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Qualität des Beitrags: Beteiligte Poster: Adminette Forum: Carriages & Corsets Forenbeschreibung: Das Kostüm-Film-Forum aus dem Unterforum: Vernunft, Empfindsamkeit und Realismus Antworten: 1 Forum gestartet am: Sonntag 17.06.2007 Sprache: deutsch Link zum Originaltopic: duellanten und die napoleonischen kriege Letzte Antwort: vor 13 Jahren, 8 Monaten, 15 Tagen, 18 Stunden, 32 Minuten
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Re: duellanten und die napoleonischen kriege
Adminette - 02.08.2010, 15:04duellanten und die napoleonischen kriege
offenbar bin ich nicht der einzige "barry lyndon"-fan. und auch nicht der älteste... :wink: denn schon zwei jahre nach erscheinen des ersteren brachte ridley scott seine cinematische huldigung in die kinos. das ganze war zwar nicht annähernd so teuer, aber finanziell nicht wirklich erfolgreicher, steht dem vorbild u.a. in dieser hinsicht also wenn dann nur wenig nach. angeblich sind selbst heute, nach DVD-veröffentlichung, die (für heutige verhältnisse läppischen) drehkosten von 900 000,- $ nicht wieder eingespielt. andererseits auch kein wunder, denn wer auch immer schon von dem film gehört hat, mußte sicher ne ganze weile danach suchen...
jedenfalls sind die "duellisten"... vor allem optisch eine einzige referenz an den kubrick. und schöner kriegt das auch mit dem ganzen heutigen schnick-schnack keiner eingefangen. da scheint es sich zu bewahrheiten, dass der frühe vogel den wurm fängt, oder morgenstund gold im... blablabla. will sagen: der regisseur hat seine darsteller präzise entweder zu sonnenaufgang oder zu sonnenuntergang jeweils minutenweise vor die linse bestellt.
allerdings fällt der kleine geldbeutel schon auf, denn neben einigen goofs fällt auch die beschränkte auswahl der drehorte etwas aus dem opulenten rahmen. ich glaube nicht, das lübeck je aussah, wie ein französischer hinterhof. da das keinen wichtigen punkt in der story einnahm, hätte man sich diesen ortswechsel eigentlich auch sparen können. apropos story. die ist schnell abgerissen und nicht annährend so episch, wie barry lyndon. eher eine ausgeweitete episode dessen: gockelhafter, etwas naiver offizier (keith carradine) beleidigt heißspornoffizier (harvey keitel) mit kleiner körpergröße und offenbar umso größeren komplexen und wird von diesem über kontinente und jahrzehnte hinweg mit duell-aufforderungen belästigt. heute könnte man sojemanden vielleicht als stalker auf abstand halten, aber anno 1810 gab es da für ehrenmänner noch kein entrinnen.
da, seht' er den zuber? sieht aus wie bei lady lyndon im salon. nur in umgekehrter besetzung und
intimer, etwas weniger formell.
um der herren-geschichte etwas mehr kinoappeal zu verleihen, wurden flugs ein paar frauenrollen reingeschriben (auftritt u.a. der bezaubernden diana quick, oder gay hamilton, ehedem der anlaß aller probleme barry lyndons, oder meg wynn owen, die zuletzt als mrs. reynolds durch pemberley führte).
hilft aber auch nix, denn weder die noch die herren werden tiefenpsychologisch wirksam beleuchtet. zu dumm, dass autor joseph conrad, durch eigenes ableben bedingt, nicht mehr über die ausmaße einer kurzgeschichte hinauskam. was wäre das für ein film geworden, mit epischer oder wenigstens zur anständigen parabel ausgefeilter geschichte (andeutungen immerhin sind da) über die napoleonischen feldzüge. aber egal, denn dafür hätte sicher das geld dann nicht gereicht. und sowieso kann man immerhin diverse liebgewonnene gesichter entdecken. zum beispiel john mcenery im piraten-outfit und pete postlethwait in seiner ersten kinorolle. aber genug gefaselt: die bilder lohnen alle abstriche, da will ich euch denn ein paar appetithäppchen nicht vorenthalten.
kleine naseweisheit zur ehrenrettung der titelübersetzer am rande: wikipedia meint zwar, der deutsche titel des films wäre eine klarer übersetzungsfehler, immerhin müßte es "duellanten" heißen. allerdings: sieht man mal auf den inhalt, der auf den genau zwei herren fußt, die das duellieren als geradezu obsessive lebensauffassung vorführen, sind die "duellisten" als anhänger des angewandten duellismus nicht ganz so haltlos :wink:
noch ne naseweisheit am rande: herrn ridleys erstling zog nämlich auch eigene filmschaffende fans an. kevin reynolds bekennt sich immer wieder gerne dazu, und seinen immerhin schön-erdverbundenen filmen merkt man das zumeist auch recht deutlich an. bsp: tristan + isolde.
und: das stilleben mit mäuschen, offenbar scotts markenzeichen, ist hier auch schon dabei.
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