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Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
prima vista - 24.04.2009, 09:12Muss es immer ein großer Chor sein?
Liebe Foristen,
möchte gerne einmal die Frage in den Raum stellen, ob große Werke nach Möglichkeit mit einem großen Chor gesungen werden sollten oder ob ein klein besetzter Chor - mit guten Stimmen - nicht Größeres bewirken kann.
Hört euch doch einmal dieses Beispiel an!
http://www.youtube.com/watch?v=GGB4wdhCPsk&feature=channel_page
Ist der Gesamtklang hier nicht homogener, eindeutiger, als bei einem gigantischen Chor mit 100 Mann/Frau Besetzung?
Chistian Immler war übrigens Mitglied des Tölzer Knabenchores und durfte dort schon Solopartien singen.
Freundliche Sangesgrüße,
prima vista :D
Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
Rosenkavalier - 24.04.2009, 11:02
Da stellt sich erstmal die Frage, was man unter "großen Werken" versteht.
Groß von der Bedeutung oder für großen Chor geschrieben oder mit großem Orchester besetzt.
Ich hab mal Bach Johannes-Passion mit einem 20köpfigen Chor gesungen, aber alle sängerisch ausgebildet. Das schadet dem Werk sicher nicht....
Ob das ganze bei einem Mendelssohn Oratorium funktioniert, wage ich zu bezweifeln. Soweit ich weiß, hatte Mendelssohn ja auch große Chöre zur Verfügung.
Und Beethovens Neunte oder Bruckner Messen - mit großem Symphonieorchester - das funktioniert sicher auch nicht in kleiner Besetzung.
LG
Rosenkavalier
Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
Fliu - 26.04.2009, 21:29
Ich bin ja prinzipiell ein Fan von kleineren Chören, aber wie Rosenkavalier schon sagt, muss man da differenzieren. Die Größe des Orchesters ist sehr entscheidend, und meiner Meinung nach auch die Intention des Komponisten. Wenn eine Besetzung wie in diesem Video zu Bachs Zeiten üblich war und er das auch so gedacht und gehandhabt hat, wie der Dirigent ja sagt, finde ich das absolut gerechtfertigt und auch sinnvoller, als das Werk mit einem großen Chor zu singen. Wobei ich durchaus auch manchmal für Experimente zu haben bin, die dem Willen des Komponisten vielleicht nicht 100%ig entsprechen :wink:
Aber auch bei A-Cappella-Werken gibt es leider Grenzen für kleine Ensembles wie z.B. meines. Oft liegt das daran, dass die Art, wie es geschrieben ist, nur chorisches Atmen erlaubt oder ganz einfach rein klanglich wirklich die "Masse" eines großen Chores erforderlich ist, damit das Stück noch den gewollten Eindruck macht. Ich finde das immer sehr schade, aber es geht halt leider nicht überall... :?
Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
prima vista - 27.04.2009, 22:34
Fliu, darf ich fragen: singt hr mit oder ohne Dirigenten? - Wie viele Sänger/innen seid ihr?
Habt ihr schon eine Motette von Bach im kleinen Ensemble gesungen? - Zum Beispiel "Jesu meine Freude"? - "Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf"?
Schöne Grüße nach Wien,
prime vista :wink:
Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
Fliu - 27.04.2009, 23:27
Wir sind zu sechst, drei Männer und drei Frauen. Wir haben zwar einen Leiter, jedoch singt er auch mit und dirigiert nur bei Bedarf.
Bach-Motetten haben wir noch keine gesungen, bei deren Länge ist es leider schwierig, sie in Auftritte zu integrieren. Aber vielleicht nehmen wir uns trotzdem mal so einen "Brocken" vor :wink: Besonders "Jesu, meine Freude" gefällt mir ja schon immer sehr gut. Wir müssten nur erst ausprobieren, wie das stimmlich funktioniert... da bräuchte man wohl eigentlich eher einen leichten, hohen Sopran. Bin mir nicht sicher, ob die Lage für mich bzw. meine Schwester nicht zu anstrengend ist, weil wir beide eher etwas schwerere Soprane sind. Aber einen Versuch ist es vielleicht wert.
Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
Cherubina - 15.05.2009, 08:28
Ich habe erst vor kurzem die 4 stimmige Mottete "Lobet den Herrn alle Heiden" gesungen und zwar in einem 11 köpfigen Ensemble (der Tenor war als einziger mit 2 Personen besetzt).
Es ist wirklich nicht leicht, einfach weil die Linien unheimlich lang sind und außer kurzen Schnappatmern kaum Luft holen kann ohne Töne (Takte) wegzulassen. Im großen Chor ist das kein Problem, aber bei nur drei Personen pro Stimme muss man sich genau absprechen.
Auf der anderen Seite wird so ein Stück viel beweglicher - ich mag das gerne.
Auch habe ich das Weihnachtsoratorium schon mal ausschließlich mit Solisten besetzt gehört. Es wurden also auch alle Chöre von den 4 Solisten gesungen (übrigens ALLES Männer).
Es war ein vällig neuer Höreindruck und (bis auf den Soprano) auch in keiner Weise unstimmig. Aber das ist Barockmusik, da finde ich das wirklich mir als OK.
Nun stellt euch aber mal eine Maler-Sinfonie oder Beethovens "Ode an die Freude" in kleiner Besetzung vor. Hier waren die Chorsätze nunmal die pompösen Tuttistellen und sollen gar nicht klein, fein und gut durchhörbar klingen.
LG
Cherubina
Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
prima vista - 23.05.2009, 22:31
Vielen Dank, Fliu und Cherubina für eure Beiträge! - :)
Ich habe sie erst heute wieder entdeckt! -
Ja, eine kleine Besetzung muss auf die Musik abgestimmt sein! -
Beethovens Neunte ist nicht möglich, in kleiner Besetzung zu singen, weil es ja auch vom Komponisten nicht dafür bestimmt war.
Wohl aber "Jesu, meine Freude"! - Ich könnte mir vorstellen, dass ihr das auf die Reihe bekommt. - Ist allerdings "Atem beraubend", wie alle Werke Bachs. :)
Ja, ich finde es auch sehr angenehm, in kleiner Besetzung zu singen.
Sangesfreudige Grüße,
prima vista
:wink:
Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
Uralt - 24.05.2009, 10:02
Am Pfingst-Sonntag werde ich mit einem SolistInnen-Quartett Psalmen von Louis Lewandowski bei einem Konfirmationsgottesdienst singen. Sie sind für Chor und Orgel geschrieben, aber sie klingen wirklich auch sehr gut mit Solisten und Orgel.
Ich bin der Meinung, dass man einiges probieren kann mit Solisten, die großen Oratorien hingegen - hmhm ob das nur Hörgewohnheit ist weiß ich nicht, aber die hör ich lieber mit Chor.
Grüße
Uralt
Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
melusine - 25.05.2009, 15:56
Ich hatte vor etlichen Jahren ein tolles Erlebnis mit der Johannes-Passion von Bach mit einem 16 köpfigen Ensemble, das auch die Solisten stellte, in der Kölner Philharmonie.
Die Transparenz und Musikalität war einfach unglaublich beeindruckend und jedem Riesenchor überlegen.
Das frz. Ensemble "Accentus" ist auch ein Paradebeispiel. Die Sänger haben zusammen mit zwei Pianisten z.B. ein vielbeachtetes Brahms-Requiem aufgenommen und mehrere phantastische Cd- Produktionen vorgelegt.
M
Re: Muss es immer ein großer Chor sein?
prima vista - 26.05.2009, 09:09
Ja, Melusime, das glaube ich gern, dass das ein Erlebnis war! - Es wäre mein Traum, so etwas einmal durchzuführen! - Dabei liegt allerdings weit mehr Verantwortung beim einzelnen Sänger/in, ist klar! - Aber es geht nix über 16 gute Stimmen versus 80 Chorstimmen, von denen eine ganze Reihe Statisten mit dabei sind! :)
Liebe Grüße,
prima vista :wink:
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