das weiße band

Carriages & Corsets
Verfügbare Informationen zu "das weiße band"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Adminette - Bruki - Julia - Ulli
  • Forum: Carriages & Corsets
  • Forenbeschreibung: Das Kostüm-Film-Forum
  • aus dem Unterforum: Fin de Siècle und die Weltkriege
  • Antworten: 26
  • Forum gestartet am: Sonntag 17.06.2007
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: das weiße band
  • Letzte Antwort: vor 14 Jahren, 3 Monaten, 30 Tagen, 2 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "das weiße band"

    Re: das weiße band

    Adminette - 19.06.2009, 13:13

    das weiße band
    eine ganze weile - also ganz genau, seit der erwähnung durch die ganze cannes-presse - steht der film auf meiner (will-ich) guckenliste. schon allein, weils fast vor der haustür spielt. die offizielle seite trägt dann auch - bis in die zehenspitzen durchgestylt - den untertitel "eine deutsche kindergeschichte" in bilderbuchsütterlin. so ganz weiß ich auch nach filmausschnitt und schriftlicher zusammenfassung noch nicht zusagen, was da auf den geneigten zuschauer zukommt, und warum die grand jury es für preisverdächtig hielt. aber das muss ja nix heißen.

    Link

    Zitat: Ein Dorf im protestantischen Norden Deutschlands. 1913/14. Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Geschichte des vom Dorflehrer geleiteten Schul- und Kirchenchors. Seine kindlichen und jugendlichen Sänger und deren Familien: Gutsherr, Pfarrer, Gutsverwalter, Hebamme, Arzt, Bauern - ein Querschnitt eben. Seltsame Unfälle passieren und nehmen nach und nach den Charakter ritueller Bestrafungen an. Wer steckt dahinter?

    beim kinostart scheint man sich noch nicht ganz einig, die eine seite spricht vom 15.10.09, die andere vom 12.11.09. egal. wer hat eigentlich bestimmt, dass alles kostümkino frühestens im september eines jahres anlaufen darf??? was soll man denn immer bis dahin machen, bitteschön??? :drum:




    Re: das weiße band

    Adminette - 20.08.2009, 13:04


    mittlerweile gibts ein ausdrucksstarkes poster, das den für seine gattung ungewöhnlich gelungenen untertitel "eine deutsche kindergeschichte" in aller bösartigkeit erstrahlen läßt. muss sagen, ich bin immer gespannter auf den film.



    Re: das weiße band

    Bruki - 20.08.2009, 15:55

    Re: das weiße band
    Anna hat folgendes geschrieben: ... was soll man denn immer bis dahin machen, bitteschön??? :drum:
    Einfach mich fragen! :rofl: Versuch es mal mit dem hier: "Die Siebtelbauern" :wink: ...

    Bruki :bruki:



    Re: das weiße band

    Adminette - 20.08.2009, 16:05

    Re: das weiße band
    Bruki hat folgendes geschrieben: [Einfach mich fragen! :rofl: Versuch es mal mit dem hier: "Die Siebtelbauern"

    für so'ne vergleichsweise olle kamelle wird der auf amazon ja noch relativ kostenintensiv gehandelt... tütütü...

    mal abgesehen davon, dass der film nicht mit dem hiesigen lokalcholorit glänzen kann, nichtnur von österreichern gemacht ist, sondern auch dort spielt und sich thematisch wohl auch etwas anderes vorgenommen hat, wie ist er?

    anna

    PS: ??



    Re: das weiße band

    Bruki - 20.08.2009, 19:31

    Re: das weiße band
    Anna hat folgendes geschrieben: Bruki hat folgendes geschrieben: [Einfach mich fragen! :rofl: Versuch es mal mit dem hier: "Die Siebtelbauern"
    für so'ne vergleichsweise olle kamelle wird der auf amazon ja noch relativ kostenintensiv gehandelt... tütütü...
    Wie ich schon sagte: "Frag mich!" :wink:

    Anna hat folgendes geschrieben: mal abgesehen davon, dass der film nicht mit dem hiesigen lokalcholorit glänzen kann, nicht nur von österreichern gemacht ist, sondern auch dort spielt und sich thematisch wohl auch etwas anderes vorgenommen hat, wie ist er?
    Ja, diese Österreicher :suspekt: ... aber spätestens seit Brüno müsstest Du wissen, dass auch die gute Filme machen können... sollte Dir Arni entgangen sein ... oder "Müllers Büro" ... und würdest Du Period-Dramen mit Musik nicht so verabscheuen, müsstest Du anerkennen, dass "Der Kongress tanzt" ein extraordinär ansehnliches Exemplar desselben ist - und ein lustiges obendrein :engel: ...

    Anna hat folgendes geschrieben: PS: ??
    Ich befürchte, die "Siebtelbauen" sind etwas oberhalb der üblichen Einstufung für die Heimatfilme... aber Sophie Rois ist immer ein Grund zuzugreifen... obwohl ihr in diesem österreichischem Heimatwestern schlussendlich ziemlich übel mitgespielt wird... ansonsten wäre nur noch "Schlafes Bruder" - als pseudointelektuelles Gegenstück anzutragen oder evtl. auch die olle Geierwalli in allen ihren Ausprägungen :shock: ...

    Bruki :bruki:



    Re: das weiße band

    Adminette - 12.09.2009, 22:03


    :hurra: :hurra:

    hier ist der trailer:

    Link

    heujeujeu. da lugt aber der grusel unter jedem gestärkten stehkragen hervor :kreuz:



    Re: das weiße band

    Adminette - 13.09.2009, 11:01


    Link

    und der deutsche trailer:

    Link

    die offizielle seite gibt mittlerweile auch die kinostarts bekannt:

    Zitat: in ausgewählten kinos ab dem 17. september 2009, bundesweiter kinostart ab dem 15. oktober2009.



    Re: das weiße band

    Bruki - 13.09.2009, 17:04


    Ich fürchte, obwohl der Macher ein Österreicher ist, dass meine, in den 70gern erworbene Abneigung vor jeder Art von Autorenfilm (und obwohl Michael Haneke Quentin Tarantello zu verabscheuen scheint - auch wenn ich zugeben muss, dass der ein paar ganz gute Filme gemacht hat... jedenfalls zu Beginn seiner Karriere), mich davon abhält allzuviel von dem Werk zu erwarten... ja, ich denke, ich werde es meiden :suspekt: ... ich fühle, dass da vom Macher, um einen ideologischen Punkt zu machen, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird :kreuz: ... irgendwie schimmert mir in den Trailern auch viel zu sehr der nordische Bergman durch... solch tendenziellen und/oder depressiven Sachen, egal wie eloquent oder stylish oder elegant sie durchgeführt wurden, kann ich einfach nicht mehr ertragen... jedenfalls nicht immer und nicht für lange :wink: ... aber die Südschweden haben dazu vielleicht eine andere Haltung :lol: ...

    ... ich mach jetzt erstmal weiter mit dem Ansehen von P&P95... und denke dabei über das komplizierte englische Kastensystem nach und wie Jane Austen das verinnerlicht hat in ihrem Roman... und wie wenig wir darüber wissen und wie fremd uns das ist... (kommt wohl daher, dass ich gerade heute Morgen in Patrick O'Brians "Verfolgung im Nebel" dazu ein paar diesbezügliche Absätze gelesen habe... :rofl:)

    Bruki :bruki:



    Re: das weiße band

    Adminette - 13.09.2009, 18:00


    Bruki hat folgendes geschrieben: und obwohl Michael Haneke Quentin Tarantello zu verabscheuen scheint - auch wenn ich zugeben muss, dass der ein paar ganz gute Filme gemacht hat... jedenfalls zu Beginn seiner Karriere

    mhh? ließ er soetwas verlauten? wo und in welcher form? ich las nur von einem fänn, der sich diesbezüglich äußerte und haneke dem "gefährlichen regisseur" tarantino vorzog.

    Zitat: ich fühle, dass da vom Macher, um einen ideologischen Punkt zu machen, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird :kreuz:

    ja, soetwas könnte ich mir auch vorstellen. was mir vor augen brachte, was für ein herrlich breitenwirksames demagogisches mittel so ein film, zumal, wenn er formell so exzellent gemacht ist, wie es dieser zu sein verspricht, sein kann. nichts desto trotz bin ich umso gespannter, mal die gedankliche diskussion mit mir eröffnen zu können, nach sehen des gesamten films.

    Zitat: autorenfilm der 70er ... irgendwie schimmert mir in den Trailern auch viel zu sehr der nordische Bergman durch... solch tendenziellen und/oder depressiven Sachen

    bis auf einige, von mir nicht ernst genommene ausnahmen darf haneke, was mich betrifft, hier mit dem premierenbonus rechnen, da ich mich bislang nie zu einem noch so angepriesenen bergman durchringen konnte, was eben auch für weitere autorenfilme der klassischen 70er folge gilt. von neueren filmen mit autor und regisseur in personal-union war ich allerdings zumeist positiver eingenommen als von fremdbearbeitetem material.



    Re: das weiße band

    Bruki - 13.09.2009, 18:49


    Anna hat folgendes geschrieben: Bruki hat folgendes geschrieben: und obwohl Michael Haneke Quentin Tarantello zu verabscheuen scheint - auch wenn ich zugeben muss, dass der ein paar ganz gute Filme gemacht hat... jedenfalls zu Beginn seiner Karriere
    mhh? ließ er soetwas verlauten? wo und in welcher form? ich las nur von einem fänn, der sich diesbezüglich äußerte und haneke dem "gefährlichen regisseur" tarantino vorzog. ...
    Naja gut, ich hätte sagen sollen, er verabscheut die Gewaltdarstellung und in QT's Filmen... Kuckst Du hier: "Die Summe der Gewaltpornografie führt zu einer Herabsetzung der Hemmschwelle. Man gewöhnt sich an Gewalt. ... Das Mainstream-Kino entrealisiert, überdreht oder ironisiert Gewalt. „Pulp Fiction“ ist dafür ein Musterbeispiel. Wenn da der Kopf weggeblasen wird, herrscht ein Riesengelächter im Saal. Das ist perfekt gemachter Zynismus im Dienste der Verkaufbarkeit. Darin liegt die Gefahr."

    Obwohl Quentin Tarantello mit seinen "zynischen" Filmen wahrscheinlich mehr Geld einfahren wird - und ein größeres Publikum erreicht - als der arme Michael Haneke in seinem typisch deutschen Bemühen, das Publikum zu "belehren" und "die Welt genesen" zu lassen...

    Bruki :bruki:



    Re: das weiße band

    Adminette - 13.09.2009, 19:41


    Bruki hat folgendes geschrieben:
    Naja gut, ich hätte sagen sollen, er verabscheut die Gewaltdarstellung ... Gewaltpornografie

    mhh. von hier sahs aus, als ob haneke im film, nicht nur im trailer, direkt den gewaltigen sturz vom pferd und mindestens auch einen erhängten und somit unnatürlich verstorbenen sowie einen aufgebahrten eindeutig im dienste der ästhetik in szene setzte, was meiner meinung nach die selbe abseitige neugier anspricht, wie krasse tarantino-szenen. zumal der gute doktor nicht ohne slapstick und komischen effekt ins bild padauzt.

    dass tarantino nun "perfekten zynismus" (hier hätte ich auch zugerne gewußt, wie die betreffenden kritiker zynismus definieren) im sinne der verkaufbarkeit serviert, halte ich ebenso für streitbar, wie die aussage, dass diese art der blutigen inszenierung die hemmschwelle herabsetzt. zumindest bei mir löst diese detailierte schilderung der sauerei größere/eindringlichere schock- und abwehrreaktionen aus, als eine nüchternere schilderung in schwarz auf weiß. zumindest kann ich eine darstellung nicht pro forma für verherrlichend halten.

    ich wundere mich auch, warum ausgerechnet tarantino immer wieder diese proteststürme auslöst, wo so richtig perfide slasher wie die teile der SAW-reihe über den ersten hinaus, wo man sich ernsthaft fragen muss, warum eine so offensichtlich gestörte person, wie der scriptschmierer, noch frei herum laufen darf, unbehelligt lustig im kino vor sich hinplätschern.



    Re: das weiße band

    Adminette - 12.10.2009, 18:30


    kurz vor start am donnerstag: PRESSESCHAU

    hier in der taz gibt es ein ganz interessantes, einnehmendes, wenn auch kurz angebundenes interview mit dem regisseur.

    er nimmt indirekt stellung zu dem vergleich mit tarantino und der bemerkung, dass er sich trotzdem ungewöhnlich häufig/intensiv mit dem thema gewalt auseinandersetzt.

    Zitat: In "Das weiße Band" ist von Liebe wenig die Rede, beinahe alle Beziehungen sind von latenter oder offener Gewalt bestimmt.

    Man hängt mir als Regisseur immer das Etikett an, ich hätte eine Obsession mit Gewalt, ich würde ständig Gewalt zeigen. Was sicher nicht der Fall ist. In all meinen Filmen zusammen werden sie weniger sichtbare Gewaltakte finden als in einem beliebigen Fernsehkrimi. Erstens, weil ich es für obszön halte, so etwas zu zeigen. Zweitens, und das gilt überhaupt, werden alle Dinge, die in einem Film von Bedeutung sind, nach Möglichkeit ins Off gesetzt. Weil sie dann mit der Fantasie des Zuschauers spielen. Die Szene, in der die beiden Kinder geschlagen werden, ist dramaturgisch wesentlich effizienter dadurch, dass man nichts sieht, sondern nur die Schreie hört. Wenn die Kamera in das Zimmer hineingehen würde, wo der Junge den Hintern versohlt bekommt, wüsste ohnehin jeder, dass der Darsteller zuvor gut gepolstert wurde.

    allerdings verfolgt er bei der auseinandersetzung mit dem thema einen eher shakespeare'schen ansatz (in dessen macbeth fließt das blut ja auch nur off-stage, wie unsere gute LK-leiterin uns einzuhämmern nicht müde wurde).

    Zitat: Die Kamera bleibt oft zurückhaltend oder distanziert. Manche Räume betritt sie nicht, manche Perspektiven versteckt sie vor uns

    Ich versuche immer, die Imagination zu aktivieren. Der Unterschied zwischen Kino und Literatur besteht ja vor allem darin, dass die Literatur die Bilder im Kopf des Lesers entstehen lässt. Während das Kino dem Zuschauer diese Bilder regelrecht stiehlt, weil es ihm vorgefertigte vorsetzt. Wenn der Film sich davon emanzipieren will, muss er dem Zuschauer mehr Freiheit geben

    und von den ollen 68ern hält er nicht übermäßig viel.

    Zitat: Also wäre das Problem heute überwunden, wenn wir auf nichtdisziplinäre Methoden setzen?

    Nein. Ich stamme aus der 68er-Generation und viele meiner Bekannten haben ihren Nachwuchs antiautoritär erzogen. :lol:

    und hier noch ein artikel aus dem tagsspiegel, von einer verfasserin, die offenbar nicht recht wußte, was sie denn - außer der allgemein vorherrschenden meinung - schreiben sollte und erst recht tief in die kniffkiste greift. sehr lehrreich, also.

    drollig gibt sich die süddeutsche (digitial leider nur in auszügen bei wikipedia) und spricht von der:

    Zitat: hoffnung, dass sich die „vielen bösen Miniaturen“ zu einem „zwingenden Thema verdichten“ würden. Das Ende schaffe es aber nicht, „die Einzelteile, die auch in der Tonalität wild zwischen Vorkriegspathos, Bierbichler-Grummelei und Rückfällen ins Psychodrama der Gegenwart schwanken“, zusammenzufügen.

    naja, die franzosen sind eh begeistert, wenn einige von ihnen auch, wenngleich knapp, "bright star" in cannes den vorzug gegeben hätten :wink:



    Re: das weiße band

    Julia - 17.10.2009, 21:41


    Und dann verhedderte sich die Filmrolle? :wink: Wie war denn der Film?? Ich schwanke noch, ob ich reingehen soll ... was ich gelesen habe klingt nach hartem (und nicht neuem?) Stoff. Schulkino für den Ethik- oder Geschichtsunterricht. Oder doch mehr?



    Re: das weiße band

    Adminette - 17.10.2009, 22:11


    hoppla, da warste eindeutig zu schnell für mich. hab das posting grad gelöscht, da ich noch etwas hirnschmalz darauf verwenden muss, auf den punkt zu kommen und meinen weg zum fazit auf ein zumutbares maß zu kürzen.

    reingehen lohnt sich bei der optik und dem schauspielpanorama allemal. für stumpfes schulkino würde ich es jetzt auch mal frei heraus als zu komplex würdigen. allerdings weiß ich auch nicht recht, was du unter schulkino verstehen magst. wir wurden immer ins theater geschleift. ansonsten hat man uns "elizabeth" und "the wall" gezeigt. letzteren könnte ich mir noch als kanditaten in deinem sinne vorstellen. liege ich damit in etwa richtig?

    zudem, und das mutet vielleicht (aber nur vielleicht) komisch an, fände ich deine meinung als münchnerin interessant, ich frage mich nämlich noch, was davon zu halten ist, was der katholisch erzogene österreichische regisseur da in die noch protestantisch preussische, norddeutsche mark verpflanzt hat und so der weltöffentlichkeit serviert... leider tut sich haneke offensichtlich schwer damit, klar auf die nachvollziehbare frage zu antworten, warum er gerade diesen hintergrund wählte...



    Re: das weiße band

    Julia - 18.10.2009, 07:30


    "The Wall" kenne ich gar nicht ... Wir wurden (mehrmals) mit z.B. der "Welle" traktiert (Buch und Film) und mit diesem Dokumentarfilm über die Versuchsreihe, wo sich Probanden irgendwann gegenseitig (vermeintlich gar tödliche) Elektroschocks verabreichen, "weils der Versuchsleiter gesagt hat". Etc. etc. ... alles unter der Prämisse, "das Böse schläft wenn nicht gar in uns dann mitten unter uns".
    Und irgendwie erinnert mich die - zugegeben oberflächliche - Inhaltsangabe in der Presse an diese Filme/Thematiken.

    Aber im Dienste der Aufklärung werde ich als aus Preußen zugezogene "Münchnerin" ( :wink: ) mein Bestes tun und einen Blick ins Kino werfen. :cool:



    Re: das weiße band

    Bruki - 18.10.2009, 18:02


    Julia hat folgendes geschrieben: "The Wall" kenne ich gar nicht ...
    Wer kennt das schon? :lol:

    Julia hat folgendes geschrieben: Wir wurden (mehrmals) mit z.B. der "Welle" traktiert (Buch und Film)
    Bei mir war es (in dieser Reihenfolge): "Der kleine Trompeter", "Der Untertan" und als Krönung: "Die Kraniche ziehen" ... im Original mit deutschen UT...

    Julia hat folgendes geschrieben: und mit diesem Dokumentarfilm über die Versuchsreihe, wo sich Probanden irgendwann gegenseitig (vermeintlich gar tödliche) Elektroschocks verabreichen, "weils der Versuchsleiter gesagt hat". Etc. etc. ... alles unter der Prämisse, "das Böse schläft wenn nicht gar in uns dann mitten unter uns".
    Ja das Milgram-Experiment war verstörend für jemanden, der immer dachte, er wäre ein selbstbestimmtes Individuum und die Kollaborateure wären "die andern" - you tell me... Ich hab in meinem Leben einige solcher "Experimente" am eigenen Leibe erfahren - und es ist nicht lustig, wenn man selber drinsteckt - egal auf welcher Seite des Tisches man dabei sitzt...

    Julia hat folgendes geschrieben: Aber im Dienste der Aufklärung werde ich als aus Preußen zugezogene "Münchnerin" ( :wink: ) mein Bestes tun und einen Blick ins Kino werfen. :cool:
    Das ist echte Hingabe... :wink: ... Ich werd dem trotzdem fernbleiben, als echten Preußen braucht man mir nicht mit den "Übeln der Pflichterfüllung und der Autorität" zu kommen! :engel:

    Bruki :bruki:

    PS: Das verdächtige dabei ist für mich, dass Anna über den Film, nachdem sie ihn sah, so maulfaul zu sein scheint :suspekt: ... und wenn ich das richtig sehe, ihren Text gleich wieder getilgt hat... Aber Anna, denk dran: Die Nazis wurden im katholischen Bayern groß... nicht im protestantischen Preußen (oder Meck-Pommern) --- aber wie man's nimmt: Hinterher kann man immer die Preußen für alles verantwortlich machen, was den Deutschen so "zugestoßen" ist...

    PPS: Ich kuck jetzt weiter "Land Girls"... what a soup opera :rofl:



    Re: das weiße band

    Adminette - 18.10.2009, 20:55


    Julia hat folgendes geschrieben:
    Aber im Dienste der Aufklärung werde ich als aus Preußen zugezogene "Münchnerin" ( :wink: ) mein Bestes tun und einen Blick ins Kino werfen. :cool:

    doppel-hoppla. ich wollte ja wirklich niemanden beleidigen :engel:

    Zitat: PS: Das verdächtige dabei ist für mich, dass Anna über den Film, nachdem sie ihn sah, so maulfaul zu sein scheint suspekt ... und wenn ich das richtig sehe, ihren Text gleich wieder getilgt hat... Aber Anna, denk dran: Die Nazis wurden im katholischen Bayern groß... nicht im protestantischen Preußen (oder Meck-Pommern) --- aber wie man's nimmt: Hinterher kann man immer die Preußen für alles verantwortlich machen, was den Deutschen so "zugestoßen" ist...

    tja, wenn du gelesen, statt nur versucht hättest, richtig zu sehen, wüßtest du, dass ich meine "maulfaulheit" lediglich auf ein knackiges, erträgliches maß runterkürzen wollte, wobei du ja auch immer der erste bist, der sich über "endloses gehudel" aufregt wie ein maikäfer :bäh: allen brukis recht getan...

    so. und aus genau dem deinigen obigen grund wollte ich ja mal andere meinungen hören. vielleicht bilden wir preussen/meckpommern uns das ja nur aus komplexen gründen ein... :wink: aber jetzt fehlt mir zum durchgucken meines textes der nerv, deswegen geht es weiter auf halde. jetzt muss ich erstmal meine bei güldenstem herbstwetter wundgelatschten füße hochpacken und ganz viiieeel tee mit noch mehr schokolade runterspülen



    Re: das weiße band

    Julia - 23.10.2009, 23:56


    Ich komme gerade aus dem Kino und kann sagen: Grandios! Unbedingt sehenswert. Allein schon, um einen geschmackvollen, anspruchsvollen und trotzdem runden, visuell eindrucksvollen, bei aller Komplexität angenehm unaufgeregten, deutsch-sprachigen Film zu sehen. Diese Gelegenheiten kann man ja an einer Hand abzählen.

    Annas Frage kann ich zwar auch nicht beantworten, aber werfe mal die Möglichkeit in die Runde, dass dem Regisseur das Katholiken-Bashing vielleicht zu nahe lag - und die Geschichte im autoritätsgeprägten, pflicht- und anstandsbewussten Preußen eventuell sowieso stimmiger ist als im doch irgendwie subversiven, clan-geprägten, derben Hinterbayern (siehe "Räuber Kneißl"). Wer weiß?



    Re: das weiße band

    Bruki - 24.10.2009, 08:54


    Julia hat folgendes geschrieben: Ich komme gerade aus dem Kino und kann sagen: Grandios! Unbedingt sehenswert. ...
    Alles klar, den lass ich also definitiv links liegen :wink: ...

    Julia hat folgendes geschrieben: Annas Frage kann ich zwar auch nicht beantworten, aber werfe mal die Möglichkeit in die Runde, dass dem Regisseur das Katholiken-Bashing vielleicht zu nahe lag - und die Geschichte im autoritätsgeprägten, pflicht- und anstandsbewussten Preußen eventuell sowieso stimmiger ist als im doch irgendwie subversiven, clan-geprägten, derben Hinterbayern (siehe "Räuber Kneißl"). Wer weiß?
    Ich sah gerade eine britische Doku aus dem Jahr 2004 über die Jugend Hitlers... die Briten zumindest scheinen dem Preußentum nicht die Schuld an Hitler zu geben :engel: - sondern den ruppigen Bayern, die sozusagen das Üble, was in Hitlers Charakter verborgen lag, zum Vorschein gebracht hätten (inclusive die vom autoritären habsburgischen Vater in den kleinen Adolf reingeprügelte Menschenverachtung)...

    Als kleines Schmankerl hat ein Historiker entdeckt, dass uns Adolf auch bei den kommunistischen Soldatenräten der Münchener Räterepublik mitgemischt haben soll - und anschließend bei den dieselben verfolgenden Freicorps... (Sogar sein fanatischer Antisemitismus soll nicht - wie von ihm selbst deklariert - in Wien oder im 1. WK entfesselt worden sein - sondern im München der 20ger Jahre... als er anfing "Politik" zu machen... und dabei als "Opportunist", der er war, dem gemeinen Volke "nach dem Munde" zu reden begann...)

    Bruki :bruki:

    PS: Eine Hauptschuld an Hitler scheinen auch dessen intensive Lektüre der Romane Karl Mays ("Realitätsflucht") und das Anhören der Opern Richard Wagners ("germanisches Sendungsbewusstsein") zu tragen... Jetzt ist mir im Moment nur nicht geläufig, ob Karl May und Richard Wagner getreue Preußen waren - oder hergeloffene Sachsen :wink: ...



    Re: das weiße band

    Adminette - 24.10.2009, 19:41


    Bruki hat folgendes geschrieben: Julia hat folgendes geschrieben: Ich komme gerade aus dem Kino und kann sagen: Grandios! Unbedingt sehenswert. ...
    Alles klar, den lass ich also definitiv links liegen :wink: ...


    mhh, ich nehme mal an, nach weiterer erklärung zu fragen, dürfte sich als eher fruchtlos erweisen?!? :suspekt:

    aber das ruft mir ins gedächtnis:

    anna hat folgendes geschrieben: ODER BESSER: ANNA WOLLTE MAL SCHREIBEN:

    so, ich habe mich mal allen (witterungs-) umständen zum trotz auf den weg gemacht und ein kino gesucht, welches das weiße band auf dem spielplan hatte. witziger weise war es keines der erwartet kleinen nischen-kinos (gibts sowas überhaupt noch?), sondern ein riesen cinemaxx-palast, der prima zum verlaufen einlud und mit logen- und parkett-preisen für einen schnöden 08/15 raum recht uncharmant klassenwirtschaft unterhielt.
    nach dem ersten werbeteil, kurz vor einem drohenden schlafanfall wegen überstrapazierung der augen hatte sich dann auch endlich mal jemand der bildschärfe angenommen, der ton war nicht so töröööö wie zu hause im kino, aber unspektaulärer weise auch nicht der rede wert. wenigstens war mit dem gehobeneren zuschaueralter der anteil nerviger handyjunkies erfreulich gering.
    dann ging das licht aus und es blieb größtenteils dunkel. aus sympathischen gründen. haneke zwang das publikum sehr konsequent bei schwarzem bildschirm ohne musikalische ablenkung sich einmal auf die namen der verdienten produktionsmitarbeiter zu konzentrieren. sein name erschien bescheidener weise erst, als man längst versucht war, die aufmerksamkeit dem helleuchtenden grünen "notausgang"sschild zu widmen
    und damit entspann sich das schmerzensreiche dorfpanorama.



    auf den genauen inhalt möchte ich immer noch nicht näher eingehen. macht auch nicht so übermäßig viel sinn, da es sich ja um 144 minuten erzählkino handelt. da man sich dabei erstmal auf die vordergründigen ereignisse konzentriert, schadet mir ein zweiter blick zur DVD veröffentlichung sicher nicht. aber soviel kann ich noch sagen, ohne mich auf glatteis zu begeben: der erhobene zeigefinger/zaunpfahl von wegen preußischer erziehung und erwachsenem faschismus wird hauptsächlich im feuilleton geschwungen, das wohl nicht wußte, wie man sonst die seiten füllt. haneke geht da weit subtiler und durchaus offener zu werke. und bisweilen sogar humorvoll. jedenfalls sorgte detlev bucks auftritt als tachelessprechender schwiegerpapa in spe für einige lacher.



    einem großteil diskussionsbedarf entzieht sich schlitzohr haneke ja gleich eingangs, in dem er die unzuverlässigkeit des erzählers zur voraussetzung macht.

    später mehr ... (wurde gerade charmant von mitnutzern aus dem netz komplimentiert :roll: )



    Re: das weiße band

    Adminette - 24.10.2009, 23:24


    die eine frage nach der ansiedlung des stückes - mit der zugegebener maßen einiges steht und fällt - bleibt der herr natürlich schuldig.

    apropos: haneke hat das dorf zwar eindeutig irgendwo im norden deutschlands, eher im osten als im westen und eher in der mark angesiedelt. aber warum nun ausgerechnet das feuilleton auf die idee kommt, es müsse sich um mecklenburg handeln ... :mhh: sollten am ende die memorabel von der frau baronin im trailer ausgesprochen versatzstücke

    die baronin hat folgendes geschrieben: "neid, stumpfsinn und brutalität"

    zum redaktionsinternen brainstorming geladen haben? dabei tut sich speziell die feine - eingeheiratete - frau baronin, für die ein geköpftes kohlfeld schon der gipfel menschlicher perversion ist, vor allem dadurch hervor, mit vorsatz ihre sinne mittels alkohol oder feschen latin-lovern abzustumpfen, statt zu versuchen, die situation besser zu verstehen, oder gar aktiv zu bessern.



    das ist schon ein ziemlich starkes stück geschichte, dass sich herr haneke da aus den fingern saugte! und wenn ich was zu bemängeln habe, dann höchstens den bisweilen auftretenden tonfall. zum einen bemüht man sich wie bei den mit bedacht gesuchten gesichtern, die geradzu alten sepiafotos entstiegen scheinen, um altertümliche redeweisen. zum anderen fängt man dann aber auch mit pseudorealistischen, extra rücksichtslosen, sadomasochistischen beziehungsreden wie in den schlimmsten 70er jahre arthausfilmen - oder bravofotolovestories, an.

    aber auch das lenkt nicht wirklich von der sogwirkung der dorfgeschichte ab, die mitunter eher an eine klassiche krimischnurre oder einen gegenentwurf zur feuerzangenbowle erinnert, als an den heraufbeschworenen schulfilm :wink:

    also abschließend, auch an bruki die empfehlung: angucken BEVOR du das kind im brunnen glaubst. :aetsch:

    PS: kein wunder, dass es mir so bekannt vorkam. das dorf liegt mit drehort netzow eindeutig sowas von in der mark brandenburg. das mag jedem, ders nicht kennt natürlich gerne egal sein, aber für mich ist es in erinnerung unverwechselbar. und, keine ahnung, wie eingefleischte brandenburger dazu zu stehen pflegen, aber mal ehrlich: als ob ein batzelnder gutsverwalter bei die olln mecklbörger lediglich mit einem einzigen seitenhieb der hebamme, die vor aufregung nicht mehr in der lage ist, die contenance zu wahren, davon gekommen wäre. wirklich ein einzelner verärgerter seitenhieb, der zu allem überfluss dann auch noch von besonderer sturheit spricht... also wirklich, wem will der regisseur das denn weismachen :rofl:



    Re: das weiße band

    Julia - 25.10.2009, 10:03


    Anna hat folgendes geschrieben: zum anderen fängt man dann aber auch mit pseudorealistischen, extra rücksichtslosen, sadomasochistischen beziehungsreden wie in den schlimmsten 70er jahre arthausfilmen - oder bravofotolovestories, an.

    Meinst Du die exzessive Erniedrigungsrede des Arztes? Die empfand ich auch als ziemlich unstimmig im Vergleich zum doch um Subtilität bemühten Rest. Da habens die vorherigen Andeutungen für mich auch schon getan, das hätte man nicht nochmal so derartig reinreiben müssen.
    Erinnerte mich irgendwie an die "Klavierspielerin" bzw. Hanekes Adaption des Stoffes.



    Re: das weiße band

    Adminette - 25.10.2009, 13:03


    ja genau, die szene und in etwas moderaterer form auch das aufeinandertreffen von baron und gattin nach deren rückkehr aus dem italienurlaub... ganz genauso stelle ich es mir vor, wenn isabelle huppert die klavierspielerin spielt, was dann dazu führte, dass der film ebenso ungesehen (und unvermißt) an mir vorüberging wie dies hier bei bruki der fall ist. auch zu voreilig?



    Re: das weiße band

    Ulli - 19.11.2009, 10:38


    War jetzt auch im Film - eher unfreiwillig, wäre viel lieber in "Looking for Eric" gegangen (was tut man nicht alles der Freundschaft zu Liebe) - und fühlte mich zunächst mal nach Groß Gottschow in der Prignitz zurückversetzt. Da wohnte meine Großmutter zweiten Grades mit dem schönen Namen Brunhilde und ich kann mich an zahlreiche Hühnerküken- und Entenjagden sowie Heuschlachten erinnern...

    Das war auf jeden Fall ein extrem sorgfältig gemachtes Stück Film. Die Besetzung durch die Bank erstklassig. Damit meine ich jetzt nicht irgendwelche großen Namen, sondern schon für sich allein die sorgfältigst ausgesuchten halbwüchsigen Schauspieler, die so was von altmodisch aussahen und ebenso spielten, wie z. Bsp. der äußerst zurückhaltende, innerlich brodelnde Pastorensohn. Für hippelige Teenager aus dem 21. Jht. schon wirklich erstaunlich. Ganz allerliebst wiederum der herrlich altmodisch aussehende Junglehrer und seine verschämt-gewitzte Braut. Das reinste Zeitfenster. Auch die Ausstattung empfand ich als erlesen: Der perfekte, sorgfältige Hintergrund für die Geschichte.

    Im ganzen hat mir der Film besser gefallen, als befürchtet. In den Kritiken klang der Film so erschreckend bedeutungsschwanger im Hinblick auf Weltkriege und Hitler :vomit: . Da kam mir das alles wie Küchenpsychologie vor. Aber letztlich war der Film eigentlich fast Thriller mit ungeklärtem Ausgang (oder auch ungeklärter Ausgangssituation :mhh: ), in seiner Exaktheit trotz mysteriöser Geschichte auch schön preußisch und calvinistisch.



    Re: das weiße band

    Adminette - 19.11.2009, 20:34


    na also, sach ich doch. alles halb so schlimm :engel:

    warst du denn jetzt trotzdem noch in looking for eric? hat sich herr cantona denn seit seinem botschafternden auftritt in "elizabeth" gemausert?



    Re: das weiße band

    Adminette - 28.12.2009, 23:44


    der film erscheint am 05.03.2010



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Carriages & Corsets

    neues von der journaille - gepostet von Anna am Mittwoch 25.07.2007
    Shackleton - gepostet von Ulli am Mittwoch 09.01.2008
    weitere, schubladeninkompatible filme - gepostet von Anna am Mittwoch 27.06.2007
    Ivanhoe - gepostet von Ulli am Sonntag 14.06.2009



    Ähnliche Beiträge wie "das weiße band"

    Charaktertest - rockyhund (Dienstag 11.09.2007)
    Charaktertest - Vincent (Dienstag 07.02.2006)
    Detektiv Conan Charaktertest - Rellik (Mittwoch 26.07.2006)