sonja nennen. Schließlich kennen wir uns ja. Ist das für dich in Ordnung?“
    „Ja, find ich gut Frau….ähm….Sonja, meine ich natürlich!“, und grinste meine neue Chefin an.
    „Super! Na, dann auf zu unserer Entdeckungstour!“

    Zuerst dirigierte uns Sonja auf einen der drei Fahrstühle zu, die alle mit vergoldeten Rahmen ausgestattet waren und über den Türen kleine Zahlen der Etagen aufblinkten.
    3-2-1…und der mittlere Fahrstuhl kam auf Befehl von ihr zu uns heruntergefahren und die schwere Schiebetür öffnete sich.

    Das Innere der Fahrstuhls war genauso wie die Lobby mit dem gleichen roten Samtstoff ausgestatten. Zusammen stiegen wir ein und fuhren…in den Keller?
    Was wollte Sonja uns den im Keller zeigen? Ich bin zwar Praktikantin, aber nicht gerade scharf darauf im dunklem Kellergewölbe Kisten zu stapeln oder aufzuräumen…

    Unten angekommen stiegen wir aus unserem Gefährt aus. Ich blickte in einen längeren Flur, der hell erleuchtet und in einem kahlen weiß gestrichen war. Einige Meter weiter war eine Schwingtür zu sehen mit zwei runden Fenstern…Hey! So etwas hatte ich schon in Filmen gesehen. Meistens befanden sich hinter solchen Türen die Küchen. Aber hier im Keller?

    „So, hier fängt jetzt unser Arbeitsbereich an, d.h. Küche, Wäscherei, Zimmerservice, Umkleidekabinen für die Mitarbeiter und einige Büros.“, erklärte uns Sonja im schnellen Gehen und drückte gegen die Tür. Im gleichen Moment standen wir im Raum und ich sah mich prüfend um.

    Die Küche sah sehr steril aus und überall klapperte das Geschirr. Es mussten bestimmt so um die 25 Leute sein, die hektisch umherliefen und ihre Arbeit verrichten. Hinten wurden Teller gespült, dort wurde in Pfannen etwas angebraten, woanders die Soße probiert…wow, ich hätte es mir in meinen kühnsten Träumen nicht so ausgemalt.

    „Hört ihr mir mal bitte kurz zu? Ich möchte euch schnell unsere neue Azubiene vorstellen, Pia Schütte. Sie schaut sich heute ein weinig um und wird in Zukunft hier arbeiten, also seid nett zu ihr und helft ihr am Anfang etwas. Danke!“

    SONJA!!! Oh nein, sie hatte es echt getan. Mir war die Sache total peinlich, vor so vielen Menschen zu stehen und dazu noch im Mittelpunkt!
    Aus allen verschieden Richtungen kamen Willkommensgrüße. Ich versuchte mit meinem wahrscheinlich längst erröteten Gesicht ein einigermaßen reales Lächeln hinzukriegen und hob meine Hand einwenig.

    Es dauerte nur einige Sekunden und der normale Trott ging weiter und es sah so aus, als wenn gar nichts passiert wäre. Keiner beachtete mich mehr und arbeitete weiter. Was mir ehrlich gesagt eigentlich ganz recht war.

    Ich hab es schon immer gehasst, wenn man mich anstarrte und mich genau betrachtete. Bei Referaten oder Vorträgen in der Schule kam ich ja schon nicht aus dem Zittern heraus, geschweige denn bei der Eröffnungsrede des Abschlussballs.

    Am liebsten wäre ich damals im Boden versunken und nie wieder herausgekommen! Es war einfach nur schrecklich…über 1000 Augen waren auf mich gerichtet. Puh, da wollte ich jetzt gar nicht dran denken, denn meine Hände und Beine fingen schon beim drüber nachdenken an zu zittern.

    Nachdem wir den gesamten unteren Arbeitsbereich erkundet hatten, stiegen wir wieder in den Fahrstuhl und fuhren diesmal einige Stockwerke nach oben…und weiter nach oben und weiter….bis wir endlich in den letzten Stock kamen.

    „In welchem Stock sind wir hier?“, fragte ich etwas schüchtern.
    „Das ist meine eigene Etage. Hier im 8. Stock wohne ich, damit ich immer zur Stelle sein kann, wenn etwas passiert.
    Du kannst übrigens in der Zeit, inder deine Mutter und ich wegfahren, in einem der Gästezimmer übernachten. Meistens nutzen wir diese weiteren Räume für VIP- Gäste, aber bis jetzt habe ich noch keinen Bescheid von der Rezeption erhalten, also wird wohl niemand in nächster Zeit hier wohnen.
    Sophie, komm lass und jetzt mal einen schönen Kaffee trinken und unsere Reise nach Paris besprechen. Schließlich wollen wir in einigen Tagen los! Pia, du kannst dich noch umschauen.
    Frag ruhig einige Angestellte, wenn du nicht weiter weißt.“, sagte Sonja und nachdem sie uns ganz kurz das Stockwerk gezeigt hatte, waren wir so schnell auch wieder unten in der Lobby angelangt.

    Langsam aber sicher packte mich der Entdeckungsdrang! Ich schlich mich die vielen kahlen Dienstbotengänge entlang, lauschte an Türen, sah durch kleine Fenster und beobachtete die vielen Menschen, die aufgeregt hin und her liefen. Ich liebte es „kleines Mäuschen“ zu spielen und mir über das ganze Geschehen einen Überblick zu verschaffen.

    Der Keller war echt riesig.
    Ich hatte ihn mir gar nicht so groß vorgestellt. Und zu meinem Glück war er auch nicht gruselig…oder anders ausgedrückt, er war nicht schmutzig und mit Kisten zugestellt. Das hatte den Vorteil, dass der Keller kein Arbeitsplatz für mich werden konnte. Puh!

    Diesmal ging ich nicht den Weg zur Küche entlang, denn ich registrierte einen Weg, der genau in die entgegengesetzte Richtung führte.
    Genauso kahl.
    Genauso weiß.
    Und genauso hell, wie alle anderen Gänge auch. Trotzdem zog mich irgendetwas in diese Richtung…genau diese Richtung!

    Obwohl ich den Weg gut sehen konnte, tastete ich mich mit meinen Händen an der Wand entlang. Ich streifte im Gehen mit meinen warmen Fingerspitzen an der kahlen Wand entlang. Sie war richtig kalt. Doch irgendwie gefiel mir dieses Gefühl.
    Diese Kälte machte die Wand lebendig und ich fragte mich, was diese Wände alles erzählen könnten. Schließlich war das Hotel ja nicht mehr das Neuste und stand schon seit fast 10 Jahren an dem gleichen Fleck.

    So vertieft in meinen Gedanken, spürte ich plötzlich, dass ich an einer Tür vorbei ging. Ich machte einige Schritte zurück. Was verbarg sich wohl hinter dieser Tür, die von den anderen Diensträumen weit ablag?

    Ich legte meine Hand auf die Türklinke und drückte sie nach unten.

    Zu…Abgeschlossen!

    Mist!
    Ich sah mich um. Im Gang standen einige Kisten und Katons. Neugierig öffnete ich einen der großen Katons und sah hinein. Lauter Kabelasche kam zum Vorschein. Für welchen Zweck die wohl gebraucht wurden? Komisch. Warum standen die gerade hier?

    Plötzlich bemerkte ich, dass an der Innenseite des Katons ein Schlüssel mit Tesa festgeklebt war. Vorsichtig blickte ich mich nochmals um. Hoffentlich sah mich hier niemand. Ich zog den Schlüssel von der Pappe ab und schaute ihn mir genauer an.

    Ob der wohl die verschlossene Tür öffnete?

    Sofort probierte ich es aus. Als der Schlüssel im Schloss steckte, drehte ich ihn um und es machte „klack“.

    Vorsichtig öffnete ich die Tür und ich blickte gespannt in einen dunklen Raum. Ich versuchte einen Lichtschalter zu finden…
    Nach einer Weile erstrahlte der gemütlich wirkende Raum im hellen Licht der vielen Strahler. Dieser Raum schien eine Art Proberaum zu sein, denn im hinteren Teil war eine kleine Bühne zu sehen, viele Kabel und Anschlüsse. Wow, hier würde ich gerne mal proben! Naja ich war kein Profi, aber ich liebte es auf Karaoke Parties zu gehen und Maike und Ardiane hielten mich für gut. In Beurteilungen konnte ich ihnen wirklich vertrauen, denn sie nahmen nie ein Blatt vor den Mund. Wenn ihnen etwas nicht gefiel, hatten sie kein Problem es zu sagen.

    Immer wieder hatte ich versucht auf eigene Faust eine Band zu gründen. Einfach so. Um mal so richtig Spaß zu haben und natürlich auch Annerkennung zu kriegen. Leider wollte niemand mit einer Streberin, die sich freiwillig für Organisatorisches in der Schule meldete, eine Band gründen und wohlmöglich noch mit ihr zusammen gesehen werden.
    Maike und Adriane hätten sofort mitgemacht, aber sie konnten kein Instrument spielen.

    Gerade wollte ich den Raum etwas näher betrachten, da fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter!
    Erschrocken drehte ich mich um und sah in die Augen von Sonja und meiner Mutter. „Hier bist du also! Wir haben dich schon gesucht.“, meine Mutter schien nicht so begeistert zu sein. Sie kannte meinen Drang zu stöbern und schaute mich böse an.

    „Ähm, es tut mir leid…ich wollte wirklich nicht…“, stammelte ich.
    „Aha, du hast also den Stolz unseres Hotels gefunden. Wie gefällt er dir?“, fragte Sonja mich. Sie schien gar nichts dagegen zu haben, dass ich mich hier aufhielt.
    „….ich….!“ Oh nein! Ich konnte immer noch keinen vernünftigen Satz bilden.

    „Dieser Proberaum ist unser berühmter Insider. Viele Bands oder Theatergruppen kommen hier her um sich für eine Tour vorzubereiten, weil sie hier ungestört arbeiten können und dabei noch bedient werden. Gerade habe ich übrigens erfahren, dass in drei Tagen eine Band kommen will. Die sollen wohl richtig berühmt sein. Vor allem bei kleinen Mädels!“, grinste sie mich an.

    „Oh, das hört sich ja spannend an. Ähm ich meine es ist bestimmt sehr gut für den Ruf des Hotels.“, versuchte ich professionell zu klingen.
    „Ja, das siehst du ganz richtig, Pia. Jedoch musst du dann mit den Jungs oben im VIP Bereich klar kommen, aber du hast ja auch dein eigenes Zimmer dort und mir wäre es ganz lieb, wenn du dich dort still benehmen würdest und dich um sie kümmerst. Ich glaube die müssten so dein Alter sein. Wie heißen die noch mal? Sophie, weißt du es noch?“, Sonja schaute meine Mutter fragend an.

    In meinem Kopf und in meinem Magen machte sich ein komisches Gefühl breit. Ich hatte da so einen Verdacht…aber nein, dass konnte nicht sein. Warum sollten die hier her kommen…unvorstellbar…
    Doch meine Neugier konnte ich nicht in Grenzen hallten: „Sie…Du meinst nicht etwas Tokio Hotel. Die vier Jungs aus Magdeburg…?“

    „Doch! Genau so heißt die Band! Die scheinst sie ja zu kennen…“, wartete Sonja auf eine Antwort und beobachtete genau mein Verhalten.

    In meinem Kopf fing es an zu rattern, mein Magen spielte verrückt und fühlte sich an, als ob viele kleine Schmetterlinge herumschwirrten. Eine Gänsehaut machte sich über meinen Körper her und mein Herz begann schneller zu schlagen. Nein, nein, nein, das kann nicht wahr sein.

    „Pia?“
    „Ja, natürlich kenne ich diese supergeile Band mit dem süßesten Sänger und den geilsten Musikern, die eine unglaublich coole Musik macht!“, wollte ich sagen, doch ich konnte mich im letzten Moment noch bremsen und erklärte Sonja dann: „Ja, hab schon mal von ihnen gehört. Die Jungs heißen Georg, Gustav, Bill und Tom.
    Ich finde sie machen ganz gute Musik und eines kann ich dir sagen…euer Hotel wird sich von Mädchen nicht mehr retten können, wenn herauskommt, dass Tokio Hotel hier ein Zimmer beziehen!“
    „Na dann habt ihr in der nächsten Wochen unheimlich viel zu tun! Meine Vertretung wird dir dann alles zeigen. Ich bin mir aber sicher, dass du hier gut klar kommen wirst. Die Band wird nämlich über eine Woche Aufenthalt haben, bis sie hier in der Nähe ihr erstes Konzert spielen. Und ich bin dann erstmal im Urlaub. Puh, ich freue mich ja schon so. Mein erster Urlaub nach 3 Jahren. So jetzt lasst uns mal wieder hoch.“, sagte Sonja und meine Mutter stimmte ihr zu.

    Wir verließen den Proberaum, der mir immer sympathischer wurde und ich zog die Tür hinter mir zu. Sonja holte ein Schlüsselbund mit unzähligen, klimpernden Schlüsseln hervor uns schloss die Tür ab.

    Da erinnerte ich mich an den Schlüssel, den ich in meiner Hosentasche versteckt hatte. Vielleicht ist er noch für etwas gut. Ich erzählte also nichts von ihm und tat so als wäre alles beim Alten.

    Doch während wir im Fahrstuhl nach oben fuhren brodelte es förmlich in mir. Ich war so durcheinander wie schon lange nicht mehr. In meinem Kopf schwirrten nur noch Georg, Gustav, Tom und Bill umher.
    Vor allem Bill.

    Ich fand ihn am tollsten. Auf den meisten Postern, die ich in meinem Zimmer hängen hatte, war er zusehen. Er mit seiner wuscheligen Frisur und seinen so unglaublich ausdrucksstarken Augen, die schwarz umrandet einfach zum versinken einluden. Ich fand ihn einfach toll. Einen genauso kreativen Kopf wie ich, dachte ich mir.

    Den ganzen Weg nach Hause musste ich an das vorstehende Ereignis denken. Trotzdem machte ich mir nichts vor. Vielleicht musste ich in den ersten Wochen ja gar keine Gäste betreuen, sondern nur die Küche putzen….
    Diesen Gedanken verbannte ich ganz schnell, stöpselte mit wieder die Hörer meines mp3-Players in die Ohren, schaute aus dem Fenster und träumte vor mich hin.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 21.06.2006, 23:19


    ***

    „Puh, welche Sachen nehme ich denn jetzt mit?“, dachte ich mir uns stand ratlos vor meinem großen Kleiderschrank. Auf meinem Bett hatte ich mir einen blauen Koffer zurechtgelegt, damit ich alles für die Tage im Hotel zusammen packen konnte.
    Aus einem Wochenende in Paris wurde eine ganze Woche. Meine Mutter und Sonja hatte anscheinend die Reiselust gepackt und verlängerten ihre Tour.

    Eine ganze Woche!

    Eine ganze Woche alleine ohne meine Mutter. Das bedeutete sehr viel für mich. Vor allem, weil sie mir Geld gab für Kleidung, Essen und so weiter.
    In meinen Träumen sah ich mich schon in den Klamotten, die mir gefielen und nicht so Strickpollover made by Mama!
    Endlich war ich auf mich allein gestellt und konnte meinen ganzen Träumen und Vorlieben ein festes Bild verschaffen.

    Ich durchwühlte immer noch meinen Kleiderschrank auf der Suche nach einigermaßen geschmackvollen Klamotten und packte sie schließlich in den Koffer.
    Im Badezimmer suchte ich mir Make up, Duschzeug, Zahnbürste und alles weiter was man zur körperlichen Pflege braucht zusammen.

    Gerade als ich gutgelaunt und vor mich hin summend in mein Zimmer kam stand meine Mutter mit feuchten Augen vor mir.

    „Ach mein kleiner Liebling! Meinst du, dass du eine Woche klar kommst? Also wenn du irgendwelche bedenken hast, dann sag es mir und ich bleibe hier! Das macht mir wirklich nichts aus! Warte ich rufe Sonja gleich an!“, bequasselte sie mich weinerlich.
    Schnell legte ich die Sachen aus dem Badezimmer auf mein Bett und versuchte meine Mutter von ihrem Vorhaben abzubringen.

    „Nein Mama. Du warst jetzt schon fast 19 Jahre meines Lebens bei mir und hast mich in allem unterstützt. Jetzt musst du auch mal an dich denken. Ich komme schon klar und bin im „Houston“ sehr gut aufgehoben.“

    Etwas wehleidig sah sie mich an: „Und du bist dir da ganz sicher?“

    „Jaaa.“, sagte ich.

    „Ok, aber ich rufe dich jeden tag an und werde dir schreiben und schreiben und anrufen und….ach du fehlst mir jetzt schon meine Kleine!“
    Sie umarmte mich und ich tat das gleiche. Ich liebte meine Mutter, auch wenn sie manchmal etwas zu führsorglich war.

    Plötzlich ließ sie von mir ab und ging. Ohne etwas zu sagen. Ich glaube sie musste wirklich mit sich kämpfen.

    Im gleichen Moment klingelte mein Telefon. Etwas erschrocken nahm ich den Hörer ab und gab ein freundliches „Hallo?“ von mir.
    „Hi, here is your best friend from america. Do you still know who I am?”
    “Maike!!!”, schrie ich in den Hörer hinein.

    Ich war so froh ihre Stimme mal wieder zu hören. Ohne meine beiden Süssen war es manchmal so langweilig und ich vermisste sie total!
    „Aua, ich will mein Ohr noch benutzen können!“, kam es von der anderen Seite des Hörers zurück.
    „Wie geht es dir, Pia?“, fragte sie mich, „du hattest doch gestern deinen ersten Tag, oder? Kommst jetzt auch mal von zu Hause weg!“

    „Mir geht es riesig! Du weißt ja noch gar nicht die ganzen Neuigkeiten! Mein erster Tag im Hotel war einfach spitze! Rate mal welche Band ins „Houston“ kommt!!!!“, schon wieder lief es mir bei diesem Gedanken eiskalt über den Rücken. So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr! Es war einfach nicht zu fassen!

    „Nun mach mal halb lang, langsam und von vorne! Was für Neuigkeiten und was ist mit einer Band?“, versuchte mich Meike zu bremsen.

    Doch es sprudelte nur so aus mir heraus: „Also meine Mutter fährt mit Sonja, meiner Chefin, für eine Woche nach Paris und in dieser Zeit werde ich in einem der VIP – Zimmer übernachten.
    Du musst wissen, dass Sonja einen ganzen Bereich in diesem Stockwerk als Wohnung benutzt und dann sind halt mehrere Zimmer und Suiten, in denen nur Stars und so übernachten, damit sie nicht von Fans belagert werden.
    Und jetzt kommt der Hammer! Genau in dieser Woche hat sich eine Band einige der Zimmer gemietet…“

    „Wow, wie cool! Wer ist es denn jetzt? Spann mich nicht auf die Folter! Ist es eine internationale Band? Oder vielleicht eine deutsche Band?
    Wir sind Helden?
    Silbermond?
    Red Hot Chili Peppers?
    Green Day?
    Jetzt sag schon Pia!“, Meike platzte fast vor Neugier.

    „Es ist eine deutsche Band…“, begann ich.

    „…Sportfreunde Stiller?...“, unterbrach mich Meike.
    „Nein, Tokio Hotel!“, verkündete ich freudestrahlend.

    Alles was ich nun vom anderen Ende des Hörers mitbekam war ein lauter Seufzer.
    „Ohhhhman, Pia…“
    „Was denn? Das ist doch total super!“, entgegnete ich.

    „Ich dachte du sprichst von einer Band und nicht vom Kindergarten! Lass dich doch nicht von so kleinen, Macho-Kindern einlullen! Wie kann man nur auf so etwas stehen?“, lästerte Meike und machte eine kleine Pause.

    Ich wollte auf diese retorische Frage nicht antworten.

    Das war mir zu blöd!

    „Egal. Hey Süße, ich muss jetzt leider Schluss machen. Also ich wünsche dir viel Glück und Spaß im Houston. Arbeite nicht zu viel! Hab dich lieb!“
    „Schade. Hab dich auch lieb. Meld dich mal wieder! Bye.“, verabschiedete ich mich.
    „Bye.“, sagte Meike und wir beide legten auf.

    Etwas geknickt stopfte ich alle restlichen Sachen in meinen Koffer und machte mich auf in einen neuen Abschnitt meines noch so jungen Lebens. Als ich daran dachte musste ich sofort das Lied „Jung und nicht mehr jugendfrei“ vor mich hin summen.

    Nach einem schnellen Frühstück, rief meine Mutter ein Taxi. Eine viertel Stunde später klingelte es an unserer Haustür. Der Taxifahrer half uns unsere Koffer zu verstauen und wir fuhren zum Hotel vor deren großer Drehtür Sonja mit zwei großen Koffern wartete und aufgeregt per Handy telefonierte.
    Als sie uns sah, legte sie auf. Und von da an ging alles so schnell…

    Ich stieg aus.
    Holte meinen Koffer aus dem Kofferraum.
    Meine Mutter zwang mir einen feuchten Kuss auf die Wange auf.
    Sonja packte währenddessen schon ihre Sachen in den Kofferraum.

    Beide stiegen wieder ins Taxi und Sonja rief mir noch nach: „Geh zum Portier, der wird dir alles Weitere erzählen! Lass es dir gut gehen!“
    „Tschüss mein Schatz. Vergiss nicht, ich rufe dich jeden Tag an!“

    Zack…war das Taxi weg und ich stand einsam und verlassen vor dem Hotel. Konnte es noch nicht wirklich fassen, dass ich eine ganze Woche ohne meine Mutter leben konnte. Langsam stieg ein kribbelndes Gefühl von der Zehenspitze hoch in meinen Magen und dann über mein Herz bis hin zur längsten Haarspitze. Alles was ich jetzt noch machen konnte war zu schreien und mich zu freuen!

    „Endlich! FREIHEIT!!!!!!!! AAAHHHHHHHHH!“, schrie ich es aus mir raus, sprang in die Luft und strahlte über beide Ohren.

    „Freiheit würde ich nicht gerade behaupten junges Fräulein. Wenn sie fertig mit ihren peinlichen Ausbrüchen sind und nicht alle Gäste vergrault haben, dann wäre ich froh, wenn sie mir folgen würden und ich ihnen ihr Zimmer zeigen kann!“

    Erschrocken drehte ich mich um. „Autsch!“, dachte ich mir. Durch meine Freudensprünge hatte ich mir keinen Freund gemacht. Vor mir stand ein älterer Herr, so Mitte 50, im feinen Anzug mit passender Krawatte und glänzenden Schuhen. Eine perfekte Erscheinung mit dem perfekten Auftreten. Groß, leicht gräuliche Haare, stattlich gebaut.

    Peinlich!

    Ein kleines Bisschen wollte ich im Boden versinken…
    „Ähm, natürlich. Entschuldigen sie.“
    Ich nahm meinen Koffer und versuchte den davon eilenden Perfektionisten einzuholen. Der hatte vielleicht ein Tempo drauf!

    Gerade rechtzeitig schaffte ich es meinen Koffer und mich in den Fahrstuhl zu schieben. Und musste schon hier verschnaufen!
    „Miss Pia, richtig?“, säuselte der Mann hochnäsig.
    „Ja.“, meldete ich mich zur Stelle.

    „Ich bin der Portier dieses nobelsten und ehrenhaftesten Hotels in ganz Deutschland und werde die Besitzerin über die Woche vertreten. Wenn sie also Fragen haben können sie erst die anderen Angestellten fragen.
    Sie können sich ja vorstellen, dass ich viel zu viel um die Ohren habe. Schließlich muss in einem Hotel dieser Größe sehr viel geplant werden.
    Sie haben eine Stunde Zeit um sich in ihrem Zimmer ein wenig einzurichten und frisch zu machen.
    Danach melden sie sich bitte beim Oberkellner Herrn Schmidt.
    Er wird ihnen ihre Aufgabe für diesen Tag erklären. Übrigens liegen auf ihrem Zimmer des weiteren unsere Hotelregelungen, die ich ihnen wärmstens empfehle durchzulesen!“, sein durchdringender Blick ging mir bis auf die Knochen.

    Erst als wir oben in der 8ten Etage angekommen waren, ließ er von mir ab und zog wieder in einem Affentempo los. Schnell griff ich nach meinem Koffer und rannte keuchend hinter ihm her.

    Vor einer der vielen Türen im Gang blieb er stehen, zog eine Karte aus seiner Jacke und öffnete damit die Tür. Zaghaft blickte ich in das Zimmer hinein.
    „Haben sie alles verstanden?“, fragte er mich.
    „Ja, natürlich.“, antwortete ich.

    „Gut, denn ich wiederhole mich nur sehr ungern! Hier ist ihre Schlüsselkarte für ihr Zimmer. Denken sie daran…Hotelregeln und in einer Stunde beim Oberkellner!“, rief er mir entgegen und war so schnell wie er gekommen war, wieder weg.
    „Was für ein unfreundliches Arschloch!“, dachte ich mir und machte hinter mir die Tür zu.

    Zusammen mit meinem Koffer ging ich einen kleinen schmalen Gang, der mit einer Schrankwand ausgestattet war, entlang und landete direkt im Schlafzimmer.
    Ach du Scheiße! Was war das denn?

    Ein riesiges Bett stand mitten im Zimmer, vor einem großen Fenster mit super Ausblick stand ein kleiner, runder Tisch mit zwei Stühlen auf dem eine weiße Vase mit frischen Blumen stand und in hinteren Teil des Zimmers war eine Minibar unter dem Fernsehschrank angebracht. Wo war ich hier gelandet? Das musste das falsche Zimmer sein?

    Ich stellte meinen Koffer ab und ging zum Fenster.
    Was für ein herrlicher Tag! Die Sonne schien, Menschen gingen an der Uferpromenade spazieren, einige Jogger und Hundehalter waren auch unterwegs…
    Was steckte denn da für eine Karte in den Blumen? Ist die etwa für mich?

    Schnell schnappte ich mir die Karte, faltete sie auf und las voll Neugier:
    „Liebe Pia,
    ich hoffe dir gefällt deine neue Bleibe.
    Ich wünsche dir eine schöne Woche!
    Alles Liebe Sonja!“

    Dieses Zimmer war tatsächlich für mich bestimmt. Was für ein überwältigendes Gefühl. Ich fühlte mich so frei. Frei von meinem langweiliges Alltag, frei von den Fesseln meiner Mutter, frei von dem Gehänsel der anderen Menschen.
    Frei wie ein Vogel…
    …na ja vielleicht doch nicht so frei.

    Wie von einer Hummel gestochen, blickte ich auf meine Uhr. Auweia! Nur noch eine halbe Stunde bis Arbeitsbeginn.

    Schnell packte ich meinen Koffer aus und zog meine Arbeitskleidung an.
    Wo war mein Kartenschlüssel?

    Oh nein! Nicht das noch!

    An meinem ersten Arbeitstag…an meinem ersten richtigen Arbeitstag durfte ich doch nicht zu spät kommen! Schon gar nicht wenn ich im gleichen Gebäude wohnte und es mit dem Fahrstuhl vielleicht 5 Minuten waren, bis ich unten in den Diensträumen war.
    Hektisch lief ich im ganzen Zimmer umher…
    Suchte hier….
    …und dort…
    …unterm Bett…
    …auf dem Tisch…

    Und da war sie endlich!

    Zum Glück hatte ich sie endlich gefunden. Erschrocken blickte ich ein zweites Mal auf die Uhr: Noch 10 Minuten!
    Jetzt aber schnell, dachte ich mir.
    Stürmte aus der Tür, schloss sie hinter mir und versuchte diese blöde Karte in das dafür vorgesehene Schloss zu stecken. Nach dem 20. Mal klappte es dann endlich!

    …Noch 3 Minuten….

    Langsam wurde ich schon hysterisch! Ich stürmte zum Fahrstuhl, drückte wild auf den Knöpfen herum und kam mit 5 minütiger Verspätung im Keller an.
    Ich rannte los, stieß mit voller Wucht die Klapptür auf und hörte nur noch ein lautes Scheppern und Klirren.

    Erschrocken zuckte ich zusammen, kniff meine Augen zusammen und hielt mir mit meinen Händen die Ohren zu. In genau dieser Stellung verhaarte ich einige Sekunden, bis ich vorsichtig die Augen öffnete und meine Ohren von meinen Händen befreite.

    Vor mir auf dem Boden lag ein junger Mann in Küchenkleidung und starrte mich erschrocken an. Dann blickte er sich um und betrachtete die ganzen Scherben von den Tellern und Gläsern, die auf den Küchenfliesen zu Bruch gegangen waren.

    Schnell streckte ich ihm meine Hand zu: „Es tut mir so leid! Ich Trampel! Es tut mir so leid…Ist dir etwas passiert? Hast du dich verletzt? Geht es dir gut?“
    „Ähm…ich glaube schon. Aber das Geschirr ist hin.“, bekam ich als Antwort zu hören.
    Er ergriff meine Hand und ich half ihm auf. Er klopfte den Staub von seiner Kleidung und im gleichen Moment tauchte ein grimmig guckender Herr auf.

    „Das gute Porzellan! Du Tölpel. Das ziehe ich dir alles von deinem Gehalt ab! Du…“
    „…hey Meister! Jetzt zieh hier mal keine Show ab. Wir sind für solche Unfälle versichert. Außerdem ist mir diese werte Dame sehr kraftvoll entgegen gestürmt.
    Vielleicht sollten sie sich lieber mal um Sie kümmern, als mich hier blöde von der Seite anzuquatschen.“, entgegnete der junge Mann.

    Erst jetzt viel mir auf, dass es auch Azubi war.
    Stand auf einem kleinen Schildchen, dass an seinem Hemd angebracht war. Leider konnte ich seinem Schildchen auch nur seinen Nachnamen entnehmen: Herr Brüggemann. Sah gar nicht so schlecht aus…eigentlich ganz süss. Und wie er diesem Pinguin den Marsch geblasen hatte…ich musste grinsen.

    „Aha, die werte Dame findet den Vorfall also zum Grinsen? Wer sind sie überhaupt?“, fragte mich der Pinguin mit einem hochroten Kopf.
    „Nein, nein, ich finde das nicht…ich…ich….es tut mir leid…ich werde selbstverständlich…“, stotterte ich.
    „Schon gut, schon gut. Wer sie sind hab ich gefragt?“
    „Pia. Pia Heidebrecht.“
    „Also gut Pia. Ich bin der Oberkellner hier. Karl Schmidt. Also erstmal fegen sie bitte die Scherben weg und dann melden sie sich wohl besser erst bei den Zimmermädchen. Vielleicht können die da mehr mit dir anfangen.“, er drehte sich um und war bald verschwunden.

    Ich atmete laut aus. Oh man, was für ein beschissener Start ins Berufsleben als Hotelfachfrau… Na super!

    „Du bist also Pia. Hi, ich bin Robert.“, sagte der junge Mann.
    „Oh, ja ähm hi! Sorry noch mal, ich bin auch manchmal so ungeschickt!“
    „Mach dir nichts draus. Das kann doch jedem mal passieren. Ich zeig dir erstmal wo du Besen, Handfeger und so nen Kram findest.“

    Schweigend folgte ich ihm bis er eine Tür öffnete und eine Besenkammer zum Vorschein kam. Er schnappte sich Handfeger und Kehrblech, drückte sie mir in die Hand und sagte: „So, jetzt weißt du ja wo alles nötige ist. Ich muss leider wieder los. Im Moment ist hier alles so stressig, weil morgen eine Band kommen soll.
    Wunder dich also nicht, wenn dich einige Menschen an wildgewordene Affen erinnern! Man sieht sich in der Mittagspause?“
    „Ja, klar. Würde mich freuen.“, lachte ich ihn an.
    „Ok, dann werden wir uns im Mitarbeiterraum sehen. Lass dich nicht unterkriegen!“

    Als Robert hinter einer Tür verschwand, ging ich zu meinem Häufchen Pech zurück, kniete mich auf den kalten Fliesenboden und beseitigte so gut wie es ging alle Scherben.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 21.06.2006, 23:29


    ***

    Unsicher machte ich mich nach einer ungefähren, mündlichen Wegbeschreibung auf in die 3. Etage und suchte nach einem Zimmermädchen.

    Bald schon kam ich an einem Putzwagen vorbei. Oben auf der Ladefläche lagen frische Handtücher, Bettwäsche und eine Liste. Ich betrachtete sie etwas genauer.
    Auf der Liste standen die Nummern der Zimmer, ob diese besetzt waren oder nicht, wer darin wohnte und was die Wünsche der Personen waren.
    Oh man, dass musste echt kompliziert sein. So viel auf einmal bei so einer langen Liste…

    „Entschuldigung? Was machen sie da?“, fragte mich eine Stimme.
    Als ich aufschaute sah ich in das Gesicht eines Mädchens…oder Frau…
    Ich schätze sie war ungefähr so alt wie ich. Vielleicht 3 Jahre älter.

    „Oh…Hi, ich bin Pia Heidebrecht und Herr Schmidt, hat mich zu den Zimmermädchen geschickt.“, sagte ich schnell um das Missverständnis so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen.
    „Na dann bist du bei mir an der richtigen Adresse.“, grinste sie mich an, „Ich bin Sarah. Komm ich zeig dir alles.“
    „Danke!“

    Der Vormittag verlief ohne Pannen, ohne Pech und ohne irgendwelche zerbrochenen Gegenstände. Es machte echt viel Spaß mit Sarah zu arbeiten. Sie zeigte mir, was macht beachten musste, wenn man ein besetztes Zimmer etwas aufräumen sollte oder was man machen musste, wenn ein Gast ausgezogen war. Mir wurde die Liste erklärt und wir tauschten Erfahrungen aus.

    Als es dann auf die Mittagspause zuging, zeigte mir Sarah den Mitarbeiterraum. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in den Keller und stiegen aus.
    Wieder musste ich durch diesen weißen, kahlen Flur entlang, der uns schließlich zur Küche führte.

    In einem Nebenraum der Küche standen Tische, Stühle und eine kleine Theke.

    Auf der Theke standen viele Flaschen mit Wasser und Säften. Außerdem konnte man sich auch von einem kleinen Teller mit Häppchen etwas nehmen.
    Hinten in der Ecke sah ich Robert. Als er mich bemerkte, nickte er mir zu.
    Sarah, die neben mir stand, bemerkte es.

    „Aha, du hast also schon mit dem schnuckeligsten Azubi dieses Hotels Bekanntschaft gemacht. Er ist seit 2 Jahren hier. Hat zur gleichen Zeit angefangen wie ich. Na los. Geh schon!“, flüsterte mir Sarah ins Ohr und schob mich in Richtung Robert.

    Ich setzte mich neben ihn und begrüßte ihn: „Hi.“
    Kurz und knapp…
    „Na, wie war dein Arbeitstag bis jetzt?“, fragte mich Robert.
    Währenddessen setzte sich Sarah neben mich und begrüßte Robert ebenfalls.
    „Ich kann mich nicht beklagen. Sarah hat mir in Punkto Zimmermädchen alles erklärt. Und es hat mir echt Spaß gemacht.“, grinste ich.

    Wieder erinnerte ich mich an den netten Vormittag zurück.
    Oh man, es war echt witzig und Sarah war richtig cool!
    Ich hätte mir den ersten Arbeitstag nicht so angenehm vorgestellt.

    Zusammen holten wir uns etwas zu trinken und zu essen, laberten und lästerten über Hotel und Angestellten und witzelten rum.

    Noch nie in meinem Leben ist eine Stunde so schnell vorbeigegangen.
    Eine ganze Stunde mit Robert und Sarah ging rum wie einige Minuten oder Sekunden.
    Es fühlte sich zumindest so an und ich war nicht böse drum. Außerdem bemerkte ich, dass Sarah versuchte mit Robert zu flirten!
    Hätte ich mir gleich denken können…so wie Sarah von ihm gesprochen hat…

    Zusammen mit Sarah machte ich mich wieder an die Arbeit.

    Während ich den Putzwagen vor mich hin schob, versuchte ich Sarah auszuquetschen.
    „Robert ist schon ein Netter…“, fing ich an.
    „Ja, er ist wirklich süss und so hilfsbereit.“, schwärmte Sarah.
    „Hmmm…sag mal…ist er noch Solo?“
    Sarah guckte mich erschrocken an.
    „Warum? Ähm…ich glaube schon…Warum willst du das denn wissen?“, stammelte sie.
    „Naja, so wie er sich vorhin verhalten hat…“
    „Meinst du er will was von dir?“, fragte mich Sarah.
    Ich bemerkte plötzlich wie niedergeschlagen sie klang.

    Typisch Verliebte! Merken immer erst als letztes das sie von dem Anderen begehrt werden.
    In jeder TV Romanze wird man davon belehrt! Und wenn man selber drin steckt, trägt man die berühmte rosa Brille und bemerkt nichts mehr was um einen herum ist.
    So stelle ich mir die große Liebe zumindest vor.

    Ich hätte nichts dagegen, wenn sie mir endlich mal über den Weg laufen würde…

    „Nein, ich denke nicht, dass er etwas von mir will! Merkst du es nicht, dass er nur dich im Kopf hat?“, belehrte ich Sarah.
    „Du meinst Robert mag…MICH? Du spinnst wohl.“
    „Hallo!? Jeder Trottel merkt doch, dass ihr euch mit euren Blicken förmlich auszieht und am liebsten über einander herfallen würdet! Sarah ich bin vielleicht eine naive noch 18 Jährige, aber ich bin nicht blöd!“

    ***

    Nach einer heißen Dusche und einem kleinen Abendessen lag ich im Schlafanzug im Bett und kuschelte mich unter meine Bettdecke.

    Ich liebe dieses Gefühl, frisch und sauber in einen neuen Schlafanzug zu schlüpfen und dann ins neu bezogene Bett zu klettern. Irgendwie gibt es mir ein Gefühl von Geborgenheit und Schutz. Einfach unbeschreiblich! Durchflutet von diesem angenehmen Gefühl kuschelte ich mich noch mehr in meine Decke und mein Kopf verschwand in den Kopfkissen regelrecht.

    Wie jeden Abend, wenn ich im Bett lag und schließlich zur Ruhe kam, reflektierte ich den Tag noch einmal in meinen Gedanken…Ich versuchte zur Ruhe zu kommen….

    „Drrrrrrrr drrrrrrr drrrrrrrr drrrrrrrr drrrrrrrr drrrrrrr drrrrrrrr!“, sagte mein Telefon, das sich neben meinem Bett befand.

    Hastig nahm ich ab.

    „Hallo?“
    „Hallo? Pia?“, fragte die Stimme am anderen Ende irritiert.
    „Mama?“
    „Pia! Na mein Schatz wie geht es dir?“, freudig über mein Dasein, wollte meine Mutter mich gleich ausquetschen.
    „Mir geht es gut…“, erwiderte ich.
    „Hast du auch genug gegessen und wurdest du gut behandelt?“
    „Ja, Mutter!“
    „Ist auch wirklich alles ok bei dir? Du klingst so komisch.“
    „Mama ich bin müde! Ich hatte einen sehr schönen Tag. Wie war euer Flug?“
    „Unser Flug war gut und unser Hotel ist wirklich sehr schön. Sophie guckt sich hier alles ganz genau an. Wir wollen gleich noch in die Bar.“, klärte sie mich auf.
    „Das freut mich für euch! Dann lasst es euch gut gehen und habt viel Spaß.“
    „Und du schläfst dich jetzt schön aus!“
    „Ja, Mutter! Gute Nacht. Bis bald!“
    „Schlaf gut meine Kleine. Ich vermisse dich!“, verabschiedete sich meine Mutter und danach legte ich so schnell wie ich konnte auf, um meine Mutter nicht weitere Gesprächsthemen einfallen zu lassen.

    Puh…nach einigen Minuten kam ich wieder zur Besinnung und knipste die kleine, blaue Leselampe, die auch auf meinem Nachtisch stand aus.

    Das ganze Zimmer war jetzt stockdunkel, sodass man seine eigene Hand nicht erkennen konnte, wenn man sie vor die Augen hielt.

    Wieder fiel ich in Gedanken und irgendwann schlief ich ein.

    Auf das Zeichen meines Weckers sprang ich pünktlich um 6 Uhr aus meinem Bett und ging ins Badezimmer. Verschlafen blinzelte ich gegen das grelle Licht, dass erleuchtete, als ich den Lichtschalter umklappte.
    Mit meinen müden Augen sah ich mich im Spiegel an und pustete mir eine Haarsträhne, die mir frech vors Auge gefallen war, aus meinem Gesicht.

    Nachdem ich den Wasserhahn aufgedreht hatte, fing ich das kalte Wasser mit den Händen auf, beugte meinen Kopf übers Waschbecken und klatschte mir das kühle Nass ins Gesicht.

    Diese Methode kann ich jeden empfehlen….danach war ich so wach, wie nie!

    Ich betrieb meine morgendliche Pflege, schminkte mich und zog meine Dienstkleidung an.

    Gerade als ich zum Frühstück gehen wollte und schon mit Schlüsselkarte bereit vor der Tür stand, fiel mir wieder ein, was für ein besonderer Tag heute war!

    Heute war der Tag der Tage!

    Heute fiel für mich Ostern, Weihnachten, Geburtstag und Urlaub auf einen Tag!

    Auf einen einzigen, verdammten Tag!

    Heute war der Tag an dem Tokio Hotel ins „Houston“ kommen sollten, um sich hier in einer geheimen Woche auf ihre Tour vorzubereiten.

    In mir stieg plötzlich eine große Unruhe auf! Oh man, war ich nervös!

    Wenn ich Glück hatte, dann würde ich die Jungs vielleicht kennen lernen. Doch wenn ich Pech hatte, dann würde es mir passieren, dass ich die Jungs bedienen müsste und mir vielleicht etwas total Peinliches passieren würde.

    Was wäre, wenn ich das Tablett fallen ließe?

    Oder ich totalen Schwachsinn labern würde?

    Ich bemerkte wie meine Hände anfingen zu zittern und feucht zu werden. Klar denken konnte ich schon lange nicht mehr! Doch als es plötzlich an meiner Tür klopfte, war es endgültig aus mit mir!

    Wer klopft um 7 Uhr morgens an meine Tür?

    Arbeiten musste ich erst ab 9 Uhr.
    9 Uhr und nicht 7 Uhr.
    Oder hatte ich was verwechselt?

    Musste ich eher arbeiten oder standen da vielleicht die Jungs von Tokio Hotel vor der Tür um einen Nachbarn etwas zu fragen?
    Vielleicht sind die Jungs eher als erwartet im „Houston“ eingetroffen…

    Wie sehe ich aus?
    Kann ich so unter Leute gehen?
    Sitz meine Schminke?
    Alle diese Fragen machten mich verrückt!

    Es klopfte zum zweiten Mal!

    „Alles wird gut, Pia!“, redete ich mir ein.

    Ich atmete noch einmal tief ein, ging mir mit den Fingern durch die Haare und setzte ein breites Grinsen auf. Oh man! So bescheuert war ich eigentlich nie…

    Puh! Jetzt oder nie!

    Ich öffnete langsam die Tür, blickte durch den immer größer werdenden Türspalt und sag wer vor mir stand…

    ….es war….

    ….SARAH?!....

    „Guten Morgen Pia, du Azubienchen!“
    „Sarah! Ach du bist es.“, pustete ich auf.
    „Tja, wen hast du denn erwartet? Brad Pitt?“
    „Nicht so ganz…“, antwortete ich verlegen.
    „Schlechte Nachricht! Ich muss dich leider jetzt schon mit Arbeit belasten. Wir beide sollen 4 Zimmer hier im VIP-Bereich vorbereiten. Diese Band…ähm…“
    „Tokio Hotel?“, viel ich ihr sofort ins Wort, um sie auf den richtigen Namen zu bringen.
    „Ja, genau! Diese Band Tokio Hotel kommt jetzt früher und unten ist die Hölle los!
    Wir haben hier oben also genug Zeit um in Ruhe die Zimmer fertig zu machen. Na los!“, forderte mich Sarah auf.
    „Ok, ich komm schon.“

    Ich schnappte mir noch meinen mp3-Player und folgte Sarah zu dem Putzwagen.

    Nach wenigen Minuten Planung und Besprechung hatte jede von uns seine Aufgaben für den Vormittag.

    „Ok, also machst du die zwei Zimmer auf der linken Seite und ich übernehme die Zwei auf der rechten!“, kommandierte Sarah etwas herum.
    Trotzdem fand ich das nicht schlimm, fühlte mich wohl und freute mich auf einen neuen Arbeitstag.

    „Jepp, alles klar, Chefin!“, grinste ich Sarah an.

    Dann schien sie ihren angespannten, ernsten Gesichtsausdruck zu bemerken und lächelte mir zu.
    „Achja, ich hab hier eine Liste für dich mit allen Dingen, die du erledigen musst. Ich weiß ja, wie unsicher man in den ersten Wochen an einem neuen Arbeitsplatz ist.“, sie drückte mir einen gefalteten Zettel in die Hand und zwinkerte mir zu.

    „Frohes Schaffen!“

    „Vielen Dank!“, gab ich zurück.

    Ok, dachte ich mir, dann mal los an die Arbeit!
    Ich faltete den Zettel auf und bekam einen Schock!
    Ach du grüne Neune!
    Himalaja, Arsch und Zwirn!
    Das war keine Liste, dass war der Inhalt für einen 600 seitigen Roman!
    Vielleicht nicht so romantisch. Eher abtörnend…
    Wie sollte ich das bloß alles an einem Vormittag schaffen? Und dann auch noch bei zwei Zimmern?!

    „Pia, alles klar? Hast du noch Fragen?“

    „Ähm, nein! Ich fang dann mal mit dem Badezimmer an. Glaub ich zumindestens…“

    „Ok, wie du willst.“
    Im weggehen rief mir Sarah noch zu: „Im unteren Fach des Wagens findest du einen Eimer mit den ganzen Scheuermitteln usw. die du fürs Bad brauchst!“

    Wie sie sagte, schaute ich unten in den Putzwagen und fand einen gelben Eimer mit den ganzen Mitteln. Ich schnappte mir den Eimer und ging ins erste Zimmer, welches Sarah schon aufgeschlossen hatte.

    Wow…ich bemerkte, dass sich die Zimmer im VIP Bereich nicht wirklich unterschiedlich waren. Vielleicht hatten diese Zimmer noch etwas mehr Luxus als meins und etwas andere Farben an Wänden und Möbel, doch ich konnte einige parallelen zu meinem Zimmer ziehen.

    Ich hatte keine Schwierigkeiten das Bad zu finden und befand mich schnell in dem beige gefliesten Raum.

    Die Stöpsel von meinem Player steckte ich mir in die Ohren und drückte auf Play.
    Was wäre mein Leben nur ohne Musik, dachte ich mir mal wieder und fing summend und tanzend an zu putzen.

    Und dann ging alles ganz schnell…

    Ich putze das Bad, bezog das Bett, putze Staub, füllte die Minibar mit Red Bull und Cola, Staubsaugen, Wischen und, und, und…
    Wie ein Wirbelwind fegte ich durch das Zimmer und sang und tanzte und vergaß die Zeit.

    Nach eineinhalb Stunden wanderte ich ins nächste Zimmer und begann meine Liste von Anfang an neu durchzuarbeiten.

    Als ich wieder mal beim Staubsaugen angekommen war, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Über meinen mP3-Player hörte ich gerade ein wunderbares Lied von den zukünftigen Gästen, die hier in diesen Zimmern wohnen würden.

    Ich benutze den Schlauch von Staubsauger als Mikroständer und sang kräftig mit!

    „Ihr steht immer pünktlich auf und verpennt was bei uns geht…“

    Oh, wie ich dieses Lied liebte! Große Gefühle brauchen manchmal ganz unbedeutsame Worte!

    „Ich seh’ was, was du nicht siehst! Guck mal was auf unsren Jacken steht.“

    Mit Schwung, ließ ich den Staubsauger fallen und griff zu einer WC-Reiniger Flasche, die mein nächstes Mikro darstellen sollte.

    „Schuldigung du stehst im Weg und wir müssen hier vorbei!“

    Ich sang und tanzte, tanzte und sang und rockte in dem Zimmer ab.
    Oh ich fühlte mich so frei und nichts vermochte meine jetzige Stimmung zu unterbrechen! Mein mp3-Player und ich schmolzen zusammen und bildeten eine starke Einheit.
    Unbeschreiblich! Nichts konnte mich aufhalten!
    Ich sprang mit meinem „Mikro“ aufs Bett, das ich noch beziehen musste und hatte Schmetterlinge im Bauch, so gut fühlte ich mich!

    „Wir sind jung und nicht mehr jugendfrei
    Tut mir Leid ich weiß wir soll’n nicht,
    doch wir fang, schon mal zu leben an!“

    Das Bett wurde zum Trampolin und gleichzeitig zur Bühne.
    In vielen meiner Träume stand ich mit einer Band, nein, mit MEINER Band auf der Bühne vor tausenden von Menschen, die alle begeistert unsere Lieder mitsangen, klatschten, jubelten und schrieen.

    „Wir sind jung und nicht mehr jugendfrei
    Eure Rechnung ist mit uns nicht aufgegang’,
    wir fang schon mal zu leben an.“

    Im Sprung drehte ich mich um und viel vor Schreck vom Bett!

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 21.06.2006, 23:30


    ***

    Ein dumpfer Ton dokumentierte meinen unsanften Aufprall auf den blauen Teppichboden neben dem großen Bett.

    Auuuuaaaaaa! Nach dieser Landung würde ich bestimmt nicht mehr sitzen können! Vor Schmerz rieb ich mir meinen Po, auf dem ich gelandet war.

    „Alles in Ordnung?“, fragte eine Stimme.

    Ok, ich wollte mich gerade fragen, ob ich halluziniert hatte, doch nun war diese Frage geklärt. Ich hatte nicht geträumt!

    Vorsichtig streckte ich meinen Kopf nach oben, um über das Bett zu blinzeln.
    Doch als ich sah wer vor mir im Türrahmen stand duckte ich mich sofort wieder!
    Oh nein! Ich wusste es! Klasse…was sagt man noch mal über den ersten Eindruck?
    Ja…der erste Eindruck ist wichtig! Und was habe ich gerade gemacht?!
    Ich habe diesen ersten Eindruck total verkackt!

    „Hallo? Hast du dir wehgetan?“, fragte mich diese unglaubliche Stimme noch einmal.

    Im Hintergrund hörte ich sie kichern… na ja, das würde ich bei so einem Trottel wie mir auch machen! Oh man, wie bescheuert ich mich doch geben konnte!

    So schnell ich konnte sprang ich hinterm Bett hervor und blickte in alle vier grinsenden Gesichter.

    „Ähm...ja, ich meine nein…..“, stammelte ich.

    „Kann ich dir irgendwie helfen?“, grinste er mich frech an.

    Vor mir stand die gesamte Band! Bill, Tom, Georg und Gustav! TOKIO HOTEL!
    Wie lange standen sie schon da?
    Haben sie gesehen wie idiotisch ich mich benommen habe und das ich IHRE Musik geträllert habe?
    Meine Sinne waren total benebelt! Ich war völlig fertig mit den Nerven!

    „Nein…äh, nein danke! Ähm, also ich muss noch…ich bin noch nicht…“, ich bemerkte meine zusätzliche Röte im Gesicht. Als ob mein Stottern noch nicht genug gewesen wäre.

    „Du bist noch nicht ganz fertig mit dem Zimmer?“, fragte mich Bill, der bis jetzt der Einzige von den Jungs war, der mit mir sprach.

    „Genau, ich bin noch nicht ganz fertig. Es tut mir leid…Noch 5 Minuten…ist das ok?“

    „Klar, mach dir mal keinen Stress! Unsere Musik ist natürlich spannender als hier aufzuräumen!“, grinste Tom und verfiel wieder mit den anderen Jungs ins kichern.

    Nein! Ich hab’s gewusst! Jetzt halten die Jungs mich bestimmt für so eine Bekloppte Groupietante…was war ich eigentlich? Wie konnte man mich in Hinblick auf die Musik, auf die Band Tokio Hotel überhaupt bezeichnen?

    Zu meinem großen Glück bog Sarah genau in diesem Moment meines innerlichen Durcheinanders in das Zimmer und mischte sich in diese konfuse Situation mit ein.

    „Pia, alles in Ordnung? Ich hab da eben so einen dumpfen Knall gehört…“, fragte sie mich. Doch als sie die Gäste bemerkte, begrüßte sie sie freundlich und bat sie höflich noch einen kleinen Moment zu warten. Sie fragte die Jungs, ob sie ihnen schon ihre Zimmer zeigen sollte.

    „Ok“, kam es von Georg. „Schönen Frauen kann ich nichts abschlagen!“ Er zwinkerte Sarah zu. Diese lächelte nur zurück und wies mit der Hand auf den Flur.

    „Typisch! Dir ist einfach nicht mehr zu helfen!“, warf Gustav ein.

    „Hey, wo er recht hat, hat er recht!“, grinste Tom.

    „Na dann geht mal ich Helden! Ich werde hier bleiben. Hab keinen Bock mehr meine Tasche weiter zu schleppen.“

    Was?! Bill wollte hier bleiben?

    Sarah zog mit den anderen Jungs ab und ich verblieb zusammen mit Bill im Zimmer.
    Saraaaaaaaahhhhh! Nicht weggehen… lass mich nicht alleine… ich versinke gleich im Erdboden!

    So schnell wie in diesem Augenblick habe ich glaube ich noch nie gearbeitet!
    Ich bezog das Bett, rückte die Kissen in die richtige Position, zog die Vorhänge auf und verzog mich so schnell wie möglich aus dem Zimmer. Als ich an Bill vorbei musste wusste ich nicht so recht was ich machen sollte. Mir war alles einfach nur so schrecklich peinlich.

    Im Vorbeigehen starrte ich stur auf diesen wahnsinnig interessanten Teppichboden und murmelte so etwas wie: „Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag!“ oder „Ich hoffe es ist alles zu ihrer Zufriedenheit!“.

    Gerade als ich ausatmen wollte, weil ich dem Ausgang immer näher kam, stand mir wieder jemand im Weg!

    Mit ernster, strenger Miene blickte Herr Schmidt auf mich herab.

    „Pia, ich hoffe du hast unseren Gast zufrieden stellen können. Gefällt ihnen das Zimmer, junger Mann?“, Herr Schmidt sah Bill, der verdutzt hinter mir her geguckt hatte, fragend an.

    „Ja, dass hat sie… Pia… Sie ist sehr kreativ in Sachen Raumgestaltung!“, antwortete Bill und zwinkerte mir grinsend zu.

    Herr Schmidt schien mit diesem Kompliment nicht viel anfangen zu können.

    „Ah ja, sehr schön. Dann wünsche ich ihnen einen schönen Tag! Wenn sie etwas brauchen, rufen sie einfach unseren Zimmerservice an.“, verabschiedete er sich und guckte mich fordernd an.

    „Ja, das wünsche ich ihnen auch Herr Kaulitz!“, erwiderte ich auf den Blick von dem Mr. Ich-nehme-alles-viel-zu-genau!

    Endlich waren wir draußen! Oh man!
    Ich konnte nicht fassen, was da gerade passiert war und vor allem was ich gesagt hatte!
    …das wünsche ich ihnen auch Herr Kaulitz…
    Wie engstirnig war ich eigentlich? Aber was sollte ich vor meinem Chef auch machen?
    Mir blieb gar keine andere Wahl.
    „Also ich bin nicht gerade zufrieden mit ihrer Vorstellung! Aber sie sind ja auch erst ein paar Tage unter uns.“, kritisierte mich Herr Schmidt.

    „Ich werde mich verbessern! Meine Erfahrungen mit Gästen sind noch nicht sehr vielseitig.“, gab ich zu meiner Verteidigung von mir.

    „Das wird sich ja ab heute ändern!“

    Was wird sich ändern? Warum wird sich was ändern?
    Musste ich jetzt die dreckige Wäsche aus den Zimmern hohlen und die Schuhe putzen, oder was? Naja, eigentlich ist so eine Arbeit normal für eine Auszubildende im Hotelbereich.

    „Oh, das ist ja…toll!“, versuchte ich erfreut zu klingen.

    „Sie werden sich mal ein bisschen im Zimmerservice Bereich betätigen. Ihre Kollegin wird sie einarbeiten. In unserem Betrieb muss jeder alles machen! Und das gilt auch für Sie, auch wenn sie der Liebling unserer Chefin sind! Hier muss jeder ran! Davor sind auch Sie nicht verschont! Ich wünsche noch einen erfolgreichen Arbeitstag!“

    Was für ein mieser Klugscheißer!
    Doch was konnte ich kleine Auszubildende schon sagen?
    Ich wollte nicht gefeuert werden und auch nicht das Opfer von dem Blödian werden.

    „Natürlich, Herr Schmidt. Ganz wie sie wünschen!“

    „Achja, was ich ihnen noch mitteilen wollte, sie repräsentieren unser Hotel, also benehmen sie sich in der Gegenwart der Gäste. Schließlich wohnen sie mit ihnen hier auf dieser Etage und da will ich keine Beschwerden oder Affären, noch Zerstörung oder Lärm.“

    „Ja.“, antwortete ich nur, denn mehr brachte ich nicht heraus.

    Affären? Sollte das eine Anspielung sein? Trug ich es denn auf der Stirn, oder was?
    *Ich mag Bill Kaulitz*
    Das konnte einfach nicht wahr sein….

    Herr Schmidt schenkte mir noch ein leichtes Kopfnicken und ging. Den restlichen Vormittag arbeitete ich mit Sarah zusammen und gingen auch gemeinsam in den Aufenthaltsraum um Mittag zu essen. Robert saß wie gestern auch, auf seinem Platz und wir setzten uns dazu.

    ***

    Sarah begrüßte ihn freundlich, doch ich saß nur still auf der Bank.

    „Was ist der den über die Leber gelaufen?“, fragte Robert Sarah.
    „Sie wurde vom Putzteufel erwischt!“, lachte Sarah.
    „Ehrlich gesagt habe ich auch keine Ahnung. Hat es vielleicht was mit unseren ,berühmten’ Gästen zu tun? Sag schon, Pia!“

    „Was?“, plötzlich wachte ich wieder aus meinem Dornröschenschlaf auf.

    „Erde an Pia! Halloooo! Sag mal, wo bist du denn gerade gewesen?“, fragte mich Robert.
    „Oh, ähm… ich hab mich nur gerade gefragt, wo man hier gut Klamotten einkaufen kann.“
    „Frauen!“, stöhnte er.
    „Naja, guck du dir mal bitte meine jetztigen Klamotten an…Marke Mama! Einfach schrecklich! Ich will da endlich raus und das anziehen was mir gefällt. Wo kaufst du denn ein Mr. Brüggemann?“, ich schaute ihn fragend an.
    „Wo ich einkaufe? Das ist nichts für ein kleines nettes Mädel wie du es bist.“
    „Warum nicht?! Ach Quatsch! Wann hast du heute Feierabend?“
    „Ähm um 16 Uhr, warum?“
    „Also gut, dann haben wir beide jetzt ein Date! Du zeigst mir hier die besten Läden und ich beweise dir, dass ich ein kleiner Teufel sein kann.“, grinste ich ihn an.

    Sarah räusperte sich.

    „Hey und was ist mit mir? Ich komm natürlich auch mit um dich zu beraten.“, warf sie in unser Gespräch mit ein.
    „Das wird ein Spaß!“, freute ich mich, „Wir drei beim shoppen! Oh man und dann zum ersten Mal ohne meine werte Mutter…“
    „Wie zum ersten Mal ohne deine Mutter? Du warst noch nie alleine einkaufen?“, fragte mich Robert mit weit aufgerissenen Augen. Auch Sarah guckte überrascht.
    „ …Ja…“, antwortete ich zögernd.

    „Wie süss! Wir haben ein kleines Kücken unter uns!“, scherzten sie beiden „Großen“ rum.

    Nach außen hin tat ich cool, aber ich muss zugeben, es war mir schon etwas peinlich…
    Ich meine ich würde in einer Woche 19 Jahre alt und war noch NIE alleine einkaufen.
    Meine Mutter war einfach immer und überall dabei. Doch das würde sich ab heute ändern!

    Um 15 Uhr hatte ich Dienstschluss. Endlich…puh…war heute aber auch anstrengend!
    NEIN! MIST!
    Plötzlich schoss es mir wieder in den Kopf.
    Beim arbeiten musste ich nicht daran denken, weil ich zu sehr damit beschäftigt war meine Arbeit gut zumachen.

    Wer wartete oben im VIP-Bereich auf mich?!
    Bestimmt waren die Jungs weg…
    Ja, ich würde einfach schnell in mein Zimmer laufen und ihnen nicht über den Weg laufen. Eine so erfolgreiche Band hat besseres zu tun, als um diese Zeit auf ihren Zimmern zu hocken…

    Oder? Vielleicht doch nicht?!

    Was mache ich, wenn mit Bill, Georg, Gustav oder Tom über den Weg liefen?
    Dumme Frage, Pia! Du wirst rot anlaufen und dich mal wieder zum Voll-Horst machen.
    Vielleicht haben die mich und meine peinliche Aktion auch schon wieder vergessen.
    Bestimmt haben sie das!

    Aber was ist, wenn es nicht so ist?

    Eigentlich würde ich sie ja gerne noch mal sehen.
    So live und in Farbe sahen die Jungs noch besser aus als nur auf dem Bildschirm.
    Richtig süss…
    Sexy…
    Geil…
    Spitze…

    Schlag dir das aus dem Kopf! Du Dummchen! Du bist fast 19 Jahre alt und bist Fan einer Teenieband! Das geht doch nicht! Die können dich altes Mädel doch nicht außer Kontrolle bringen! Nein, das geht einfach nicht…
    Du benimmst dich nur so, weil sie berühmt sind und ihre Musik toll findest.
    Mehr nicht!

    Jetzt geh schon nach oben!

    …oh man… Scheiß Selbstgespräche….
    Ich ging extra einen großen Bogen um den Fahrstuhl und schleppte mich müde und kaputt die Treppen in den 8. Stock.
    Hechelnd kam ich oben an, blickte nach links und nach rechts.
    Nichts. Nothing. Niemand. Nobody.

    Leise, wie auf Katzensohlen, schlich ich mich in Richtung Zimmer.
    Mein Gang verwandelte sich vom langsamen schleichen ins schnelle Sprinten und mit einem erleichterten Seufzer kam ich heil vor meiner Tür an.
    Jetzt nur noch die Karte ins Schloss…
    …die Karte…
    Wo war die nun schon wieder.
    Ich durchsuchte meine wenigen Taschen, die ich an meiner Dienstkleidung hatte.

    „Ahhhh! Blöde Karte! Ich hasse das!“, schrie ich.

    „Brauchst du Hilfe? Diese Kartenschlüssel sind echt total fies!“, kam es von hinten.

    Neiiiiiiin. Ich kniff meine Augen für einige Sekunden zusammen.
    Da steht jetzt niemand hinter mir und hat meinen Ausbruch gehört.

    Plötzlich hatte ich meine Karte in der Hand. Ich war auch zu verpeilt um zu sagen, wo ich sie gefunden hatte oder warum sie gerade in diesem Moment und nicht früher oder später in meiner Hand lag.

    Ich steckte sie ins Schloss und musste bestimmt wie der Kandidat einer TV Show ausgesehen haben, der versuchte in geringer Zeit ein Kartenschloss zu knacken!
    Die Tür ging auf, ich stolperte rein und wären ich „nö!“ so schnell es nur ging aussprach und die Tür wieder hinter mir schloss, sah ich, dass mir Georg diese Frage gestellt hatte.

    Drinnen in meinem Zimmer war ich sicher.
    Sicher vor Peinlichkeiten und vor mir selbst.
    Vor allem sicher vor mir selbst!

    Ich muss bestimmt eine halbe Stunde lang perplex auf meinem Bett gesessen haben, denn als ich auf die Uhr schaute, war es schon halb 4 und ich musste mich beeilen.
    Innerhalb von 15 Minuten zog ich mir Jeans und einen halbwegs meines Alters entsprechenden Pullover. Prüfte noch kurz meine Schminke und machte ich auf den Weg in den Aufenthaltsraum, den Robert, Sarah und ich als Treffpunkt ausgemacht hatten.

    Ohne irgendeiner berühmten Person zu begegnen, kam ich mit dem Fahrstuhl im Keller mit Jacke und Tasche an.

    Als ich gerade zur Küche abbiegen wollte, war mir so, als hörte ich etwas…
    Kein Küchengeschirr was klapperte, kein strenger Chef, der rief….
    Das war doch…ja…das war ein Schlagzeug.
    Ich konnte es kaum hören, weil es so leise war.

    Pia, nein!

    Ich konnte nicht anders, als wieder in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
    Wieder spürte ich diese Anziehungskraft.
    Wieder schlenderte ich den Gang entlang.
    Wieder strichen meine Hände über die kahle weiße Wand, bis ich an der Tür zum Proberaum ankam.
    Ich presste mein linkes Ohr an das kalte Etwas.
    Jetzt konnte man das Schlagen der Sticks auf die Fellbespannten Kreise deutlicher hören.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 21.06.2006, 23:31


    ***

    Wahrscheinlich probten die Jungs gerade oder spielten ihre Instrumente ein.
    Hatten die ein Glück!
    Ich meine es war bestimmt nicht nur Glück, sondern auch Talent, das sie bis hier her und wahrscheinlich noch weiter brachte, aber trotzdem hatten die Jungs ein riesen Glück sich gefunden zu haben und gefördert zu werden.

    Sie haben sich in jungen Jahren gefunden, der Vater hat sie tierisch unterstützt und sie bekamen ihren eigenen Proberaum und hatten einfach die Möglichkeit Musik zu machen.
    Sie hatten genau das, was ich auch immer haben wollte…
    Leider bekam ich nicht diese Möglichkeit.
    Aber was sollte ich diesem Traum auch nachheulen?
    Mich kleine, graue Maus würde eh keiner wollen.

    Ich ertappte mich dabei, wie meine Hand auf der Türklinke lag.

    Sollte ich einfach mal einen kleinen Blick wagen?
    Wie sah es aus, wenn die Jungs probten?
    Wie waren sie wirklich?

    Vorsichtig drückte ich die Klinke runter und öffnete die Tür einen kleinen Spalt.

    Der Proberaum war hell erleuchtet, auf der Bühne standen Tom und Georg mit ihren Seiteninstrumenten und Gustav saß – wie ich schon geahnt hatte – hinter seinem Schlagzeug. Bill hockte mit einem Mikro in der Hand vor dem Schlagzeug und fummelte irgendwelche Stöpsel in seine Ohren.
    Vor der Bühne standen einige Männer und eine Frau, die durcheinander redeten oder die Jungs auf der Bühne beobachteten.
    Das waren bestimmt diese ganzen Manager, Produzenten, Techniker und was es sonst noch alles für Berufsmenschen im Showbiz gab.

    „Jungs! Hey ihr macht das wie immer super. Hört zu, ich muss mit den Leuten leider für ein paar Tage weg. Es gibt Stress mit der Technik und Bühnenaufbau in einigen der Tourhallen. Aber ich denke, das wird alles schnell geklärt sein. Bis dahin probt ihr einfach so weiter wie wir es besprochen haben. Alles Songs eine Terz tiefer, damit Bills Stimme besser zur Geltung kommt. Bernd Jost wird ab und zu mal vorbei schauen, aber ich denke ihr kommt auch alleine klar, oder?“

    Das war bestimmt der Manager der Jungs.
    Er sah schon irgendwie aus wie ein Geschäftsmann, aber er trug keinen Pik feinen Anzug, wie es üblich war.

    „Klar! Ich werde die Schlappschwänze schon auf Trapp halten…“, grinste Bill.

    „Ja, klar Brüderchen, wenn du das meinst.“, Tom kniff Bill in den Oberarm.
    „Aua!“, kam es von der anderen Zwilingshälfte wieder.

    „Na los, dann spielt mir zum Schluss noch was gescheites.“, forderte der vermutliche Manager.
    „Null Problemo, Chef!“, antwortete Gustav und fing auch schon an mit seinen Sticks den Takt anzugeben.
    Tom und Georg setzten mit Gitarre und Bass ein.
    Bill sprang von seinem Sitzplatz auf und tippte den Takt mit einem seiner Füße mit.
    Als er so vor sich hin guckte und ich ihn beobachtete, trafen sich unsere Blicke.

    Ich war total geschockt, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte erwischt zu werden. Meine Beine waren wie angewurzelt und schwer wie Stein.

    Diese Augen, in die ich sah, brachten meinen Körper zum schwanken und machten meine Knie ganz weich. Mein Philosophielehrer hätte jetzt wieder von den „Spiegeln der Seele“ gesprochen… Aber auch wenn es sich kitschig anhörte, dachte ich beim Anblick dieser dunklen, schwarz umschminkten Augen genau an dieses Begriff.

    Keine Ahnung wie lange ich Bill direkt angestarrt habe, aber als er mich anlachte und plötzlich auch Tom mich sah, wachte ich erschrocken aus meinem starren Blick wieder auf.

    „Ach nee, wir haben ja Besuch!“, grinste mich Tom und sprach seine Worte direkt durch sein Mikro.
    Die Instrumente verstummten und sowohl die Band als auch die anderen Leute im Raum starrten nun zu mir rüber.

    Ich riss meine Augen vor Schreck auf, trat einen Schritt zurück und schlug sofort die Tür wieder zu.
    So schnell wie möglich weg hier! Nein! Das konnte nur wieder mir passieren!

    Nach einigen Metern war ich auch schon wieder beim Fahrstuhl und rannte Robert und Sarah direkt in die Arme.

    „Wir haben dich schon gesucht. Wo kommst du denn her?“, fragte sie mich.

    „Ähm, von nirgendwo…Los! Jetzt ist shoppen angesagt!“, antwortete ich und hoffte, dass keine weiteren Frage über mein so plötzliches Auftauchen in den Raum gestellt wurden.

    ***

    Nach einem 5 Minuten langen Spatziergang standen Sarah, Robert und ich nun direkt in der Innenstadt. Überall wo man hinsah waren Geschäfte. Geschäfte für Spielzeuge, Technik, Schmuck oder Klamotten. Teilweise sogar richtig noble Läden!

    „Na, dann kommt mal mit Mädels!“, grinste Robert.

    Wir stiefelten ihm nach und dabei merkte ich, wie Sarah ihm auf den Hintern starrte.
    Ich hab es doch gewusst! Sarah schien echt auf den Kopf gefallen zu sein.
    Von wegen „nein, ich will doch nichts von Robert!“…

    Ich zwickte sie in die Seite und schielte zu ihr rüber.
    Genau in diesem Moment wurde sie knallrot im Gesicht und hob ihren Blick sehr schnell wieder nach oben.

    Endlich standen wir in einem sehr netten Laden.
    Wow, was es hier alles gab! Nietengürtel, Chucks, zerrissene Jeans, Röcke, Shirts und alles was das Punker-Herz begehrte.

    Eigentlich fand ich diese Art von Styling schon ganz cool, aber ob mir Mauerblümchen, solche Sachen stehen würden?
    Vielleicht war das doch nicht der richtige Laden für mich…

    „Ich glaub wir gehen lieber wieder…“, sagte ich und drehte mich um, bereit zu gehen.

    „Oh nein! Du bleibst hier!“, Robert zog mich an meiner Jacke wieder zurück.
    „Du wolltest mir beweisen, dass du ein kleines Teufelchen sein kannst. Jetzt wird nicht kehrt gemacht und der Schwanz eingezogen, sondern jetzt wirst du auch in einen Teufel verwandelt!“

    „Genau, Pia! Wir machen heute aus der schüchternen kleinen Blume, eine wilde sexy Bestie! Erst Klamotten und dann Frisur und Make Up. Du wirst dich nicht wieder erkennen meine Liebe…und ich denke es würde einer männlichen Person ganz gut gefallen!“, zwinkerte mir Sarah zu.
    „Ich weiß gar nicht was du meinst.“, tat ich unschuldig.

    „Jetzt tu doch nicht so. Ich hab doch gemerkt wie du diesen Sänger angeschaut hast. Und erzähl mir nicht, du warst vorhin nicht beim Proberaum und hast gelauscht. Jetzt sei mutig und lass dich von deiner persönlichen Styling-Expertin aufmotzen… Wie sagt man doch so schön: Pimp my Azubi!“

    Ich erwiderte lieber nix auf ihr Kommentar, sondern dachte mir meinen Teil.

    „Ab in die Kabine, Kleene! Lass uns nur machen!“

    Ok, ich tat was mir gesagt wurde und wartete in einer Kabine auf „Arbeit“.
    Schon nach ungefähr zwei Minuten bekam ich einen ganzen Stapel mit Jeans und anderen Hosen gereicht. Später kamen Pullover, Shirts und Jacken nach.

    Ich probierte sämtliche Kombinationen der Kleidungsstücke an.
    Dunkle Jeans und blaues Shirt.
    Dunkle Jeans und schwarzes Shirt.
    Schwarzen Mantel aus dünnem Stoff und dunkle Jeans.
    Gebleichte Jeans und rotes Shirt.
    Krawatten.
    Nietengürtel.
    Schmuck.

    Irgendwann hing ich nur noch wie ein Schluck in der Kurve und zu meinem Glück hatte ich nun endlich ein Outfit was Sarah und Robert, aber auch mir gefiel.

    „Heiß!“, beurteilte Sarah.
    „So wird dir jeder Kerl aus der Hand fressen!“

    „Ja, ich muss mich selber schon stark zusammenreißen, sonst falle ich noch über dich her!“. Robert kam aus seinem Grinsen nicht mehr heraus.
    „Nein, jetzt mal ohne scheiß! Du siehst wirklich sexy in dem Teil aus, finde ich jedenfalls!“

    „Das sagt ihr jetzt nur so!“, verurteilte ich meine neuen Fashion Experten.

    „Pia….halt die Klappe!“, lachte mich Sarah aus und Robert und ich stimmten mit ein.

    Ich sah mich noch mal im Spiegel an.
    Da stand ich nun in einer dunkel blauen Jeans, die hier und da schon etwas aufgeribbelt war oder Flicken angenäht waren. Dazu ein schwarzes Shirt auf dem ein rotes Teufelchen, der die Zunge rausstreckt abgebildet war und einer schwarzen Jacke. Um die Hüften hing locker ein Nietengürtel und um mein rechtes Handgelenk trug ich ein Lederband, dass mir Robert geschenkt hatte.

    „Halt! Hier zieh die noch an.“, sagte Robert und drückte mir knallrote Turnschuhe in die Hand. „Die passen perfekt zu deinem neuen Teufel-Image.“

    An der Kasse traf mich fast der Schlag!
    Ich hatte mir noch eine weitere Hose und zwei andere Shirts ausgesucht und hab da nicht so auf den Preis geachtet. Eigentlich war der Laden auch nicht so teuer, aber wenn man so viel wie ich kaufte, dann läpperte es sich schon zusammen.

    …180 Euro…
    Und das auch nur, weil ich noch 20% Rabatt bekam…
    Egal! Dachte ich mir und zuckte meine Karte.
    Eigentlich war es mein Spar-Konto für Notfälle.

    Aber hey… war das ein Notfall oder war es ein Notfall?
    Nachdem ich bezahlt hatte und die Tüte mit meinen neuen Klamotten in der einen Hand hatte, zog mich Sarah an der Anderen sofort in die nächste Drogerie.

    „Das ist Frauenkram! Da haben Männer nichts zu suchen. Ich bleib mal hier draußen und rauche kurz eine.“
    Ich hab mich schon gefragt, wie lange ein Mann so eine Laune der Frau mitmacht.
    Robert hatte bin jetzt gut durchgehalten und man konnte echt stolz auf ihn sein.

    In dem Gang, der die ganzen Kosmetika beinhaltete stoppte Sarah endlich und ließ meine Hand los.

    „Lass mich mal deine Augenfarbe sehen!“
    „Warum denn das?“, fragte ich sie und ehrlich gesagt auch mich selber.
    „Jetzt frag nicht, sondern zeig her!“
    „Ja,ja..ist ja gut!“, gab ich nach und riss meine Augen weit auf.
    „Blau-grün. Schöne Farbe. Passt zu seinen Haaren.“

    Sarah suchte mir grünen, schwarzen und silbernen Lidschatten raus, sowie Kajal, schwarze Wimperntusche, ein Nagelset, durchsichtigen Lipp-Gloss und schwarze Färbung.

    Wieder ging es an die Kasse und ich zahlte mit dem Geld, was meine Mutter für mich dagelassen hatte.

    Während wir uns auf den Weg ins Hotel machten, so um halb 8, telefonierte Sarah mit einer Freundin. Glaubte ich zumindest.
    Danach zwinkerte sie Robert zu: „Klappt alles! Sie ist um 8 Uhr oben.“
    „Super!“, warf Robert zurück.

    Momentmahl…was war super und wer war um 8 Uhr oben?
    Wurde ich denn gar nichts mehr gefragt?
    So fragend wie ich war schaute ich zu Sarah und Robert rüber, die ziemlich nah nebeneinander herliefen, und wollte gerade fragen warum, wieso und weshalb, doch die beiden gaben nur zurück:

    „Frag nicht!“

    Weil ihnen klar wurde, dass sie jetzt schon gemeinsam das Gleiche antworteten, guckten sie sich verlegen an.
    Oh man, wann wird diesen beiden hoffnungslos Verliebten endlich klar, dass einer den anderen will und es so einfach wäre?

    ***

    „Hi Silvia. Das ist echt super, dass du kommen konntest!“, hörte ich Sarah an meiner Zimmertür sagen, während ich und Robert in meinem Schlafzimmer saßen und meine neuen Klamotten auf dem Tisch ausgebreitet waren.

    „Kein Thema! Du weißt ja, eine Hand wäscht die Andere. Du hattest doch eh noch was bei mir gut. Aber genug geredet. Wo ist sie?“, fragte eine mir unbekannte Stimme.
    „Sie sitz im Schlafzimmer.“, erwiderte Sarah.
    „Na dann an die Arbeit!“

    Die Tür fiel ins Schloss und Sarah betrat mit einer jungen Frau das Zimmer.
    Sie war sehr modisch uns sexy, aber nicht schlampig, gekleidet und hatte eine total aufwendige Frisur. Wer war das denn?

    „Pia, darf ich dir unsere beste Stylistin des Hotels vorstellen?! Das ist Silvia. Sie wird sich um deine Haare und Make up kümmern. Ok, also da liegen die Klamotten, Make up und Färbung und da sitzt Pia. Ist alles an Ort und Stelle.“
    „Du bist Pia?“, fragte mich die Super-Stylistin.
    Ich nickte nur, weil ich kein Wort raus bekam.
    „Puh…dann haben wir eine Menge zu tun!“

    Na super. Ich fühlte mich wie das kleine, hässliche Entlein oder der typische hoffnungslose Fall.

    „Wir fangen mit den Haaren! Danach kommt das Make up dran!
    Also ab ins Badezimmer!“, kommandierte Silvia.

    Auf einem Stuhl saß ich mit Alufolie im Haar ganz brav da und machte keinen Pieps.
    Robert und Sarah blieben im Schlafzimmer sitzen und wollten sich überraschen lassen…
    Was sie wohl davon halten würden?
    Und ob ihm das gefallen würde?

    Ach Quatsch! Du bist und bleibst eine doofe Pute!
    Was denke ich auch schon wieder an Bill…
    Einen berühmten Sänger, der von so vielen begehrt wird, wird mir auch gerade in die Arme fallen.
    Außerdem hab ich noch nicht mal richtig mit ihm gesprochen und eigentlich bin ich kein Groupie…zumindest wollte ich keiner sein.
    Und was anfangen darf ich sowieso nichts mit einem Gast! Sonst kann ich meine Stelle hier vergessen!
    DU kennst ihn NICHT!
    Er ist erst 16 und du wirst 19!
    Das geht nicht!
    Schlag dir dieses Hirngespenst aus dem Kopf!

    Ich konnte keine klaren Gedanken fassen und wurde sofort weiter bearbeitet als die übrige Färbung aus meinem Haare gewaschen war. Gerne wollte ich mich im Spiegel betrachten, doch dazu blieb mir keine Zeit.
    Silvia kämmte, schnitt, gelte, föhnte und glättete meine Haare.

    Nach einer halben Stunde hockte sie vor mir und betrachtete mein Gesicht.
    Irgendwie war mir das unangenehm und lächelte sie verlegen an.
    „Na du kannst ja doch ganz hübsch aussehen. Du solltest mehr lächeln!“, sagte Silvia.

    Wieder verging eine halbe Stunde bis von mir abgelassen wurde.

    „Warte hier, ich hohle dir deine Kleidung. Wehe du guckst vorher in den Spiegel!“

    Sie ging aus dem Bad und kam mit meinen Klamotten in der Hand wieder.
    Ich zog mich um und durfte mich endlich zum Spiegel drehen.

    „Augen zu!“

    „Ja, mach ich ja!“, maulte ich.

    „Und jetzt auf!“

    Wer war diese Frau im Spiegel?
    Das konnte unmöglich ich sein!
    Ich sah so anders aus.

    Robert und Sarah platzen wie aus heiterem Himmel ins Badezimmer rein:
    „Wann seit ihr endlich fer…ähm…fertig?“

    Beide standen verdutzt zwischen Tür uns Angel.

    „Wow! Du siehst toll aus!“, sagte Robert erstaunt.
    „Du kannst ja doch sexy aussehen!“

    „Hab ich’s nicht gesagt! Du siehst total spitze aus. Und wem hast du das zu verdanken?“, grinste mich Sarah an.

    Ich fiel ihr sofort in die Arme und bedankte mich.
    Sogar ich musste zugeben, dass ich gar nicht so schlecht aussah…
    Mit meinen punkigen Klamotten, dem rauchigen Make up und meinen langen rot, schwarz gesträhnten glatten Haare fühlte ich mich gleich etwas selbstbewusster als sonst.

    „Sagt mal, wann müsst ihr morgen arbeiten?“, fragte uns Robert.

    „Morgen? Pia und ich haben Glück gehabt! Wir müssen erst um 11 Uhr anfangen, weil wir heute Morgen früher angefangen haben.“, erklärte Sarah ihn auf.

    „Na dann gehen wir doch zu Paul in den „Totenkeller“ und feiern unseren heutigen besonderen Tag!“
    „Guuuuute Idee!“, kreischte Sarah vor Begeisterung, „Bin in einer halben Stunde wieder hier!“
    „Alles Klärchen! Ich geh mich auch noch kurz umziehen und dann wird gefeiert!“

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 22.06.2006, 16:47


    Hallo erstmal ;-),

    ich denk´ mal du bist neu, stimmt´s?!

    Okay, auch egal. Deine FF ist echt gut, wie dein Schreibstil. Gefällt mir auch, das du gleich soviel gepostet hast ;-) :D

    Also, ich fand ja den *Vorspann* voll langweilig, also ich mein das so, das es langweilig war weil TH noch nicht drin vorkamen :roll: ich mal wieder.

    So, dann hoff´ ich mal, due schreibselst---> postest schnell weiter?! Und dann will ich endlich Leidenschaft vom Billie sehen, mit ihrem neuem Outfit. ;-) :D

    Wird bestimmt ein Spaß das zulesen, also spann´ uns nicht zu sehr auf die Folter und P-O-S-T-E! ;-)

    Lg, Sara :D



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 24.06.2006, 00:10

    Danköööö!
    Ja, ich bin neu hier :wink:
    woher weißt du das bloß^^

    Freut mich, dass dir meine Story nis jetzt gefallen hat...
    Und vielen Dank auch für deine Kritik!

    Dann gehts jetzt also mal weiter:

    ***

    Als Robert, Sarah und Silvia weg waren, schmiss ich mich mit weit ausgebreiteten Armen aufs Bett.
    Mein Atem und mein Körper beruhigten sich. Ich konnte mich etwas entspannen und blickte an die weiße Decke.

    Zum ersten Mal in meinem Leben, genau in diesem Augenblick, fühlte ich mich einfach pudelwohl und mir war so als würde ich gerade beginnen mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und in meinem eigenen Tun total sicher zu sein.

    Mein absoluter Traum war es zwar noch nicht, aber ich kam dem schon einen großen Schritt näher! Außerdem dachte ich mir: „Manchmal bleiben Träume einfach nur Träume.“
    Also gab ich mich damit ab.

    Ich hätte nicht gedacht, dass eine halbe Stunde so schnell vorbei sein kann!
    Denn gerade als ich so da lag und vor mich hin dachte klopfte es wieder mal an meine Tür. Jetzt würde es also losgehen! „PARTYYYYY!“, kreischte ich laut, packte mein Geld und meinen Schlüssel ein, zog mir meine Jacke über und verließ mein Zimmer.

    Wie schon erwartet, stand Sarah fertig gestylt da und wartete auf mich.

    „Ist Robert auch schon da? Der braucht doch wohl nicht länger wie eine Frau im Bad, oder etwa doch?“, witzelte ich.
    „Nein, nein, Robert doch nicht!“, grinste Sarah.
    „Der steht da grad mit irgendeinem Kerl…ähm…dieser Gitarrenspieler oder Bassspieler von Tokio Hotel. Dahinten…“
    „Achso…“

    Was? Mit wem?
    Tokio Hotel…hä?

    Ich war mal wieder total daneben.
    Warum musste ich mich auch nur beim Gedanken an die Jungs so zum Affen machen?
    Hallo! Das sind ganz normale Menschen!
    Wird hier nicht zum Super-Groupie!
    Bitte werd das nicht!

    Als ich weiter im Flur entlang schaute in Richtung Fahrstuhl sah ich Robert schließlich zusammen mit Georg stehen. Die beiden unterhielten sich und es sah so aus als hatten sie einen guten Draht zueinander. Ich konnte zumindest feststellen, dass sie sich um nichts geschäftliches unterhielten, sondern das es um eine private Angelegenheit gehen musste.

    „Na komm, Pia! Jetzt wird Party gemacht!“, sagte Sarah und schliff mich zu den beiden Jungs. Als wir immer näher kamen hörte ich nur noch wie Georg fragte: „Hey, sag mal wo kann man hier feiern ohne gleich erkannt zu werden?“

    Robert du sagst jetzt nicht…

    „Also am besten ist da der „Totenkeller“. Der gehört einem Freund von mir und es ist kein Laden wo unbedingt „eure Fans“ rumlaufen!“, antwortete Robert.
    „Was meinst du nur mit „eure Fans“?“, grinste Georg.
    „Naja, also ich sag mal so, in dem Laden laufen keine Teenies rum. Sondern eher Punker und Rocker usw. Aber man kann dort super Billard spielen und abrocken kann man manchmal auch ganz gut! Hey, überzeug dich doch einfach selbst! Der „Totenkeller“ ist gleich hinterm Hotel. Wir werden gleich hingehen, also wenn du möchtest kannst du gerne mitkommen.“, schlug Robert vor.

    Neiiiin! Warum hast du das gesagt!?
    Wahrscheinlich würden mich die Jungs jetzt nur noch mehr auslachen, weil ich mich so zurecht gemacht habe…
    Die werden doch denken, ich wolle sie nachäffen…
    Bill würde das sicher…ganz bestimmt!

    Sarah und ich blieben vor den beiden stehen.
    Sie lächelte Robert an, doch ich schaute verlegen auf den Boden.
    Wie super interessant können so unwichtige Gegenstände in solchen Situationen sein?

    „Wow! Ihr seht spitze aus!“, zwinkerte uns Robert zu.
    „Das Kompliment gebe ich gerne weiter. Also da bleibt uns ja gar nichts anderes über als mitzukommen!“, sagte Georg.

    Nein! Ihr wollt nicht mitkommen!
    Ihr habt viel Besseres zu tun, als in dem gleichen Gebäude, im gleichen Raum vielleicht noch auf der gleichen Bank oder in der gleichen Ecke wie ich zu sitzen!

    „Danke Jungs! Wir geben uns alle Mühe, stimmt’s Pia?“
    Na toll! Wieder muss man auf mich aufmerksam machen! Kann ich nicht unsichtbar sein?

    Sarah schubste mich ein wenig zu Seite.

    „Ja, natürlich.“, antwortete ich zögerlich und blickte auf.
    Jetzt nicht rot werden, bloß keine röte zeigen!

    „Pia? Ach du bist es. Ich hab dich ja gar nicht erkannt. Du bist doch dieses niedliche Zimmermädchen, dass uns immer verfolgt und unsere Lieder hüpfend auf den Betten singt, in denen wir schlafen sollen.“, sagte Georg und fing an zu lachen.

    „Ähm ja, also…Entschuldigung noch mal. Wenn sie sich beschweren wollen dann…“, stammelte ich bevor ich von Georg unterbrochen wurde.
    „Ach Quatsch! Wer redet den hier von beschweren und schon gar nicht vom Siezten! Ich bin der Georg!“
    Er streckte mir seine Hand zu. Ich ergriff sie und schüttelte ihm die Hand.
    Geht doch! Dachte ich so bei mir. Geht doch!
    „Ich weiß.“, antwortete ich und erntete darauf ein breites Grinsen von meinem Gegenüber.

    „Also, ich werde mal die Jungs zusammentrommeln und sie fragen. Das kann etwas dauern, ich denke Tom wird sofort mit dabei sein, Gustav wahrscheinlich auch und bei Bill kommt es drauf an, ob er mal wieder Ruhe braucht oder grad an ein paar Songs rumschreibt. Bei ihm weiß man da nie so genau… Ich wünsche euch schon mal viel Spaß. Vielleicht sieht man sich ja noch!“, sagte Georg.

    „Alles klar! Man sieht sich.“, verabschiedete sich Robert und wir machten uns auf in den „Totenkeller“.

    ***

    „Ich kann nicht mehr!“, schrie ich in Roberts Ohr.
    Gegen die Musik musste man echt anschreien, aber es machte so rieseigen Spaß mit den beiden.
    „Na los, komm, wir trinken noch Einen, Pia! Auf den heutigen Tag!“, forderte mich Robert nochmals auf.
    „Ich vertrage nichts mehr…ich bin ja jetzt schon angeheitert!“
    „Na los! Hier, nicht lange schnacken, Kop in Nacken. Hau weg die Scheiße!“

    Und wieder spülte ich mit einem Whiskey alle übrigen Bakterien, die sich in meinem Rachen befanden runter. Bääähhh! Das einzige was ich noch merkte, war das brennen in der Speiseröhre und wie sich die Flüssigkeit langsam in meinen Magen schlängelte.

    „Komm, lass uns tanzen!“, schrie mir Sarah ins Ohr.
    „Gerade hat Paul mal wieder erkannt, dass sie Leute abrocken wollen!“

    Sarah zog mich einfach so mit auf die Tanzfläche.
    Und ich? Ich fühlte mich als ob ich über dem Boden einige Zentimeter dahin schweben würde. Oh man! Ich hätte nicht aufstehen sollen! Jetzt wirkte sich der Alkohol nur noch mehr auf meinen Körper aus.
    Doch auch meine Seele schien befangen zu sein. Noch nie hab ich mich getraut vor anderen Leuten zu tanzen oder irgendwas anderes zu machen. Doch der Alkohol verlieh mir eine gewisse Kraft, die ich nicht erklären konnte. Alles war irgendwie leichter zu bewältigen als sonst.

    Plötzlich ertönte Green Day mit „Basket Case“ und die ganze Menschenmasse, die sich auf der Tanzfläche befand fing beim Refrain wild an zu hüpfen. Sarah und ich waren voll dabei, doch ich war froh, dass wir ziemlich am Rand der Tanzfläche standen.
    Es war einfach nur berauschend, als so gut wie alle Leute mitsangen und immer heftiger hin und her hüpften!

    In meinem Kopf fing sich irgendwann alles an zu drehen.
    Dieser blöde Alk! Ich hätte nicht so viel trinken sollen!
    Ich weiß nicht wie und warum, aber mit einem Mal knickten meine Beine unter mir weg oder ich stolperte über irgendetwas…

    Als ich unten am Boden lag verspürte ich keinen Schmerz.
    Das einzige was ich fühlte war der Lärm von der Musik vermischt mit Menschenstimmen, die schrieen, sangen oder sich unterhielten und am meisten diesen Schwindel.
    Diesen schwebenden Schwindel…

    Der Boden war schwarz, wie das meiste hier in dieser Kneipe.
    Ich sah aus meiner neuen Perspektive alles aus einem anderen Blickwinkel.
    Lauter Beine, Füße die sich zum Rhythmus der Musik bewegten, die mich irgendwie an die Augsburger Puppenkiste erinnerten. Sie sahen fast wie kleine Marionetten aus, die von jemand gezwungen wurden sich zu bewegen und zu tanzen bis in die tiefe, schwarze Nacht hinein.

    Mit viel Mühe gelang es mir meinen Blick nach oben zu richten.
    Wo war Sarah?
    Zwischen all diesen fremden Menschen war es schwer eine Person zu finden, die man kannte. Das war wie das Suchen der Nadel im Heuhaufen…naja so in etwas…

    Geschafft sank ich wieder auf den Boden.
    Wieder erhaschte mein Blick die vielen tanzenden Schuhe, doch dann bemerkte ich, dass genau vor mir zwei Schuhe standen, die sich nicht bewegten.

    Schick, schick, dachte ich noch so bei mir.
    Und ausgefallen noch dazu…
    Weiße Turnschuhe, die irgendwie etwas von Boxerschuhen oder Boots hatten.
    An den Seiten zogen sich schwarze Streifen am Leder entlang.

    Weiße Turnschuhe mit schwarzen Streifen?

    Halt!

    Woher kenne ich solche Schuhe?
    Ich weiß, ich hab sie schon mal gesehen.
    War das im TV oder auf der Straße?

    Achja! Es viel mir wieder ein! Genau solche Schuhe trug Bill manchmal…
    Oh wie süss sah er darin aus….

    Moment mal…
    Schuhe, Bill, Hotel, Jungs, Totenkeller?
    Da war doch was…

    Los trau dich, Pia!

    Langsam wanderte mein Blick von den Schuhen hoch über lange dünne Beine, die in eine zerrissene Jeans gekleidet waren. Diese wiederum war mit einem schwarzen Gürtel über den Hüftknochen befestigt… Zum Schluss begegnete mir ein schwarzes t-Shirt und nun ahnte ich was mich erwartete.
    Ich war mir sicher wer vor mir stand….
    Warum jetzt?
    Warum immer in solchen Situationen?

    Ich fühlte mich wie die Dämlichkeit, die der Perfektion über den Weg lief!

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 24.06.2006, 00:14


    ***

    Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich in Bills wunderschönen, schwarz umschminkten, rehbraunen Augen. Wenn er sich nicht zu mir runtergekniet und mir hoch geholfen hätte, wäre ich erneut in diesen dunklen Versuchungen ertrunken!

    „Bist du ok?“, fragte er mich als ich auf wackeligen Beinen vor ihm stand.

    In diesem Moment tauchte Sarah plötzlich wieder vor mir auf und erkundigte sich nach meinem Befinden.
    „Pia, ist alles in Ordnung? Ich glaube wir sollten dich jetzt nach Hause bringen, du kannst echt kein bisschen Alk vertragen!“

    „Pia? Die Pia? Aus unserem Hotel?“, sah mich Bill fragend an.
    „Oh man, dich habe ich ja gar nicht erkannt! Du siehst so anders aus…“

    Ich seh so anders aus?
    Na toll! Wie aufbauend!
    Ich wollte mich jetzt nicht im Spiegel sehen…wer weiß wie ich so volltrunken aussah…
    Wills nicht wissen, dachte ich mir.

    „Kannst du mir helfen sie auf ihr Zimmer zu bringen?“, fragte Sarah Bill.

    „Ist euer Freund nicht auch hier? Georg erwähnte was von einem Robert, oder so.“

    „Ja, aber ich kann ihn im Moment nicht finden…also…würdest du bitte?“, Sarahs Blick flehte ja förmlich nach der Hilfe.

    „Na gut.“, antwortete Bill mager.

    Super! Jetzt ist auch der zweite Eindruck im Arsch…
    Der Kerl muss mich doch für total Banane halten!
    Erst hüpfe ich auf seinem Bett mit einer Putzflasche als Mirko rum, singe seine Lieder und mache einen Abgang und dann findet er mich auch noch besoffen auf dem Boden wieder und kotze ihm wahrscheinlich noch vor die Füße!
    Das darf doch alles nicht wahr sein!

    Sarah legte meinen rechten Arm um ihre Schultern und ich stütze mich auf sie.
    Bill nahm vorsichtig meine linke Hand und versuchte Sarah so gut wie möglich zu unterstützen.

    Oh mein Gott!
    Bill Kaulitz, der von so gut wie jedem Mädchen gewollt wurde, hielt meine Hand!

    Wir gingen im Schneckentempo aus dem Laden, über die Straße und durch den Hintereingang der Hotels ins Houston. Als wir oben an meiner Zimmertür standen, heulte Sarah plötzlich auf.
    „Oh nein, das darf doch nicht wahr sein. Jetzt habe ich vergessen ihre Tasche mitzunehmen! Könntest du hier mit ihr warten? Ich bin gleich wieder da!“

    Ohne die Antwort abzuwarten setzte sie sich in Bewegung um meine Sachen zu holen und war wenige Zeit später von der Bildschirmfläche verschwunden.
    Sarah – Bill – Pia….
    Sarah weg!
    Jetzt nur noch Bill – Pia...

    Nervös lächelte ich Bill an begann daraufhin zu schwanken und rutschte mit meinem Rücken an der Tür entlang, bis ich schließlich auf dem Boden saß.

    Obwohl ich das Gefühl hatte, dass er so am liebsten so schnell wie möglich verschwinden wollte und ihm die ganze Situation unangenehm war, hockte er sich neben mich, sah mich irritiert an.
    „Jetzt kotz hier bloß nicht hin! Du siehst so blas aus!“, sagte er.

    Ich konnte ihm darauf nichts entgegnen, weil mir alles wieder mal so peinlich war.

    Nach 5 Minuten war Sarah immer noch nicht mit dem Schlüssel zurück. Die ganze vergangene Zeit saßen wir also nur da und schwiegen uns gegenseitig an. Doch nun versuchte Bill mit mir ins Gespräch zu kommen…

    „Du arbeitest also hier?“, fragte er mich.
    Wieder wurde ich von seiner Stimme, seinen Augen, seiner Körperhaltung so verführerisch umschlungen, dass es mir in meinem alkoholisierten Zustand schwer viel auf seine Frage mit Sinn und Verstand zu beantworten, doch ich gab mein Bestes.

    Und überhaupt… Was war das für eine blöde Frage?
    Natürlich arbeitete ich hier und er war sicher nicht so blöd wie seine Frage war.
    Daran legte ich also fest, dass er sich die Zeit ein wenig vertreiben wollte und ihm diese Stille vielleicht genauso wie mir etwas unangenehm war.

    „Ähm, ja ich arbeite hier.“, antwortete ich. Wieder Stille.
    „Aber erst seit kurzem.“

    „Aha.“, gab Bill zurück.
    „Und?“
    „Was und?“, fragte ich ihn.
    Was meinte er mit „und“?

    „Naja, ich meine… gefällt’s dir hier?“

    „Ja.“ Kurz und Knapp.

    „Ja, schön.“

    Wieder wusste keiner von uns beiden was man sagen sollte.

    „Und ihr probt für eure Tour?“, fragte ich und versuchte damit die unendliche Stille wieder zu brechen.
    „Ja, genau.“, antwortete Bill wieder mal.

    „Schön.“

    „Warum läufst du immer vor uns weg?“, fragte er mich plötzlich.

    Was sollte ich ihm darauf sagen?
    Weil ich eine kleine verklemmte blöde Kuh bin, die sich fast wie ein bescheuerter Groupie aufführt und wie einer 13jährige den Sänger einer Band anhimmelte…
    Nein ganz bestimmt nicht!
    Ich druckste vor mich hin.

    „Weil…weil ich…naja…ähm…weil halt…“

    Wenn es einen Gott oder eine andere Macht gibt, dann danke ich ihr für das Auftauchen von Sarah und dem Schlüssel. Als sie bei uns ankam, versuchte ich schnellst möglich auf die Beine zu kommen, riss ihr den Schlüssel aus der Hand, schloss die Tür auf und bedankte mich für den Tag und die Hilfe bei Sarah und Bill und verschwand in meinem Zimmer.

    ***

    Und schon bemerkte ich wie es mich überkam.
    Ich rannte ins Badezimmer, klappte die Kloschüssel hoch und während sich mein Magen immer wieder zusammenzog, erbrach ich sämtlichen Mageninhalt in die Toilette.

    Nach einer Stunde, so um halb 12, lag ich endlich im Schlafanzug und schweiß-feuchter Stirn im Bett. Oh, war mir schlecht!
    Nie wieder Alkohol, schwor ich mir.

    Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn was dann passierte entsprang einem Traum:

    Ich sah mich und Bill zusammen tanzen. Eng umschlungen bewegten wir uns zu einer romantischen Musik. Niemand war da. Weit und breit keine Menschenseele, nur wir beide. Meine Arme hatte ich auf seine Schultern gelegt und hinter seinem Kopf überkreuzten sich meine Hände. Meine Wange drückte ich ganz fest an sein Schulterblatt, sodass mein Gesicht an seinen Hals gelehnt war.

    Seine Arme hielten mich und ich fühlte mich so sicher. Und ich genoss es, als könnte dieser Moment der letzte meines kleinen, bescheidenen Lebens sein.
    Seine Hand streichelte über meinen Rücken und er lehnte seinen Kopf an meinen.
    Die Musik verstummte und wir lösten unsere Umarmung ein kleines bisschen und sahen uns tief in die Augen.

    Wenn mich in diesem Moment der Tod geholt hätte, dann wäre ich glücklich und zufrieden gestorben. Passagen aus Romeo und Julia gingen mir durch den Kopf.
    „Hat mein Herz je geliebt? Nein, schwört es ab ihr Augen, denn wahre Schönheit sah ich erst heut Nacht.“

    Bill strich mir zärtlich mit seinen Fingern übers Gesicht. Erst über die Augen, dann über die Nase und schließlich über den Mund.

    Nun fing er an ganz leise etwas zu summen und zu singen:
    „Komm und rette mich
    Ich verbrenne innerlich
    Komm und rette mich
    Ich schaff’s nicht ohne dich
    Komm und rette mich
    Rette mich.“

    Langsam kullerte mir eine Träne über die Wange und ich konnte nichts, aber auch gar nichts sagen, so gerührt war ich.
    „Pia, rette mich. Bitte rette mich!“
    Ich wollte ihn fragen, was er damit meinte, dass ich ihn liebte und ihn immer und überall retten würde, doch in diesem Augenblick wachte ich auf.

    Meine Decke hatte ich von meinem Bett getreten und mein Radiowecker begann zu spielen. Was war das für ein komischer Traum? Er fühlte sich so echt an!
    Erst jetzt bemerkte ich was für Musik im Radio lief. Ich achtete genau auf den deutschen Text und wusste nicht was ich davon halten sollte…

    Was hast du in meinem Traum gemacht
    Was hast du in meinem Traum gemacht

    Du könntest Gott sein
    Meine große Liebe
    Oder mein Gitarrenlehrer
    Mein Vater oder der
    Den ich schon lange so vermisse

    Der Chef von meiner Plattenfirma
    Mein heimlicher Verehrer
    Mein Freund und auch mein Sohn
    Den ich so gerne küsse

    Ich mach noch mal die Augen zu
    Und hoffe jetzt kommst wieder du
    Ich fühl' dich, ich fühl' dich

    Was hast du in meinem Traum gemacht
    Wieso kommst du darin vor
    Was hast du in meinem Traum gemacht
    Ich bin plötzlich aufgewacht
    Und hab' den ganzen Morgen lang
    Nur an dich gedacht
    Was hast du in meinem Traum gemacht
    Wieso schleichst du dich da ein
    Sag mir wie kommst du da rein
    Was hast du in meinem Traum gemacht

    Vielleicht bist du mein Nachtgespenst
    Oder ein Engel der auf mich aufpasst
    Du bist sicher nicht der Teufel
    Den lass ich bei mir nicht rein
    Du bist auf jedem Fall nicht irgendwas
    Weil du das gewisse etwas hast
    Und das ist meistens viel zu schön um wahr zu sein

    Ich mach noch mal die Augen zu
    Und hoffe jetzt kommst wieder du
    Ich fühl' dich, ich fühl' dich
    Du könntest Gott sein

    Sollte mir das was sagen?

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 24.06.2006, 00:15


    ***

    In Schlabberoutfit, strubbeligen Haaren und zwei Aspirin intus, saß ich im Gemeinschaftsraum und Frühstückte. Herr Schäfer hatte mich schon scheinheilig gefragt, wie es mir denn gehen würde und was ich hatte, warum ich so zerstrubbelt aussah usw.

    Was sollte ich ihm bitteschön darauf antworten?
    Ach, machen die sich keine Sorgen. Ich hab gestern Nacht nur ordentlich gefeiert, Alkohol getrunken und hab mich anschließend von einem Gast nach Hause tragen lassen und mir danach die Seele aus dem Leib gekotzt. Jetzt habe ich einen Brummschädel und in einer Stunde muss ich arbeiten….?

    Ich glaube diese Antwort wäre nicht unbedingt gut für mein Arbeitsklima gewesen, also sagte ich nur nüchtern: „Mir ist nur ein bisschen schwindelig, das geht aber gleich wieder weg. Machen die sich keine Sorgen, Herr Schmidt.“

    Das einigste was er darauf antwortete war:
    „Gut, ich dachte schon sie könnten gleich nicht arbeiten.“
    Und dann ging er.

    So wirklich was runter bekam ich nicht. Ich kaute an einer Brötchenhälfte mit Marmelade herum, nur den Kaffee trank ich ganz aus.

    Als ich mich für meine Arbeit fertig gemacht hatte, wirkten zum Glück auch endlich diese blöden Aspirin Tabletten, sodass ich nur noch das flaue Gefühl in meinem Magen und meinem Schamgefühl leben musste.

    Wie schon gestern holte mich Sarah ab und wir machten uns an die Arbeit.
    Dreckige Wäsche aus den Hotelzimmern hohlen, alte gegen neue Handtücher tauschen, Bettenbeziehen, Müll aussortieren.

    „Ich hab mit Robert gestern noch ein bisschen geredet und getanzt, Eins muss man ihm echt lassen! Er scheint echt intelligent zu sein und hat so eine spannende eigene Meinung von den verschiedensten Dingen dieser Welt. Ich hatte echt viel Spaß.“, erzählte Sarah.

    „Ja natürlich! Und er ist so stark und klug und süss und nett und alles auf einmal! Nicht war Sarah?“, witzelte ich.
    „Hey, jetzt mach dich nicht lustig über mich!“, Sarah guckte mich mit einem niedlichen Schmollmund an.
    „Mach ich doch gar nicht!“, antwortete ich, „Ich frage mich nur, wann ihr beiden Verliebten endlich zusammen kommt und nicht aneinander vorbei lauft!“
    „Aber ich liebe ihn doch ni…“, stammelte sie. „Ach du Scheiße, meinst du wirklich? Ich meine wir kennen uns jetzt schon so lange und die ganze Zeit war alles normal und jetzt soll ich in ihn verliebt sein?“
    „Jaaaaaa! Sieh es endlich ein! Du bist in ihn verliebt und er mag dich auch! Was hält euch also davon ab, zusammen glücklich zu werden?“, fragte ich Sarah.

    Der restliche Vormittag behandelte das Thema Sarah und Robert.
    Es nervte mich nicht.
    Im Gegenteil, ich fand die beiden richtig süss.
    Beide so schüchtern, obwohl alles so einfach wäre.
    Aber das würde ich schon hinbekommen. Ich musste zwar noch nie verkuppeln, aber wenn andere das konnten, dann konnte ich das schon lange!

    Kurz vor der Mittagspause so um halb 2Uhr, musste Sarah noch etwas anderes erledigen, also machte ich mich alleine nach unten in den Keller.
    Ich stieg aus dem Fahrstuhl aus und fand mich in dem kahlen, weißen Gang wieder.

    Meine Ohren hatte ich sofort gespitzt.
    Probten die Jungs wieder?
    Doch ich hörte nichts.

    Einmal gucken kostet nichts, dachte ich mir. Diesmal lasse ich mich nicht erwischen und außerdem sind die ganzen Leute ja weg, wegen den anderen Konzerthallen oder so….

    Vor der Tür zum Proberaum angekommen lauschte ich zum wiederholten Male und konnte wieder nichts hören.
    Ich drückte vorsichtig die Türklinge auf und schob die Tür einen Spalt auf.
    Wieder nichts!
    Ich traute mich dir Tür weiter aufzuschieben und blinzelte hinein.
    Keiner da!

    Auf der Bühne standen wie gestern die Instrumente der Jungs und überall lagen Kabel herum. Das Licht war noch an.

    Konnte ich mir das mal aus der Nähe ansehen?
    Aber was ist, wenn die Jungs gleich wieder zurückkommen würden?
    Die Band ist bestimmt grade zum Mittagessen gegangen oder auf ihre Zimmer um sich auszuruhen.
    Ich wagte ganz einfach den Schritt schlich mich in den Proberaum und schloss die Tür hinter mir. Sollte ja keiner merken, dass jemand den blinden Passagier spielte.

    Ich ging den langen Gang zur Bühne entlang und ging die Stufen zur Bühne hinauf.

    An großen schwarzen Boxen lehnte Toms Gitarre.
    Mit meinen Fingern tastete ich sie ab.
    Als ich über die gespannten Seiten fuhr, dröhnte plötzlich ein Ton aus den Boxen.

    Vor lauter Schreck wich ich zurück.
    Oh man, war das laut!
    Langsam wurde der Ton vom Raum verschlungen und ich hörte etwas knacken.

    „Hallo? Ist da wer?“, flüsterte ich ängstlich und blickte reflexartig zur Eingangstür, doch sie war genauso wie ich sie beim reinkommen hinterlassen hatte.
    Muss wohl die Gitarre oder die Boxen gewesen sein.

    Ich ging rüber zu den Drums. Die Sticks lagen auf einem kleinen Hocker, der direkt hinter den Drums stand. Ich hob sie auf und setzte mich auf den Hocker. Von hier konnte man den ganzen Raum überblicken! Es musste so unbeschreiblich sein vor einem riesen Publikum zu spielen!
    Ich versuchte mich in einigen Takten.
    Irgendwie fand ich das witzig.
    Gustav musste echt lange dafür geübt haben, um so gut wie jetzt zu spielen!
    Sobald ich mit meinen Händen versuchte unterschiedliche Rhythmen zu spielen, kam ich durcheinander und musste lachen.

    Als ich wieder alles an Ort und Stelle gelegt hatte, versuchte ich mich an Georgs Bass.
    Er gab viel dunklere Töne als Toms Gitarre wieder. Beim Anblick des Basses musste ich auch an Georgs Verhalten bei Auftritten denken. Wenn er spielte, dann sah es aus, als nehme er keinen anderen war und spielte nur für sich. Ich fand, gerade ihm sah man an, wie sehr er die Musik liebte.

    Schließlich stand ich vor dem Mikro, welches ganz vorne in der Mitte stand.
    Wie oft habe ich mir schon vorgestellt, genauso leidenschaftlich von Bill behandelt zu werden, wie dieses verdammte Mikro.
    Ich tippte leicht mit einem Finger aufs Mikro. Ein dumpfer Ton kam aus den Boxen und wanderte durch den Raum.
    „Hallo.“, sagte ich ins Mikro. Wow! Es war total komisch seine eigene Stimme so laut zu hören.
    Erst jetzt sah ich, dass unten am Boden eine Liste lag. Auf ihr standen Songs von Tokio Hotel. Vielleicht die Liste der Songs, die sie in dieser Reihenfolge auf ihren Konzerten spielen sollten.
    Mein Blick fiel auf „Rette mich“. Ich erinnerte mich wieder an den Traum, den ich immer noch nicht richtig einordnen konnte.

    Ich stellte mich dicht ans Mikro und fing an das Lied aus meinem Traum zu singen.

    „Zum ersten Mal alleine in unserem Versteck
    Ich seh noch unsere Namen an der Wand und wisch die wieder weg
    Ich wollt dir alles anvertrau’n, warum bist du abgehau’n
    Komm zurück!
    Nimm mich mit!

    Komm und rette mich
    Ich verbrenne innerlich
    Komm und rette mich
    Ich schaff’s nicht ohne dich
    Komm und rette mich
    Rette mich.“

    Dieses Gefühl einfach nur dazustehen und zu singen war unglaublich. Es mag sich vielleicht total idiotisch anhören, aber ich war davon so gerührt, dass mir eine Träne aus den Augen kullerte. Nach dem ersten Refrain des Liedes hörte ich auf zu singen und fing an mit mir selbst zu reden…

    Manchmal musste ich mir einfach selber sagen, was ich zu tun hatte…

    „Wow, das ist echt riesig!“, sprach ich ins Mikro und machte eine kleine Pause.
    „Danke, dass ihr heute hier seid! Wir haben uns schon so lange drauf gefreut wieder für unsere Fans auf Tour zu spielen! Ohne euch, würden wir hier nicht stehen! Und dafür wollen wir uns ganz herzlich bedanken! Ihr rockt!“

    Wieder fing ich an zu singen, doch ich wurde schnell von einem Geräusch unterbrochen.

    Ich blickte wieder zur Tür, ob jemand den Raum betreten hatte, doch da war nichts.
    Mir wurde alles hier zu unheimlich, also machte ich kehrt und wollte die wenigen Stufen von der Bühne gehen, doch jemand versperrte mir den Weg.
    Ich sah mich nach anderen Fluchtwegen um, doch es war keiner weit und breit zu sehen.
    Meine einzige Möglichkeit wäre ein Sprung von der Bühne gewesen, aber der Boden war so glatt, dass ich auch bei einem Sprung aus so geringer Höhe ein Fall fürs Krankenhaus gewesen wäre.

    Ich erschrak mich so doll, dass ich einige Schritte nach hinten auswich und mit meinem rechten Fuß an einem Kabel hängen blieb. Mit rudernden Armen versuchte ich das Gleichgewicht zu halten, doch es gelang mir kein Stück und ich segelte wieder mal direkt auf meinen Hintern.

    Erst jetzt sah ich wirklich wer die Treppe hochgekommen ist.
    Es war Bill!

    „Bill?“, rief ich erschrocken.
    „Was machst du denn hier? Wie lange bist du schon hier? Was hast du gesehen oder gehört? Ach du Scheiße! Ähm, ich muss gehen!“

    Doch ich war zu geschockt um aufzuspringen und direkt an ihm vorbei zu laufen. Was sollte ich also tun, um nicht wie der letzte Vollidiot dazustehen? Schritt für Schritt kam er mir immer näher und sah mich mir durchdringendem Blick an.
    Mein Körper begann so weich wie Brei zu werden, mein Herz schlug mir bis zu Hals und ich war ihm restlos ausgeliefert!
    Immer wieder versuchte ich mir einzureden, du bist stark, du bist kein Groupie, du weißt, dass Bill auch nur ein ganz normaler Junge ist, der auch noch über 2 Jahre jünger ist als du! Alles ist in Ordnung! Alles wird gut!

    Ich konnte mir jedoch so viel einreden wie ich wollte, denn bei jedem Schritt den er näher kam wurde ich nervöser und mir war alles so unendlich peinlich!

    „Was soll ich hier schon machen? Wir proben hier! Aber was hast du hier zu suchen?“, fragte mich Bill.

    Seine Stimme hallte in meinem Kopf immer und immer wieder.

    „Ich wollte doch nur…“, versuchte ich mich zu erklären, doch Bill unterbrach mich dabei.

    „Es ist doch auch egal was du hier wolltest. Viel wichtiger ist doch, dass du eine echt gute Stimme hast! Das war ja unglaublich, wie du grade gesungen hast. Du scheinst Spaß an der Musik zu haben.“, lobte er mich.

    „Du hast es gehört?“, fragte ich ihn verzweifelt.
    Keine Ahnung warum ich ihn fragte, denn die Antwort war mir bereits bekannt.
    Bill hatte MICH!!!! singen gehört?
    Wie peinlich!

    Er streckte mir seine Hand entgegen um mir aufzuhelfen. Ich starrte ihn immer noch unbeholfen an, dann nahm ich seine Hilfe entgegen und stand kurze Zeit später wieder auf den Beinen.

    „Es tut mir so leid. Ich muss gehen!“, versuchte ich mich flüchtig zu verabschieden.

    ***

    Hastig stürmte ich an Bill vorbei und für eine Sekunde berührte meine Schulter seine Schulter. Streifte an ihm vorbei. Kam ihm so nah, wie ich es nie erwartet hätte.

    Ich stolperte die wenigen Treppen der Bühne hinab und rannte den langen Gang zur Tür hinunter.

    „Hey, jetzt bleib doch! Warum rennst du immer weg? Was hast du denn? Pia!“, rief mir Bill hinterher.

    Oh, wie dumm bist du eigentlich, Pia?
    Ich kam mir so bescheuert vor. Warum lief ich weg?
    Zum ersten Mal fragte ich mich ernsthaft, warum ich mich so scheu verhielt.

    Und du willst erwachsen sein?
    Vergiss es Mädchen, du bist noch lange nicht erwachsen.
    Dein Verhalten ist armselig!

    Plötzlich blieb ich stehen.
    Mitten im Gang blieb ich tatsächlich stehen.
    Nach einem tiefen Ein- und Ausatmen, drehte ich mich langsam, aber sicher um und schaute in ein verständnisloses Gesicht.

    „Ich…“, wollte ich gerade zur Sprache bringen, als hinter mir die Tür geöffnet wurde und der Rest der Band den Raum betrat.
    Mein Mut, der eben noch in meinem Inneren vorhanden war, verabschiedete sich in weniger als einer Sekunde und dankte ab.

    „Ach nee, wen haben wir denn da? Na Pia, willste uns ausspionieren?“, fragte mich Tom frech.
    „Jetzt lass sie mal in Ruhe, Tom.“, plädierte Gustav.

    Alles um mich herum wurde mir zuviel und ich bekam kein einziges Wort heraus.
    Alles wozu ich im Stande war, war meine Flucht.
    Die Flucht, die mir schon so oft aus einer brenzligen Situation geholfen hat.

    Das nächste an das ich mich erinnern kann, war wie ich laut atmend im Mitarbeiterraum stand und ich Robert und Sarah flirtend nebeneinander sitzend in der Ecke des Raumes fand.

    Ich wollte die Beiden nicht stören, drehte mich um, machte kehrt und beschloss meine Mittagspause, die eh nur noch 10 Minuten dauerte, auf meinem Zimmer zu verbringen und meine Mutter anzurufen.

    Meine zitternden Finger tippten die Nummer des Hotelzimmers meiner Mutter ein.

    „Tuuut, tuuut, tuuut.“, sagte das Telefon.
    „Hallo?“, fragte die Stimme meiner Mutter am anderen Ende der Leitung.
    „Hallo Mama, ich bin’s Pia.“
    „Pia, mein Schatz, wie geht es dir? Ist alles in Ordnung? Ich habe versucht dich gestern Abend zu erreichen, aber du hast nicht abgenommen.“
    Ich hörte ihre Besorgnis in ihrer Stimme.
    „Nein, es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut. Ich…ich…musste nur länger arbeiten. Es ist gerade viel los.“, log ich.

    Naja, was war schon gegen eine kleine Notlüge einzuwenden?
    Wenn ich meiner Mutter gleich meine ersten Erfahrungen mit Alkohol erzählt hätte, wäre sie sofort ins nächste Flugzeug gestiegen und so schnell wie möglich zu mir gekommen um mich zu bemuttern.
    Und das wollte ich auf keinen Fall!

    „Achso. Gefällt es dir denn immer noch mein Hase?“, fragte sie mich.
    Sie schien meine kleine Lüge geschluckt zu haben.
    „Ja, mir gefällt es immer noch. Und ich habe sogar schon ein paar Freunde gefunden.“
    „Schön, mein Schatz.“
    „Du Mama, ich muss jetzt auch wieder. Meine Pause ist gleich zu Ende.“
    „Ok. Dann pass gut auf dich auf.“
    „Mach ich, Mama. Tschüss.“
    „Tschüss mein Schatz.“

    Ich beendete das Gespräch und machte daraufhin gemeinsam mit Sarah, die ich unten im Mitarbeiterraum traf, meine Arbeit.
    Der Tag verlief zwar langsam, aber es passierte auch nichts Ungewöhnliches…
    Dachte ich zumindest, bis Herr Schäfer auf mich zukam.

    Was will der Kerl denn jetzt noch von mir?
    In wenigen Minuten konnte ich meinen Feierabend antreten und ich wollte so schnell wie möglich einfach nur ins Bett!
    Ich war todmüde!

    „Pia, ich hab noch einen Auftrag für dich, bevor du Schluss für heute machst. Die Bestellung ist uns eben rein gekommen.“, erklärte er mir und überreichte mir einen Zettel, den ich überflog und dann fragen aufschaute.

    „Keine Ahnung warum, aber diese Band, diese Rüpel…naja, die Gäste wollen auf jeden Fall nur von dir bedient werden. In der Küche steht schon alles bereit. Beeil dich schon!“

    Ja, ich geh ja schon.

    Auf dem Weg in die Küche fragte ich mich, was das nun für ein neues Spiel sein sollte.
    Ehe ich etwas sagen konnte, wurde mir in der Küche ein Korb mit Red Bull Dosen und eingepackten Burgern in die Arme gedrückt.
    Innerlich musste ich lachen.
    Typisch für die Jungs.
    Red Bull und ungesundes Essen von den größten Fastfoodketten Deutschlands.
    Und trotzdem so dürr. Wie machen die das bloß?

    „Bring das in den Proberaum!“, befahl mir eine Küchenhilfe.

    Ja, ja, ich mach ja schon.
    Immer mit der Ruhe.

    Je näher ich dem Proberaum kam, desto aufgeregter wurde ich.
    Meine Hände wurden warm und feucht.
    Mein Herz rutschte mir in die Hose und meine Knie weich.

    Ich konnte nicht mehr kehrt machen.
    Der Kunde war König und der Kunde wollte mich, also musste ich ihn auch bedienen.
    Da gab es nix zum diskutieren.
    Es musste einfach so gemacht werden.

    Als ich direkt vor der Tür zum Proberaum stand, blieb ich für einige Minuten stur davor stehen.
    Jetzt mach schon!

    Ich klopfte an, öffnete die Tür und trat ein.
    Die Jungs saßen am Bühnenrand und ließen ihre Füße baumeln.

    Na super. Der Weg zur Bühne kam mir so lang vor.
    In meinen Ohren dröhnten Trommeln, wie zu einer Hinrichtung.
    Warum wurde diese Marie Antoinette noch mal geköpft?

    „Na endlich. Wir haben schon auf dich gewartet.“, grinste mich Tom an.
    „Entschuldigen sie die Verspätung. Hier ist ihre Bestellung. Lassen sie es sich schmecken.“, sagte ich höflich.
    „Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.“, verabschiedete ich mich wieder.

    Mein einziger Gedanke, so schnell wie ich in den Raum gekommen war, wieder weg ohne zu stolpern.

    „Hab ich dir nicht gesagt, dass du mich duzen sollst?“, sagte Bill auf einmal.
    Ich bemerkte, dass er mich aufhalten und mit mir ins Gespräch kommen wollte.
    Wollte er mir meine Angst nehmen?
    Was versuchte er da gerade?

    „Ähm ja, natürlich entschuldige.“, wieder drehte ich mich um und war dabei zu gehen.

    „Willst du nicht noch ein bisschen bleiben? Wir würden uns wirklich freuen.“, lud mich Bill ein. „Und jetzt sag nicht, dass du weg oder arbeiten musst. Ich weiß, dass du jetzt Feierabend hast! Na komm schon, gib dir einen Ruck! Wir beißen auch nur in Notwehr!“

    Ich musste lachen.
    Wer konnte einem niedlichen, kleinen, bettelndem Hund schon sein Leckerli verwähren?

    „Also, bleibst du nun?“, schaute mich Bill fragend an.
    „Ja, bleib.“, schaltete sich jetzt auch Gustav ein.
    Ich überlegte immer noch…oder doch nicht?
    Eigentlich wusste ich wohin mich meine Neugier zog.
    Genau in die Arme der Jungs…
    „Ok, euch kann man echt nichts abschlagen!“, sagte ich und musste lachen.

    Ich hab nicht großartig drüber nachgedacht, aber irgendwie, irgendwas sagte mir in meinem Inneren, dass ich mich endlich auf die Jungs einlassen sollte und nicht das scheue Rehlein spielen sollte.

    „Ich ziehe mich nur schnell um. Bin gleich wieder da.“, sagte ich

    „Aber du kommst wieder.“, fragte mich Bill.
    „Ja, ich komme wieder. Versprochen.“
    „Gut, sonst lassen wir dich nämlich feuern.“, witzelte Tom.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Chari - 24.06.2006, 01:33


    hey,

    also ich finde deine ff sehr cool für den anfang!! immer sehr viele teile und des gefällt mir ^^

    dein schreibstil ist sehr schön und ich finde es auch sehr gut das du absätze machst!!!

    rechtschreibfehler sind keien nur halt mal ein paar kleine tippfehler ^^

    ich würde mihc sehr freuen wenn du weiter postest :P

    lg,
    Chari



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 24.06.2006, 11:16


    Hach, wirklich zu süß :D Jaja, wehe da, sie kommt nicht zurück, dann wird Sie nehmlich gefeuert -jaja- ;-) :D

    Deine Story, gefällt mir immer mehr. Zu deinem Schreibstil muss ich ja nicht´s mehr sagen, ne?! (super)

    Hm,... wieso rennt sie wohl immer weg?? Hallo? Da sind TH! Verständlich, aber Billie hat mal wieder kein Plan. :D Die junge Generation tz,...

    Lg, Sara (schnell weiter Posten! ;-))



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 25.06.2006, 20:16


    Danke für eure Posts!

    Tippfehler sind immer so nervig...da kann man manchmal gar nicht so viel drauf achten, wenn man schnell schreibt...

    Naja, hier ist ein weiterer Teil für euch...

    ***

    Sollte ich wirklich wieder runter in den Proberaum gehen?

    Als ich oben in meinem Zimmer auf meinem Bett saß, fertig umgezogen, kamen mir doch einige Zweifel. Eigentlich kannte ich sie ja gar nicht. Das einzige was ich über die Jungs wusste, war alles was jeder Fan so übers Fernsehen oder Zeitung lesen mitbekam.

    Wieder brodelte meine Neugier auf und zugleich meine Nervosität.
    Endlich konnte ich herausfinden, wie die Jungs wirklich waren. Gerade in letzter Zeit tauchten so viele Gerüchte auf.

    Ist Bill verliebt?
    Haben die Jungs Freundinnen?
    Drogen? Stress? Krankheit?
    Arrogant? Süss? Lieb?
    Sex?

    Jetzt konnte ich mir ein eigenes Bild machen.
    Ich beschloss also nach unten zu gehen und nur mal kurz für eine Stunde oder so Forschung zu betreiben… außerdem war da ja noch Bill…

    Ja, Bill, dieser 16jährige Junge von dem ich seit Anfang an schwärmte.
    Ich als fast 19jährige schwärmte für einen Sänger eine Teenieband….
    Mir war es schon fast peinlich, dass ich wieder in mein altes Muster zurückfiel.
    Geschwärmt für irgendwelche Stars habe ich im Alter von 14.
    Aber jetzt…?!

    ***

    „Ja, kaum zu glauben oder? Der Kerl saß neben uns am Frühstückstisch, aber ich glaube dem war es peinlicher als uns.“, Tom erzählte witzige Geschichten und erntete dafür schallendes Gelächter von uns.

    Wir saßen alle auf Kisten oder Stühlen direkt vor der Bühne des Proberaumes im Kreis herum und quatschten, lachten und witzelten rum.
    Ich saß direkt neben Bill und Georg, Tom und Gustav saßen mir gegenüber.

    Warum hab ich mich nur so angestellt?
    So ganz im Stillen musste ich mich das fragen.

    Schon nach der ersten Minute, die ich mit den Jungs verbrachte, verschwand meine Nervosität und meine Neugier stieg und stieg.
    Alle 4 waren so nett zu mir, dass es nicht bei einer Stunde blieb.

    Ich fühlte mich total wohl und bekam ein etwas anderes Bild von ihnen.
    Außer diesen blöden Gerüchten stimmte alles.
    Und was ich sehr schnell feststellen musste war, das Bill immer besser aussah und ich allein beim Anblick einen halben Orgasmus bekam…
    Naja, etwas ordinär ausgedrückt….

    „Bill hat erzählt, dass du singst?“, fragte mich Tom.

    Erschrocken sah ich zu Bill rüber. Ein entschuldigender Blich machte sich auf seinem Gesicht breit. Aber ich konnte ihm nicht böse sein, denn ersten sah er viel zu süss aus und zweitens hatte er ja recht…

    Alleine oder auch vor Freunden sang ich ständig und ich hatte auch kein Problem damit, aber vor Tokio Hotel? Vor einer erfolgreichen Band. Vor Bill, einem Sänger…

    Zögernd antwortete ich: „Ähm ja, manchmal.“

    „Lust mit uns Musik zu machen?“, fragte er mich darauf.
    „Wie Musik machen? Du meinst ich soll mit euch…. Also ich soll singen?“
    „Ja, dass meine ich. Wäre doch witzig. Und Bill kann jemanden gebrauchen, der richtig singen kann, oder Bill?“, neckte er seinen Bruder.

    Bill buffte ihn von der Seite an. „Das ist so typisch, Tom!“
    Dann schaute Bill mich an: „Hey, ich hab doch gehört, dass du gut singen kannst und unsere Songs kennste doch auch.“

    „Nein, besser nicht. Ich versaue die doch nur.“
    Was sollte ich zu meiner Verteidigung sagen?
    Hallo? Ich und singen mit Bill und Band? Niemals!
    Ich wollte mich noch im Spiegel anschauen können!

    „Wie wär’s, wenn wir schon mal starten und wenn du Lust hast dann…“, sagte Georg.
    „Fangen wir also an.“, fiel Bill ihm ins Wort und zwinkerte ihm zu.

    Was hatte er den jetzt schon wieder vor?

    Nach einigen Minuten, standen alle auf der Bühne, stimmten ihre Instrumente und dann zählte Gustav mit deinen Sticks ein. „1-2-3-4…“, zählte er und daraufhin ging es auch schon los.

    Bass und Gitarre setzten ein und ich erkannte das Lied sofort.
    Bill tippte mit seinen Füßen den Takt.

    Sooft habe ich diese Bewegungen im Fernsehn beobachten können. Es kamen ja andauernd Reportagen und Berichte über die 4 Jungs. Sie waren im Moment der Mittelpunkt der deutschsprachigen Musikszene und jeder kannte sie, ob man sie nun mochte oder nicht. Jeder bekam diesen Trubel mit, der um die Jungs gemacht wurde.

    „Du stehst auf und kriegst gesagt wohin du gehen sollst…“, fing Bill an zu singen und damit setzten meine Gedanken aus. Ich konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren als auf Bills Stimme, seine Augen sie mich unschuldig anschauten und seinen Zungenpiercing, der hin und wieder zum Vorschein kam.

    Als das Lied zum erstem mal zum Refrain kam, konnte ich mich nicht mehr auf meinem Stuhl halten. Zuerst wackelte ich nur ein bisschen mit, mehr traute ich mich noch nicht vor den Jungs, doch durch die Musik wurde alles lockerer.

    Ich wurde lockerer.

    Und fing allmählich an mich mehr zu bewegen und mit zu singen.
    Toms Gitarre, Georgs Bass und Gustavs Drums waren so laut, dass man meine Stimme natürlich nicht hörte. Bill amüsierte sich und kam an den Rand der Bühne.

    „Pass auf Rattenfänger lauern überall…“

    Wie oft hatte ich diesen Song schon gehört. Ich konnte sowieso keinen Tag ohne die Schrei CD rauf und runter zu hören überleben. Kannte alle Lieder auswendig, war also gut auf ihr Konzert vorbereitet.

    Live hörte sich der Song noch besser an. Alles was ich jetzt live sah, erschien mir 100mal besser zu sein, als alles was ich zuvor in meinem Leben erlebt und gesehen hatte.

    Ich lächelte zu den Jungs empor und tanzte, nein, ich rockte mit ihnen mit. Ich wurde in einen Strom gezogen, einem Strom des unendlichen Glücks. So könnte ich es beschreiben. Alles war plötzlich so wunderbar, alles war positiv, schön, nett, vollkommen.

    Bill, der immer noch ganz vorne an der Bühne stand, streckte mir seine Hand entgegen.

    Wollte er etwas, dass ich hoch zu ihm, zu den Jungs, zu der Band auf die Bühne kam?
    Oh nein!
    Ich gehörte nicht dahin….nicht zu ihnen…nicht zu Bill….

    Wenn mich Herr Schmidt erwischen würde, könnte ich mir so bald wie möglich sowieso einen neuen Ausbildungsplatz suchen. Er mochte mich wahrscheinlich eh nicht. Und er hatte mich gewarnt…gewarnt vor Affären. Es war ja noch nicht mal erlaubt eine Freundschaftliche Beziehung mit einem Gast einzugehen. Arbeit und Privates wurden hier sehr streng getrennt.

    Bill erhob seinen Mittelfinger und lockte mich, wie die Hexe aus Hänsel und Gretel auf die Bühne. Das schrie ja förmlich nach Gefahr!
    Andererseits musste ich an einen meiner Lieblingsfilme denken. In „Dirty Dancing“ lockte Johnny seine Francis auch so auf die Bühne und das war genau das Gegenteil von Gefahr…

    Nein, ich konnte nicht zu ihm auf die Bühne!

    Mich überkam eine unbekannte Angst. Wieder erhaschte mich meine Schüchternheit.
    Ich sah Bill an. Er war so…schön…so unschuldig. Er sah so zufrieden aus, wenn er sein Mikro in der Hand hielt und singen durfte. Singen vor anderen Menschen.

    ***

    Am Abend, so gegen 20 Uhr, saß ich mit Bill zusammen im Proberaum. Die Anderen waren gegangen. Sie wollten irgendwo Burger und anderes Fast Food in sich reinstopfen.
    Doch Bill wollte hier bleiben. Er meinte, er hätte keinen Hunger und außerdem könnte Tom ihm doch was mitbringen.

    Wieder baumelten meine Füße vom Bühnenrand hin und her. Irgendwie hatte ich daran gefallen gefunden.
    Bill saß im Schneidersitz direkt neben mir.

    Stille.

    Ich verschwendete keinen Blick an den Raum oder an sonst irgendwelche unwichtigen Dinge im Raum. Immer fiel mein Blick auf ihn. Auch wenn ich eher auf seine Füße starrte, es war mir egal. Hauptsache Er.
    Außerdem wollte ich nicht dass es zu offensichtlich zu sehen war. Bill sollte es nicht merken! Was würde er sich denn denken? Ach, schon wieder ein Groupie, der nur das eine will oder hey, die kleine frisst mir bestimmt aus der Hand!
    Ok, wahrscheinlich würde letzteres eher Tom denken. So stelle ich ihn mir vor.

    Immer wieder suchte ich nach Erklärungen.
    Was faszinierte mich nur so an Bill.
    Vielleicht hatte ich mich genauso wie alle anderen von der Presse linken lassen und war zu einem sabbernden Zombie geworden ohne es zu begreifen.
    Ich gab wirklich mein Bestes, dachte an Herrn Schmidt, der mich jeder Zeit feuern könnte, doch auch der schlimmste Gedanke, ließ meinen Blick und meinen ersten Gedanken nicht von Bill loskommen.

    „An was denkst du gerade?“, fragte er mich.
    Ich sah in an, erhob mein Gesicht, meinen Blick.
    „An nichts!“, antwortete ich schnell.
    „Sieht aber nicht so aus.“, widersprach er mir.
    Was sag ich jetzt? Was sag ich jetzt?

    „Es war ein sehr schöner Tag mit euch. So ein kleines Privat Konzert hat was!“, sagte ich und lächelte Bill an.
    „Freut mich! Siehste, wir sind in echt gar nicht so schlimm.“
    Er grinste mich so süss an, dass ich mich kaum auf meinem Platz halten konnte.
    Wäre ich ein Eis, dann würde ich längst geschmolzen am Boden liegen. Er war einfach zu heiß für mich….
    „Du brauchst also nicht mehr vor uns wegzulaufen.“, warf er plötzlich ein.
    Etwas bedrückt sah ich auf den Boden. Ich konnte ihn nicht ansehen, Es war mir zu peinlich.

    „Weißt du, also, wenn man plötzlich jemanden vor sich stehen hat, der ..ähm… sonst nur im Fernsehn und in Zeitungen zu sehen ist, dann ist das so komisch. Gerade wenn du ihn…ich meine, wenn du seine Musik magst.“, fange ich an zu beichten.

    Bill grinst mich an.
    Na toll, jetzt macht er sich auch noch lustig über mich.
    Enttäuscht schaue ich ihn an.

    „Hey, was glaubst du wer ich bin? Was soll ich denn sagen, wenn ich mit der Band Gigs bei Musikveranstaltungen oder sonstigen Shows habe? Wenn mir da Nena über den Weg läuft, dann fühle ich mich auch nicht gerade sicher.“

    Für diese Antwort könnte ich ihn knutschen.
    Ach was erzähl ich denn da? Das könnte ich auch so.

    Und dann fingen wir an uns über Schule, Familie, Freunde und all die vielen Dinge im Leben zu unterhalten.
    Ich erzählte ihm von meiner Mutter, die mich immer wie ein kleines Baby behandelt hat, von meinen einzigen Freundinnen, die im Ausland sind, dass ich nächste Woche, genau in sieben Tagen Geburtstag habe und junge 19 Jahre werde und von Herrn Schmidt, der mich vor jeglichen Beziehungen zu Gästen gewarnt hatte.

    Und er erzählte mir davon wann und wo er das erste Mal auf der Bühne stand, wie er sich vor einem Auftritt fühlte, von seinem Bruder und dessen erste vergebliche Versuche ein Mädchen anzubaggern und von der ersten Begegnung mit Georg und Gustav.

    Ich weiß nicht wann, aber an einem Punkt, in einer Sekunde des Abends fühlte sich diese Situation so „normal“ an.
    Er war ein Junge und ich war ein Mädchen, die zusammen saßen und sich alles Möglich erzählten und anvertrauten.

    „Ach du Scheiße!“, schrie ich auf.
    „Was ist?“, fragte mich Bill.
    „Na guck mal auf die Uhr!“
    „Schon so spät?“
    „Es ist kurz nach halb eins! Ich sollte jetzt wirklich gehen. Morgen muss ich schon um 6 Uhr anfangen zu arbeiten und das beim Chef persönlich. Zumindest möchte er wissen, wie es die ersten Tage so gelaufen ist. Keine Ahnung warum er das so schnell wissen will. Aber dafür hab ich übermorgen…“, ich schaute noch mal auf die Uhr,“…morgen frei!“
    „Na dann solltest du jetzt wirklich schlafen gehen. Sehen wir uns morgen?“, fragte er mich.

    Er wollte mich wieder sehen?
    Ich freute mich schon total und eigentlich hätte ich mich noch stundenlang weiter mit ihm unterhalten können, aber leider ging es ja nicht.

    Zusammen verließen wir den Proberaum und Bill schloss hinter uns ab.
    Wir gingen den Flur entlang, stiegen in den Fahrstuhl und fuhren hoch in unsere Etage.
    Nach einigen Minuten standen wir vor meiner Zimmertür und ich schloss sie auf, drehte mich aber noch mal um.

    „Gute Nacht.“, sagte ich.
    Normalerweise war das immer die Stelle an der der Mann sagt, dass er es schön fand und seinem Mädchen einen ersten Gute Nacht Kuss gibt. Pia, dachte ich mir, du bist einfach zu romantisch und willst alles viel zu schnell. Hab doch etwas Geduld…vielleicht….bald…

    „Nacht und träum was Süsses.“, verabschiedete sich Bill und schlenderte mit deinen Händen in den Hosentaschen zu seiner Tür und verschwand in seinem Zimmer. Das Gleiche tat ich dann auch.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 25.06.2006, 20:18


    ***

    Ich lag in meinem Bett und hatte nur ihn im Kopf.
    Jetzt wo ich ihn näher kannte, schien es mir, als hätte ich mich aufs Neue verliebt.
    Diesmal so richtig. Es war kein schwärmen mehr, wie ich es vorher getan hatte.

    Bill…Bill…Bill…Bill…

    Vor meine Augen fielen mir immer nur Bilder von ihm.
    Ich sah ihn singend am Mikro auf der Bühne,
    neben mir sitzend und schief mit seinen dunklen Augen zu mir rüberguckend,
    lachend und mit seinen Händen in der Hosentasche davon stiefelnd.

    Dann überkam mich ein schrecklicher Gedanke.
    Was würde passieren, wenn er wieder weg musste.
    Weg auf Tour. Weg mit seiner Band.
    Ich konnte nicht weg. Ich musste hier bleiben.

    Verlieben würde er sich sicherlich nicht in mich. Gut, ich war jetzt ein bisschen aufgestylt und sah zumindest optisch etwas besser aus als zuvor (meine Mutter würde bestimmt der Schlag treffen, wenn sie mich so sieht, wie ich jetzt aussehe), aber ich bin innen drin immer noch das selbe, dumme Mädchen, das nie einen Freund hatte und schon immer gehänselt wurde.

    Mich wollte doch eh niemand.
    Wollte er mich dann?
    Bestimmt nicht!
    Und falsche Hoffnungen wollte ich mir nicht machen.

    Bill, Tom, Georg und Gustav hatten so viele weibliche Fans.
    Die könnten jede haben und da wartet Bill bestimmt nicht auf so Eine wie mich!

    Außerdem wären eh alle dagegen.
    Meine Mutter, meine Freundinnen, Herr Schmidt und wahrscheinlich auch seine Plattenfirma und Produzenten.

    Wenn herauskommen würde, dass Bill Kaulitz eine Freundin hat, dann würden Millionen von überforderten Mädchen sich die Pulsadern ausschlitzen, in Ohnmacht fallen oder mich umbringen wollen.

    Nein, es würde gar nicht gut sein, wenn ich mit Bill…
    Was sowieso nicht sein wird…

    Mit dieser Art von Gedankenfetzen schlief ich bald ein.

    ***

    Am nächsten Morgen fing mein Radiowecker um genau 5.30 Uhr zu spielen.
    Mühsam suchte sich meine rechte Hand blind den Weg zum Lichtschalter und simsalabim es wurde Licht.
    Ich blinzelte und irgendwann schaffte ich es tatsächlich meine Augen aufzumachen.

    Im Radio kam mal wieder ein Lied, dass wie immer auf meine Situation passte…
    Langsam wurde es mir unheimlich…

    „Wenn du vorübergehend an mir vorübergehst
    und dann nur für einen Moment lang zu mir rüber siehst.
    Dann bringt mich das durcheinander
    und ich sehe nicht mehr klar.
    Und ich fange an zu träumen und nichts davon ist wahr.

    Und ich stehe einfach nur so rum, mit den Füßen festgefror’n
    auf viel zu dünnem Eis mit Schuhen aus Beton.
    Und ich krieg den Mund nicht auf,
    los trau dich, sag ihm was du willst.
    Alles was du denkst und was du für ihn fühlst.

    Du gehst einfach die Straße entlang und alle dreh’n sich nach dir um,
    aber ich hab dich zuerst geseh’n, ich habe dich zu erst geseh’n.
    Die Welt steht still und die Zeit hält an,
    wenn alle Andren dich anstarr’n,
    aber ich hab dich zuerst geseh’n, ich habe dich zuerst geseh’n

    Wenn du einfach nur da stehst, mitten im Gewühl,
    zwischen all dein besten Freunden
    und dann hab ich das Gefühl.
    Du strahlst heller als die Sonne, wärmer als der Schein
    und ich will in deiner Nähe, wie die Sterne bei dir sein.

    Und dann geh ich auf dich zu und es ist mir so egal
    wie gut dich alle kenn’ und was sie von dir woll’n.
    Ich nehme all meinen Mut zusamm’ und sag dir wie es ist,
    dass du schon seit langem in meinem Herzen bist.

    Du gehst einfach die Straße entlang und alle dreh’n sich nach dir um,
    aber ich hab dich zuerst geseh’n, ich habe dich zu erst geseh’n.
    Die Welt steht still und die Zeit hält an,
    wenn alle Andren dich anstarr’n,
    aber ich hab dich zuerst geseh’n, ich habe dich zuerst geseh’n“

    ***

    Pünktlich um 6 Uhr saß ich im Büro von Herrn Schmidt.

    „So Pia, nun erzählen sie mal, wie gefällt es ihnen hier bei uns?“, fragte er mich.
    Wie immer trug er einen Anzug und saß nun hinter seinem Schreibtisch, lehnte sich in seinen Bürosessel und seine Hände nahmen eine ähnliche Haltung, wie beim beten ein.

    „Mir gefällt es hier sehr gut. Ich muss mich zwar noch ein bisschen mehr einleben, aber die Mitarbeiter helfen mir sehr dabei. Alle sind sehr nett zu mir.“, antwortete ich.

    „So, so. Ich kann ihnen eins versprechen, dass wird nicht mehr lange so weitergehen, wenn ich noch mehr über ihre nächtlichen Aktivitäten höre!“

    Erschrocken sah ich ihn an.

    „Ja, sie haben richtig gehört. Mir ist etwas sehr unschönes zu Ohren gekommen! Wo waren sie gestern Abend, wenn ich fragen darf?“
    „In meinem Zimmer.“, log ich.
    „Aber man hat sie in den Proberaum gehen sehen und zwar nachdem die Feierabend hatten! Was haben sie dazu zu sagen?“
    „Ähm…ich…ich…“
    „Nun sagen sie schon! Ich muss ihnen doch nicht erklären, was ein solches Verhalten für sie zu sagen hat, oder?“
    „Nein, natürlich nicht. Also ich musste nur noch das dreckige Geschirr abholen. Mehr nicht, wirklich! Bitte glauben sie mir!“, flehte ich schon fast meinen Gegenüber an.
    „Jetzt hören sie schon auf! Ich will ihnen noch mal glauben, aber ich werde sie im Auge behalten!“, drohte er mir an.

    Geknickt verließ ich das Büro und arbeitete bis zur Mittagspause leblos vor mich hin.
    Was sollte ich nur machen?
    Ich musste es ihm sagen.
    Wir können uns nicht mehr sehen.
    Vielleicht ist es auch besser so. Jetzt wo noch nichts Großes passiert ist.

    Als ich in den Mitarbeiterraum kam, setzte ich mich zu Sarah und Robert.
    Beide lächelten sich an und erzählten sich irgendwas über das Wetter.
    Oh man, ob die es jemals geschissen kriegten sich endlich mal zu verabreden?

    „Was ist los mit dir?“, fragte mich Sarah. Sie sah sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.

    Auf ihre Frage kullerte mir eine Träne über meine Wange bis zum Mundwinkel, an dem sie einen Moment lang zu verweilen schien. Schnell wischte ich sie mir mit dem nackten Handrücken weg.

    Außer ein paar lärmenden Putzfrauen, die sich über irgendwas stark erregt unterhielten, war zurzeit niemand hier. Ich konnte es also wagen und erzählte Sarah und Robert die Geschichte. Die Wahrheit. Das was gestern passiert war.

    „Du Arme!“, sie nahm mich in den Arm.
    „Du musst vorsichtig sein. Es ist besser, wenn du dich nicht mehr mit ihm triffst. Glaub mir! Sonst schmeißt dich Schmidt raus, oder sorgt zumindest dafür!“

    „Dieses Arsch!“ Das war alles was Robert dazu sagte.
    Aber ich merkte, wie sehr er sich darüber aufregte. Er konnte Herrn Schmidt sowieso nicht leiden.

    „Warum sollte ich auch mal Glück in meinem Leben haben?“, fragte ich die beiden.
    Ja, ich weiß, sie konnten sie mir nicht beantworten.
    Nicht einmal ich konnte das!
    „Außerdem ist er immer noch der berühmte Sänger, den ich niemals haben werde und kann. Was soll’s… Es wäre sowieso nur ein Traum gewesen und für immer geblieben.
    Ich hab mir in meinem Leben geschworen mir keine Hoffnungen in der Liebe zu machen. Das Einigste auf das ich mich verlassen konnte war mein Verstand.“

    Wieder kullerte mir eine Träne über die Wange. Ich versuchte hart zu bleiben, doch das ließ mich noch mehr bemitleidenswert aussehen.

    Sarah sah ganz erschrocken aus. Immerhin hatte die mich in den wenigen Tagen, die wir uns jetzt kannten, nicht als leidende, labile Person miterlebt.

    „Ich muss jetzt weiterarbeiten. Vergisst man so nicht am schnellsten seinen Kummer?“, fragte ich noch und ging.

    Während des Nachmittags kam wieder eine Bestellung von der Band. Wieder sollte ich unbedingt diejenige sein, die den Jungs diese auch überreichen sollte.

    Mit zwei großen Pizzakartons machte ich mich auf den Weg zum Proberaum.
    Genauso wie gestern saßen die Jungs zusammen und quatschten.
    Tom und Georg saßen mit ihren Instrumenten auf Hockern und spielten ein bisschen.
    Jam Session, oder wie auch immer sich das nannte.

    „Hey, da ist ja unsere süsse Bedienung!“, zwinkerte mir Tom zu.
    „Man hab ich einen Hunger. Ich könnte ein halbes Schwein verputzen!“, sagte Georg.
    „Das sieht man dir auch an…“, witzelte Gustav.

    „Na dann komm ich ja genau richtig! Hier.“, ich übergab ihnen die zwei Pizzen und versuchte dabei ein fröhliches Gesicht zu machen.
    Georg stellte die Pizza auf einen Stuhl und klappte den Deckel des Kartons auf.
    Der Dampf und Geruch der Pizza schien ihm in die Nase zu steigen und da die Pizza schon geschnitten war, nahmen sie sich ein Stück.
    „Mhhhh. Lecker!“, murmelte Tom.

    Bill stand nur da.
    Er sah mich an und schien durch mich hindurch zusehen.
    Als wüsste er das was nicht in Ordnung war.
    Ich konnte nicht anders und schaute ihn traurig an.

    „Ist alles ok mit dir?“, fragte er mich.
    „Natürlich. Alles in Ordnung.“, versuchte ich zu lügen, doch ich musste selbst sagen, dass ich auch schon mal besser gelogen habe.
    Ich konnte ihn nicht anlügen. Zumindest nicht gerade gut.

    „Lasst es euch schmecken Jungs!“, sagte ich und wollte mich damit verabschieden, doch dann kam Herr Schmidt in den Raum und gesellte sich zu uns.

    „Sind die Herrschaften mit dem Menü zu frieden?“, fragte er auf seine gequollene Art.
    „Ja, schmeckt geil.“, erwiderte Tom mit vollem Mund.

    Ich musste hier raus! Ich konnte es nicht ertragen. Ich hatte zu viel Angst.

    „Dann wünsche ich ihnen nochmals einen guten Appetit und noch einen schönen Tag. Wenn sie noch Wünsche haben sind wir gerne für sie da.“, sagte ich, drehte mich um und ging zur Tür hinaus.

    Ich wagte mich nicht zurückzusehen.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 25.06.2006, 20:45


    Ou, es wird immer spannender, toller ;-)

    Du bist so eine Sadistin, ey. :roll: Hörst du an so einer Stelle auf.

    Schreib schnell weiter!

    Lg, Sara



    Re: *Tokio im Hotel*

    Chari - 25.06.2006, 22:05


    aaahhh voll geile teile *lob*

    ich finde dein schreibstil echt geil!!

    @XxLadehxX: meinst du nicht eher sadistin??? :D


    bitte schreib schnell weiter

    lg,
    Chari



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 26.06.2006, 16:00


    Chari hat folgendes geschrieben: aaahhh voll geile teile *lob*

    ich finde dein schreibstil echt geil!!

    @XxLadehxX: meinst du nicht eher sadistin??? :D


    bitte schreib schnell weiter

    lg,
    Chari


    Ui, ja. Sorry, verschrieben. Nee, nicht richtig gewusst. :roll: ich bin so ein Dussel.

    Danke! Ich änder´ das mal lieber :D

    Lg, Sara



    Re: *Tokio im Hotel*

    Chari - 26.06.2006, 21:20


    XxLadehxX hat folgendes geschrieben: Chari hat folgendes geschrieben: aaahhh voll geile teile *lob*

    ich finde dein schreibstil echt geil!!

    @XxLadehxX: meinst du nicht eher sadistin??? :D


    bitte schreib schnell weiter

    lg,
    Chari


    Ui, ja. Sorry, verschrieben. Nee, nicht richtig gewusst. :roll: ich bin so ein Dussel.

    Danke! Ich änder´ das mal lieber :D

    Lg, Sara


    :D :D macht ja nix ^^ kann ja jeden mal passieren :P


    gebbi?? wann gehst den weiter?? wir sind nämlich schon voll verwöhntw as teile angeht!! ich hoffe es gibt bald neue teile ^^



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 27.06.2006, 15:31


    Chari hat folgendes geschrieben: XxLadehxX hat folgendes geschrieben: Chari hat folgendes geschrieben: aaahhh voll geile teile *lob*

    ich finde dein schreibstil echt geil!!

    @XxLadehxX: meinst du nicht eher sadistin??? :D


    bitte schreib schnell weiter

    lg,
    Chari


    Ui, ja. Sorry, verschrieben. Nee, nicht richtig gewusst. :roll: ich bin so ein Dussel.

    Danke! Ich änder´ das mal lieber :D

    Lg, Sara


    :D :D macht ja nix ^^ kann ja jeden mal passieren :P


    gebbi?? wann gehst den weiter?? wir sind nämlich schon voll verwöhntw as teile angeht!! ich hoffe es gibt bald neue teile ^^

    Ja, genau :roll:

    Schnell weiter hier ;-)

    Lg, Sara (Sadistin, hab ich mir gemerkt OHNE Nachzugucken. Schlau, ne?!! :D)



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 27.06.2006, 19:47


    Sadistin? Ich? :evil:
    Das haben mir die Leser des TH-online.de Forums auch schon gesagt *hihi*
    Ich bin halt etwas fies...

    So, aber hier geht es weiter...

    ***

    Nach meiner Schicht begab ich mich sofort auf mein Zimmer.
    Unter der Dusche versuchte ich den Stress und die Sorgen des Tages wegzuwischen, von mir zu streifen, doch es ging einfach nicht.

    Ich würde mein Zimmer für den Rest des Tages nicht mehr verlassen.
    Das schwor ich mir!
    Ich schaute auf die Uhr. Es war 17 Uhr.

    Wie sollte ich mich ablenken? Was konnte ich tun, um nicht immer an Bill und die ganzen bescheuerten Umstände zu denken?
    Mama!

    Ich setzte mich aufs Bett und nahm das Telefon, tippte die Nummer des Hotelzimmers meiner Mutter ein und ließ es klingeln.
    Es klingelte…. Und klingelte….. und klingelte….
    Doch keiner nahm ab.

    Ich legte den Hörer auf und saß da.
    Leblos.
    Nichts tuend.
    Einfach so.

    Mein weißer Bademandel, der mir bis zu den Knien reichte und einem weißen Handtuch, das ich mir um meine nassen Haare gewickelt hatte umhüllten meinen regungslosen Körper.

    Ich entschloss mich Musik zu hören.
    Musik war immer gut.
    Musik war es, die mich in vielen Situationen über etwas hinweg tröstete oder mich noch tiefer in meine Trauer riss.
    Doch ich wollte einfach nur noch weg. Weg aus dieser realen, harten Welt.

    Ich legte die traurigste Musik auf, die ich hatte und ließ sie auf mich wirken.
    Und dann tauchte ich unter. Ich tauchte in meine Welt.
    Wo niemand war. Keiner der mich stören konnte.

    Doch dann klopfte es.
    Wie in Trance schleppte ich mich zur Tür und öffnete sie.

    Vor mir stand Bill.
    „Hi.“

    Ich trat einen Schritt nach draußen und kontrollierte, ob sich jemand von der Hotelbesatzung im Flur befand. Niemand da.

    „Was machst du hier?“, flüsterte ich.

    „Hör zu, ich weiß wir kennen uns noch nicht lange, aber wenn es dir schlecht geht und das anscheinend wegen uns oder wegen mir, dann will ich es verdammt noch mal wissen!“, erklärte mir Bill.

    Er sah so verzweifelt aus. Komisch.
    Oder war er wütend? Gemischte Gefühle durchdrangen mich.

    Wieder trat ich einen Schritt nach draußen und kontrollierte den Flur.
    „Komm rein!“, forderte ich ihn auf.

    Als er eintrat kontrollierte ich nochmals, ob ihn auch wirklich keiner gesehen hatte und schloss dann die Tür.

    „Setz dich.“, bot ich ihm an.
    Er setzte sich auf mein Bett und ich blieb vor ihm stehen.

    „Jetzt sag schon was los ist!“, forderte er mich auf.
    „Jemand hat mich gesehen als ich gestern nach meiner Schicht in euren Proberaum gegangen bin.“, erzählte ich ihm.
    „Ja und?“
    „Mein Chef hat mich heute Morgen fertig gemacht! Ich darf mich nicht mit euch treffen. Ich werde sonst gefeuert und meine Mutter….ich kann nicht….“, stotterte ich.

    „Langsam, langsam.“ Bill schien alles nicht so ganz zu verstehen.
    „Warum darfst du dich nicht mit uns treffen und was hat deine Mutter damit zu tun?“

    Ich erzählte ihm, dass ich mich nicht mit Gästen treffen durfte, dass ich sonst gefeuert werden würde. Meine Mutter würde das nicht verkraften und ich wollte sie nicht enttäuschen.

    „Und jetzt willst du diesen total überflüssigen Regeln folgen? Regeln sind da um gebrochen zu werden! Ich verstehe ja, dass du Angst hast, aber warum willst du uns dafür im Stich lassen?“, fragte er mich.

    Was? Bitte?

    „Wie kann ich euch den im Stich lassen? Wir kennen uns doch erst seit zwei Tagen und ich glaube nicht, dass ihr so Eine, wie mich braucht!“, schrie ich ihn an.

    Ich war einfach total überfordert!

    „Eine wie dich? Ich hab noch nie so Eine wie dich getroffen! Und ich will dich näher kennen lernen. Hör auf dich so klein zu machen!“, schrie Bill zurück. „Dann müssen wir einfach vorsichtiger sein!“

    „Meinst du wirklich? Willst du das wirklich machen?“, fragte ich ihn.
    „Ja!“

    Ich lächelte ihn an. Wie dankbar war ich für diese „ja“.

    ***

    Wir saßen noch einige Minuten so zusammen und ich genoss dieses Gefühl.
    Das Gefühl des Getröstet werden, des Verliebt seins, das Gefühl sich einfach wohl zufühlen und sich fallen lassen zu können.

    Bei meiner Mutter konnte ich das nie. Sie war immer nur auf meinen Erfolg aus und wenn ich deprimiert nach Hause kam oder irgendetwas schlimmes passiert war, sagte sie nur so was wie „das wird schon!“ oder „du schaffst das schon, du bist doch mein Mädchen!“.
    Aber nie nahm sie mich mal in den Arm.
    Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden, dass sie so war, wie sie war.

    Bill und Ich beschlossen dann gemeinsam ins Kino zu gehen. Er wollte sich etwas Tarnendes anziehen und ich hatte ja auch immer noch meinen Bademantel an.
    Meine Haare waren mittlerweile schon getrocknet und das Handtuch hatte ich in die Ecke gepfeffert.

    Ich brachte Bill zur Tür, schloss sie auf und warf einen Blick nach draußen.
    Niemand da.
    „Luft ist rein!“, sagte ich zu ihm.
    „Ok, dann sehen wir uns gleich. Komm einfach zu mir rüber, wenn du fertig bist.“, sagte er noch und verließ mein Zimmer, huschte schnell über den Flur und verschwand in seinen 4 Wänden.

    Im Bad machte ich mir erstmal meine Haare und schminkte mich ein wenig.
    Dem Zufall wollte ich nichts überlassen.
    Ja, ich weiß, ich wollte mir keine Hoffnungen machen, aber vielleicht….

    Ich zog mir eines meiner neuen Outfits an und betrachtete mich im Spiegel.
    Es kann dir das Herz brechen, das ist dir doch klar!
    Du warst schon immer der Kumpeltyp.
    Oder überhaupt kein Typ.
    Aber jetzt mit dem neuen Styling?
    Nein…du bist und bleibst die Gleiche!

    Und jetzt los!

    Ich schlich mich vorsichtig mit einer Tasche bepackt rüber zu Bill.
    *klopf* *klopf* *klopf*
    Verunsichert drehte ich mich ständig um. Jederzeit könnte mich jemand sehen.

    Die Tür ging auf und Tom stand vor mir.
    „Ich wollte zu…“, fing ich an.
    „Komm rein, er braucht noch ein bisschen. Bill ist da sehr… kritisch, wenn es um sein Aussehen geht. Aber wie er jetzt rumläuft, darfst du echt nicht verpassen!“, lachte Tom.

    Ich trat ein und wartete bis Tom die Tür geschlossen hatte und er voran ging.

    Gerade als ich ihm ins Schlafzimmer folgen wollte trat jemand aus dem Badezimmer.
    Erst versuchte ich mich das Lachen zu verkneifen, doch als Tom lauthals loslachte, konnte ich mich auch nicht mehr zusammenreißen.

    Vor uns stand Bill. Er hatte sich wohl Klamotten von seinem Zwillingsbruder ausgeliehen. Doch jeder wusste, dass Tom und Bill überhaupt nicht wie Zwillinge aussahen.
    Zumindest was das Styling betrifft.

    „Jetzt hört endlich auf zu lachen! Was kann ich denn dafür, dass ich mich so verunstalten muss um nicht erkannt zu werden?“, maulte Bill.

    Seine schmalen Hüftknochen bekleidete eine weite Baggy und dazu trug er einen bestimmt 2 Nummern zu großen Kapuzenpulli in braun.

    Obwohl es ihm überhaupt nicht gefiel so herumzulaufen, wollte er für mich diese Pein auf sich nehmen? Nein, er wollte sicherlich einfach mal wieder ungestört irgendwohin gehen können.

    „Los komm schon. Sonst kriegt der sich nie wieder ein!“, sagte Bill etwas beleidigt und nahm mich am Arm mit nach draußen.
    Bevor wir das Zimmer verließen setzte er sich die Kapuze auf und schaute, ob die Luft rein war.

    Am Fahrstuhl machten wir aus, dass erst ich nach unten fahren sollte und dann an der nächsten Straßenecke auf ihn warten sollte. Und nach ein paar Minuten wollte er mir nachkommen.

    Gesagt. Getan.

    Ich stand an der Straßenecke, angelehnt an den kalten Steinen eines kahlen Gebäudes und wartete auf Bill.
    Die Zeit wollte und wollte nicht vergehen. Ich schaute auf meine Uhr. Es war halb 6 Uhr.
    Gott sei Dank fing es schon an zu dämmern, denn die Nacht wirkte wie ein schützender Mantel, der sich um uns legte, um uns vor Spionen zu bewahren.

    Als ich fünf Minuten später Bill die Straße entlang kommen sah, musste ich wieder anfangen zu kichern. Es sah einfach zu komisch aus!
    Die weite Hose schlabberte an seinen Beinen herum und die Kapuze ragte ihm soweit ins Gesicht, dass es einem Angst machen konnte, wenn man nicht wusste wer er war.

    „Können wir?“, fragte er langsam etwas entnervt.
    Es war kaum zu glauben, wie er sich über mein Kichern ärgerte.

    „Ja klar. Entschuldige!“, sagte ich und wir machten uns auf den Weg ins Kino.

    Während wir die Straße runter zum Kino gingen, sprachen wir über seinen „Beruf“.
    Es interessierte mich schon, wie das im Musikgeschäft so lief.

    „Echt? So viel Aufwand bringt eine Tour mit sich? Das hört sich ja stressig an!“

    „Ach naja, also wenn wir ein bisschen Promo betreiben dann sind nur manchmal diese vielen Interviews nervig, weil man oft das Gleiche gefragt wird. Aber genau das wollten wir ja auch und es macht uns bis jetzt eigentlich alles Spaß.“, erklärte mir Bill. „Und auf Tour wird es nie langweilig!“

    „Vermisst du den nicht deine ganzen Freunde?“, fragte ich ihn.

    „Manchmal schon, aber meine besten Freunde habe ich ja den ganzen Tag um mich. Georg, Gustav und Tom sind ja ständig da. Auch wenn sie manchmal nerven, könnte ich alles ohne sie nicht schaffen.“, erzählte mir Bill.

    Wow, die Jungs, die Band, das bedeutete ihm wohl alles!

    „Außerdem habt ihr ja noch die ganzen Groupies.“, grinste ich ihn an.

    „Ja natürlich!“, grinste mich Bill an. „Groupies, die sich die Augen auskratzen würden, wenn sie etwas mit einem von uns hätten und denen ihre Gesundheit nur wegen uns am Arsch vorbei geht. Ich will eine Freundin und kein Hündchen was mir ständig hinterher läuft.“

    Ich musste über seine Fratze, die er dabei schnitt breit grinsen.

    „Was denn? Ist doch so!“, gab er zu seiner Verteidigung zurück.
    „Ja, ja. Ich kann dich verstehen.“, grinste ich ihn immer noch an.

    Als wir am Kino ankamen stellte ich mich an der Kasse an und Bill tauchte irgendwo in einer Ecke unter damit er nicht auffiel.
    „Zwei mal Police Story 4, bitte.“
    „Wo wollen sie sitzen?“
    „Ganz hinten wäre gut.“
    „Ok, dann macht das 15 Euro.“, sagte sie Frau hinter der Kasse und ich bezahlte, nahm die Karten und sah Bill ganz hinten stehen. Er sah von hier so unscheinbar aus.

    Ich ging auf ihn zu.
    „Hier, ich hoffe Action ist richtig?“, fragte ich ihn.
    „Ja, klar!“, antwortete er. „Dann lass uns mal.“

    ***

    „Entschuldigen sie vielmals!“, schrie ich noch, doch Bill zog mich an der Hand mit sich mit. Wir rannten was das Zeug hielt.

    Erstens wurden wir fast rausgeschmissen, weil wir die ganze Zeit am Quatschen waren und uns der Film weniger interessierte.
    Zweitens waren wohl Tokio Hotel Fans oder Groupies, was auch immer, im Kino gewesen und sind irgendwie auf uns aufmerksam geworden.

    Jetzt waren Bill und ich auf der Flucht.

    Er lies meine Hand nicht los und forderte mich auf schneller zu rennen.
    „Schneller, sonst kriegen die uns noch!“, keuchte Bill.

    „Lass uns in den Totenkeller, da kommen sie nicht rein. Ich denke Paul weiß Bescheid und wenn dann sind da ja auch noch die netten Türsteher. Sollen die mal schön ihre Arbeit machen!“, keuchte ich zurück.

    Nach einigen Minuten bogen wir in die kleine Straße zum Totenkeller ein. Eine Gruppe von so ca. 15 Mädels war uns immer noch auf den Fersen.
    Kamen die nicht aus der Puste?
    Wahrscheinlich hatten sie einen riesigen Adrenalinschub.

    Bill lief als erstes durch den Eingang zur Kneipe.
    Ich blieb kurz stehen und erklärte den Türstehern aufgeregt die Situation.
    Sie gaben mir ihr Wort keinen von den Groupies rein zulassen. Und ich bedankte mich dafür und verschwand auch in der Kneipe.

    Er stand immer noch im Flur, die Hände auf die Knie gestützt und schnaufte nach Luft.
    Als er sah, wie ich mir den Bauch hielt und genauso nach Luft schnappte wie er, fing er an zu lachen und ich stimmte mit ein.

    „Das war knapp.“, lachte er.
    „Oh ja, du lebst ganz schön gefährlich!“, sagte ich und schnaubte immer noch nach Luft.
    „Hey…“, sagte er und kam mir näher, „…danke!“, und gab mir einen Kuss auf die Wange.

    Ich erstarrte förmlich. Warum hatte er das gemacht?
    Mein Verstand schien sich zu verabschieden.
    Meine Knie wurden etwas weicher.
    Meine Hände…

    Stimmen von draußen ließen meinen „Oh-Gott-ich-wurde-grad-von-Bill-geküsst-und-jetzt-geht-es-mit-meinen-Körperfunktionen-den-Bach-runter-Prozess“ stoppen.

    „Komm, lass uns noch was trinken. Ich lad dich ein!“, sagte Bill und lachte mich an.
    „Ok!“, grinste ich ihn an.

    Wir waren immer noch ganz aufgewühlt von dem was eben passiert war.
    So was hatte ich noch nie erlebt. Auch wenn es vielleicht nicht gerade der Inbegriff von einem abenteuerlichen Leben war, war ich noch nie in einer solchen Situation.

    Mein Leben verlief immer eintönig und da war alles interessanter als das was ich kannte!

    Bill und Ich steuerten einen freien Tisch im hinteren Teil der Kneipe an, doch plötzlich stieß uns Georg von der Seite an.

    „Na, da sind ja unsere Turteltäubchen!“, witzelte er.
    „Was hast du schon alles getrunken?“, fragte Bill Georg belustigt.
    Ich war von dem Wort „Turteltäubchen“ geschockt, aber Georg dachte sich wohl nicht dabei, sondern wollte Bill einfach nur auf den Arm nehmen.

    Wir setzten uns zu den anderen Bandkollegen, denn wie sich herausstellte waren auch Tom und Gustav anwesend. Wir bestellten uns alle Red Bull und Bill bezahlte für mich.
    Er erzählte den Jungs, was eben gerade passiert war und die Jungs mussten lachen.

    „Und waren süsse Mädels dabei?“, fragte Tom mit großen Augen und grinste Bill an.
    „Das ist so typisch!“, sagte Bill, „du und deine Mädels!“
    „Was soll ich machen? Ich bin halt ein Charmeur!“, sagte Tom und verstellte seine Stimme so, dass er sich wie ein reicher, hochnäsiger Kerl anhörte.
    Paul brachte uns bald schon Red Bull. Nicht in Dosen, sondern in einem Glas auf Eis mit einem schwarzen Strohhalm verziert.

    „Danke.“, sagte ich und er nickte bloß und verschwand wieder hinter seiner Theke.

    „So Mädels, ich schau mich jetzt mal ein wenig um!“, zwinkerte Tom uns zu.
    „Warte, ich komme mit!“, rief Georg ihm hinterher.
    Beide verschwanden in der tanzenden Menge.

    Gustav, Bill und ich unterhielten uns noch eine Weile und wir amüsierten uns auch ohne die zwei gierigen Flirter…
    „Willst du tanzen?“, fragte mich Gustav plötzlich.
    „Ähm, mit mir? Tanzen?“, fragte ich ihn ungläubig.
    Hatte ich ihn richtig verstanden?
    Ich meine, die Musik war sehr laut und da konnte das doch schon mal passieren, dass man etwas falsch aufnahm.

    Er stand auf und reichte mir seine Hand.
    „Willst du?“, fragte er mich noch mal.
    Ich sah zu Bill rüber. Er lächelte nur und nickte mir zu.
    Ich lächelte zurück und ging schließlich mit Gustav auf die Tanzfläche.

    Zusammen rockten wir und sprangen umher.
    Ich hätte nie gedacht, dass Gustav so verrückt war.
    Diese Eigenschaft führte man eher auf Tom oder Bill zurück. Aber Gustav?
    Er war mit Georg einer der Stillen. Die beiden waren meistens so unauffällig, wenn man Interviews mit ihnen sah. Aber jetzt erlebte ich ihn ganz anders.

    Als „Suck my kiss“ von den Red Hot Chili Pepper’n ertönte, blickte mich Gustav freudestrahlend an. Ich wusste, dass er die Band mochte.
    Auch ich kannte dieses Lied und mochte die Band, also gröllten Gustav und ich laut mit, hüpften, übten uns in Headbangen oder er imitierte mit seinen bloßen Händen den Part des Drummers.

    Wir machten ewig so weiter.
    Hin und wieder sah ich zu dem Tisch rüber, an dem wir bis eben noch gesessen hatten.
    Bill saß immer noch da.
    Er hielt sein Glas mit Inhalt in seinen Händen und starrte es an.
    Hatte er wieder seine nachdenkliche Phase?
    Es erinnerte mich an Bilder, die ich im Fernsehn gesehen hatte.
    Bill saß oft auf irgendeiner Kiste oder einem Bühnenvorsprung und sah in die Ferne.

    Mir gefiel diese nachdenkliche Art besonders an ihm.
    Ich dachte mir, er würde sich einfach Gedanken über das Leben und die Welt machen, im Gegensatz zu anderen Menschen. Oder er hatte schon wieder ein paar Zeilen für einen nächsten möglichen Song im Kopf.

    Als ich mich wieder auf das hier und jetzt konzentrierte, bemerkte ich, dass Gustav mich breit grinsend anschaute. Ich tat so als wüsste ich von nix und grinste verlegen zurück. Er hatte es auch schon bemerkt, nahm ich zumindest an.
    Aber was konnte ich dagegen tun um nicht aufzufallen? In vielen Momenten konnte ich meinen Blick einfach nicht von Bill abwenden, so sehr ich es auch versuchte! Es ging einfach nicht. Er faszinierte mich einfach zu sehr.

    Langsam wurde mir die Sache unangenehm.
    Ich hatte keine Lust darauf, dass ich als Mädchen, dass – wie tausende andere Mädchen- in Bill Kaulitz verliebt, verknallt oder was auch immer war.
    Jeder würde mich als kleines, dummes Naivchen abstempeln.

    Ich nickte Gustav zu und deutete mit meinem Kopf zum Tisch an dem Bill noch immer saß rüber. Gustav verstand was ich wollte und nickte zurück.

    Wir gingen rüber zu Bill und nahmen auf den Bänken platz, tranken unser Red Bull aus, quatschten noch ein bisschen zusammen und beschlossen dann nacheinander in unsere Zimmer hochzugehen.
    Zuerst machten sich Bill und Gustav auf den Weg.

    Nach 5 Minuten betrat auch ich durch den Hintereingang des Hotels das Gebäude, stieg in den Fahrstuhl und fuhr in die richtige Etage, stieg aus und steuert auf mein Zimmer zu.

    Und da…
    Da stand er.
    Bill.

    Ich schaute mich hinter mir um.
    Niemand sonst da.
    Auch Gustav nicht.

    „Hey, da bist du ja.“, sagte Bill als er mich auf ihn zulaufen sah.
    „Hey.“, erwiderte ich, „Was machst du noch hier?“, fragte ich ihn und sah mich ängstlich um.
    „Warum willst du mich nicht mehr sehen?“, fragte er mich und tat ganz ernst.
    „Nein, nein. So war das doch nicht gemeint! Ich will nur nicht, dass…“, versuchte ich mich zu erklären.
    „Schon ok!“, unterbrach er mich und lächelte mich an. „Trotz der kleinen Verfolgungsjagd und dem ganzen Versteckspiel war es heute ein sehr schöner Abend.“
    „Fand ich auch.“, antwortete ich.

    Einen Momentlang war Stille.

    „Es tut mir leid, dass ich dich in diesen Groupiestrom rein gezogen habe. Wenn du jetzt keine Lust mehr hast etwas mit mir zu unternehmen, dann kann ich es verstehen.“, brach es plötzlich aus Bill heraus.
    „Ach warum? Ich fand es irgendwie aufregend. Außerdem kann ich sie verstehen…“

    Hatte ich das gerade laut gesagt?
    Ich merkte wie sich langsam aber sicher die Röte in mein Gesicht platzierte.
    Alles was Bill von sich gab war ein süsses Lächeln.

    „Morgen Frühstück bei mir im Zimmer? Zusammen mit den anderen Jungs natürlich…“, fragte er mich.
    „Sehr gerne. Um 10 Uhr?“
    Er nickte nur, gab mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 27.06.2006, 20:03


    Ja, ja! Boah, ich hatte schon befürchtungen Gustav würde sich in Sie verlieben, zum Glück falsch gedacht.

    Ach, man merkt´s doch das Billie in Sie ist, sowas von Eindeutig!! Haben sich ja 2 Blindfische gefunden. Obwohl, sie kannste ihn ja. Aber auch egal :D

    Dein Schreibstil ist echt sehr gut. Man kommt ohne Hindernisse durch. ;-)


    Ach ja, zu deiner Frage; ja du bist eine Sadistin :D BÖSE!

    Na ja, schnell weiter posten, Süße.

    Lg, Sara



    Re: *Tokio im Hotel*

    Chari - 27.06.2006, 22:26


    heeeeey

    also DIE teile warn echt cool!! ich mag deinen shcreibstil voll gerne!!

    das ist wirklich eindeutig das bill was von der will :P

    freu mich auf die nächsten teile ^^

    @XxLadehxX: ja du hagst es gelernt!!! :D



    Re: *Tokio im Hotel*

    Leela - 29.06.2006, 23:06


    hehe
    oh gebbi
    eine meiner lieblingsffs hier on*freu*
    du kannst so toll schreiben da les ich glatt zwei mal alles, auch wenn ich gerade keine zeit habe :wink:
    hab dir übrigens ne pn im tho forum geschriebn btw
    ähm ja vll haste das auch schon gemerkt :roll:
    auf jeden fall kann ich allen nur empfehlen hier witerzulesen und fleißig zu komentieren es passieren noch sehr überraschende dinge*werbung mach*
    lg
    ;-*



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 01.07.2006, 18:50


    Ach nö, die Maria...
    Schön, dass du Werbung für mich machst *hihi*

    Danke natürlich auch für eure Kommis...
    Hier gibts nun wieder was zu lesen:

    ***

    Am nächsten Morgen musste ich (wie schon gesagt) nicht arbeiten. Darüber war ich auch sehr glücklich. Auch wenn mir die Arbeit im „Houston“ sehr viel Spaß machte, war es doch sehr anstrengend. Außerdem hatte ich keine Lust dem watschelnden Pinguin Herrn Schäfer zu begegnen.

    Gestern Abend konnte ich nur sehr schwer einschlafen. Nachdem ich den Kontrollanruf meiner Mutter entgegengenommen hatte, lag ich wach im Bett.

    Ich fühlte mich immer mehr zu Bill hingezogen. Jedes Mal, wenn ich ihn sah oder meist nur an ihn dachte, kribbelte es in meinem Bauch. Und gleichzeitig neben diesem Zeichen von Verliebtheit überkam mich die Angst.

    Angst davor, dass er mich nicht wollte.
    Angst davor, dass ich gefeuert werden würde.
    Angst vor den Meinungen meiner Mutter und meinen Freundinnen.
    Angst um den Ruf von Bill und seiner Band.
    Ich hatte Angst vor so gut wie allem!

    In den letzten tagen, die ich mit den Jungs erlebt hatte, konnte ich nie gut einschlafen. Alles war viel zu Spannend und so Unbegreiflich…

    Um halb 10 Uhr stand war ich aufgestanden, zog mich an und schaute nun mit einem verschlafenen Blick in den Spiegel des Badezimmers. Nachdem ich mein Gesicht kaltem Wasser ausgesetzt hatte und mich ein wenig geschminkt hatte war es auch schon 10 Uhr.

    Oh man. So langsam war ich noch nie…

    Leise schlich ich mich aus meinem Zimmer, begab mich in James Bond Art rüber zu Bills Zimmertür und klopfte an. Kurz darauf öffnete er mir die Tür und lächelte mich an. Er freute sich wohl wirklich, dass ich gekommen war.

    „Hey!“, hauchte ich.

    Von drinnen hörte ich die anderen Jungs der Band. Sie lachten.
    Das gefiel mir so an den Jungs. Sie hatten immer gute Laune.

    „Komm doch rein.“, sagte Bill und ließ mich herein.

    Wie ich schon gedacht hatte, saßen die Jungs um den Tisch, der im Schlafzimmer am Fenster stand. Wir begrüßten uns und Bill und ich setzten uns dazu.
    „Wir haben extra zusammengestellt.“, sagte Tom und deutete auf die Stühle, die zuviel im Raum standen. „Bill hat darauf bestanden…“, grinste er mich an.

    Etwas peinlich und auch etwas berührt senkte ich meinen Blick.

    „Guten Appetit!“, sagte Bill etwas lauter.
    Darauf sagte Tom nichts mehr und wir begannen zu essen.

    ***

    „Boah, bin ich satt!“, verkündete Tom und lehnte sich in seiner üblich coolen Art mit seinem Rücken an die Stuhllehne. „Das Futter ist hier echt nicht übel.“

    Nach dem Essen beschlossen wir im Proberaum zu verschwinden. Schließlich mussten die Jungs sich immer noch auf ihre bevorstehende Tour vorbereiten.

    Und wieder war es das gleiche Spiel.
    Zuerst gingen die Jungs nach unten und nach einigen Minuten schlich ich ihnen nach.
    Auf den Weg nach unten kamen mir einige Bedienstete entgegen, doch durch den morgendlichen Stress, der jeden Tag herrschte nahm man mich gar nicht bewusst war. So kam es mir jedenfalls vor, denn wenn jemand kam, dann ging er mit Tablett oder anderen Utensilien schnell an mir vorbei und starrte direkt nach vorne.

    Als sich die Türen vom Fahrstuhl öffneten und ich unten im Keller angekommen war, stand Sarah plötzlich vor mir.
    „Oh, Pia. Was machst du denn hier? Hast du heute nicht deinen freien Tag?“
    Sie sah mich verwundert an.
    Wer lief auch an seinem freien Tag an seinem Arbeitsplatz herum…

    „Ich, ähm, also ich… Ich wollte dir nur mal „Hallo“ sagen.“, antwortete ich und setzte ein grinsen auf.
    Ob sie was bemerkte?
    „Na, dass ist ja süss von dir. Aber ich hab jetzt leider keine Zeit. Es wartet viel Arbeit auf mich.“
    Gerade als sie zum gehen ansetzte sagte sie noch schnell: “Hey, eins muss ich dir noch schnell erzählen! Rate mal wer heute Abend ein Date mit Robert hat!“

    Sie biss sich leicht auf die Lippe und wartete auf meine Reaktion.

    „Das ist ja prima! Freut mich echt für dich! Dann wird das ja endlich mal was mit euch beiden.“, sagte ich.

    Sarah strahlte über beide Ohren. Sie stieg in den Fahrstuhl, drückte auf einen Knopf und als sich die Fahrstuhltüren zu schließen begannen, warf sie mir noch einen Handkuss zu.

    Ich konnte mir vorstellen wie sie sich jetzt gerade fühlen musste, denn genau dieses Gefühl fühlte ich in Bezug auf Bill.
    Als ich endlich im Proberaum ankam und die Tür hinter mir geschlossen hatte, konnte ich erstmal aufatmen. Puh! Nicht erwischt worden! Gott sei Dank!

    Die Jungs standen schon auf der Bühne und stimmten ihre Instrumente für die heutige Probe. Bill fummelte an seinen Ohrstöpseln rum.
    Ich ging den Weg zwischen den Stühlen nach vorne zur Bühne entlang, bis er mich sah und fröhlich auf mich zu geschlendert kam.

    „Na. Alles in Ordnung?“, fragte er mich.
    „Alles super.“, gab ich zurück und lächelte ihn an.

    „Können wir?“, fragte Gustav, der hinter seinem Schlagzeug wartete und seine Sticks bereithielt.
    Von Georg und Tom kam ein „jo“. Bill zwinkerte mir zu und ging dann auf die Bühne.
    Ich nahm auf einem der Stühle direkt vor der Bühne platz.

    „Ganzes Programm durch?“, fragte Georg.
    Die anderen Bandmitglieder nickten nur und dann begann er zusammen mit Tom „Jung und nicht mehr jugendfrei“ anzustimmen.

    In den weiteren eineinhalb Stunden probten die Jungs alle möglichen Songs.
    Thema Nr.1, Rette mich, Wenn nichts mehr geht, Schwarz, Beichte, Unendlichkeit, um nur einige zu nennen.

    Ich hörte ihnen so gerne zu, denn ich liebte diese Lieder!
    In jedem kam etwas anderes drin vor. Es ging um Liebe, Schwärmerei, Trennung und Schmerz. In jedem Song steckte irgendwie immer eine Kleinigkeit von Gefühl, die man selbst schon mal empfunden hatte.

    Auf meinem Platz rockte oder schwankte ich mit, je nach Takt und Stimmung des Liedes. Mitsingen konnte ich sie alle. Schließlich hatte ich die Tokio Hotel CD auf und ab gehört. Das machte doch einen Fan aus, oder?

    Irgendwann kam „Schrei“ an die Reihe.
    Bill kam singend die Treppenstufen der Bühne herunter und dann genau auf mich zu.
    Oh nein!
    Nicht schob wieder!

    Pia, du kannst nicht schon wieder kneifen, dachte ich mir.
    Jetzt mach schon.
    Ist doch alles halb so schlimm.
    Schreien kannst du ja wohl!

    Als Bill vor mir stand grinste er mich frech an.
    Er streckte mir seine Hand entgegen und ich nahm sie an.
    Meine Hand lag in Seiner.
    Er zog mich hoch und flüsterte mir ins Ohr: „Willst du?“

    Ich wusste ganz genau was er wollte.
    Einen Moment lang brauchte ich um mir über die Peinlichkeit und das Lachen, was mich nach meinen „Auftritt“ von den Jungs empfangen würde, klar zu werden.

    Wieder kam Bill näher an mein Ohr und flüsterte: „Du kannst es!“

    Seine Worte machten mir Mut und ich war geschmeichelt, dass er so etwas für mich tat.
    Ich nickte und formte mit meinen Lippen ein „ok“.
    Ich lächelte.
    Er lächelte.

    Gustav setzte wieder mit seinen Drums ein, Georg und Tom hauten in ihre Seiten und Bill fing an zu singen.

    „Schrei – Bist du du selbst bist“, sang er und dann hielt er mir das Mikro hin.
    Jedoch kam er näher an mich heran, sodass wir beide in das Mikro singen konnten.
    „Schrei – und wenn es das Letzte ist
    Schrei – weil es so weh tut
    Schrei so laut du kannst!“

    Zusammen mit Bill war es gar nicht mehr so schlimm vor den Jungs zu singen.
    Ich musste sogar feststellen, dass seine und meine Stimme gut zusammen harmonierten. Es passte auf eine Art und Weise.

    Bevor das Lied weiterging zwinkerte er mir aufmunternd zu.
    Gemeinsam beendeten wir das Lied und schrieen was das Zeug hielt.

    Die Instrumente verstummten.
    Gustav meldete sich zu Wort.
    „Tja Bill, hiermit haben wir schon mal einen Ersatz für dich, falls du es auf der Tourbühne nicht bringen solltest!“
    Er grinste rüber zu Bill, doch der schien es ihm nicht wirklich übel zu nehmen.

    Ich erhielt von den Jungs nur lobende Worte und freute mich darüber.
    Komplimente? Waren das Komplimente?
    Es war so ein komisches Gefühl. Noch nie hatte ich so viele Komplimente von jemanden bekommen. Vor allem nicht vom anderen Geschlecht.

    Es ging mir sogar durch den Kopf, dass ich selber meine Stimme ganz gut fand und ich schon das Zeug zum Singen hatte.
    War das etwa ein Zeichen von Selbstbewusstsein?

    Mit einem Mal war ich auf alles was ich in meinem Leben schon geschafft hatte so stolz wie noch nie.
    ICH hatte das geschafft.
    ICH ganz Alleine!

    Nicht nur die anderen Menschen konnten faszinierende Dinge, hatten den Mut etwas Neues auszuprobieren.
    Auch ich konnte etwas leisten.
    Ein warmes Gefühl durchlief meinen Körper.

    „Ich hohl kurz was zu trinken.“, verkündete Bill, „Ihr macht einfach weiter.“

    „Super Idee.“, kam es von den anderen Jungs.
    „Ja, aber wir brauchen trotzdem den Gesang. Schließlich brauchen wir den Klang der Technik wegen. Nützt ja nix, wenn man dich nicht hören kann.“, erklärte Tom.
    „Stimmt.“, antwortete Bill.
    Dann sah er mich an. Seine Mundwinkel stiegen nach oben.
    Erst wusste ich nicht was er wollte, bis er mir das Mikro entgegen hielt.

    „Ich?“, fragte ich schockiert.
    Bill nickte nur.
    „Nein! Ich kann doch nicht… Nein, auf gar keinen Fall!“
    „Oh doch!“ Er drückte mir einfach das Mikro in die Hand und ging auf die Tür des Raumes zu.
    „Bill! Warte doch. Ich kann doch was zu Trinken…“, fing ich an zu sagen, doch er unterbrach mich.
    „Achja? Und was willst du sagen, wenn du plötzlich was zu trinken für uns haben willst, obwohl du heute nicht im Dienst bist?“, fragte er mich grinsend.
    „Na los, Supersängerin. Durch den Monsun kennst du jawohl! Und ich weiß, dass du es kannst!“, sagte er noch. Dann verschwand er durch die Tür.

    Stocksteif stand ich nun da.
    Ich wagte es nicht mich umzudrehen.

    „Pia?“, fragte mich Gustav, „Können wir?“
    „Soll ich wirklich?“, fragte ich ihn nachdem ich mich der Bühne zugewandt hatte.
    „Du würdest uns damit weiterhelfen. Außerdem singst du doch gerne und den Song kennst du doch auch. Also warum nicht?“, fragte er mich.
    „Ok, dann..ähm…fangt mal an.“, forderte ich sie auf.
    Hatte ich das gerade wirklich gesagt?
    Gustav zählte drei Takte vor und dann fingen alle an zu spielen.

    Nach einigen Takten war ich auch schon an der Reihe.
    Ich hatte das Gefühl, dass sich mein erst eben aufgenommenes Selbstbewusstsein gerade verabschiedet hatte und ich mich am falschen Ort befand.

    Die ersten Zeilen murmelte ich mehr als sie zu singen.
    „Das Fenster öffnet sich nicht mehr,
    hier drin ist es voll von dir und leer
    und vor mir geht die letzte Kerze aus.“

    Als ich bemerkte, dass es eigentlich Spaß machte und die Jungs mir zulächelten, faste ich neuen Mut und begann zu singen. Richtig zu singen…

    „Ich warte schon ne Ewigkeit,
    endlich ist es jetzt soweit.
    Da draußen zieh’n die schwarzen Wolken auf.“

    Beim Refrain war es dann ganz um mich geschehen.
    Ich schlenderte währen des Singens auf die Bühne und gab mein Bestes.
    Rockte ich da gerade etwa?
    Traute ich mich endlich mal etwas?

    „Ich muss durch den Monsun,
    hinter die Welt.
    Ans Ende der Zeit, bis kein Regen mehr fällt.
    Gegen den Sturm. Am Abgrund entlang
    Und wenn ich nicht mehr kann denk ich daran.
    Irgendwann laufen wir zusamm’ durch den Monsun.“

    Während ich diese Zeilen sang musste ich an Bill denken.
    Eigentlich sind wir zusammen schon durch den Monsun gelaufen…
    Durch den Groupie-Monsun…
    Bei diesem Gedanken musste ich grinsen.

    Zusammen mit der Band „performte“ ich den Song zu Ende.
    „Schon vorbei?“, dachte ich.

    „Wow, ihr seid echt spitze!“, sprudelte es vor Begeisterung aus mir heraus.
    „Und du solltest dir schleunigst eine Band suchen!“, grinste mich Gustav an.
    „Wenn nichts mehr geht?“, fragte Georg.
    Ich nickte und Tom antwortete: „Alles klar!“

    Wieder zählte Gustav ein und wir stiegen ein.

    Gerade als ich das zweite Mal den Refrain singen musste, kam Bill mit einigen Redbulldosen unterm Arm in den Proberaum.
    Durch die Zeit, die ich jetzt schon auf der Bühne stand, hatte ich mich in einen so aufregenden und belebten Zustand gesungen, dass ich mich traute Bill direkt in die Augen zu schauen. Er war fast vorne angekommen, da begann ich zu singen.

    „Wenn nichts mehr geht, wird ich ein Engel sein.
    Für dich allein.
    Und dir in jeder dunklen Nacht erschein.
    Und dann fliegen wir,
    weit weg von hier,
    wir werden uns nie mehr velier’n.“

    Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, ließ Bill die Redbulldosen, die er bei sich trug auf den Boden fallen. Georg, Tom und Gustav hörten auf zu spielen und lachten sich schlapp.

    Bill hingegen starrte mich an.
    Er kümmerte sich nicht um die Dosen, die am Boden lagen.
    Ich sah in seine dunklen, braunen Augen, die schwarz umschminkt waren, so wie immer.

    Ich fing an, seinen Blick förmlich zu verzehren.
    Es schien so, als würden wir beide nichts mehr von dem Lachen der Jungs mitbekommen.
    In meinem Hals bildete sich ein Kloß, den ich runterschlucken musste, um nicht an ihm zu ersticken.
    Ich betrachtete die pechschwarze Haarsträhne, die ihm über die Augen fiel, doch ich wagte es nicht seinem Blick zu entweichen.

    „Erde an Bill?“, rief Tom und gewann damit das Gelächter von Gustav und Georg.
    „Ähm, was?“, rappelte sich Bill plötzlich wieder auf.
    Er beugte sich, hob die Dosen vom Boden auf und stellte sie auf einen nahe stehenden Stuhl.

    Auch ich kam wieder zu mir und stieg die Treppen herunter.
    Ich half Bill die Dosen, die noch auf der Erde lagen aufzuheben.
    Genauso wie Bill, hockte ich genau vor ihm und wieder trafen sich unsere Blicke.
    „Ich…“, fing Bill an.
    Doch ich unterbrach ihn und flüsterte: „Ist schon gut.“

    Entweder hatte Bill die Dosen fallen lassen, weil er einfach zu viele auf dem Arm getragen hatte oder er fand meinen Gesang so grässlich, dass er vor Schreck die Dosen fallen ließ…

    Oder war es aus noch einem anderen Grund?

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 03.07.2006, 15:15


    Also ich bin für den letzten Punkt, aus einem anderen Grund! Und zwar?, weil sie so toll singt. Und das sollte sie sich mal fein selber eingestehen.

    So süß, die Beiden. Wann kommt, denn endlich der Erste Kuss? :D

    Poste schnell weiter ;-)

    Lg, Sara



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 03.07.2006, 23:03


    Tja, da musst du vielleicht noch etwas gedult haben...oder doch nicht?

    Ich verrate nichts *höhö*
    Musst du schon selbst heraus finden :-D

    ***

    Nach einer Viertelstunde unterbrachen die Jungs die Proben, weil Bill irgendwie nicht richtig bei der Sache war. Etwas musste ihn total aus der Bahn geworfen haben.
    Aber was hatte ihn so durcheinander gebracht?
    Ich konnte es mir nicht wirklich erklären.

    „Was hast du denn auf einmal?“, motze Tom, „Würdest du dich jetzt bitte mal konzentrieren?!“
    „Mir geht’s nicht so gut…“, antwortete Bill mager.
    „Du wirst uns doch nicht kurz vor der Tour krank werden?“, warf Gustav ein.
    „Krank? Bill und krank? Ich glaub der hat ein ganz anderes Problem!“, grinste Tom.

    „Halt die Klappe, Tom!“, kam es von Bill.
    Er schien etwas wütend zu werden, doch in der nächsten Sekunde wurde er wieder ruhiger.
    „Ich glaube, ich leg mich mal für ein paar Minuten hin. Danach wird es mir bestimmt wieder besser gehen. Heute Abend können wir doch auch noch proben, oder? Und das meiste haben wir eh schon durch.“

    Er drückte sein Mikro, das er bis eben noch in der hand gehalten hatte, in den dafür vorgesehenen Ständer und ging von der Bühne herunter.

    „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte ich ihn, als er an mir vorbei schlenderte.
    Das einzige was er sagte war: „Mach dir keine Sorgen. Mir ist nur ein bisschen komisch im Magen. Ist bestimmt gleich wieder ok.“
    Er schenkte mir noch ein dankbares Lächeln und ging.

    Ich wusste nicht warum, aber ich fing an mir Gedanken und Sorgen zu machen.
    Was war los mit ihm?
    Warum fühlte er sich mit einem Mal so schlecht?
    Lag es an mir?

    Plötzlich tat er mir so Leid, obwohl ich nicht genau warum wusste.
    Ich wollte einfach, dass es ihm gut ging.
    Außerdem hatte ich immer noch das komische Gefühl, dass es etwas mit mir zu tun hatte.

    Zusammen mit den übrig gebliebenen Jungs saß ich mit einer Dose Redbull in der Hand im Proberaum.
    Sie unterhielten sich über irgendwelche technischen Dinge von denen ich nicht die geringste Ahnung hatte.
    Mit den Gedanken war ich sowieso woanders.
    Ich dachte nur an Bill.
    An sein Lächeln, sein schlendern, seinen Blick, das fallen lassen der Dosen.

    „Pia?“, unterbrach mich Georg in meinem Gedanken.
    „Ja? Was? Wo? Wie?“, redete ich planlos durcheinander.
    „Willst du ein bisschen Billiard spielen im Totenkeller?“, fragte er mich.
    Wahrscheinlich zum wiederholten Male.

    „Ähm, nein… Ich denke ich schau mal nach Bill…“, antwortete ich.
    Auf diese Antwort grinste Tom mich an und sagte: „Na da haben sich ja zwei gefunden!“
    „Ich will nur wissen, ob es ihm wieder besser geht oder ob ich was für ihn tun kann.“, erwiderte ich vorwurfsvoll, als ob ich gar nicht wüsste was Tom von mir wollte.
    „Natürlich!“, antwortete er und lachte.

    Ich schaute auf meine Uhr. Es war mittlerweile Mittag.
    Da ich sowieso grade unten in der Nähe der Küche war, konnte ich eine Kleinigkeit zu essen mitnehmen.

    Etwas schief wurde ich zwar angeguckt, weil ich erstens aus der Richtung des Proberaumes kam und ich auf meinem Weg in die Küche von vielen Seiten beobachtet wurde und zweitens Pommes für zwei Personen mitnahm.

    Mir war es egal. Hauptsache Bill würde es wieder besser gehen!

    Nach wenigen Minuten stand ich vor Bills Zimmertür und klopfte an.
    Ich hörte schleppende Schritte auf die Tür zukommen.
    Dann wurde dir Tür einen Spalt geöffnet.

    „Hau ab! Ich will jetzt nicht reden!“, maulte Bill.
    „Ok, ich geh ja schon. Entschuldige!“, antwortete ich ängstlich.
    Bill hatte die ganze Zeit auf den Boden gestarrt und die Türöffnung war auch noch nicht mehr als ein kleiner Spalt.
    Als er meine Stimme hörte blickte er sofort auf.

    „Warte! Ich dachte du wärst Tom.“, klärte Bill mich auf.
    „Willst du alleine sein?“, fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Hab nur keine Lust auf eine Standpauke von Tom.“
    „Achso…“, erwiderte ich, „Ich hab was zu Essen mitgebracht. Pommes…“
    „Super. Ich hab echt Hunger. Proben kann so anstrengend sein.“, grinste er mich an.

    „Dann darf ich reinkommen?“, fragte ich zweifelnd.
    „Ja klar!“

    Ich ging durch die Tür und schloss sie hinter mir. Bill war schon vorgegangen.

    Das Zimmer muss schon wieder von einem Zimmermädchen leer geräumt worden sein, denn von unserem Frühstück war nichts mehr zu sehen. Ich stellte das Essen auf den Tisch im Schlafzimmer und setzte mich neben Bill auf einen weiteren Stuhl.

    Stillschweigend verdrückten wir uns hin und wieder eine Pommes.
    Allzu lange konnte ich diese Stille nicht aushalten.

    „Geht es dir denn schon wieder besser?“, fragte ich ihn.
    „Warum?“
    „Na dir war doch schlecht, oder nicht?“
    „Achso, ja sicher…. War nur irgendwas mit dem Magen.“, lächelte er mich verlegen an.

    Innerlich atmete ich kraftvoll ein.
    Der letzte Atemzug vor der Vollstreckung…

    „Ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll, aber… kann es sein, dass ich Schuld an deinem Magenproblem bin?“, fragte ich ihn mit gesenktem Blick.
    Seine Augen weiteten sich… Hatte ich etwa ins Schwarze getroffen?
    „Ich meine, wenn ich etwas gemacht habe, was dich in irgendeiner Art und Weise getroffen hat, dann musst du es sagen.“

    „Wie kommst du denn auf so was?!“, fragte mich Bill, „Warum solltest du etwas mit meinen…Magenschmerzen zu tun haben?“
    „Naja, erst als du rein gekommen bist und ich gesungen habe ging es dir auf einmal schlecht. Da dachte ich…“, antwortete ich, doch Bill unterbrach mich.
    „Mach dir keine Gedanken! Ich war nur etwas irritiert…“

    Irritiert? Was meinte er nun schon wieder damit.
    Ich traute mich nicht zu fragen, was ihn so irritiert hatte.

    Traurig senkte ich meinen Kopf und gab nur ein leises „achso“ von mir.

    Doch dann spürte ich seine Hand auf meiner Schulter und einen mitfühlenden Blick.
    Er hatte seinen Kopf zur Seite gelehnt und schaute mich aufmunternd an.
    „Hey! Du hast mich irritiert, weil du so…so aufgeblüht bist. Und weil du so viel Gefühl in deiner Stimmer hattest.“

    Schüchternd sah ich ihn an und lächelte.
    Er mochte mich und er mochte das was ich tat.
    Nie hätte ich ein schöneres Kompliment bekommen können.
    Eigentlich irritierte er mich mit seiner Ausstrahlung, mit seinen Blicken, mit seiner Art und seiner typischen Bewegung, die er an den Tag legte.
    Und nun irritierte ich ihn?
    ICH irritierte IHN?
    Unmöglich?
    Unglaublich!

    „Komisch.“, sagte ich nach einer Weile.
    „Was ist komisch?“, fragte mich Bill.
    „In der Schule war alles so anders als es jetzt ist.“, antwortete ich.
    „Was meinst du?“
    „Hier werde ich plötzlich respektiert und habe Freunde gefunden. In der Schule wollte Keiner etwas von mir wissen. Gerade weil ich eine Klasse übersprungen habe und meine Mutter mich drängte in allen möglichen AGs und Versammlungen teilzunehmen, hatte niemand Lust sich mit so einer Langweilerin wie mich abzugeben.“, erzählte ich ihm.

    „Was soll ich denn sagen?“, fragte mich Bill.
    Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn fragend an.
    „Jetzt finden es viele cool, geil oder anderweitig positiv, wie ich mich kleide. Damals als ich mit Tokio Hotel noch in kleinen Clubs gespielt habe und nichts von dem ganzen Rummel da war, hatte ich es auch nicht immer leicht. Ich wurde am laufenden Band gehänselt, weil ich mich schminkte oder „spezielle“ Klamotten anzog. Da bist du nicht alleine!“

    Er grinste mich an.
    Es schien so, als würde es ihm heute nichts mehr ausmachen.
    Er lachte darüber!

    „Glaub ich nicht!“, sagte ich und grinste ihn an.
    „Oh doch! Nicht umsonst habe ich „Freunde bleiben“ geschrieben.“
    Er machte eine kleine Pause.
    „Aber wie du siehst lohnt es sich mit der Zeit seinen Idealen treu zu bleiben! Also mach dich nicht immer so klein. Du bist so süss…“, sagte er und senkte seinen Blick.
    „Ich meine jeder kann froh sein dich als Freundin zu haben.“

    Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte.
    In meinem Kopf sammelte sich das ganze Blut zusammen und ich strahlte wie eine radioaktive Tomate….
    Strahlen die dann überhaupt rot?
    Was für ein bescheuerter Gedanke in dieser Situation.
    ***

    Mittlerweile hatten wir uns von unseren Stühlen gelöst.
    Wenn ich schon nicht im Stande zu reden, dann wenigstens um mich zu bewegen, damit irgendetwas passierte.

    Ich setzte mich auf den Boden vor das große Hotelzimmerbett.
    Bill schaute mir erst nach und dann setzte er sich ohne etwas zu sagen neben mich.

    Für einen kurzen Augenblick schloss ich meine Augen. Im Rücken spürte ich das harte Holz des Bettgestells. Doch für mich war es kein unangenehmes Gefühl. Bei dem Gedanken, dass er darin sanft und friedvoll schlief, träumte und so kindlich aussehen musste versüßte mir die Härte und wandelte sie in Wärme, in Zartheit um.

    Auch wenn Bill neben mir saß, so zog ich die Luft in meine Nase ein, um herauszufinden, ob sein Geruch an der Bettwäsche hing.

    Warum tat ich bloß all diese Dinge?
    Alles was nur das Geringste mit ihm zu Tun hatte, war für mich das Paradies!

    „Was denkst du gerade?“, fragte er mich.
    Ich öffnete meine Augen wieder und lächelte ihn an.
    Er war da. Er saß neben mir.
    Er wollte wissen, was ich denke.
    Schön alleine dafür liebte ich ihn so.
    Ja, ich liebte ihn!
    Das wurde mir jetzt erst so richtig klar.

    Noch nie hatte ich so viel, so etwas für jemanden empfunden.
    Doch trotzdem war es komisch.
    Woher konnte ich mir sicher sein, dass dieses Gefühl tief in mir drin auch wirklich Liebe war?
    Wozu machte ich mir all diese Gedanken, wenn er sowieso in ein paar Wochen wieder aus meinem Leben verschwinden würde?
    Er würde wieder raus gehen in die weite Welt und ich würde hier bleiben.
    Hier im Hotel und den Wunsch meiner Mutter befriedigen.
    Hier würde ich vergammeln.
    Was für ein negativer Gedanke für eine eigentlich so positiv eingestellte junge Frau, wie mich…

    „Gar nichts.“, antwortete ich.
    „Gar nichts?“, fragte er mich wieder.
    Ich wusste, dass ich ihm nichts vormachen konnte.
    Und wieder konnte ich ein Lächeln unerfolgreich unterdrücken.

    „Manchmal würde ich echt gerne wissen was alles in deinem Kopf vor sich geht.“, sagte er leise und strich mir mit seiner hand eine Haarsträhne, die mir aus meinem locker geflochtenen Zopf heraus gefallen war.

    Durch meine leicht geöffneten Lippen strömte die heiße Atemluft, die meinen Körper verließ.
    Mit dieser einfachen Geste, die für mich so viel bedeutete, hätte er alles von mir haben können. Ich hätte ihm alles was in meiner Macht stand ermöglicht, nur um für ihn etwas genauso Wertvolles zu leisten.

    Kein Lächeln, nix.
    Ich starrte ihn nur an.
    Darauf zog er seine Hand weg, weg von meinem Gesicht.
    Doch ich ergriff seine Hand.
    Und sah ihn an.
    Ich konnte nicht von ihm absehen.

    „Und das sagt der Mensch zu mir, der sich so oft zurückzieht und in seinen Gedanken schwimmt. Das sagt mir der Mensch, der mich gerade durch seine gedankliche Art anzieht?“, flüsterte ich.
    Dann schienen wir die Rollen zu wechseln.
    Jetzt saß er mir ohne ein Lächeln, ohne eine andere erkennbar freundliche Emotion gegenüber.

    Keiner wollte jetzt seinen Gedanken an unbedeutsame Worte verschwenden. Plötzlich kamen mir Wörter so ausdruckslos vor. Ich wollte nicht mehr reden. Ich wollte nie mehr reden.
    Das Einzige was ich wollte war seine Lippen auf meinen zu spüren.
    Für die Ewigkeit.
    Bis in die Unendlichkeit!

    Bill schluckte, dann bewegte sich sein Oberkörper, sein Gesicht, seine Lippen immer weiter zu mir. Immer wieder ein kleines Stück.
    Mein Herz klopfte so laut, dass ich das Gefühl hatte, die ganze Welt könnte es hören.
    Meine Augen fixierten seine schmalen, rötlichen Lippen an und bei jedem Stück, dass wir uns näher kamen, schloss ich sie immer mehr bis ich sie schließlich ganz geschlossen hatte und nur noch auf das Gefühl seiner Nase, an die ich sanft anstoßen würde, an seine Haut, an seinen Lippen auf meinen.

    Doch gerade als ich seinen Atem schon so nah auf meiner Haut spürte, klopfe es an der Tür.
    Ich zuckte zurück in meine alte Position und öffnete schlagartig meine Augen. Auch Bill war mir nicht mehr so nah, wie eben.

    „Ähm, die Tür…“, stammelte er, sprang auf und verließ das Zimmer.
    Mir wurde keine Zeit zum Realisieren, der soeben da gewesenen Situation gelassen, denn von draußen hörte ich die Stimmen von Tom, Gustav und Georg.

    Was würden sie denken, wenn sie mich hier so sitzen sahen?
    Schnell stand ich aus und nahm wieder auf einem der Stühle, die um den kleinen Tisch standen platz.

    Kurz nachdem ich mich umgesetzt hatte, strömten die Jungs auch schon ins Zimmer.

    „…du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sexy die aussah! Lange blonde Haare, grüne Augen und fast so groß wie ich. Man hatte die eine traumhafte Figur und tanzen konnte sie auch…“, erzählte Tom und schwärmte nur in den besten Tönen von diesem Mädel.

    Bill und ich saßen noch ganz verdattert da. Immer noch so überwältigt von den ganzen Gefühlen und dem daraus resultierenden beinah geschehenden Kuss.

    „Was ist denn mit euch los?“, fragte Georg.
    Tom belächelte seine Frage.
    „Stören wir etwa?“, fragte er uns.

    „Ähm…nein, nein, ihr stört uns nicht.“, antwortete ich schnell.
    „Sicher…“, grinste Tom mich an. „Heißt das wir können jetzt weiterproben?“
    Bill sagte nichts.
    „Bill?“, fragte Tom noch mal.
    „Ja, ja natürlich.“, antwortete Bill dann schließlich.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 04.07.2006, 07:30


    Och, menno. Ich hätte um alles gewettet das die sich jetzt stürmisch im Bett wälzen :D aber nein, nur weil seine Kompanen genau in diesem Augenblick kommen mussten.

    Sehr toller Teil, echt.

    Poste schnell weiter, okay?! ;-)

    Lg, Sara



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 05.07.2006, 18:34


    Ja, ein sehr unpassender Augenblick, den sich die Jungs da ausgesucht haben *hihi*
    Aber die zwei werden schon noch genug Zeit in Zweisamkeit verbringen können :wink:

    ***

    Während die Jungs nach unten in den Proberaum gingen, schlich ich mich rüber in mein Zimmer.

    Ich setzte mich auf mein Bett und dort verharrte ich eine ganze Weile. Die Zeit strich dahin, doch für mich war plötzlich alles so zeitlos. Egal wie spät es war, egal wie lange ich schon auf meinem Bett saß und vor mich hin starrte.

    So gerne hätte ich gewollt, dass die Zeit mit Bill für ewig andauerte.
    Dieser Moment sollte für ewig andauern, dieses Gefühl sollte für immer anhalten.

    Plötzlich klingelte mein Telefon.
    Völlig perplex nahm ich den Hörer und drückte mir die Muschel ans Ohr.
    „Hallo?“, fragte ich und hoffte auf eine Antwort vom anderen Ende des Hörers.
    „Hallo Schätzchen. Ich wollte nur mal schnell fragen, ob alles in Ordnung ist bei dir.“
    Es war meine Mutter. Wer auch sonst…?!
    Ich bekam kein Wort aus meinem Mund heraus.
    „Pia, Schätzchen?“, fragte sie nach einigen Sekunden.
    „Entschuldige. Ja, alles in Ordnung bei mir. Ich hoffe du erholst dich auch schön.“, antwortete ich endlich. Ich hätte nicht fragen sollen, denn nach diesem Satz bekam ich zu hören, wie toll es doch in Paris sei, die Museen, das Theater und wie viel Spaß sie und Sophie hatten.

    Wenn sie nur wüsste, das hier mein eigenes, kleines Paradies war.
    Hier wo er war.
    Wo ich mich zum ersten Mal verliebt hatte.
    Paris, London, Rom, Hawaii, die Karibik…das waren alles Trauerstätten gegen das was ich hier hatte.

    Lange telefonierten wir nicht. Immer standen irgendwelche Touren an.
    Keine Zeit für die eigene Tochter.
    Für mich war es nicht im geringsten schlimm, ich liebte meine Freiheit…

    Sollte ich runtergehen? Es war jetzt eine Stunde her seitdem ich mich von den Jungs getrennt hatte. Einerseits musste ich immer wieder daran denken, dass ich auf gefährlichem Fuß lebte, wenn ich mich mit Bill und den anderen Jungs abgab, aber dennoch wurde ich von ihm angezogen, wie dir Grillen vom Licht, wie das Tier zum Futter, wie der Regen zur Erde.

    Ich musste ihn sehen, ich musste ihn hören.

    Schließlich konnte ich mich nicht mehr dagegen wehren und versuchte unbeobachtet zum Proberaum zu gelangen, was mir auch glückte.
    Wieder sah ich ein gewohntes Bild. Die Band stand auf der Bühne und sie unterhielten sich über irgendwelche Basssequenzen und Tonlagen.

    Ich ging zur Bühne. Als ich ankam stand Bill mir direkt gegenüber. Ich sah zu ihm empor und lächelte ihn an. „Hi.“, hauchte ich leise.
    „Hi.“, kam von ihm zurück. Erst von ihm, dann auch von den anderen Jungs.

    Keine Ahnung wie lange ich ihnen beim proben zusah. Ich setzte mich auf eine der Kisten und sah ihnen einfach nur zu. Eigentlich betrachtete ich nur Bill.
    Mich überkam ein überwältigendes Gefühl, als er „Rette mich“ sang. Mir kam es so vor, als ob er jedes Lied, alles was er je zuvor gesungen hatte, viel leidenschaftlicher und ernster sang.

    Wie oft sich unsere Blicke an diesen Abend getroffen hatten, konnte ich schon gar nicht mehr zählen. Wenn er lächelte, lächelte ich zurück. Wenn er ernst und nachdenklich wirkte verzauberte er mich immer wieder aufs Neue.

    Gegen 20Uhr hatte die Band genug.
    „Totenkeller?“, fragte Georg.
    Tom und Gustav nickten sofort.
    „Bill? Pia?“, fragte er.
    „Ich räume noch schnell auf.“, antwortete Bill. „Pia, würdest du mir helfen?“, fragte er mich. „Sehr gerne.“, gab ich zurück und lächelte ihn an.

    Tom, Gustav und Georg schienen sich ihr eigenes Bild von diesen ungewöhnlichen Freunden über eine so stinkend langweilige Sache wie aufräumen zu machen. Mit einem Grinsen auf ihren Gesichtern verschwanden sie und schließlich standen Bill und Ich alleine im Proberaum.

    Ohne ein Wort zu sagen, schoben wir gemeinsam Kisten durch die Gegend, sammelten leere Dosen und anderen Müll zusammen und wickelten Kabel auf.
    Als wir fertig waren verließen wir den Proberaum. Während Bill die Tür abschloss, lehnte ich mich mit meiner Schulter gegen die Wand und beobachtete ihn dabei.

    Ich beobachtete wie eine pechschwarze Haarsträhne vor sein Auge fiel. Wie ich diese gemeine Geste seiner Haare liebte. Es ließ ihn so verletzlich aussehen, so unschuldig.

    So vertieft in meine Gedanken, bewegte sich meine Hand wie von selbst zu seinem Gesicht und strich ihn mit meinen Fingerspitzen behutsam die Strähne aus seinem Gesicht. Als er sein Gesicht daraufhin langsam zu mir drehte, schnellte meine Hand wieder zurück.

    „Oh, ähm, entschuldige.“, stammelte ich, „Ich wollte nicht…“, fing ich an, doch Bills Blick durchdrang mich und lies mich nicht Weitersprechen. Er kam näher und bald merkte ich die kalte Wand an meinem Rücken. Als er vor mir stand flüsterte er ruhig: „Was hast du nur mit mir gemacht?“ Dann lächelte er und strich mir über meine Wange.

    Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich ganz allein auf seine Berührungen.
    Plötzlich bemerkte ich, wie er näher kam. Ich spürte seinen Atem und automatisch öffnete ich meine Lippen ein kleines Stück. Wieder überkam mich ein so überwältigendes Gefühl, sodass ich in Schüben ein und kräftig wieder ausatmete. Viel zu sehr wollte ich, dass er mich küsst.

    Bis ich endlich seine Lippen auf meinen spürte verging fast eine halbe Ewigkeit. Ich erwiderte seinen sanften Druck und küsste ihn. Langsam schlossen sich unsere Lippen und öffneten sich wieder. Der Kuss erschien mir so vollkommen.

    Als er von mir lies, öffnete ich ganz langsam meine Augen, so als wäre ich aus einem Dornröschenschlaf erwacht. Mein erster richtiger Kuss von der Person, die mir so viel bedeutete.
    Wir beide sahen uns tief in die Augen und auch für ihn schien es ein neues Gefühl zu sein, auch ihn schien dieser Kuss sehr viel zu bedeuten.

    Plötzlich hörten wir ein Geräusch und wurden gezwungen unsere Zweisamkeit aufzugeben. Was war das für ein Geräusch? Hatte uns jemand gesehen?
    Erschrocken starrte ich den Gang zum Fahrstuhl entlang, doch ich konnte niemanden sehen. Vorsichtig gingen Bill und ich den Gang entlang. Auch als wir in den Fahrstuhl stiegen und nach oben fuhren, konnten wir niemanden entdecken.

    Er begleitete mich zu meiner Zimmertür. Ich schloss aus und drehte mich noch mal um.
    Keiner von uns Beiden wusste genau was er sagen sollte.
    „Ich bin so froh, dass es dich gibt.“, sagte ich verlegen und senkte mein Gesicht.
    Bill legte vorsichtig einen Finger unter mein Kinn und hob damit mein Gesicht wieder zu einem aufrechten Blick. Er lächelte mich an und küsste meine Stirn.
    „Bis morgen?“, fragte er dann.
    Ich nickte und verschwand freudestrahlend in meinem Zimmer.

    ***

    Am nächsten Tag machte ich mich wieder an meine Arbeit, doch den Traum, den ich gestern gelebt hatte, versüßte mir jede Anstrengung und zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht. Ich war einfach nur glücklich.

    Als ich unten in den Mitarbeiterraum kam, sah ich zwei weitere Turteltäubchen…
    Sarah und Robert saßen auf einer Bank, hielten sich in den Armen und küssten sich. Na endlich! Hatte ich es nicht gesagt?! Endlich hatten sie zueinander gefunden und ich freute mich so für die Beiden.

    Was konnte es schöneres geben als selbst verliebt zu sein und auch seine Freunde so glücklich zu sehen? Für mich war es wie eine Erfüllung.

    Ich ging auf die Beiden zu.
    „Guten morgen ihr zwei Hübschen. Wie ich sehe ist es gestern sehr gut gelaufen.“, sagte ich. Daraufhin ließen sie voneinander ab.
    „Ja, dass kann man so sagen.“, grinste mich Sarah an.

    „An die Arbeit!“, sagte Robert nach einem kleinen small-talk über ihren gestrigen Abend.
    „Sehen wir uns nach Feierabend?“, fragte Sarah ihn.
    „Klaro Süße!“, zwinkerte er ihr zu und gab ihr einen letzten Kuss.
    Während wir wieder einmal die Zimmer säuberten, Betten frisch bezogen, Mülleimer entleerten und Handtücher auswechselten erzählte mir Sarah die Details des Abends. Sie schwärmte nur so von Robert. Schließlich war auch ich an einem Punkt angekommen, ab dem ich auch ihr unbedingt erzählen musste, was mir gestern passiert war.

    Ihr konnte ich es anvertrauen. Ich wollte, dass sie es wusste.

    „Mir ist gestern auch so was unheimlich schönes passiert…“, fing ich an.
    „Echt? Erzähl! Hast du jemanden kennen gelernt?“, fragte sie mich neugierig.
    „Nicht direkt…“, sagte ich langsam und schaute sie verstohlen an.

    Sie wusste sofort was los war.
    „Jetzt sag nicht du und dieser Sänger?“, fragte sie mich und flüsterte damit es niemand mitbekam. Sie schaute sich nach möglichen Spionen um.
    „Du weißt doch, dass es verboten ist, etwas mit einem Gast anzufangen! Das kostet dich den Job!“

    „Ich weiß, aber jetzt hör mir doch erstmal zu!“, erwiderte ich und sah sie verzweifelt an.
    „Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich so viel Glück. Wenn ich mit ihm zusammen bin, habe ich das Gefühl als wenn alle Probleme die ich je hatte nicht mehr existieren. Er gibt mir so viel Kraft und zeigt mir, dass ich ein wertvoller Mensch bin…eine wertvolle Frau.“, erzählte ich.

    Ich ging ein Stück im Zimmer umher, in das wir gegangen waren, um uns ungestört unterhalten zu können.

    „Mensch Sarah, ich hab das Gefühl, dass er der Richtige für mich ist. Und als er wir uns gestern geküsst haben, da…“
    „Ihr habt was?“, unterbrach sie mich. „Und wenn euch jemand dabei gesehen hat?“
    „Uns hat niemand gesehen!“, sagte ich, doch so ganz sicher war ich mir da auch nicht.

    „Was soll ich denn machen? Ich hab mich einfach verliebt. Kannst du das nicht verstehen? Ich meine, du und Robert, ihr seid doch auch so glücklich…“, sagte ich zu Sarah. Sie musste mich in ihrer jetzigen Situation doch am besten verstehen.

    „Natürlich kann ich dich verstehen. Ich mach mir nur Sorgen um dich. Was soll ich denn machen, wenn du plötzlich nicht mehr hier arbeiten kannst?“, seufzte sie und nahm mich in den Arm. „Ich freu mich ja für dich.“

    Wir konnten uns nicht lange aufhalten und mussten wieder an die Arbeit. Als wir in der Etage fertig waren, gingen wir zum Fahrstuhl, um nach unten in den Keller zu fahren und endlich Feierabend zu machen. Wir hatten 6 Stunden durchgearbeitet und konnten deshalb eher gehen.

    Sarah schon den Putzwagen vor sich her und ich drückte auf den Knopf, um den Fahrstuhl zu holen. Als sich die Türen öffneten erschrak ich mich erst ein wenig, weil ich nicht damit gerechnet hatte ihn zu sehen.

    „Hi! Wo wollt ihr den drauf los?“, fragte ich sie strahlend.
    „Proben.“, kam es von ihnen zurück.
    Georg, Tom, Gustav und Bill standen vor uns.
    „Schön.“, sagte ich und sah zu Bill, der mich mit seinen funkelnden Augen wieder mal in seinen Bann zog.

    „Wir nehmen den nächsten Fahrstuhl.“, sagte Sarah dann.
    „Nein, wir rutschen ein wenig zusammen und dann passt das schon.“, erwiderte Gustav.
    Gesagt getan. Wir stiegen in den Fahrstuhl und fuhren gemeinsam nach unten.
    „Hast du gleich Feierabend?“, fragte mich Bill.
    „Ja.“, antwortete ich.
    „Schön.“
    „Ja, schön.“

    Es brauchte nicht viele Worte und Gesten um zu merken, dass etwas zwischen Bill und mir war. Vielleicht hatte er es seinem Bruder anvertraut. Schließlich hatte ich Sarah ja auch davon erzählt. Außerdem waren die Jungs nicht blöd. Sie kannten Bill und wussten wie er sich in bestimmten Situationen verhielt.

    Als wir unten ankamen stiegen wir aus.
    „Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.“, sagte ich, doch anstatt die Jungs anzuschauen, starrte ich nur auf Bill.
    „Ja dir auch. Vielleicht sieht man sich heute noch…?“, sagte er, doch der letzte Satz klang nach einer hoffnungsvollen Frage.
    „Ja, vielleicht sieht man sich heute noch.“, gab ich lächelnd zurück und darauf lächelte er zurück.

    Die Band ging in Richtung Proberaum und wir in Richtung Küche, doch ich sah ihnen noch lange nach und auch Bill drehte sich hin und wieder um.

    „Dich hat es ja ganz schön erwischt!“, stellte Sarah fest.
    Ich strahlte über beide Ohren und antwortete nichts darauf, sondern zuckte nur mit den Schultern.

    ***

    Gerade als ich gehen wollte und den Mitarbeiterraum verlassen wollte, stand Herr Schmidt vor mir. Er sah nicht gerade fröhlich aus und schaute auf mich mit einem finsteren Blick herab.

    Ich konnte halbwegs noch ein „Guten Tag“ herausbringen, doch da bat er mich schon ihm zu folgen. „Kommen sie mit in mein Büro!“, forderte er mich auf.
    Was wollte er denn jetzt schon wieder? Hatte er etwas mitbekommen? Über was war er so verärgert.

    Als wir in seinem Büro waren sagte er: „Setzten sie sich!“ und er setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Ich nahm unsicher vor diesem platz und wartete auf das, was nun von Herrn Schmidt kommen sollte.

    „Erinnern sie sich noch an unser letztes Gespräch?“, fragte er mich zynisch.
    „Ja, natürlich Herr…“, fing ich an, doch Herr Schmidt wütend drauf los zu reden.
    „So, sie wollen sie also daran erinnern? Und warum handeln sie dann gegen unsere Regeln? Was fällt ihnen ein! Halten sie sich für etwas Besseres?“
    „Lassen sie mich doch erklären…“, stotterte ich ängstlich.

    „Was gibt es da noch zu erklären? Sie haben sich gegen die Regeln unseres renommierten Hotels gestellt und haben sie mit einem Gast eingelassen. So ein Verhalten können wir in unserem Hause nicht billigen!“, schrie er mich an und ich rutschte immer weiter in meinen Stuhl und wurde immer kleiner.

    „Schmeißen sie mich jetzt raus?“, fragte ich schüchtern.
    „Oh nein, ich habe etwas viel ertragsreicheres mit ihnen vor!“, sagte er plötzlich ganz ruhig.
    Seine Augen begannen gierig zu funkeln. Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und zog einen gelben Umschlag hervor. Ohne ein Wort zu sagen, überreichte er mir den Umschlag und lachte gehässig.

    Ich öffnete den Umschlag und holte einige Fotos heraus. Als ich sie betrachtete fragte er mich: „Finden sie nicht auch, dass sie Beiden sehr gut getroffen sind?“
    Auf allen Fotos, die ich in meiner hand hielt, waren Bill und ich zu sehen.
    Bill und ich, die sich näher kamen!
    Das muss das Geräusch gewesen sein, was wir gestern Abend gehört hatten.
    Jemand hatte uns fotografiert.

    Schockiert schaute ich zu ihm rüber. Er lehnte entspannt und mit einem so gemeinen Grinsen in seinem Bürosessel, dass ich nicht mehr ein noch aus wusste.
    „Was soll das?“, fragte ich ihn.
    „Was sind ihnen und ihrem neuen Lover diese Fotos wert?“
    „Wie bitte?“
    „Stellen sie sich nicht blöder als sie sind! Ich will Geld, viel Geld! Sonst landen diese Fotos schon sehr bald bei der meistbietenden Zeitung oder vielleicht doch ans Fernsehn?“
    „Das können sie doch nicht machen!“, sagte ich verzweifelt. „Er hat nichts mit meinem Verstoß der Regeln zu tun. Lassen sie ihn und die Band daraus!“, flehte ich ihn an, doch er blieb bei seiner Erpressung.

    „Ach ja, ist Liebe nicht etwas Herrliches?“, grinste er.
    Dann machte er eine Pause und schien zu überlegen.
    „Ich rufe die Polizei, wenn sie mich erpressen wollen! Das lasse ich nicht zu!“, schrie ich ihm mutig entgegen. Konnte ich ihn einschüchtern?

    „Dann mache ich ihnen einen anderen Vorschlag…Ich denke nicht, dass dieser leichter für sie sein wird… Keine Polizei, keine Presse. Aber sie sehen ihn nie wieder! Sonst könnte ich mich verplappern… und da ich jetzt schon weiß, dass sie nicht von ihm lassen können, hab ich das Geld von der Presse so gut wie sicher!“, lachte er.

    Warum konnte ein Mensch nur so schrecklich sein?
    Mir kullerten einige Tränen herunter, die ich mit meiner Hand schnell wieder weg wischte.
    „Und sie versprechen mir, dass sie keinem die Fotos zeigen, solange ich nicht…“, ich musste schlucken. Allein der Gedanke tat mir weh. Der Gedanke daran Bill nie wieder so sehen und spüren zu können, wie ich es in letzter Zeit konnte. Ich riss mich zusammen und beendete meinen Satz: „…solange ich nicht mit Bill zusammen bin.“

    „Klar Schätzchen!“
    „Ok.“, erwiderte ich und ging.
    Raus aus dem Büro, weg von hier, weg von den ganzen Mitarbeitern…

    Ich war nicht so naiv und kaufte diesem Arschloch, die ganze Sache mit der Presse ab.
    Er wollte Geld und mit diesen Fotos, auf denen der Sänger, der zur Zeit erfolgreichsten Band knutschend mit einem Mädchen zu sehen war.
    Doch einen Versuch war es doch wert! Die Band konnte solche Skandale nicht gebrauchen. Ich wusste wie schwer es ist ganz oben zu stehen und ich wollte ihnen keine Steine in ihren Karriereweg legen.

    Ich ging den Gang zum Fahrstuhl hinunter, stieg in den Fahrstuhl und drückte den Etagenknopf. Doch plötzlich hielt er auf halben Weg und die Türen öffneten sich. Vor mir stand Sarah und sah sofort, dass etwas nicht stimmte.
    „Pia? Was ist los mit dir?“, fragte sie mich.

    Sie stieg ein und fuhr mit mir nach oben.
    Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr halten und tausende von salzigen Tränen strömten über meine Wangen.
    „Du bist ja ganz bleich! Jetzt sag schon was los ist! Was ist passiert?“, fragte mich Sarah und legte ihre hand auf meine Schultern.

    Erst als wir oben ankamen und aus dem Fahrstuhl ausgestiegen waren, rückte ich mit der Sprache heraus.
    „Warum kann ich nicht auch mal Glück haben? Immer geht alles schief, wenn ich mich schon mal verliebe.“, schrie ich heulend vor mich her.
    „Ist was mit Bill? Hat er irgendwas gemacht?“, fragte sie mich.
    „Nein! Bill hat gar nichts gemacht!“, antwortete ich und beruhigte mich wieder.
    Wieder flossen mir Tränen aus den Augen.
    „Was dann? Bitte sag doch was. Kann ich dir irgendwie helfen?“
    „Helfen? Keiner kann mir helfen, ich bin ein hoffnungsloser Fall, der erpresst wird…“

    „Du wirst erpresst? Von wem? Womit?“, fragte sie mich und ich merkte wie ernst es ihr war.

    Ich erzählte ihr, was gerade in dem Büro von Schmidt passiert war.
    Wie er mich anschrie und was er verlangte.
    „Lieber leide ich, anstatt Bill seinen Traum zu nehmen. Er wird von Mädchen nur so umschwärmt, da bin ich nicht wichtig. Er kann Jede haben. Diese Fotos dürfen nicht an die Öffentlichkeit kommen. Ich habe es verbockt, also bade ich es auch aus…Bill hat damit nichts zu tun und er wird auch nichts davon erfahren.“

    Ich bemerkte, wie Sarah plötzlich still wurde und hinter mich sah. Langsam drehte ich mich um. Oh nein! Das darf doch nicht Wahrsein.
    Hinter mir stand Tom.

    Jetzt liefen die Tränen nur noch schneller über meine Wangen, denn gerade Tom erinnerte an Bill. Das war anscheinend der Zwillingsfluch.
    Ich senkte meinen Blick und fragte ihn: „Wie lange stehst du hier schon?“
    „Lange genug um zu wissen was dieses Schwein mit dir abzieht!“, antwortete er.
    „Ich mach das schon! Du versprichst mir jetzt, dass du Bill nichts davon erzählst!“, forderte ich ihn auf.
    „Aber…“
    „Nix aber! Bitte…sag ihm nichts. Ich flehe dich an!“, bettelte ich.
    „Ich bin an allem Schuld!“, sagte ich noch schnell und rannte zu meiner Zimmertür.
    Traurig schaute ich in zwei erschrockene, mitfühlende Gesichter und ging dann ohne noch etwas zu sagen hinein.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Chari - 05.07.2006, 19:08


    oh neien die arme pia!!

    boah ey diese schmidt ist echt ein schwein und dann war sie ncoh so glücklich :( :?

    dein schreibstil ist natürlich wieder genial!! ich hoffe du schreibst bald weiter!°! :)



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 07.07.2006, 18:32


    Danke, danke!
    Freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt.

    Hier geht es weiter:

    ***

    Das Nächste nachdem mir zu Mute war, war mich aufs Bett zu schmeißen und los zu heulen. Auch wenn ich nicht genau wusste warum, war ich sauer auf mich selbst und gerade das motivierte mich zum hineinsteigern in eine Depression. Diese Phasen an sich fand ich nicht immer schlecht, denn sie sorgten für meine Kreativität.
    Liebe, Trauer, Schmerz, Verzweiflung; das waren Gefühle, die so tief saßen, dass man sie am besten beschreiben konnte.

    Doch anders als sonst, tat mir diesmal alles so weh.
    Ich dachte an jedes nur so kleinste negative Detail was mich betraf, um die Verzweiflung in Schmerz und den Schmerz in emotionale Gleichgültigkeit zu verwandeln.
    Eine andere Möglichkeit kam für mich nicht in Frage, ich musste mich selbst hassen, um diese beschissene Situation zu überstehen!

    „Du bist hässlich!“, sagte ich so vor mich hin.
    „Du bist ein Niemand! Dich liebt keiner!
    Du bist naiv! Wie kommst du nur darauf, dass du Bill etwas bedeuten könntest?“

    Nachdem ich seinen Namen laut erwähnt hatte, kullerten wieder ein paar Tränen.
    Gleichzeitig dachte ich an die ganzen Geschehnisse, die während meiner Zeit, hier im Hotel schon alle passiert sind.

    Ich dachte daran, wie ich von Robert und Sarah umgestylt wurde, wie ich mir selber gefiel als ich in den Spiegel sah und ich Komplimente bekam.
    Ich dachte an Tom, Gustav, Georg und Bill, die mich so akzeptiert haben wie ich bin, die mich zum singen gebracht haben und meine Persönlichkeit mochten.
    Ich dachte an ihn, an Bill, der mein Selbstbewusstsein auf eine so herzliche Art gestärkt hatte, an seine Blicke, an sein Vertrauen mir gegenüber und an seine Berührungen.

    Sollte das jetzt alles zu meiner Vergangenheit gehören?

    Ich bemerkte, dass meine ganzen negativen Punkte nicht wirklich zutrafen und das schmerzte mich nur noch mehr. Mir wurde gezeigt, dass ich hübsch aussehen konnte, mir wurde gezeigt, dass ich Jemand war, der etwas vollbringen konnte und mir wurde gezeigt, dass ich Menschen etwas bedeutete.

    Was sollte ich bloß tun?
    Ich konnte ja nicht einmal einen klaren Gedanken fassen.

    Auf dem Rücken liegend starrte ich an die weiße Decke des Zimmers.
    Meine Hände hatte ich überm Bauch verschränkt.
    Vereinzelt liefen mir noch Tränen aus den Augenwinkeln, rollten an meinet Haut hinunter und verschwanden in meinen langen Haaren.

    Ob im Moment jemand Flitterwochen in unserem Hotel verbrachte?
    Ob sich gerade jemand liebte?
    Ob sich jemand zum ersten Mal küsste oder seine Liebe gestand?

    Von einem Klopfen an der Tür wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
    Wer war das?
    Hatte Tom Bill erzählt was passiert war?

    Ich stieg aus dem Bett, ging zögernd zu Tür und blieb schließlich vor ihr stehen.
    Nach einer Weile klopfte es wieder.
    Was sollte ich tun?
    Meine Angst, dass Bill hinter dieser Tür stand, war zu groß.
    Ich konnte ihn jetzt nicht sehen!
    Zu groß würde der Schmerz sein.

    „Bitte Pia! Jetzt mach schon auf! Ich weiß das du da bist!“, rief eine Stimme von draußen.
    „Ich bin’s Robert! Bitte mach auf. Sarah hat mir alles erzählt.“

    Ich entschloss mich, die Tür zu öffnen.
    Vor mir stand Robert. Als er mich sah, stürmte er ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und nahm mich in den Arm. Das Gefühl von Nähe machte mich aufs Neue schwach und ich konnte meine Tränen nur schwer zurück halten.

    Ich löste die Umarmung und wischte mir die Tränenspur, die von meinen Augen abwärts bis zum Kinn verlief mit meinem Handrücken weg. Robert musste ja nix von alledem mitkriegen, dachte ich mir, doch ich wusste wie bescheuert dieser Versuch war.
    Er würde es mitbekommen.
    Genauso wie alle anderen!
    Genauso wie Bill.

    „Dieser Arsch! Ich schwöre dir, den mach ich fertig. Was glaubt der denn, wer er ist?“, brachte Robert wütend hervor. „Ich meine, so was kann er doch nicht machen!“
    Wieder kullerte mir eine Träne die Wange herunter. So gerne ich auch unterdrücken wollte, schaffte ich es nicht im Geringsten.

    „Vielleicht ist es besser so.“, erwiderte ich kalt.
    „Besser? Spinnst du? Dem Kerl sollte mal richtig eins in die Fresse geschlagen werden.“
    „Du hältst dich da gefälligst raus!“, schrie ich ihn an. „Es ist ganz einfach! Ich sehe Bill nicht mehr und alles ist gegessen!“
    „Das glaubst du doch selbst nicht, Pia. Der verkauft die Fotos eiskalt an irgendeine Teenie Klatschpresse und scheffelt die ganze Kohle!“
    „Aber was soll ich den tun? Ich will nichts machen, was Bill und den Rest der Band gefährdet!“, meine Stimme zitterte und mein Mund war vollkommen trocken.

    „Wir holen und die Fotos aus seinem Büro!“, sagte Robert nach einer Weile.
    „Natürlich! Und die liegen auch einfach so auf seinem Schreibtisch zusammen mit den Negativen. Sag mal wie stellst du dir das vor? Willst du deinen Job riskieren!“
    „Scheiß auf den Job! Wir müssen dieses Schwein ran kriegen!“, antwortete er und sah mich an.

    „Sarah meinte er hätte die die Fotos gegeben?“, fragte er dann.
    „Ja, die waren zuerst in so einem großen Umschlag drinnen und den hat er aus einer Schreibtischschublade gekramt.“, erinnerte ich mich.
    „Ok!“, kam es von Robert und er öffnete die Tür.
    „Was willst du jetzt machen?“, fragte ich ihn verwundert.
    „Ich werde dem ganzen auf den Grund gehen. Und du bleibst hier…“, er ging aus dem Raum und steuerte den Fahrstuhl an.
    „Robert!“, rief ich ihm nach.
    „Geh wieder rein! Ich mach das schon!“

    Das musste er mir nicht zweimal sagen.
    Ich ging in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
    Na super Pia! Toll gemacht. Vielleicht möchtest du noch ein paar unschuldige Menschen mit in dein Unglück reißen?
    Wenn Robert jetzt irgendwelche Dummheiten macht und deswegen gefeuert werden würde…oder sogar Ärger mit der Polizei bekam, dann würde ich mir das niemals verzeihen.

    Ich duschte, zog mir meinen Schlafanzug an, kuschelte mich in mein Bett und vergrub mich unter der Bettdecke. Aus meinem Zimmer traute ich mich nicht mehr raus und ich wollte auch nicht mehr. Um mich abzulenken schaltete ich den Fernseher ein, doch auch hier schien ich vom Unglück verfolgt zu werden! Überall nur Liebesfilme. Überall glückliche Paare, die Händchen haltend durch einen Park schlenderten und sich küssten.

    Enttäuscht und den Tränen nahe, schaltete ich den Fernseher aus und das Radio an. Vielleicht lief hier wenigstens Depri-Musik, dachte ich mir.
    Genau richtig um tiefer in seine Trauer abzurutschen.
    Doch auch im Radio liefen lauter Liebeslieder…

    „Mach das Licht an, denn ich friere
    unter deiner Decke ist es kalt.
    Keine Luft und keinen Atem,
    der Himmel fällt ins Meer.

    Ich will alles für dich werden
    Lehrer, Rockstar, Optimist,
    weil nur du meine Seele stillen kannst,
    nicht bleibt wie es ist.
    Nicht bleibt.

    Mach das Licht aus, wenn ich sterbe,
    denn auch kein Lächeln dringt zu mir.
    Und ich weiß jetzt, was mich retten kann,
    das sind wir,
    das sind wir,
    das sind wir!

    Ich will alles für dich werden
    Lehrer, Rockstar, Egoist,
    weil nur du meine Seele retten kannst
    und alles bleibt wie es ist.
    Nicht bleibt.

    Bist du da gibt's keine Fragen,
    keine Trauer, keinen Schnee.

    Ich will alles für dich werden
    Lehrer, Rockstar, Optimist,
    weil nur du meine Seele retten kannst
    und alles bleibt wie es ist.
    Nichts bleibt.
    Nichts bleibt.“

    Ich schaltete das Radio wieder aus und kurz darauf klopfte es wieder an meiner Tür.
    „Lasst mich doch alle in Ruhe!“, schrie ich und zog mir die Bettdecke über den Kopf.
    Die verbleibende Zeit des Tages ging ohne ein weiteres Klopfen oder Stören vorüber und irgendwann schaffte ich es tatsächlich einzuschlafen.

    „Nein, nicht!“, schrie ich und wachte plötzlich auf.
    Ich fuhr hoch und setzte mich an die Bettkante.
    Was für ein Alptraum! Alles um mich herum war dunkel, doch dann stand Bill vor mir und reichte mir seine Hand. Mit einem Mal wurde er von irgendwas weggezogen, weg von mir, weg aus meiner Nähe bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Ich schrie nach ihm so laut ich konnte, doch er antwortete mir nicht mehr. Und dann fing ich an zu fallen. Ich fiel und fiel und fiel. Dann wachte ich auf.

    Mein Körper zitterte, auf meiner Stirn tummelten sich Schweißperlen und mir war heiß und kalt. Meine Augen brannten und ich hatte große Mühe sie zu öffnen oder zu schließen. Ich sah auf die Uhr und musste gegen das Sonnenlicht zwinkern, dass durch mein Fenster schien.

    7 Uhr.
    Um 8 Uhr musste ich wieder arbeiten.
    Übermorgen hatte ich Geburtstag und wurde 19 Jahre alt.
    Heute musste ich mit Sicherheit einen verwirrten und enttäuschten Bill abwimmeln, was mir schon jetzt das Herz in zwei Teile zerriss.
    Ich wurde erpresst…
    Scheiß Tag!

    Ich ging ins Bad, drehte den Wasserhahn auf und ließ kaltes Wasser in meine zum Auffangbecken zusammengepressten Hände laufen. Mit Schwung schleuderte ich mir das kühle Nass in mein Gesicht und streifte mir mit den Händen langsam durchs Gesicht.
    Als ich aufschaute das ich mein aufgedunsenes Gesicht im Spiegel. Jetzt wusste ich warum meine Augen so brannten. Sie waren rötlich umrandet und vom vielen Heulen angeschwollen.

    Na super!

    Ich feuchtete ein Handtuch mit kaltem Wasser ein und drückte es mir auf die Augen. Nach 5 Minuten wurden die Augenringe besser und der Schmerz lies nach.
    Der körperliche Schmerz.
    Denn der seelische blieb.

    Nachdem ich mich fertig angezogen und frisch gemacht hatte, ging ich nach unten in den Mitarbeiterraum um noch schnell etwas zu essen.
    Unten angekommen, sah ich auch schon Robert und Sarah, die auf mich warteten.
    Ich setzte mich zu ihnen und schüttete etwas Orangensaft in ein Glas.

    „Hey, wie geht es dir?“, fragte mich Sarah mitfühlend.
    Ich sah sie an. Mein Blick war kühl.
    „Scheiße!“, betonte ich, als ob es ihr klar sein müsste und ich ihre dämliche Frage für überflüssig hielt. Nachdem ich einen Schluck aus dem Glas getrunken hatte, stand ich auf.
    „Wo willst du hin?“, fragte mich Robert.
    „Arbeiten!“, erwiderte ich wieder einmal kurz und knapp.
    „Warte, ich komme mit.“, sagte Sarah und erhob sich, doch bevor sie ging warf sie Robert noch einen Blick zu, der aussagen sollte, nimm es ihr nicht übel, sie ist so verzweifelt und weiß nicht was sie tut.

    Mit dem Putzwagen, den ich vor mir her schob, schlenderten wir durch den 4. Stock und klapperten wie immer die Zimmer ab, die neu gemacht werden mussten. Stundenlang redeten wir nicht. Aus meinem Mund verließ kein einziger, in Worte gefasster Gedanke meine Lippen. Mein Magen knurrte, weil ich nichts gegessen hatte, doch ich konnte nichts runter kriegen.

    Alles war Scheiße!
    Ich war Scheiße, der Tag war Scheiße, der Job war Scheiße, das Hotel war Scheiße, die Stadt war Scheiße, die Erde war Scheiße….
    Alles war Scheiße!

    Als Sarah und ich in eine der kleinen Putzkammern gingen, um frische Wäsche und Tücher zu holen, brach sie das Schweigen.
    „Pia, es bricht mir das Herz dich so zu sehen!“, sagte sie.
    „Ist doch egal!“, schnaubte ich heraus.
    „Nein, ist es nicht!“, entgegnete mir Sarah, kam auf mich zu und nahm mich in den Arm.
    Erst versuchte ich mich zu wehren, doch sie hielt mich fest und ich konnte nicht anders als wieder mal loszuheulen.

    Heulen war auch Scheiße, dachte ich mir.

    „Aber was soll ich denn tun? Ich kann ihn einfach nicht vergessen, ich will ihn nicht vergessen!“, quiekte ich. Durch meine vielen Tränen, schwoll meine Nase an. Sarah streckte mir ein Taschentuch entgegen, das ich nahm und mir damit die Nase putze.
    „Du sollst ihn ja nicht vergessen! Glaub mir, ich kann mir nur vorstellen, wie du dich fühlen musst, aber wir werden schon eine Lösung finden!“, sagte Sarah und streichelte mir über meine Schulter.
    „Eine Lösung? Was denn für eine Lösung? Es ist alles aus!“, heulte ich.
    „Pia, du musst es Bill sagen. Warte doch erstmal ab, was er dazu überhaupt sagt.“
    „Nein! Auf keinen Fall! Ich will ihm keine unnötigen Hindernisse in seinen Weg stellen. Er soll seinen Traum weiter verwirklichen. Man, Sarah, die Band geht bald auf Tour! Da können sie so was nicht gebrauchen.“

    „Die ganze Zeit denkst du nur an die anderen. Was ist mit dir?“, fragte mich Sarah.
    „Mit mir? Ich hab Alpträume, kann nicht essen, muss ununterbrochen an ihn denken, heule die ganze Zeit und werde von meinem Chef erpresst. Ist doch alles in bester Ordnung, nicht wahr?“, stammelte ich ironisch vor mich hin.
    „Pia!“, erwiderte sie.
    „Nix Pia… Ich kann einfach nicht mehr! Zum ersten Mal habe ich erfahren was es heißt wirklich akzeptiert zu werden, wie es sich anfühlt auf eigenen Beinen zu stehen und sich zu verlieben. Und jetzt wird mir alles wieder genommen! Ich will nicht mehr!“, schrie ich sie verzweifelt an und wollte weglaufen.

    „Warte! Robert hat gestern Abend mit Tom gesprochen!“
    „Er hat doch nicht…?“, fragte ich Sarah.
    „Nein, noch nicht. Aber er wird es tun! Er hat gesagt, dass Bill gestern zu dir wollte und du wohl nicht aufgemacht hast, sondern nur irgendwas gerufen hast. Den ganzen Abend hat er sich gefragt, warum du ihn nicht sehen wolltest. Ihm geht es auch nicht gerade berauschend. Tom kann seinen eigenen Bruder nicht anlügen!“
    „Nein, er kann doch nicht…“

    Mein Körper bebte vor Aufregung und ich fing halb an zu Hyperventilieren.
    Ich wollte nicht mehr! Ich musste jetzt alleine sein.
    Ich lief aus dem Putzraum, auf den Flur.

    Doch plötzlich stand Bill vor mir.
    Mein Herz begann zu rasen, als er mich mit so einem verletzen, traurigen Blick anstarrte.
    Ich glaube sogar, dass ihm eine kleine Träne über seine Wange kullerte.

    „Bill? Ich…Es tut mir…Versteh doch ich…“, stotterte ich und rannte weg. Ich rannte so schnell ich konnte hoch in mein Zimmer.

    ***

    Na super!
    Jetzt würde er es heraus kriegen.
    Bill würde seinen Bruder ausquetschen…
    Mit Sicherheit.

    Als mein Telefon klingelte erschrak ich und zuckte zusammen. In den letzten Tagen bin ich durch diese vielen Erlebnisse so schreckhaft geworden. Lauthals atmete ich auf, ging zum Telefon, hob den Hörer auf und drückte ihn an mein Ohr.

    „Hallo?“, fragte ich.
    „Warum sind sie nicht bei ihrer Arbeit? Für sie gelten hier nach wie vor keine Sonderwünsche!“, kam es wütend vom anderen Ende des Hörers.
    Es war Schmidt. Wie hatte er das nun schon wieder herausgefunden? Hatte der Spitzel im ganzen Hotel verteilt, oder was?
    „Mir geht es nicht so…“, antwortete ich mit zitternder Stimme. Ich hatte echte Angst vor diesem Mann.
    „Das ist mir doch egal, wie es ihnen geht. Entweder sie arbeiten jetzt oder ich überlege es mir noch mal mit den Fotos! Ihnen ist doch klar, dass ich sie in der Hand habe, meine Liebe!“
    „Aber, dass können sie doch nicht machen! Sie zerstören damit die Zukunft eines jungen Menschen!“, stammelte ich.
    „Sie werden sehen was ich kann, wenn sie nicht endlich zu mir kommen und sie mein Büro von oben bis unten sauber gemacht haben!“, sagte er und fing an zu lachen, als ob er der Held des Tages wäre.
    „Ich bin gleich da.“, gab ich kleinlaut zurück und legte auf.

    Dieses dämliche Arschloch! Konnte der mich nicht einfach in Ruhe lassen?
    Ich hasste diesen Mann mittlerweile so abgrundtief, dass ich ihm am liebsten vergiftet oder verflucht hätte! Warum mussten Menschen so grausam sein?

    Ich verließ mein Zimmer wieder und fuhr in den Keller hinunter. Mit hängendem Kopf verließ ich den Fahrstuhl und wollte gerade den Gang zur Küche entlang gehen um in das Büro der Hölle zu gehen, als ich hinter mir meinen Namen hörte und in die Richtung aufblickte.

    Tom, Bill, Georg und Gustav kamen aus der anderen Richtung angelaufen.
    Bill sah mich die ganze Zeit an. Von seinem Blick wurde ich gefangen und vor mir lief irgendwann alles in Zeitlupe ab.

    Die Schritte der Jungs wurden langsamer, ihre Bewegungen wurden geschmeidiger.
    Und Bill…? Bill sah so zerbrechlich aus. Zerbrechlich vor Traurigkeit. Wusste er jetzt über alles Bescheid?

    „Pia…“, sagte Bill leise, als er vor mir stand.
    Ich schaute auf den Boden, damit er nicht sehen konnte, wie eine Träne mir die Wange herunter lief. Doch er zog mein Kinn sanft nach oben und sah sofort was ich gerade fühlte. Er wischte mir die Träne aus meinem Gesicht.
    „Warum hast du mir nicht erzählt, was dieses Schwein mit dir anstellt?“, fragte er mich.

    „Weil ich Schuld bin und nicht du!“, flüsterte ich.
    „Ich dachte immer zum Küssen gehören zwei! Und außerdem ist es kein Verbrechen sich zu…“, er brach ab und schaute mich lächelnd an. „Es ist kein Verbrechen sich zu verlieben, oder?“

    Sich verlieben?
    Hatte er sich in mich verliebt?
    So richtig mit allem drum und dran?
    Mit Herzklopfen, Schmetterlingen im Bauch und die ganze Zeit nur an den anderen denkend?

    Ich erwiderte sein lächeln und hätte ihm am liebsten hier und jetzt umarmt und überfallen, doch plötzlich stand Sarah hinter mir.
    „Los! Du musst sofort nach Schmidt und sein Büro sauber machen! Robert hat was von einer Idee erzählt… Er hat irgendwas vor, aber dafür musst darfst du jetzt nicht auffallen.“

    „Was soll sie? Bei dem Typ sauber machen? Ich glaub das nicht!“, fragte Bill wütend.
    „Ich muss. Und ich mache es gerne für dich! Für uns!“, gab ich wieder und nahm seine Hand. „Du hast mir soviel gegeben. Ihr alle habt mir soviel gegeben und jetzt bin ich an der Reihe, euch etwas zurück zu geben.“

    Ich lies seine Hand wieder los und folgte Sarah den Gang zur Küche entlang.

    Vor der Tür des Büros stoppte ich und klopfte an.
    „Herein?“, hörte ich rufen, öffnete die Tür und ging hinein.
    „Ahhh, Pia! Du hast dir aber Zeit gelassen!“, sagte Herr Schmidt, der in seinem Bürosessel saß und sich zurück lehnte.
    Dieses Arschloch, dachte ich mir.

    „Jetzt bin ich ja hier. Womit soll ich anfangen?“, fragte ich ihn.
    „Hier ist mir alles zu dreckig und dieser ganze Müll…“, antwortete er, stand auf, nahm seinen Papierkorb und schüttete ihn vor meiner Nase aus.
    Die vielen zerkleinerten Papierstreifen und anderer Müll verbreiteten sich auf dem Boden. Entsetzt schaute ich auf den Müllberg.

    „Brauchen sie eine extra Einladung? Machen sie, dass sie an die Arbeit kommen!“, grinste mich Herr Schmidt gemein an.
    Ich holte mir einen Putzwagen und fing an den Müllberg in blaue Abfallsäcke zu füllen. Es dauerte seine Zeit, bis ich endlich das Gröbste weg hatte.

    Herr Schmidt ließ sich gerne bedienen und kommandierte mich herum. Er sah mir die ganze Zeit bei der Arbeit zu und machte mich fertig. Pia tun sie dies, Pia tun sie das.
    „Ich weiß gar nicht, was der kleine Wichtigtuer an die findet!“, sagte Schmidt. Er wurde beleidigend und fing mich an zu duzen, womit er mir auch jeglichen Respekt nahm.

    „So ein dummes Weib wie du. Der lässt dich sowieso fallen. Glaub mir, ich hab schon einige Berühmtheiten kennen gelernt. Und ihre Partner waren immer austauschbar.“
    Ich fing an zu weinen. War vielleicht an dem, was er erzählte etwas dran?

    „Och, Schätzchen, sag bloß du warst wirklich so naiv und hast geglaubt, dass er dich lieben würde.“

    Plötzlich klopfte es an der Tür.
    „Du hältst die Klappe, ist das klar?“, drohte er mir.
    Ich nickte und er ging zur Tür und öffnete sie.
    „Herr Brüggemann? Was wollen sie denn?“
    „Ähm, ja also jemand wartet auf die an der Rezeption. Er sagt, er wolle sie persönlich sprechen. Ein Herr von Weinstedt.“, hörte ich Roberts Stimme sagen.
    „Von Weinstedt? Warum haben sie das denn nicht gleich gesagt!“, erwiderte Schmidt, warf mir einen drohenden Blick zu und schloss die Tür hinter sich.

    Das war meine Chance!
    Ich ging hinter den Schreibtisch und suchte die richtige Schublade, aus der Herr Schmidt beim letzten Mal die Fotos hervor geholt hatte.
    Eine nach der anderen Schublade öffnete ich und durchwühlte sie nach den Negativen.
    Nix.
    Nix.
    Wieder nix.

    Doch dann kam ich an einer Schublade an, die verschlossen war.
    Mit aller Kraft versuchte ich sie aufzureißen, doch es war vergeblich.
    Ich suchte nach einem Schlüssel, doch ich konnte nichts finden.
    Ich versuchte mit einer Haarspange das Schloss zu knacken, doch davon hatte ich keine Ahnung.

    Das muss doch aufgehen, dachte ich.
    Von draußen hörte ich schon wieder die Stimmen von Robert und Schmidt.
    Mist!
    Schnell schrieb ich auf einen kleinen Zettel:
    „Untere Schublade verschlossen! Da sind bestimmt die Fotos drin!“

    Ich hatte die Hoffnung, dass ich auf die Toilette gehen durfte und dann Robert diese Nachricht zustecken könnte.

    Gerade als sich die Tür öffnete, schaffte ich es noch rechtzeitig, den Zettel in meiner Tasche verschwinden zu lassen.
    „Was machst du an meinem Schreibtisch?“, schrie mich Schmidt an, der den Raum betrat.
    „Aufräumen.“, gab ich kurz und knapp zurück.
    „Mein Schreibtisch ist für dich tabu! Und jetzt mach gefälligst weiter!“

    Seine Reaktion gab mir nur noch mehr die Einsicht, dass er die Fotos in der abgeschlossenen Schublade aufbewahrte.
    Nach einer Stunde harter Arbeit bat ich um Erlaubnis aufs Klo zu gehen und Schmidt war damit einverstanden. Ich verließ den Raum und schaute mich nach Robert um.

    Wo war er denn jetzt verdammt?!
    Ich sah ihn, wie er gerade die Küche betrat.
    Schnell ging ich zu ihm hin, drückte ihm den Zettel in die Hand und ging wieder ins Büro.

    Bis neun Uhr abends lies mich mein Chef schuften.
    Das einzige was ich an diesem Abend machen konnte, war mich hoch zu quälen und mich in mein Bett zu werfen.

    Sofort schlief ich vor Erschöpfung ein.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 07.07.2006, 19:32


    Oh, la la. :D Sehr schön, hach schön. Aber dann doch wieder nicht schön, wenn dieser Schmidt nicht wäre.

    Boah, glaub´ mir ich hatte echt angst, dass der Sie irgendwie anfassen würde, :roll: zum Glück falsch gedacht. ;-)

    Dein Schreibstil ist echt toll. Absätze, Komma´s...klasse ;-)!!

    Und jetzt schreibsel und poste ma schnell weiter, Süße ;-)

    Dich knuddel

    Lg, Sara



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 09.07.2006, 18:59


    Dankööööö!
    Du bist zwar meine Einzigste Leserin, aber das ist trotzdem immer wieder schön zu lesen, das es dir gefällt, was ich sp produziere :wink:

    Also weiter gehts:

    ***

    Mein erster Gedanke nach dem Wach werden verschwendete ich an die harten Worte von Schmidt. Dieses Arschloch!
    Doch das alleine war das kleinste Problem.
    Viel größere Sorgen machte ich mir darüber, dass ich anfing über den Schwachsinn ernsthaft nach zu denken.

    Am allermeisten hatte ich Angst davor, dass an Schmidts grausamen Reden etwas Wahres dran war.
    Vielleicht war alles ganz genauso, wie er es gestern gesagt hatte.

    Was sollte man auch schon an mir finden?
    Vielleicht wollte Bill auch einfach nur ein bisschen Abwechslung in seinem Hotelalltag.
    Konnte ich wirklich behaupten Bill so gut zu kennen, dass ich diesen Gedanken für unmöglich halten konnte?

    Als wenige Minuten später das Telefon anfing zu klingeln, nahm ich den Hörer ab und musste feststellen, dass er es war. Mein Alptraum!
    Schmidt verlangte meine Anwesenheit unten in seinem Büro.
    Was konnte ich also anderes machen, als mich anzuziehen und dann nach unten in sein Büro zu gehen…?

    Den ganzen Vormittag scheuchte mich Schmidt herum.
    Ich putze die Mitarbeiter Waschräume, die Küche, den ganzen Kellergang und brachte schwere Aktenordner von hier nach dort und wieder zurück.

    Gerade als ich für den Nachmittag die Aufgabe bekam mit einigen Hunden aus dem Hotel in den Park zu gehen und ja bloß ihr Geschäft hinter ihnen weh zu räumen, begegnete ich Bill, der gerade vom Proberaum kam.

    Ich senkte meinen Blick, weil ich mich so schämte. Vom ganzen Putzen sah ich dreckig und verschwitzt aus und das Parfüm, welches meinen Körper nun zierte, konnte nicht im Geschäft gekauft werden. Soviel war klar!
    Zielstrebig ging ich zum Fahrstuhl und drückte auf den Knopf.
    Die Türen öffneten sich und ich stieg schnell ein.

    Bevor sich die Türen vollständig schließen konnten, wurden sie von einer Hand, die durch den Spalt schnellte unterbrochen und öffneten sich wieder.

    Vor mir stand Bill und sah mich mit endlosen, traurigen Augen an.
    Seine Brust hob sich wild auf und ab. Sein Atem ging schnell und ich konnte sein Schnauben deutlich hören.

    Bitte guck doch nicht so traurig, dachte ich mir.
    Diese Traurigkeit, die von seinen Augen ausging war im Stande mir mein Herz in mehrere tausend Teile zu zerbrechen.

    „Bitte lass mich nicht alleine!“, sagte er leise.

    Doch ich drehte mich von ihm weg und drückte auf den Knopf der ersten Etage.
    Ich konnte meine Härte selbst kaum ertragen. Eine Träne machte sich in meinem Gesicht bemerkbar. Ich übersah sie einfach und versuchte nicht mehr an all das zu denken.

    Er würde sein Glück auch ohne mich finden. Da war ich mir ganz sicher.
    Wie Schmidt so schön sagte; ich war auswechselbar!

    ***

    Völlig erschöpft und nach Tier stinkend, betrat ich den Hintereingang des Hotels und lieferte alle 5 Hunde wieder bei ihren Besitzern ab. Danach wollte ich mich bei Schmidt im Büro melden.

    Als ich vor der Tür stand und anklopfte bekam ich keine Antwort. Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt und blinzelte hinein. Die Tür war zwar offen, aber niemand war im Büro. Das war eine wunderbare Gelegenheit nach den Fotos Ausschau zu halten oder besser gesagt, herauszufinden, ob sie in dieser dämlichen verschlossen Schublade lagen.

    Ich schlich mich ins Büro und schloss die Tür vorsichtig und leise hinter mir.
    An einem Kleiderständer neben dem Schreibtisch hingen drei Jacken von Schmidt. Hatte er dort vielleicht einen Schlüssel versteckt, der die Schublade öffnen könnte?

    Mit meinen Fingern durchwühlte ich die Taschen der Jacken. Gerade als ich bei der letzten angekommen war, öffnete sich die Tür und Schmidt kam herein.

    „Was machst du denn bitte an meinen Sachen?“, reagierte er wütend.
    „Ähm, ich….“, stotterte ich vor Schreck.
    Was sollte ich ihm darauf antworten?
    „Durchwühlst du etwa meine Sachen?“, fragte er mich.
    „Nein, ähm…ich habe mich nur gefragt, ob die Jacken vielleicht in die Wäscherei sollen.“, sagte ich und hoffte glaubhaft zu klingen.

    Schmidt starrte mich ungläubig an.
    „So, so. Wäscherei, ja? Wenn irgendetwas in meinem Büro getan werden muss oder etwas aus meinem Büro entfernt werden muss, dann wirst du es als erste erfahren. Wenn ich dir jedoch keine Erlaubnis dazu erteile, ist für dich dieses Büro verbotene Zone! Haben wir uns verstanden!“, schrie er auf.
    Ich nickte und traute mich nicht mal mehr zu atmen.

    Als ich gehen wollte, hielt er mich auf und verlangte meine weitere Anwesenheit in seinem Büro. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und holte eine Akte hervor und platzierte sie vor sich auf die Tischplatte. Dann öffnete er eine kleine Schachtel aus Holz, die neben im stand und zog eine Zigarre hervor.

    „Feuer!“, forderte er und sah zu mir herüber.
    Ich schnellte zum Schreibtisch und nahm das Feuerzeug, dass neben der kleinen Schachtel lag auf und zündete es. Die Flamme hielt ich ihm direkt vor die Zigarre, bis er zog und es anfing zu qualmen.

    Ich entfernte mich wieder einen Schritt vom Tisch und sah, wie er sich genüsslich zurücklehnte. Er öffnete die Akte und las daraus hervor:
    „Pia Heidebrecht. Geboren in Stadthagen am 28.09.1985…“, dann stockte er.
    „Oh, unser kleines Mauerblümchen wird morgen 19 junge Jahre alt. Och und keiner ist da, der mit ihr feiern wird…wie schade…!“, heuchelte er mir vor.

    Ich sagte nichts auf seine fiesen Worte, denn ich war einfach zu erschöpft.
    Seit genau 8 Stunden war ich jetzt schon für dieses Arschloch am arbeiten und das spürte ich in allen Muskeln, Knochen und Gelenken.
    Jede einzelne Faser meines Körpers war geschafft und schmerzte mich.

    „Du darfst gehen! Ich bin ja kein Unmensch!“, sagte Schmidt und lachte darauf.

    Ich ging.
    Bloß weg aus diesem Zimmer, weg von diesem Menschen und weg von Bill.
    Aber wo sollte ich hin?

    Vor Bill konnte ich nicht weglaufen, denn er verfolgte mich ständig im Gedanken.
    Ich konnte ihn nicht loswerden oder ihn vergessen.
    So tief hatte er Eindruck auf mich geschunden und mich benebelt.
    Er war in meinem Herzen…

    Da ich also nirgendwo anders hin konnte, beschloss ich auf mein Zimmer zu gehen.
    Oben angekommen, ließ ich mich nur noch in mein Bett fallen und schließ vor Erschöpfung ein. Genauso wie letzte Nacht.

    Doch nach einiger Zeit wurde ich von einem Klopfen an meiner Tür geweckt.
    Ich stand auf und torkelte den kleinen Flur entlang zur Tür.
    „Wer ist da?“, fragte ich.
    Ich hatte keine Lust auf Schmidt oder Bill zutreffen.

    „Ich bin’s, Sarah. Nun mach schon auf!“, kam es von draußen und ich öffnete.
    „Hey!“, entgegnete ich müde.
    „Puh…du stinkst!“, kam es von Sarah zurück.
    „Danke, was für eine nette Begrüßung.“, erwiderte ich trocken.

    Sie grinste und strich mir mit ihrer Hand über mein Haar.
    „Hier, ich habe dir etwas zu Essen mitgebracht.“. sagte sie und überreichte mir eine blaue Schüssel mit Kartoffelsalat.
    „Danke, das ist lieb von dir.“
    „Kein Problem. Robert hat mir gesagt, dass er dir die Fotos bald beschaffen kann.“
    „Er soll sich wegen mir ja keinen Ärger einfangen!“, antwortete ich.

    „Hey! Freunde sind doch für einander da, oder?“
    Ich nickte und lächelte sie an.
    „Und jetzt isst du was und ruhst dich aus!“, befahl mir Sarah, „Und morgen sieht die Welt dann schon wieder anders aus!“

    Sie umarmte mich zum Abschied und ging.
    Ich schloss die Tür hinter mir, stellte das Essen auf meinen Tisch im Schlafzimmer und musste genauso wie Sarah feststellen, dass ich wirklich nicht angenehm duftete.

    Schnell begab ich mich ins Badezimmer, streifte meine dreckigen Klamotten vom Körper und stellte mich unter die Dusche.
    Das warme Wasser plätscherte über meinen nackten Körper und befreite mich von jeglichem Schmutz. Ich schloss meine Augen und legte meinen Kopf in den Nacken, sodass mir das Wasser direkt ins Gesicht tropfte und meinen Hals entlang floss.

    Meine Haare fingen an an meinem Rücken kleben zu bleiben und ich spürte sie jetzt sogar ganz weit unten am Ansatz meines Pos.

    Ich wusch mich von oben bis unten und hatte mich gerade abgespült, als es wieder an meiner Tür klopfte.
    „Na, was hast du vergessen, Sarah?“, rief ich und stieg aus der Dusche, warf mir einen weißen Basemantel über und ging zur Tür um sie zu öffnen.

    „Ich dachte du…“, fing ich an zu sagen, doch als ich vor mir jemand andren als Sarah stehen sah, blockte ich sofort ab. Vor mir stand Bill und nicht Sarah, die ich erwartet hatte.

    „Oh, du bist es…“, stammelte ich.
    „Hi.“, kam es kleinlaut von Bill zurück.
    Er atmete tief ein und pustete laut aus, so als ob er sich Mut herbeiholen müsste.
    „Ich hab keine Zeit…“, sagte ich und wollte die Tür sofort wieder schließen, um nicht noch weiter von diesem unwiderstehlichen Blick durchwühlt zu werden.

    Doch kurz bevor ich die Tür ganz schließen konnte stellte Bill seinen Fuß in die Tür.
    „Dann nimmst du dir jetzt Zeit!“, kam es von draußen und die Tür wurde wieder aufgedrückt. Ich hatte keine andere Wahl und ließ ihn herein.

    „Warum fängst du wieder an wegzulaufen?“, fragte er mich wütend.
    Ich lief in mein Schlafzimmer und stellte mich mit verschränkten Armen vor das Bett.
    Bill kam von hinten auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter.
    Seine Nähe lies mich an unseren Kuss denken und an die schöne Zeit, die wir bis jetzt gehabt hatten.

    „Weil ich dich vergessen muss!“, schniefte ich.
    „Was soll das denn jetzt bedeuten? Ist es immer noch wegen diesen Fotos? Oder hat dir dieser Schmidt irgendetwas eingeredet? Magst du mich nicht mehr?“, erst stellte er seine Fragen lauthals, doch bei der letzten wurde er plötzlich ganz ruhig.

    Ich drehte mich um und sah ihm in seine traurigen Augen.
    Sie glänzten von der vermehrten Flüssigkeit, die sich gebildet hatte.

    „Bill es geht einfach nicht! Vergiss mich doch einfach. Ich bin auswechselbar… Versau dir nicht deine Karriere wegen so einer wie mir!“, sagte ich traurig und blickte auf den Boden.

    „Nein Pia, ich kann nicht glauben was du da sagst! Wie könnte ich dich vergessen? Einfach so? Das geht nicht! Du bist mir so wichtig geworden. Und was ist das für ein Quatsch mit dem Auswechseln? Wenn hier einer auswechselbar ist, dann vielleicht ich…“, erwiderte Bill.

    Ich blickte zu ihm auf. Meine Tränen flossen über meine Wangen und nichts, aber auch gar nichts konnte sie davon abhalten. Es tat mir so weh, ihn gehen lassen zu müssen. Ich war nicht gut für ihn, das redete ich mir zumindest ein.

    „Bill, ich….“, stotterte ich.
    „Hör zu. Sag mir, dass du die Zeit nicht genossen hast! Sag mir, dass du nicht dieses Kribbeln im Magen hast, wenn du mich siehst, so wie ich es habe, wenn ich dich sehe. Sag mir, dass ich dir egal bin. Sag mir, dass es dir egal ist, wenn ich dir näher komme!“, sagte er und kam näher.

    Ich ging immer wieder einige Schritte zurück ohne mich von seinem Blick zu lösen. Er kam wieder auf mich zu, sodass ich gezwungen war noch einige Schritte zurückzugehen bis ich schließlich mit dem Rücken direkt an der Wand stand.

    Nun konnte ich ihm nicht mehr ausweichen.
    Er wusste genauso gut wie ich, dass ich ihm diese Dinge, die er von mir verlangte nicht sagen konnte, weil ich einfach nicht so fühlte.

    Ja, ich hatte die Zeit genossen, wie keine andere in meinem bisherigen Leben.
    Ja, ich hatte dieses kribbeln im Magen, wenn er vor mir stand.
    Nein, er war mir nicht egal und erst recht nicht, wenn er mir so nah war wie jetzt.
    Es war genau das Gegenteil! Er brachte mich halb um den Verstand!

    Mit seinen Fingern wischte er mir meine Tränen aus dem Gesicht und strich mir meine Haare hinters Ohr.

    „Sag mir, dass du nichts fühlst, wenn ich dich küsse…“, flüsterte er, schloss seine Augen und kam mit seinen Lippen näher.

    Als ich hörte was er gesagt hatte und sah was er darauf tat, raste mein Puls und mein Herz schlug so schnell wie ein tickender Sekundenzeiger einer Uhr.

    Automatisch schloss auch ich meine Augen und wartete auf das Gefühl seiner Lippen auf meinen. Als ich dieses spürte, atmete ich aus und gab einen stöhnendes Geräusch von mir, dass mich zusammen zucken lies.

    Hatte ich etwa so wahnsinnig darauf gewartet, dass es mich jetzt so vom Hocker riss?
    Es musste ja so sein, denn anders konnte ich mir mein Verhalten nicht erklären…

    Nach ein paar Sekunden lösten sich seine Lippen von meinen, doch meine Augen öffnete ich erst langsam. Bitte hör nicht damit auf, dachte ich mir. Bitte lass dieses Gefühl für immer in mir brodeln!

    Ich schaute Bill verlangend an.
    Und er lächelte für eine kurze Zeit, dann schloss er wieder seine Augen und kam mit leicht geöffneten Lippen wieder näher.

    In seinem Mund konnte ich die kleine silberne Kugel sehen, die auf seiner Zunge lag.
    Auch ich schloss wieder meine Augen und öffnete meine Lippen leicht. Mit zur Seite geneigtem Kopf kam ich seinen Lippen entgegen, weil ich es nicht mehr aushalten konnte.

    Wir küssten uns erst langsam, doch dann begann unser Spiel immer schneller und stürmischer zu werden. Sanft wurde ich von Bill immer noch an die Wand gedrückt und ich genoss es ihm so hilflos ausgeliefert zu sein.

    Ich spürte seine Zunge in meinem Mund und damit auch sein Piercing, das jeden Kuss elektrisierender und umwerfender machte.
    Meine Arme umschlungen seinen dünnen Körper und ich drückte mich fest an ihn.

    Plötzlich ließ er von mir ab, löste sich aus meiner Umarmung und nahm meine Hand.
    „Warum hast du mir nur so meinen Kopf verdreht?“, flüsterte er mir zu.
    „Und warum übst du so eine anziehende Kraft auf mich aus?“, fragte ich ihn genauso leise.

    Ich zog ihn rüber zu dem großen Hotelbett.
    „Diese Nacht gehört uns ganz alleine!“, flüsterte ich ihm ins Ohr, „Kein Schmidt, keine Fans, niemand sonst der uns stört.“

    Er lächelte und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Dann fing er an mich zu küssen. Wie schaffte er es nur mich so in seinen Bann zu reißen und seine Küsse mich fast ohnmächtig machten?

    Nach dem ersten Ansturm von heftigen Küssen, die sich liegend im Bett ergaben, wurden wir wieder langsamer in unserem Tun.
    Bill machte den mutigen Anfang und zog den Gürtel meines Bademantels auf.
    Er sah mich an und ich hätte wirklich alles für ihn gemacht.
    Seine Blicke machten mich gefügig…

    Ich nahm seine Hand und legte sie auf meine Brust.
    Falls er sich unsicher in seinem Vorhaben war, so wollte ich ihm damit eine Antwort geben… Bitte hör nicht auf! Bitte mach weiter…

    Ohne unsere Lippen zu trennen, zogen wir mir gemeinsam den Bademantel aus.
    Er streichelte meinen nackten Körper und ich schob sein T-Shirt nach oben.
    Wir mussten unseren Kuss lösen und ich zog Bill sein Shirt über den Kopf und schmiss es in irgendeine Ecke des Zimmers.

    Alles um mich herum war so unwichtig geworden.
    Nur Bill und ich standen im Mittelpunkt.
    Er war mein Mittelpunkt geworden!

    Gleich nach dem T-Shirt war seine Hose dran.
    Ich öffnete den Reisverschluss und er zog sie schnell aus, um nicht zu lange von meinen Lippen getrennt zu sein.

    Es dauerte also nicht lange und er lag auf mir.
    Wir beide hatten nichts mehr an…

    Er küsste meinen Hals und lies mich sein Piercing auf meiner nackten Haut spüren.
    Der pure Wahnsinn, dachte ich mir.
    Er war der Wahnsinn, alles hier war Wahnsinn.

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Leela - 09.07.2006, 20:19


    oh gebbi
    ich hab mir das gerade nochmal durchgelesen und bin einfach iimmer noch nur begeistert....
    das is sooooooooooooooooo toll geschrieben :wink:
    da es schwer is mit meinem kommi nix zu verraten hör ich dann mal auf
    lg :-D



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 09.07.2006, 22:38


    Hey, hey ;-) ich denke mal das hier viel mehr lesen als ich, wie Maria schon beweist ;-)

    Auserdem, sind manche *scheu* geworden, wegen der Kommiregel. Also keine Sorge, hier lesen viel mehr *stumme* Leser. (Musste erstmal gesagt werden ;-))

    Wieder toller Teil. Ja hach, schön. Die Emotionen, genial beschrieben, Süße.

    Schreib schnell weiter. !!

    Lg, Sara



    Re: *Tokio im Hotel*

    Chari - 09.07.2006, 23:03


    uiuiuiuiu das ist eine echt geiler teil!!

    ich liebe dein schreibstil...und fasl du dir sorgen machst ob welche hier lese...ntürlich es sind nur stumme leser!!

    du kannst mal auf diene hits kucken die zahl ist auhc voll hoch!!

    ich hoffe es kommt beld eine neuer teil

    lg,
    Chari



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 14.07.2006, 22:07


    Danke ihr Lieben!

    Ok, na dann will ich die stummen Leser mal stumm lassen, aber falls ihr etwas schreiben solltet wäre ich euch auch dankbar...

    Vor mir braucht ja niemand Angst zu haben :wink:

    So weiter mit dem puren Wahnsinn von Bill und Pia +muhaha+

    ***

    Für uns beide war es das erste Mal.
    Ich schlief in Bills Armen ein und wachte auch wieder neben ihm auf.

    Als ich meine Augen am nächsten Morgen öffnete, lag Bill seitlich zu mir und stützte seinen Kopf auf seine linke Hand.
    „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“, fragte er mich und lächelte.
    „So gut wie schon lange nicht mehr!“, antwortete ich und gab ihm einen Kuss.

    Er schlug die Arme um mich und ich legte meinen Kopf vorsichtig auf seine Brust.
    In dieser Lage konnte ich sein Herz schlagen hören und spüren, wenn er ein und ausatmete.
    Nie wieder wollte ich meine Zeit mit wem anders verbringen! Die gestrige Nacht hatte alles übertroffen, was ich bis dahin kannte.
    Es war einfach so passiert und es war gut so wie es passierte.
    Ohne viel Drumrum, ohne irgendwelche Gedanken.

    „Musst du heute arbeiten?“, fragte Bill plötzlich.
    „Nein. Ich hab heute frei, weil ich wieder mal ein Jahr älter geworden bin.“, antwortete ich.
    „Wie jetzt? Du hast heute Geburtstag und sagst mir nichts?“, fragte er.

    Er hob seinen Kopf und ich sah zu ihm hoch.
    „Ist doch nicht so wichtig.“, erwiderte ich.
    „Nicht so wichtig? Du Spinnerin!“

    Bill gab mir einen Kuss auf die Stirn.
    „Alles Gute.“
    „Und wo bleibt mein Geschenk?“, fragte ich ihn grinsend.
    „Wo soll ich denn jetzt ein Geschenk hernehmen?“

    Ich grinste ihn schief an und lies meinen Blick auffällig von seinen Augen, über seinen Hals und seinen Oberkörper immer weiter runter sinken…
    „Ich wüsste da schon ein prima Geschenk…“, antwortete ich und zog eine Augenbraue hoch.
    „Du bist unmöglich, Pia!“, lachte er und fing an mich zu kitzeln.

    Nach einer kleinen Rangelei, machten wir dort weiter wo wir gestern Abend aufgehört hatten. Er lag auf mir und wir fingen an uns zu küssen.

    ***

    WÄHRENDDESSEN:

    „Ich kann es gar nicht abwarten ihr überraschtes Gesicht zu sehen!“, sagte die Mutter von Pia. „Sie wird sich bestimmt riesig freuen uns alle wieder zu sehen.“

    In der Lobby des Hotels versammelte sich eine kleine Gruppe von Menschen. Darunter befanden sich nicht nur Pias Mutter sondern auch Sophie, Meike und Adriane, die extra aus den USA angereist waren.

    Herr Schmidt kam auf die Gruppe zugelaufen und begrüßte sie.
    „Guten Morgen, schön sie alle begrüßen zu dürfen.“
    „Hat alles gut geklappt während ich weg war?“, fragte Sophie, die Eigentümerin des Hotels.
    „Ähm…Natürlich. Alles zu ihrer Zufriedenheit!“, gab er zurück.

    Er klang etwas erschrocken. Dachte er vielleicht dabei an die Erpressung in Sachen Pia Heidebrecht?

    Nach einer Weile stießen auch Robert und Sarah hinzu.
    Sie begrüßten ihre Chefin und als sie erfuhren, dass ich heute Geburtstag hatte und die Gruppe ein Überraschungskommando waren, schlossen sie sich der Gruppe an.

    „Sie wird sich wirklich freuen euch zu sehen!“, sagte Sarah dann in die Runde.

    Pias Mutter ging zur Rezeption und forderte den Schlüssel von Pias Zimmer an.
    Zuerst wollte der junge Mann hinter dem Tresen nichts herausrücken, aber als dann noch Sophie auftauchte und ihr ok dazu gab, bekam sie doch noch ihren Schlüssel.

    „Ich bin so gespannt, sie endlich wieder zu sehen. Beim letzten Telefonat erwähnte sie etwas mit Tokio Hotel…Die Band soll hier wohl eingecheckt haben.“, sagte Meike zu Adriane.
    „Tokio Hotel? Ach du Scheiße…“, erwiderte Adriane.
    „Das hab ich auch gedacht, als Pia mir davon erzählte!“, grinste Meike.
    „Na dann muss sie ja ganz aus dem Häuschen gewesen sein. In der Hinsicht war sie schon immer ein Freak!“

    Beide Freundinnen lachten um die Wette.
    Der Gedanke an Pia und ihre mögliche erste Begegnung mit den Jungs musste echt total witzig gewesen sein.

    „So, dann lasst uns mal zu dem Geburtstagskind gehen!“, sagte Sophie und ging zu den Fahrstühlen vor.
    Die Gruppe folgte ihr aufgeregt…

    ***

    Bill und ich lagen fest umschlungen unter der warmen Bettdecke.
    Ich streichelte seinen nackten Rücken und fuhr mit meiner Hand langsam von oben nach unten, zwischen seinen Schulterblättern bis zum Steißbein hinunter.

    Seine Haut war warm und weich.

    Unsere Küsse wurden immer stürmischer und leidenschaftlicher.
    Wieder ließ er mich alles um mich herum vergessen.
    Ich ließ meine Hand über seinen Oberkörper gleiten und meine Lippen küssen seinen Hals und glitten über seine Brust.

    Er zog mich wieder zu sich hoch, küsste mich und dann drehte ich mich auf den Rücken und er legte sich auf mich.

    Gleich würde es wieder passieren!
    Gleich würde ich wieder dieses unglaubliche Gefühl spüren.
    Wir würden erneut eine Einheit bilden.

    Doch plötzlich zerbrach die Stille.
    „Überraaa….aaahhhhhh!“, hörte ich eine Stimmer schreien.

    Sofort ließen Bill und ich voneinander ab und er legte sich neben mich.
    Vor mir standen meine Mutter, Sophie, Meike, Adriane, Schmidt, Robert und Sarah mit Geschenken und Luftballons bepackt.

    Im ersten Moment brachte ich kein Wort heraus.
    Ich sah kurz zu Bill, der ebenso geschockt neben mir saß.
    „Pia! Was ist das?!“, schrie meine Mutter.

    „Was ist denn hier los?“, hörte ich plötzlich Tom sagen.
    Jetzt sah ich, wie sich Tom, Georg und Gustav ins Zimmer schlängelten und zu unserer lustigen Gruppe zustießen.
    „ohhh…“, war alles was die Jungs in dem Augenblick heraus brachten.

    Ich zog die Decke ein Stück höher und vergrub meinen Kopf im Kissen.
    Wie peinlich!
    Warum mussten die mich gerade jetzt überraschen?
    War das denn nötig?

    Meike und Adriane schüttelten ihren Kopf und auch Sophie stand fassungslos da.
    Schmidt stand mit einem breiten Grinsen vor dem Bett und rieb sich die Hände, wie nach einem gelungen Projekt.

    „Pia, wie konntest du nur? Was ist das für ein Kerl? Hast du verhütet?“, fragte mich meine Mutter kreischend und gestikulierte wild mit ihren Händen herum.

    „Jetzt reichts! Würdest du dich bitte nicht in meine Angelegenheiten einmischen!?“, schrie ich meine Mutter total überfordert an.
    „Ähm, vielleicht sollten wir…“, fing Bill an, doch meine Mutter unterbrach ihn sofort und schrie ihn an.
    „Was hast du bitte mit meiner Tochter gemacht? Du, du….Möchtegern!“

    „Bill?“, fragte plötzlich eine Stimme.
    Oh nein, jetzt nicht auch noch so was!
    Ein Mann in Jeans und Hemd drängelte sich durch den Menschenauflauf und stellte sich zu den anderen Jungs der Band.
    „David!“, sagte Bill erschrocken.
    „Was ist das denn hier für eine Veranstaltung?“, fragte der Manager der Jungs.

    Meine Mutter mischte sich wieder lauthals ein.
    „Können sie ihren Jungs kein Benehmen beibringen? Oder ficken die sich immer so durch die Gegend und reißen unschuldige junge Frauen ins Versagen?“

    Mama?!
    Was sie gerade gesagt hatte und in welcher Art und Weise sie es getan hatte…
    Solche Wörter nahm sie nie in den Mund.
    Sie wurde ja zur Männer tötenden Furie!

    Bevor die ganze Situation eskalierte, musste ich etwas tun, denn auch Tom, Georg und Gustav bekamen mittlerweile einen wütenden Gesichtsausdruck.
    Kein Wunder nachdem was meine werte Mutter ihnen gerade an den Kopf geknallt hatte!

    „Du gehst zu weit!“, schrie ich meine Mutter an.
    „Alles was du in meinem bisherigen Leben getan hast, war sich in dieses einzumischen! Ich sollte dein Leben leben, was du nie konntest. Doch ich will das nicht länger! Ich will mein Leben leben und herausfinden wer ich wirklich bin. Ich will Musik machen und ich will das anziehen, was ich will. Und das aller wichtigste ist, dass dieser „Kerl“ mein Leben so unglaublich verändert hat und mir ganz neue Seiten gezeigt hat. Du kannst mich nicht mehr daran hindern. Ich bin 19 Jahre und ich habe mich verliebt! Zum ertsen Mal fühle ich mich als richtige Frau und nicht wie ein kleines bemuttertes Mauerblümchen. Und jetzt geh! Ihr alle! Geht! Sofort!“, schrie ich und bemerkte, wie mir einige Tränen über meine roten Wangen liefen.

    ***

    „Pia!“, schrie meine Mutter entsetzt über meine kleine Rede.
    Ihre Augen weiteten sich und ich konnte genau sehen, wie ihr das Wasser in den Adern gefror. Aus dem Mund ihrer kleinen, braven, unschuldigen Tochter so etwas zu hören…damit hatte sie nicht gerechnet und ich denke auch viele der Anwesenden hätten keine solche Reaktion von mir erwartet.

    „Komm, wir sollten erstmal Abstand gewinnen.“, sagte Sophie zu meiner Mutter und schob sie an den Schultern zur Tür hinaus. „Wir sprechen uns später!“, sagte sie schließlich zu mir und warf mir einen bösen Blick zu.

    Langsam aber sicher leerte sich das Zimmer und die Einganstür schloss sich wieder.

    Was für ein geiler Geburtstag, dachte ich mir und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
    Mittlerweile saß ich aufrecht in meinem Bett und ließ meinen wirren Gefühlen freien Lauf.
    „Scheiße!“, stieß es aus mir heraus.

    Plötzlich machte sich Bill neben mir bemerkbar.
    Er richtete sich auf und streichelte meinen Kopf und meinen Rücken.
    Wie ich seine Nähe genoss!
    Wenn es irgendeine höhere Macht gab, dann hätte ich alles dafür getan, damit das Schicksal es gut mit uns gemeint hätte.

    Aber dann dieser Mist!

    Ich fiel Bill um den Hals und umarmte ihn so fest wie ich konnte. Niemals würde ich ihn wieder los lassen. Doch wie heißt es so schön… „Sag niemals nie!“

    Unsere Umarmung löste sich und ich entfernte mir die übrigen Tränen aus meinem Gesicht.
    „Ich weiß nicht was ich sagen soll…“, sagte Bill und sah mich mit seinen großen braunen Augen an. Die schwarze Kajalspur war etwas verwischt, doch gerade das ließ ihn für mich noch unwiderstehlicher erscheinen.

    Lächelnd streichelte ich seine Hand.
    „Ich auch nicht. Aber ich bin so glücklich, dass du hier bist!“

    Meine Dankbarkeit und meine Liebe zeugte ich ihm durch einen sanften Kuss auf seine Lippen.

    „Was passiert jetzt mit uns beiden?“, fragte er mich.
    Ich zuckte innerlich zusammen, doch nach außen versuchte ich cool zu wirken.
    Jetzt würde er die Bombe platzen lassen.
    Jetzt würde er mir sagen, dass es besser ist wir gehen wieder unsere eigenen Wege…

    „Was soll mit uns schon sein?“, fragte ich mit zitternder Stimme.
    Gleich würde er es sagen…
    Mein Herz wurde im zick zack in zwei Hälften geteilt!

    „Ich will mit dir zusammen sein! Auch wenn das jetzt vielleicht völlig daneben ist, weil deine Mutter und deine Freundinnen nicht gerade begeistert von mir und der Situation waren… Aber ich will meine Zeit mit dir verbringen, weil du mir so unendlich gut tust!“, antwortete Bill.

    Damit hätte ich jetzt gar nicht gerechnet!
    Er ließ sich von meiner Mutter beschimpfen, würde vielleicht auch noch Anschiss von seinem Management oder wem auch immer kriegen und wollte mich trotzdem?!
    Ich hätte an seiner Stelle schon jetzt einen Rückzug gemacht.

    „Du willst nach dieser peinlichen Aktion trotzdem noch mit mir zusammen sein?“, fragte ich ihn mit erneuten Tränen in den Augen.
    Ihm wurde bewusst, dass ich mich darüber freute, wie noch nie in meinem Leben über irgendetwas und lächelte.
    „So schnell wirst du mich nicht wieder los!“, grinste er.
    „Hoffentlich!“, erwiderte ich.

    Nach einer Weile zogen wir uns an.
    Ich brachte Bill zur Tür und wir küssten uns zum Abschied.
    Unsere Hände, die bis gerade eben noch die des Anderen gegriffen hatten, lösten sich voneinander und nach langem Blickkontakt trotz entstehender Entfernung, drehte sich Bill um und ging in sein Zimmer.

    Ich schloss meine Tür erst wieder, als Bill vollkommen verschwunden war.

    Puh!
    Was jetzt?
    Die Fronten zwischen mir und Bill waren geklärt.
    Er wollte mich und ich wollte ihn.
    Allein diese Vorstellung, von ihm gewollt zu werden, verursachte ein Kribbeln in meinem Bauch und totale Happyness!

    Doch trotzdem waren da ja auch noch meine Mutter, meine Chefin, Schmidt, den ich schon halb wieder vergessen hatte und meine zwei Freundinnen Meike und Adriane.
    Jetzt musste ich Stärke beweisen!
    Bill hatte mir gezeigt, dass ich ein besondere Mensch war und genau das musste ich jetzt auch meinen Anhängsel bewusst machen…

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 14.07.2006, 22:18


    Uh, also da brauch ich mir ja schon mal keine Sorgen machen in der Sache Bill und Pia. Wenn da nicht die Typisch- lass- die- Finger- von- meiner- Tochter- Mutter wäre! ;-) Schlimm, schlimm.

    Aber echt, geiler Geburtstag. Ich meine da erleben gerade 2 Menschen einen Liebesakt im Hotelzimmer und dann platzt die Mutter, dazu auch noch Freunde und DAVID rein. :roll:

    Tz,... echt geil Süße. Also, poste mal schnell weiter, oki?!

    Lg, Sara (Ja, lass die stummen Leser stumm sein! ;-))



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 20.07.2006, 20:13


    Ja, immer wieder diese vielen Menschen, die einen stören ^^

    So hier kommt ein weiterer Teil...

    ***

    Zitternd stand ich vor der Tür von Sophies Appartement.
    Durch meinen ganzen Körper floss das Gefühl, der unaufhörlichen Angst.
    Und trotzdem hatte ich auch soviel Hoffnung in mir.
    Hoffnung, die ich durch Bills Entscheidung gewonnen hatte und Hoffnung auf den gesunden Menschenverstand meiner Freundinnen.
    Meike und Adriane mussten mich einfach verstehen.
    Schließlich waren sie meine Freundinnen. Und Freundinnen hielten doch zusammen, oder?

    Nach einem langen Atemzug, riss ich mich zusammen und klopfte langsam, aber kräftig an.

    Sofort wurde die Tür vor mir geöffnet und meine Mutter stand vor mir.
    Anscheinend hatte sie schon auf mich gewartet, um mich im angezogenen Zustand ihrer Strafpredigt zu unterziehen.
    Sie zog mich am Arm in das Zimmer.

    Wow.
    Trotz der gewaltsamen Art und Weise mit der ich ins Zimmer geholt wurde, blieb meine Aufmerksamkeit zuerst an den Möbeln und der Einrichtung von Sophies Behausung hängen.
    Meine Mutter zog mich einen mit Bildern bestückten Flurs ins Wohnzimmer.

    Dort erinnerte mich vieles an eine Villa, die zu irgendeinem reichen Ami-Star gehörte.

    Auf zwei schneeweißen Sofas saßen Sophie, Meike und Adriane verteilt.
    Sophie auf dem Einen und meine zwei Freundinnen auf dem Anderen.
    Die in L-Form gestellten Möbel umzingelten einen kleinen Glastisch, auf dem drei weiße Kerzen und weiße Lilien in einer gläsernen Vase standen.

    „Du setzt dich jetzt erstmal, Fräulein!“, ertönte es aus der Kehle meiner Mutter und sie drückte mich auf einen Sessel, der gegenüber von dem Sofa stand, auf dem Meike und Adriane platziert waren.
    Anschließend setzte sie sich auf den freien Sofaplatz neben Sophie.

    „Kannst du mir sagen, was das eben zu bedeuten hatte? Habe ich dich etwa zu einer Schlampe erzogen?“, platze es sofort aus meiner Mutter heraus.

    Geschockt saß ich da und meine Finger krallten sich in die Lehnen des weißen Sessels.
    Schweißperlen machten sich auf meiner Stirn bemerkbar und mein Angstgefühl wurde durch diesen hassgetränkten Überfall meiner Mutter auch nicht gerade besser.

    „Nicht.“, sagte Sophie zu meiner Mutter und legte ihr die Hände auf die Schultern.

    „Was hast du dir dabei nur gedacht? Pia! Er ist ein Gast. Du weißt selber, dass ich dieses Verhalten nicht durchgehen lassen kann.“, sagte sie zu mir und beruhige meine Mutter währenddessen immer noch, doch vergeblich!

    Mit knall rotem Kopf platze eine Beleidigung nach der anderen aus ihr heraus.
    Meike und Adriane dagegen beobachteten alles still und trauten sich immer noch kein einziges Wort zu sagen.
    Mir viel auf, dass ich durch diese überhitze Situation in meinem Zimmer noch gar keine Begrüßung austeilen konnte.
    Die Schimpfwörter meiner Mutter prallten alle an mir ab.

    „…und überhaupt! Dein Geschmack in Sachen Männern lässt auch zu wünschen übrig! Wenn man bei diesem Exemplar von Mann reden kann. Der ist doch noch grün hinter dem Ohren…Und dann diese Schwarz bemalten Augen und diese durchlöcherte Visage! Wahrscheinlich ist das so ein drogenabhängiger, dreckiger Junkie, der nur auf eine naive Jungfrau, wie du es bist gewartet hat, um sie ihr diesen Titel zu nehmen! Herr Gott Pia, wie alt ist der überhaupt? Bist du jetzt unter die Pedophilen gegangen?“

    Nach diesen Worten hechelte sie nach Luft, damit ihr knallroter Kopf nicht explodieren würde.

    „Bist du fertig?“, fragte ich sie in einem forschen Ton.
    Sieh sah mich fassungslos an und schwieg.

    „Denn wenn das der Fall sein sollte, dann hörst du mir jetzt endlich mal zu verdammt! Und zwar richtig! Ich bin kein kleines Mädchen mehr, sondern eine 19 jährige junge Frau. Lass endlich von deiner unkontrollierten, übertriebenen Mutterliebe ab und lass mich meine eigenen Erfahrungen machen. Ich bin alt genug! Und selbst, wenn ich auf die Fresse falle. Ich werde daraus lernen und trotzdem weiterleben.“, sagte ich sehr ernst.

    Es war mir wichtig, dass sie es endlich einsah… und wenn auch nur zur Hälfte…

    „Ich liebe dich! Du bist meine Mutter und von der sollte ich erwarten können, dass sie zu mir steht. Egal was ich mache, wen ich liebe oder wie oft ich auf die Fresse falle! Ich will mich nicht mehr verstellen müssen, nur weil es dir gerade so in den Kram passt.“
    Dann sah ich zu Sophie.

    „Es tut mir Leid, dass ich dich enttäuscht habe. Ich weiß, dass ich gegen die Regeln des Hotels verstoßen habe und sehe es ein, dass ich hier nicht mehr arbeiten kann. Es hat mir wirklich viel Spaß gemacht und ich habe mich sehr wohl gefühlt, doch ich habe gemerkt, dass es nicht das ist, was ich in meinem Leben machen will. Danke für deine Unterstützung!“

    Ich stand auf und ging zu der Tür, die das Wohnzimmer vom Flur trennte und blieb noch mal in ihrem Rahmen stehen, drehte mich um.

    „Und was Bill angeht… er ist wahrscheinlich erwachsener und einfühlsamer als wir alle zusammen. Ihr solltet nicht über ihn urteilen bevor ihr ihn nicht wirklich kennen gelernt habt! Ohne ihn und ohne die anderen Jungs sehe mein Leben immer noch trist und öde aus. Ohne ihn wäre ich immer noch ein Nichts. Ihr müsst ihn nicht mögen, aber euch bleibt nix anderes übrig als ihn zu akzeptieren, denn ich werde mit ihm zusammen sein. Egal ob es euch gefällt oder nicht! Ach ja…Mama… glaub mir, grün hinter den Ohren ist er schon lange nicht mehr! Er weiß ganz genau, wie man eine Frau auf 180 bringen kann!“

    Die letzten Zeilen schlug ich ihr rotzfrech um die Ohren.
    Sie sollte spüren, dass ich kein Mädchen mehr war, wenn es auch schmerzlich für sie war und ich die harte Tour wählte.

    Ich drehte mich um, verließ das Appartement und ließ 4 entgleiste Gesichter sprachlos zurück.

    Lautes Mundwerk, ich liebe dich!
    Ich fühle mich wie dieser Johnny aus Dirty Dancing, der in wenigen Worten die Fronten zwischen Baby, sich und ihren Eltern geklärt hatte. Jedes mal, wenn ich diese Stelle sah, dachte ich mir… „Wie sympathisch“…
    Natürlich war dieser Gedanke voller Sarkasmus.
    „Mein Baby gehört zu mir!“, war alles was er sagte…
    Und ich flüsterte leise vor mich hin: „Und Bill gehört zu mir!“

    ***

    Ich konnte nicht anders.
    Meine Neugierde packte mich und meinen Verstand.

    Als ich an Bills Tür klopfte kam er wenige Sekunden später und öffnete sie.
    „Hey!“, begrüßte er mich und setzte ein schwaches Lächeln auf.
    „Hey!“, entgegnete ich ihm. „Ist alles in Ordnung bei dir?“
    Er nickte stumm.
    „Eigentlich schon.“, antwortete er nüchtern.
    „Was heißt eigentlich? Was ist mit uneigentlich?“, fragte ich ihn.

    „Komm erstmal rein.“, erwiderte er ohne auf meine Frage einzugehen und zog mich zu sich, schloss die Tür hinter uns und gab mir einen zärtlichen, süssen Kuss.
    „Wie ist es bei dir gelaufen?“, fragte r mich schließlich.
    „Naja, meine Mum hat mal wieder einen astreinen Aufstand gemacht, jedoch habe ich ihr klar gemacht, dass ich endlich meinen eigenen Weg gehen muss und dass du und die Musik dazu gehören! Ich denke sie muss darüber jetzt erst mal nachdenken.“
    Wieder gab er mir einen Kuss und zog mich dann in sein Schlafzimmer.

    Auch in seinem Zimmer schien eine Versammlung zu tagen, denn als wir ins Schlafzimmer eintraten, saßen Georg und Tom auf dem Bett und Gustav und David saßen auf den Stühlen, die um den kleinen Tisch herumstanden.

    „Pia!“, kam es von allen Seiten.
    „Happy Birthday!“
    Der Reihe nach kamen die Jungs auf mich zu und umarmten mich.
    „Danke, Jungs.“
    „Das ist wahrscheinlich nichts gegen die kleine Feier, die du mit Bill gefeiert hast…“, grinste mich Tom frech an.
    „Tom!“, rief Bill.
    „Was denn?”, gab dieser unschuldig zurück.

    „Jungs, wir haben jetzt wichtigeres zu besprechen.“, kam es plötzlich von David.
    „Pia, natürlich wünsche ich dir auch alles Gute, aber zuerst müssen wir uns über die Fotos Gedanken machen!“

    Fotos?
    FOTOS! Die Fotos!
    Oh man, ich hatte diese dämliche Erpressung schon wieder halb vergessen.
    Weg aus meinem Kopf gedrängt…
    Doch jetzt kam alles wieder hoch.

    Schmidt hatte uns mit eigenen Augen im Bett gesehen.
    Nackt unter einer Decke, der Eine in den Armen des Anderen.
    Konnte man ihm vielleicht weiß machen, dass wir nur ganz zufällig da lagen, weil eine wilde Bestie uns die Kleider vom Körper gerissen und zu dieser Umarmung gezwungen hat?
    Nein, ich glaube nicht…

    Jetzt wurde mir klar, was Bill vorhin mit „eigentlich schon“ meinte.
    Eigentlich schon, aber uneigentlich waren da ja noch die Fotos und der doofe Schmidt.

    „Dieser Scheißkerl wird dafür büßen!“, wetterte es aus Bill.
    „Es muss auch schwarze Schafe auf dieser Erde geben, die alles daran legen uns das Leben schwer zu machen!“, sagte Gustav.
    „Der Typ soll mal den Ball flach halten!“, mischte sich Georg ein.

    „Jungs, es hilft nichts, wenn ihr euch aufregt. Wir müssen diesen feinen Herren zur Strecke bringen. Wenn die Fotos an die Öffentlichkeit geraten, dann weiß ich im Moment nicht, wie eure kleinen Teenie-Fans reagieren werden. Solange der Typ nur irgendwelche Gerüchte verbreitet, kann alles geregelt werden, aber ein Bild ist Beweis genug!“, sagte David.

    „Oh ja! Die werden in tiefste Depressionen verfallen, wenn sie mitbekommen, dass ihr süßer Bill ein aktives Sexleben hat…“, grinste Tom.
    Hallo! Erde an Tom! Die Sache war ernst!
    Das hier war keine Kinderveranstaltung, sondern ein bizarres Spiel.

    Plötzlich klopfte es an die Zimmertür.
    Wer wollte denn jetzt wieder was?
    Ich nahm nicht an, dass die Jungs in dieser kurzen und verwirrenden Zeit den Zimmerservice gerufen hatten.

    Auch Bill sah mich verwirrt an.
    „Wer ist das denn jetzt schon wieder?“
    Trotzdem ging er zur Tür und öffnete sie.
    „Hi. Ist Pia zufällig bei dir?“, fragte eine mir bekannte Stimme.
    „Ja.“, antwortet Bill.
    „Darf ich reinkommen? Was ich zu sagen habe geht dich auch etwas an.“
    „Ok…“, kam es von Bill unglaubwürdig rüber.

    Es dauerte nicht lange da stand Robert im Zimmer mit einem Umschlag in seiner Hand.
    Bill lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und sah gespannt auf Robert.
    Was ging uns beide etwas an?
    Was wollte Robert uns sagen?

    „Hi.“, begrüßte Robert erstmal alle Anwesenden im Raum und er bekam die gleiche Begrüßungsformel von jedem, außer Bill zurück.
    „Ich hab hier ein kleines Geschenk für dich.“
    Robert drückte mir den Umschlag in die Hand.
    „Danke, aber wir haben gerade etwas andere Probleme. Ich meine es nicht böse, aber da sind ja immer noch diese beschissenen Fotos von Schmidt.“, versuchte ich ihm schonend beizubringen. Ich konnte mir jetzt keine Gedanken über Geschenke oder anderes was mit meinem Geburtstag zu tun hatte machen.

    Robert grinste mich an.
    Was soll das denn jetzt? Ich dachte wir wären Freunde?
    Die Fotos könnten einiges aufs Spiel setzten!
    Die Karriere der Jungs könnte darunter in Mitleidenschaft gezogen werden und wenn jeder mein Gesicht in der Zeitung sah, würde ich auch nicht gerade ein sicheres Leben führen können. Die Groupies würden mir mein Leben zur Hölle machen und mich am liebsten Foltern, weil ich an ihrem Gott herum knabberte.

    „Ich finde das gar nicht witzig, Robert!“, sagte ich mit wütendem Blick.
    „Jetzt mach schon auf…“, forderte er mich ein zweites Mal auf.
    „Sag mal verstehst du es nicht?“, fragte ich ihn noch mal.
    Das durfte doch nicht wahr sein.
    „Weißt du was diese Fotos alles verursachen können? Die kleinen Mädchen werden ausrasten, wenn sie Bill mit einer älteren Frau knutschend in irgendeinem Hotelflur sehen… Die Lage ist ernst!“, stammelte ich vor mich hin.

    Sauer drehte ich mich von ihm weg und schloss meine Augen.
    Was um Himmelswillen war nur auf einmal mit ihm los?

    ***

    Nach einer Weile öffnete ich wieder meine Augen.
    Jetzt sah ich auch in andere fröhliche Gesichter.

    „Sagt mal, habt ihr irgendwelche Drogen konsumiert, oder was? Gerade ihr müsst doch die Ernsthaftigkeit dieser Fotos erkennen. Was ist nur los mit euch! Scheiß auf meinen Geburtstag, der sowieso jedes verdammte ja ist. Wir müssen unbedingt diese beschissenen Fotos in die Hände bekommen, bevor dieser Scheißkerl sie an alle möglichen Magazine und Zeitschriften verkauft! Es geht um eure Karriere! Die werden diese Fotos in ihre Archive packen und jedes Mal, wenn sie eine neue Story über euch schreiben, hohlen sie sie wieder hervor!“, hielt ich meine Rede im ernsten Ton.

    Ich sah mit verzweifeltem Blick nach Bill, nach Robert, nach Tom, Gustav und Georg und schließlich wieder zu Bill, meiner Gottheit in Person.
    Er sah trotz seines frechen Grinsens im Gesicht sehr gerührt aus.
    „Jetzt mach schon endlich den Umschlag auf, du süsses Dummerchen!“, sagte er.

    „Ok, ihr Idioten, dann mach ich jetzt dieses verfickten Umschlag auf! Hauptsache ihr kommt danach mal wieder klar!“, schrie ich schon fast durch das Zimmer.
    Böswillig und wütend riss ich an dem Umschlag herum, bis plötzlich einige Fotos mit ihren Negativen auf den Boden purzelten.

    Mit geweiteten Augen und offenem Mund starrte ich auf den Boden.
    Die ganze Zeit war ich so in meinem Warn gewesen, dass ich nicht bemerkte, dass Roberts Grinsen, die Anwesenheit der Fotos darstellen sollte.
    Oh wie peinlich!

    Ich ging in die Knie und hob die Fotos auf.
    Sah nochmals genau hin… ja es waren wirklich die Fotos, auf denen ich und Bill zu sehen waren.

    „Ähm…das sind die…oh…“, war alles was ich in meinem Zustand heraus bekam.

    Daraufhin brach das ganze Zimmer in Gelächter aus.
    Tom kugelte sich vor lachen auf dem Bett und auch Bill, Gustav und Georg mussten sich die Hand auf ihren Bauch legen.

    Das Blut stieg mir in den Kopf und drohte zu explodieren.
    Ahhhh! Man bin ich blöd!
    So ein Trottel….

    „Ich hoffe dir gefällt das Geschenk trotzdem…“, lachte Robert.
    „Ähm…ja…das ist…“, stammelte ich kurz, doch irgendwie kam ich endlich aus meinem Zombie Dasein zurück und fiel Robert um den Hals.
    „DANKEEEEE!“

    ***

    „Soooo, jetzt hier entlang.“, forderte mich Sarah auf und führte mich irgendeinen Gang entlang.
    Sie hatte mir die Augen verbunden und spielte den Blindenführer für mich.
    „Gleich sind wir da…“
    „Jetzt mach es nicht so spannend! Wo ist meine Überraschung?“, fragte ich sie grinsend und konnte es nicht mehr abwarten.
    „Sei mal nicht so ungeduldig liebes Fräulein. Du wirst deine Überraschung schon früh genug bekommen!“

    Gerade als ich vor mich her schmollen wollte, hieß es auch schon: „So, wir sind da.“
    Ich hörte wie sich eine Tür öffnete und ich wurde in einen anderen Raum rein geschoben.
    „Jetzt darfst du die Augenbinde abnehmen!“, sagte Sarah und das tat ich auch so schnell ich konnte!

    Oh man, war ich nervös und aufgeregt!
    Hinter mir fiel die Tür in ihre Angeln und ich stand in einem dunklen Raum.
    Alles war leise.
    Nichts.
    Kein Mucks.

    Wenn man eine Stecknadel fallen gelassen hätte, dann wäre das ohrenbetäubender Lärm gewesen!
    Nichts tat sich.
    Rein gar nix passierte.

    „Und jetzt?“, fragte ich in den Raum hinein.
    Niemand sagte oder antwortete mir.
    „Sarah? Hallo?“

    „ÜBERRASCHUNG!“, ertönte es plötzlich im ganzen Raum, das Licht ging an und Konfetti strömte mir entgegen.
    Wow!
    Ich befand mich im Proberaum des Hotels.
    Vor mir standen Tom, Georg, Gustav, Bill, Sarah, Robert, Maike, Adriane und David.
    „Ihr seid ja verrückt!“, quiekte ich freudig.

    Alle kamen nach und nach auf mich zu umarmten mich und wünschten mir „Alles Gute“.
    Sarah, Robert, Maike und Adriane hatten sogar Geschenke für mich.
    „Oh danke! Ihr seid so lieb!“
    Ich drückte alle noch mal ganz dolle und gab ihnen ein Küsschen auf die Wange.

    Dann sah ich plötzlich, wie Bill, Tom, Gustav und Georg auf der Bühne standen.
    Ich schaute zu Bill und lief auf die Bühne zu.

    Doch bevor er etwas sagen konnte, ging die Tür des Proberaums auf.
    Meine Mutter und Sophie kamen herein und kamen auf mich zu.
    Sophie nahm mich in den Arm und gratulierte mir, ließ mir Wünsche zukommen und überreichte mir einen Umschlag.

    Dann stand meine Mutter vor mir.
    „Hallo Schätzchen.“
    „Hi.“, erwiderte ich.
    „Alles Gute zu deinem 19. Geburtstag.“
    „Danke.“, erwiderte ich wieder so emotionslos wie möglich.
    Sie sollte merken, dass ich es immer noch nicht gut fand, was sie mir an den Kopf geschmissen hatte.

    „Ähm, hör zu… Ich… Weißt du, für eine Mutter ist es so unendlich schwer ihr Kind los zu lassen. Ich wollte immer nur das Beste für dich…“
    „Schön…“
    „Nein, nichts ist schön. Mir ist klar geworden, dass ich dich endlich gehen lassen muss. Mir gefällt es zwar nicht, dass du in eine ganz andere Richtung schlägst, als in die, die ich für dich wollte und auch nicht das du mit diesem… Mit diesem Jungen Mann zusammen bist, aber ich muss es akzeptieren. Aber bitte lass mir Zeit dafür…“, sagte meine Mutter und schaute mich mit feuchten Augen an.

    Ich konnte es gar nicht glauben!
    Ich musste einmal richtig auf die Kacke hauen und meine Mutter begriff was ich wollte?
    Was konnte ich jetzt anderes tun, als ihr in die Arme zu laufen und sie fest zu drücken.
    „Danke!“, flüsterte ich ihr ins Ohr.
    Sie küsste mich und strich mir durch die Haare.
    Und dann lächelte sie.
    „Jetzt lasst euch nicht von einer alten Gans wie mir von einer Party abhalten!“, lächelte sie immer noch mit einer Tränen im Augenwinkel.

    „PARTYYY“, schrie Sarah und dann endlich meldete sich Bill zu Wort, der immer noch am Mikro stand.
    „Für mein Thema Nr.1!“, sagte er und sah mich an.
    Ich verfing mich in seinem Blick und mein Bauch begann zu kribbeln.

    Die Instrumente ertönten und ich erkannte sofort den Song.
    Bill sang so gefühlvoll wie noch nie, sodass meine Armhärrchen sich senkrecht aufstellten.
    Langsam bewegte ich mich von der Bühne weg und stieg die Treppen der Bühne empor.
    Und dann stand ich direkt vor ihm.
    Er nahm meine Hand und sah mir tief in die Augen.
    Ich versank in ihnen und war ihm hilflos ausgeliefert…

    Er teilte diesen Moment mit mir.
    Ein Moment aus seinem Leben und ich gab ihm einen Moment aus meinem Leben.
    „Wenn nichts mehr geht wird ich ein Engel sein,
    für dich allein.
    Und dir in jeder dunklen Nacht erschein.
    Und dann fliegen wir,
    weit weg von hier!
    Wir werden uns nie mehr verlier’n.
    Nie mehr verlier’n.“

    Als das Lied zu ende ging, küsste er mir die Hand und sagte noch…
    „Danke, dass du mich liebst! Dafür, dass du mein Auge bist, wenn ich nicht sehen kann. Dafür, dass du meine Lippen voneinander trennst, wenn ich nicht atmen kann. Danke, dass du mich liebst!
    Ich liebe dich. Bis in die Unendlichkeit!“

    Ich zog ihn an mich und strich ihm über seine Wange.
    „Ich liebe dich auch!“, erwiderte ich und lächelte ich an.
    Er sah sehr ernst aus. Ihm waren seine Worte sehr ernst!
    Ja, dass hatte er mir klar gemacht.

    Er schloss seine Augen und ich meine.
    Unsere Lippen steuerten aufeinander zu und dann küssten wir uns.
    Als das geschah fing um uns herum alles an zu jubeln und zu klatschen.
    Wir ließen voneinander ab und wurden etwas rot.
    Irgendwie war das schon ein bisschen peinlich seinen Gefühlen vor anderen Menschen freien Lauf zu lassen.

    „Genug geturtelt! Jetzt wird gerockt!“, grinste Tom.
    „Na los Pia, gib Gas!“, feuerte mich Georg an.

    Zusammen mit Bill und den Jungs verbrachte ich eine halbe Stunde auf der Bühne und machte mit ihnen zusammen Musik.
    Ob man es glauben will oder nicht, aber alle tanzen dazu.
    Meine Mutter mit Sophie zusammen.
    Sarah und Robert, die von unserem kleinen Spiel sehr angetan waren, sich aneinander kuschelten und heiße Liebesschwüre austauschten.
    Sogar Meike und Adriane, die überhaupt nichts von Tokio Hotel gehalten haben.

    Später am Abend ertönte die Musik aus einer Anlage und jeder unterhielt sich mit jemand anderen, aß und trank oder tanzte.
    Bill unterhielt sich gerade mit David und seinen Bandkollegen.
    Ich stand mit Meike und Adriane zusammen.
    Während mir meine beiden Freundinnen von Amerika berichteten, schielte ich immer wieder zu ihm rüber.

    Er sah genauso süß aus, wie am Anfang.
    Vertieft in ein Gespräch mit David, fing er manchmal an zu grinsen oder zu lachen, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht oder spielte mit seinem Zungenpiercing.
    Jetzt war er mein!
    Mein Ein und Alles!

    Von Adrianes und Meikes Lachen wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
    „So kennen wir dich ja gar nicht.“, lachten sie.
    „Tschuldigung.“, gab ich wieder.
    „Irgendwie ist er ja schon ganz annehmbar.“, sagte Meike dann.
    „Ja genau und außerdem seht ihr so niedlich zusammen aus.“, teilte Adriane mit.
    „Danke! Ihr seid die Besten. Ich hab euch so vermisst!“, erwiderte ich und umarmte die Beiden.

    „Hey…“, sagte jemand hinter mir.
    Ich drehte mich um und sah Bill hinter mir stehen.
    „Hey.“, gab ich leise zurück und ergriff seine Hand.
    „Du hast die besten Freundinnen der ganzen Welt ja noch gar nicht richtig kennen gelernt. Das ist Maike und das ist Adriane.“, stellte ich die Beiden vor.
    „Hi, schön euch kennen zu lernen. Ich bin Bill.“
    Sie fingen an zu grinsen und antworteten im Kanon…
    „Ja, wissen wir!“

    Nachdem wir ein wenig gelacht hatten und uns unterhalten hatten, kam David auf uns zu.
    Tom, Gustav und Georg hatte er mit am Schlepptau.
    „Pia?“, fragte er mich.
    „Ja?“
    „Also ich will dir auch noch etwas zu deinem Geburtstag schenken. Die Jungs haben mir den Tipp gegeben und außerdem konnte man es ja auch eben sehen, dass du Spaß an Musik hast. Ich möchte dich hiermit zu einem Tag in meinem Aufnahmestudio einladen. Dann kannst du mal ein bisschen rum experimentieren und ein paar Lieder auf Cd aufnehmen. Hättest du Lust dazu?“
    „Ob ich Lust hätte….? Scheiße! Ja, natürlich! Danke, vielen, vielen Dank!“, schrie ich vor Glück und sprang David halb in die Arme. Als ich merkte, dass ich vielleicht etwas zu stürmisch war, hielt ich inne und entschuldigte mich dafür.
    „Schon gut.“

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    XxLadehxX - 21.07.2006, 16:25


    Ui, ja ich melde mich mal wieder ;-)

    Ich find zwar das es ein bisschen schnell geht mit dem Studio,... aber kann bestimmt sein, das Bill David angeheuert hat oder so. ;-)

    Ja, wieder toller Teil, Süße.

    Poste schnell weiter, ne?!

    Lg, Sara ;-)



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 22.07.2006, 18:17


    Ja, die Pia legt einen SChnellstart hin...
    Gut, dass Geschichten der reinen Fantasie entspringen :wink:

    Dann geht es mal wieder weiter:

    ***

    „Woher kannst du bloß so was?“, fragte mich meine Mutter.
    „Woher kann ich was?“, fragte ich sie verdutzt.
    „Na woher kannst du so gut singen?“
    „Liegt mir vielleicht im Blut. Solltest du vielleicht auch mal ausprobieren.“, grinste ich sie an.
    „Ach Schatz, auch wenn ich es nur schwer akzeptieren kann, habe ich gemerkt, wie sehr du es liebst Musik zu machen. Du warst wirklich hinreißen dort oben auf der Bühne.“, sagte sie und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
    „Danke“, flüsterte ich und nahm sie in den Arm.

    Es tat wirklich gut.
    Endlich wusste sie was ich wollte und ich hatte die Kraft mein Wollen zu verwirklichen.
    Besser später als nie, oder?

    Als ich mich aus der Umarmung löste stand Bill neben mir.
    „Hallo. Ich glaube wir haben uns noch nicht richtig kennen gelernt. Außerdem waren die Umstände der ersten Begegnung auch nicht gerade atemberaubend. Also… ich heiße Bill. Bill Kaulitz.“, sagte er zu meiner Mutter, die etwas verwirrt guckte.

    Kein Wunder!
    Erst pöbelt sie ihn grundlos an, naja fast zumindest und dann ist er so offen und kommt auf sie zu!
    Er will einen Neuanfang.
    Er will mit meiner Mutter ins Reine kommen…
    Warum liebe ich dich noch mal?
    Achja, für solche Aktionen!

    „Ähm… hallo. Sonja Heidebrecht…. Es tut mir übrigens sehr Leid, dass ich sie vorhin so angefahren habe.“, erwiderte meine Mutter und wurde leicht rötlich im Gesicht.

    Nachdem sich die Beiden einige Minuten wirklich nett unterhalten hatten, fing ich an demonstrativ zu gähnen.
    „Ich glaub ich sollte dringend ins Bett gehen. War heute ein sehr schöner Tag, aber jetzt bin ich sooooo müde.“
    „Ja dann geh schön schlafen.“, kam es von meiner Mutter.
    „Hey Leute! Danke für diese Feier und für eure Wahnsinns Geschenke! Es war ein wirklich toller Abend, aber jetzt muss ich mich ins Bett packen. Feiert noch schön.“, schrie ich in den Raum, damit es auch alle hörten.

    Ich ging zur Tür und blieb auf halbem Wege stehen.
    „Bill? Wolltest du nicht auch ganz dringend etwas aus meinem Zimmer holen?“, grinste ich ihn frech an.
    „Oh ja, natürlich! Gut das du mich daran erinnerst…“, antwortete er mit genauso frechem Grinsen.

    Er kam mir nach und wir verschwanden nach oben in mein Zimmer.

    Nicht nur wir, sondern wahrscheinlich jeder Mensch unten im Proberaum konnte sich vorstellen was wir vorhatten.
    Hey! Mir stand so ein süßer Nachtisch zu! Immerhin hatte ich heute Geburtstag…naja oder hatte gestern, weil es war schon nach Mitternacht. Aber egal!

    Oben im Zimmer angekommen knipste ich die kleine Nachttischlampe an und ließ mich aufs Bett fallen.
    „Puh! Was für ein Tag!“, stöhnte ich.
    „Ja, heute ich so viel passiert, wie einem anderen Menschen wahrscheinlich über sein ganzen Leben verteilt.“, sagte Bill und blieb im Türrahmen stehen.
    „Ja wahrscheinlich. Aber trotzdem schön.“, erwiderte ich.

    Ich schaute rüber zu Bill und lächelte ihn an.
    Einige lange Sekunden schweiften vor meinen Augen hinweg.
    „Was sagst du zu Davids Geschenk? Haben wir ihm den richtigen Tipp gegeben?“, fragte er mich nachdenklich.

    „Oh man…das Geschenk ist einfach unglaublich! So eine Chance bekommt man nicht zweimal im Leben und ich werde sie nutzen! Das habe ich mir geschworen.“, antwortete ich und machte eine kleine Pause, dachte nach. „Und schon wieder nimmst du mein kleines unbeholfenes Leben in die Hand…“

    „Unbeholfen?“, fragte Bill.

    „Ja! Erst hilfst du mir aus meiner kleinen Höhle zu kriechen und aufrecht durchs Leben zu gehen und jetzt hilfst du mir auch noch meine Zukunft zu beginnen. Du bist das Beste was mir je passiert ist, weißt du das Bill Kaulitz?“

    Er kam auf mich zu und ich setzte mich aufrecht auf die Bettkante.
    Er streckte mir seine Hand entgegen und meine Hand griff nach ihr.
    Ich stand auf.

    „Ich liebe dich.“, flüsterte Bill und streichelte mit über die Wange.
    „Nein, ich liebe dich!“, erwiderte ich und schloss meine Augen, denn seine Lippen suchten ihr passendes Gegenstück.

    Schon sehr bald darauf spürte ich seine weichen Lippen auf meinen Lippen.
    Auch wenn ich sie erst heute Morgen so intensiv gespürt hatte, wie ich es jetzt tat, hatte ich das Gefühl eine Ewigkeit darauf hätte warten zu müssen.
    Ich öffnete meinen Mund ein kleines Stück und schon schummelte sich seine Zunge durch die Öffnung hindurch und suchte nach meiner.

    Vorsichtig und zaghaft spielten sie miteinander und ich spürte die kleine warme Kugel in seinem Mund.
    Sie fuhr über meine Lippen und ärgerte meine Zunge.

    Nach einer Weile ließen wir uns auf dem Bett nieder und er wollte sich auf mich legen.
    „Stopp!“, forderte ich ihn auf.
    „Was ist?“, fragte Bill auf einmal ganz irritiert.
    „Ich muss dir leider sagen, dass heute Damenwahl ist und Kraft meines mir verliehenen Amtes, als bis über beide Ohren verliebte, junge Frau, habe ich die Regel aufgestellt, dass Männer nur in dieses warme, kuschelige Bett steigen dürfen, wenn sie sich vorher ihres Shirts und ihrer Hose entledigt haben.“, grinste ich ihn frech an.

    „Das ist ein fieser Trick!“, grinste er zurück.
    „Tut mir Leid, aber Regel ist Regel… Na los, junger Mann! Ich will was sehen…“
    „Ok, wenn das die Regel ist, dann muss ich sie wohl befolgen.“

    Er lies seine Hand über seinen Oberkörper streichen bis er am Ende seines Shirts angekommen war.
    Mit hochgezogener Augenbraue und einem breiten Grinsen im Gesicht schob er es Zentimeter für Zentimeter ein Stück weiter nach oben.
    Ich betrachtete sein Spiel ganz genau und lies mir nichts entgehen.

    Bill zog sein Shirt über den Kopf und warf es mir entgegen.
    „Das nächste Mal fordere ich Geldscheine!“, grinste Bill.
    „Dazu muss aber erst noch die Hose fallen!“

    Diesmal fuhren beide Hände von ihm über den dünnen Oberkörper bis zu seinem Hosenbund.
    Er öffnete seinen Gürtel, knöpfte seine Hose auf und kreiste mit seinen Hüften.
    Alleine durch diese Bewegung rutschte die Hose runter bis in seine Kniekehlen.
    Den Rest erledigten seine Füße. Zuerst schlüpften sie aus den Schuhen und den Socken und als letztes aus der Hose.

    „Dürfte ich jetzt zu der Schönheit ins Bett?“

    Dürfen?
    Und wie!
    Müssen! Jetzt. Hier. Sofort!

    Ich zog ihn am Arm in mein Bett und setzte mich auf sein Becken.
    „Ich ergebe mich!“, grinste er und erhob seine Hände.
    „Gut so! Der neue Befehl heißt: Verführen sie die Partnerin und lassen sie sie nie mehr los.“
    „Schon in Arbeit!“

    Er schubste mich von ihm herunter und drehte den Spieß um. Jetzt saß er auf meinem Becken und ich musste mich ergeben.
    Langsam beugte er sich zu mir herunter und gab mir einen Kuss.
    Oder sollte ich eher sagen, einen Schmatzer?

    „Ich will mehr davon!“, bettelte ich und mit einem grinsen auf seinen Lippen gab er mir das was ich von ihm verlangte.

    Ich fuhr ihm mit meinen Händen durch seine wuscheligen, langen, schwarzen Haare und zog ihn fester an mich, sodass er sich aus seiner sitzenden Position in eine Liegende begab.
    Als er anfing vorsichtig und langsam meinen Hals zu küssen, biss ich mir auf meine Unterlippe und genoss es ganz einfach seine Berührungen zu spüren.

    Als ihm sein Spiel zu eintönig wurde, ließ er seine Zunge über meine Haut fahren.
    Sein Piercing half ihm dabei mich aufstöhnen zu lassen und den Anfang vom Ende der Realität und des logischen Denkens einzuleiten.

    Ich streichelte seinen nackten Rücken, vorauf Bills Hand den Weg unter mein T-Shirt suchte.
    Er ließ für kurze Zeit von mir ab, schon mein Shirt hoch und streichelte über meinen Bauch.

    Wir sahen uns tief in die Augen und lächelten uns an.
    Beide waren wir froh, dass wir jetzt hier liegen konnten und aktive nonverbale Kommunikation in Form von Körpersprache praktizieren konnten.

    Ich richtete mich ein wenig auf und zog ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Seine Zunge fuhr über meine Lippen und suchte nach Meiner.
    Im Nachhinein wundere ich mich, dass unsere Zungen alles heil überstanden haben und sich nicht in einander verknotet hatten.

    Nach einer halben Ewigkeit fing Bill an meinen Bauch zu küssen und ließ eine leicht feuchte Bahn runter zu meinem Bauchnabel zurück. Mit seiner Zunge umkreiste er ihn und seine kleine, silberne Kugel hatte ihr passendes Gegenstück gefunden.

    Währenddessen zog ich so schnell ich konnte mein Shirt über den Kopf und schmiss es beachtlos zu Boden.

    Schon kurz danach machte sich Bill wieder auf den Weg nach oben und verwöhnte meine Lippen. Ich erhob meinen Oberkörper ein wenig und er öffnete nach einigen kleinen Verwirrungen meinen BH und zog ihn mir unter tausenden von Küssen, die er auf meiner Schulter verteilte aus.

    „Weißt du eigentlich wie viel du mir bedeutest? Wie doll ich dich liebe?“, lächelte mich Bill romantisch an.
    Mein Blick viel hinunter zu seiner engen Boxershorts, die ohne Frage eine kleine Beule in der Mitte aufwies. Ich schaute wieder zu ihm auf und grinste ihn frech ins Gesicht.
    „Ja, ich kann es mir vorstellen!“
    „Du bist ganz schön frech, kleine Dame…“
    „Ich weiß. Was soll ich sagen, ich verkehre wahrscheinlich mit den verkehrten Leuten und habe dadurch den falschen Umgang.“, grinste ich.
    „Halt die Klappe und küss mich!“, forderte Bill und ich tat alles was er wollte.
    Natürlich nicht ganz ohne Eigennutz.

    In dieser Nacht bescherten wir uns gegenseitig kleine Geschenke, die mehrere Höhepunkte der Lust auslösten. Wie sagt man doch immer so schön? „I’ve tasted blood and I want more!“
    Oh ja… wirklich! Ich hatte Blut geleckt und jetzt wollte ich mehr davon, viel mehr.

    Mehr Sex, mehr Leidenschaft und vor allem mehr Bill!

    ***

    Ich sah auf meinen kleinen Wecker, der neben mir auf meinem Nachttisch stand.
    6 Uhr in der Früh.
    Oder sollte ich besser sagen 6 Uhr mitten in der Nacht?

    Als ich zu meiner linken Seite hinüber blickte, hatte ich schon wieder vergessen wie spät es war.
    Was ist schon Zeit?
    Nichts gegen diesen Anblick!

    Bill lag eingekuschelt in der Bettdecke neben mir.
    Seine Augen waren geschlossen, seine Gesichtszüge entspannt und sein Atem ging langsam und friedlich.
    Obwohl die letzte Nacht alles andere als unschuldig war, sah er so niedlich, süß und unschuldig wie noch nie aus.
    Seine Haare waren in alle Richtungen verwuschelt und seine vorher so perfekt geschminkten Augen, waren nun von schwarz verwischten Kajalspuren gekennzeichnet.
    Und trotzdem war er für mich der schönste und vollkommenste Mensch dieser Erde.

    Plötzlich überkam mich das Gefühl diesen Moment für immer festhalten zu wollen.

    Ich schnappte mir ein paar Zettel, die auf meinem Tisch lagen und griff nach dem daneben liegenden Stift. Zusammen mit den Materialien stieg ich wieder ins Bett, lehnte mich mit dem Rücken an das kirsch-braune Holzstück, dass den Anfang des Bettes verzieren sollte und zog meine Knie an, damit ich dort eine Schreibfläche für meine Blätter hatte.

    Zuerst kritzelte ich einige Stichwörter auf das weiße Papier, doch nach einer geschlagenen Stunde hatte ich meinen Moment, meine Gefühle für immer schwarz auf weiß verewigt.
    Ich hatte mein erstes eigenes Lied…
    Und das hatte ich für ihn geschrieben.

    „Ich habe einen Schatz gefunden
    und der trägt deinen Namen,
    so wunderschön und wertvoll
    und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.
    Du schläfst neben mir ein,
    ich könnt dich die ganze Nacht betrachten.
    Sehen wie du schläfst, hören wie du atmest,
    bis wir am Morgen erwachen.
    Du hast es wieder mal geschafft,
    mir den Atmen zu rauben,
    wenn du neben mir liegst, dann kann ich es kaum glauben, dass jemand wie ich
    so was Schönes wie dich verdient hat.
    Du bist das Beste was mir je passiert ist,
    es tut so gut wie du mich liebst,
    vergess den Rest der Welt,
    wenn du bei mir bist.
    Du bist das Beste was mir je passiert ist,
    es tut so gut wie du mich liebst,
    ich sag's dir viel zu selten,
    es ist schön dass es dich gibt. Eh...
    Dein Lachen macht süchtig,
    fast so als wär’ es nicht von dieser Erde,
    auch wenn deine Nähe Gift wär’,
    ich würd bei dir sein solange bis ich sterbe.
    Dein Verlassen würde Welten zerstörn',
    doch daran will ich nicht denken,
    viel zu schön ist es mit dir,
    wenn wir uns gegenseitig Liebe schenken.
    Wer tankt mich mit Kraft,
    nimmt mir Zweifel von den Augen,
    erzähl' mir 1000 Lügen,
    ich würd sie dir alle glauben,
    doch ein Zweifel bleibt, dass ich jemand wie dich verdient hab.
    Du bist das Beste, was mir je passiert ist,
    es tut so gut wie du mich liebst,
    vergess den Rest der Welt,
    wenn du bei mir bist.
    Du bist das Beste was mir je passiert ist,
    es tut so gut wie du mich liebst,
    ich sag's dir viel zu selten,
    es ist schön das es dich gibt. Eh...
    Wenn sich mein Leben überschlägt,
    bist du die Ruhe und die Zuflucht,
    weil alles was du mir gibst,
    einfach so unendlich gut tut.
    Wenn ich rastlos bin,
    bist du die Reise ohne Ende,
    deshalb leg ich meine kleine, große Welt,
    in deine schützenden Hände.
    Du bist das Beste was mir je passiert ist,
    es tut so gut wie du mich liebst,
    vergess den Rest der Welt,
    wenn du bei mir bist.
    Du bist das Beste was mir je passiert ist,
    es tut so gut wie du mich liebst,
    ich sag's dir viel zu selten,
    es ist schön das es dich gibt.
    Ich sag's dir viel zu selten,
    es ist schön das es dich,
    gibt.“

    Als Bill anfing sich zu bewegen und sich zu strecken, versteckte ich Blätter und Stift schnell unter dem Bett. Er sollte noch nichts davon erfahren. Vielleicht könnte ich das Lied David vorstellen und wir könnten es aufnehmen… Und dann würde ich ihm die Cd geben.

    Ich legte mich wieder richtig ins Bett und schaute zu Bill.
    Mit einem Lächeln im Gesicht schlug er langsam aber sicher seine Augen auf und blinzelte mich an.

    „Morgen.“, begrüßte ich ihn mit warmer Stimme.
    „Morgen.“, erwiderte er.
    „Geht es dir gut?“, fragte ich ihn.
    „Es könnte mir nicht besser gehen.“, antwortete er und rückte näher an mich heran.
    „Ich liebe dich!“
    „Ich liebe dich auch.“

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Mellilain - 24.07.2006, 23:36


    hab eben die ganze FF gelesen...
    und ich bin sprachlos! Die is einfach Hammer!
    Mir sind soga die Tränen gekullert :oops:
    gehts noch weiter?
    wenn ja, bitte gaaaaanz schnell!



    Re: *Tokio im Hotel*

    Missy - 25.07.2006, 11:04


    Also ich hab mich jetzt auch einmal durch die FF gekämpft und ich bin auch voll begeistert! Dein Schreibstil ist auch einfach spitze und ich finde deine Ideen echt cool!

    Freue mich schon auf den nächsten Teil! :lol:

    mfg Sarah



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 27.07.2006, 00:47


    Danke!
    Freut mich, dass sich neue Leser zu meiner FF gesellt haben.
    Hier kommt nun also, der letzte Teil...

    Ich weiß, vielleicht ein bisschen schnelles und komisches Ende, aber irgendwie hatte ich keine Ideen mehr und ich hatte, das Gefühl ich müsste sie beenden...

    Also viel Spaß beim lesen!

    ***

    ZUKUNFT UND ENDE:

    „Ja, Mama. Ja, ich werde es David sagen…. Ja und ich werde auch alle von dir grüßen… Danke…ja, das wird schon gut laufen heute Abend!... Ich hab dich auch lieb. Bis bald. Tschüss.“

    Ok, ein wenig nervt mich meine Mutter manchmal immer noch, aber ich weiß dass sie alles nur gut meint. Außerdem ist es für sie, wie auch für mich, eine ganz neue Situation.
    Sie und meine Freundinnen haben Bill und die Jungs wirklich sehr ins Herz geschlossen und freuen sich für mich, dass ich immer noch glücklich mit ihm bin.
    Wir telefonieren regelmäßig und sind immer noch die dicksten Freundinnen.

    Uns was ist aus mir geworden?
    Naja, wenige Wochen nach meinem Geburtstag stand ich endlich in einem richtigen Tonstudio.
    Es war wirklich atemberaubend und super spannend.
    Ich stellte David meinen Song den ich für Bill geschrieben hatte vor und er fand ihn gut. Er fand ihn wirklich gut! Kaum zu glauben, aber wahr.

    Schon bald stellte er mir 4 Mädels vor, die er in irgendeinem Club entdeckt hatte und er meinte sie würden zu mir passen. Irgendwie war die Sängerin ausgestiegen, weil sie schwanger war….
    Und jetzt hatten sie keine Sängerin und ich hatte keine Band.

    Kim, Caro, Franzi und Jenni waren wirklich super nett.
    Alle hatten den gleichen Style wie ich und auch ihre Instrumente hatten sie voll im Griff.

    Zusammen nahmen wir meinen Song auf und David schickte ihn dann an verschiedene Plattenfirmen und Radiostationen. Und peng… wir bekamen tatsächlich einen Plattenvertrag.
    Daraufhin schrieben wir noch einige Lieder zusammen und nahmen ein eigenes kleines Demotape auf.

    Die ganze Zeit war so aufregend, doch ich vermisste Bill und die Jungs. Natürlich auch den Rest meiner Freunde. Trotzdem fühlte ich mich ihm in den Tonstudio irgendwie nahe.
    Jetzt konnte ich nachvollziehen, wie es für ihn war, als er zum ersten Mal in einer Tonkabine saß und in das Mikro sang.

    Ganze 6 Wochen hatte ich nur telefonischen Kontakt zu ihm und den Jungs. Sie waren die ganze Zeit auf Tour oder hatten Fantreffen und Interviews. Doch das änderte sich bald, denn eines Tages, als ich gerade konzentriert am singen war und ich mich ärgerte, weil ich schon wieder nicht den richtigen Ton an einer bestimmten Stelle getroffen hatte, stand er plötzlich neben David am Mischpult.

    Ich schrie auf und strahlte sofort über beide Ohren.
    Schnell rannte ich aus der Kabine raus und fiel Bill in die Arme.
    „Was machst du den hier?“, fragte ich ihn.
    „Wieso? Soll ich wieder gehen?“, fragte er mich scherzhaft.
    „Nein, bloß nicht! Ich freu mich so…“
    „Ich mich auch und ich hab dich so vermisst!“
    „Ich dich auch!“

    Er küsste mich und ich hielt ihn so fest in meinen Armen, das er sich ja nicht in Luft auflösen konnte und als Tagtraum wieder verschwinden würde.

    „Na da hat jemand aber ganz schön viel nachzuholen. 6 Wochen Abstinenz soll ja einen großen Druck hinterlassen.“
    Ich erkannte sofort, wer nun auch den Raum betreten hatte.
    „Hallo Tom, freut mich auch dich zu sehen.“, begrüßte ich ihn.
    Auch Georg und Gustav standen an der Tür angelehnt und ich begrüßte sie indem ich sie herzlich umarmte.

    „Habt ihr gerade Mal ein paar Tage frei? Ich denke ihr müsst morgen schon wieder in Oberhausen fragte ich die Jungs.
    „Hast du es ihr noch nicht gesagt?“, fragte Georg.
    „Liebe macht wohl ein bisschen vergesslich oder lenkt ab…“, zwinkerte mit Tom zu.
    „Ich hab sie doch gerade mal 2 Minuten gesehen.“, erwiderte Bill.
    „Dann sag ich es ihr jetzt!“, ging Gustav dazwischen.

    „Ich bitte darum, könnte mich mal jemand aufklären?“, fragte ich sie.
    „Hat Bill das nicht schon getan?“, grinste Tom.
    „Tom, du bist unmöglich!“, grinste ich zurück.

    „Also unsere Vorband Blog27 können für den Rest der Tour nicht mehr auftreten, weil sich Tola ein Bein gebrochen hat und jetzt im Krankenhaus liegen muss.“, erklärte mir Gustav.
    „Ok…und weiter?“, fragte ich.
    „Jetzt brauchen wir eine neue Vorband, die dem Publikum so richtig einheizt.“
    „Aha…“, quiekte ich schon fast. Das bedeutet doch nicht etwa, dass wir…
    „Und da haben wir an euch gedacht…an „Black Sheep“ Also mit dem Management ist alles geklärt. Jetzt müsst ihr nur noch ja sagen.“

    „Jaaaaaaaaaaa!“, schrie ich und fiel erst Gustav und Georg um den Hals und dann Tom und Bill.
    Wenige Zeit später erzählte ich alles meiner Band und auch die Mädels waren heiß darauf.

    Tja, und jetzt sind wir schon 2 Wochen mit den Jungs unterwegs. Und heute Abend stehen wir wieder mal auf der Bühne. Diesmal in Hamburg.

    Jedes Mal, wenn ich meinen Song für Bill performe, denke ich an unsere Vergangenheit und bete für eine glückliche Zukunft. Und er ist immer wieder so gerührt, wenn ich von der Bühne komme und gibt mir zärtlich einen Kuss. Ich wünsche den Jungs viel Spaß und dann sind sie dran.

    Die Presse tritt zwar schon wieder Gerüchte breit, aber offiziell ist noch nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Ich hoffe auch, dass das noch einige Zeit so bleiben wird.
    Wer hat schon Lust sich freiwillig von tausenden von Mädchen den Kopf abreisen zu lassen?!

    Noch 2 Stunden bis zum Einlass.
    Von draußen höre ich jetzt schon einige Schreie und Gesänge.
    Natürlich nur Tokio Hotel, aber das ist mir egal. Ich freue mich so für die Jungs und vor allem, dass ich mit dabei sein kann.
    Noch vor wenigen Monaten hätte ich dort gestanden und darauf gehofft, die Jungs endlich live zu sehen.
    Ich wäre auch so nervös und gespannt gewesen, dass meine Hormone Tango tanzen würden und ich wahrscheinlich auch nichts essen und nichts trinken könnte.

    Aber durch einen Zufall bin ich jetzt hier.
    Oder war es vielleicht Schicksal?
    Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

    Mein Leben hat sich so sehr verändert.
    Ich habe meine große Liebe gefunden und dafür meine Unschuld verloren.
    Ich habe durch ihn neuen Mut geschöpft und er hat mir diese Möglichkeit verschafft.
    Jetzt bin ich nicht mehr die kleine, graue Maus, die sich in ihr Loch verzieht, sondern eine selbstbewusste, glückliche, junge Frau, die ihre eigenen Wege geht.

    Vielleicht wird meine Geschichte später in irgendeinem Märchenbuch stehen.
    Denn für mich ist ein Traum, ein Märchen in Erfüllung gegangen.
    Und dafür danke ich allen Menschen, die mir dabei geholfen haben.
    Ohne sie, wäre ich nicht die jenige, die ich heute bin!

    Ach übrigens…. Ich glaube Tom, Gustav und Georg bändeln mit den Mädels meiner Band an.
    Was daraus wohl werden wird?
    Zwei Bands, die miteinander in Beziehungen verwurzelt sind…naja….mal sehen.

    „Pia, kommst du? Wir müssen jetzt!“, höre ich David rufen.
    „Ja klar ich bin gleich bei euch.“, rufe ich zurück.

    So Leute, ihr habt es gehört. Ich muss jetzt. Die Technik stellt sich nicht von alleine richtig ein.
    Außerdem muss ich noch ein bisschen von meinem Freund genießen.

    Zum Schluss gebe ich euch noch einen Tipp: „Macht etwas aus eurem Leben! Macht das wozu ihr Lust habt und hört auf euer Herz!“
    Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Glück dabei!
    Also genießt euer Leben!

    Tschüssi und danke fürs Zuhören!

    ENDE

    ***



    Re: *Tokio im Hotel*

    Missy - 27.07.2006, 01:08


    Och neeeeeeee büdde net.. Jetzt is die FF schon zu Ende? Ich finde das kannst sooo gut schreiben und die hätte ruhig noch länger gehen können!!!

    Aber vielleicht schreibst du ja eine Neue? :wink:

    mfg Sarah hdl



    Re: *Tokio im Hotel*

    Mellilain - 27.07.2006, 12:15


    Schade das die FF schon zu Ende is :(
    Fand sie wirklich toll.
    Aber das Ende is so schön geschrieben :)
    Bin auch für ne neue FF :)

    lg Mellilain



    Re: *Tokio im Hotel*

    Gebbi - 28.07.2006, 18:21


    Danke für eure Kommis...

    Ja, ich schreibe schon an einer neuen Story.
    Diesmal wird es eine wirklich traurige und dramatische werden. Ich liebe nämlich das Drama!

    Hoffe ihr schaut bei der nächsten FF dann auch wieder vorbei und lasst euch berieseln :wink:



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