Human Soul Saver ( Fortsetztung )

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    Re: Human Soul Saver ( Fortsetztung )

    saskat - 22.05.2006, 11:52

    Human Soul Saver ( Fortsetztung )
    Der Jäger hatte seine Spur nun ganz deutlich aufgenommen. Seine, und noch eine andere. Die andere kannte er zu gut. Er roch sie schon unzählige Male in seinem Dasein, und wieder und wieder genoss er, diesen Gestank aus der Welt der Sterblichen zu tilgen.
    Es gab nichts befriedigenderes als diese beschissenen Lichtwesen dahin zu schicken, woher sie gekommen waren. Allerdings verstand er nicht, wieso die Gerüche sich an bestimmten Punkten vermengten.
    Sollte das Undenkbare geschehen sein?
    Und wenn dem so wäre, dachte er sich, dann würde er eine hohe Belohnung erhalten. Nicht eine, die sein Herr ihm geben würde, sondern eine, die er sich selbst verschaffen würde.
    Der Tot eines Lichtwesens geilte ihn mehr auf als Pestilenz und Krieg.
    Plötzlich verspürte er etwas, das er schon verstorben glaubte.
    Freude,
    bittere, kalte Freude.
    Er passierte eine Stelle, die besonders intensiv war. Zuerst konnte er nichts damit anfangen, doch wagte er sich in ihren Mittelpunkt. Ein kalter Hauch lag hier an diesem Ort in der Luft. Der Jäger sog den Atem ein und schmeckte die Luft. Das erste, was er schmeckte war Angst, dann Mut und Tod. Doch da war noch etwas.
    Er schmeckte das Lichtwesen und das Schattenwesen, näher, als sie sich je waren.
    Er schmeckte Leidenschaft.
    Noch Schlimmer, er schmeckte Liebe.
    Wie ein bitter süßer Saft legte sie sich auf seine Zunge und drohte ihn zu vergiften. Er erschauderte und eine Gänsehaut überzog seine uralte, von Narben überzogene Haut.
    Unbehagen breitet sich in seinen Venen aus und durchzog seinen Körper.
    Liebe war stark, das wusste er, und deswegen fürchtete er sie.
    Er ballte die Hände zu Fäusten und folgte der Witterung, Sein kaltes Herz flehte ihn an, immer wachsam zu sein. Das das Schwert Namens Liebe in nicht durchstoßen möge.
    Er schritt in der Witterung wie auf einer Straße. Hindernisse gab es nicht auf seinem Weg, schließlich konnten die Wesen ja auch nicht durch die Wände der Häuser gehen. Sie waren hier den gleichen physikalischen Gesetzen untergeordnet, wie die Menschen auch.
    Diese Welt hatte sie sterblich und schwach gemacht.
    Sicher, sie besaßen noch die Gabe des Ewigen Lebens und der Jugend. Und sie hatten das Sehen, um das er sie aber nicht beneidete. Er konnte sich gar nicht vorstellen wie wirr es sein musste, ständig die Auren der Menschen zu sehen und zu spüren. Ihr sinnloses Geplapper zu hören, reichte ihm völlig aus, um zu wissen, was für eine minderwertige Rasse sie doch waren. Er konnte den Aufwand, der um diese Vehikel der Seelen gemacht wurde, gar nicht nachvollziehen. In seinen Augen waren und blieben sie für immer Vieh.

    ***

    Legna fragte sich durch die Stadt nach der Adresse, die Ihr die HSS gegeben hatte. Sie genoss jede noch so knappe Antwort der Menschen. Ihre Stimmen faszinierte sie. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie in belangloses Bla, bla, bla abschweifte, ehe sie sich wieder daran erinnerte, was sie hier wollte. Es dauerte gar nicht mal allzu lange, bis sie vor den Apartments stand, von denen eines Kavie bewohnte.
    Ehrfürchtig wanderte ihr Blick an der Hauswand entlang bis nach ganz oben. Sie konnte Kavies Fenster ausmachen. Sie waren mit leuchtend weißen Gardinen behangen und sie sah Blumen im Fenster. Legna senkte die Arme, richtete die Handflächen nach unten und machte hopp, hopp. Als ihr bewusst wurde, was sie tat, lachte sie herzhaft, aber mit hochrotem Kopf.
    Eine junge Frau, die aus einem der Fenster schaute legte die Stirn in Falten und schmunzelte. Keine Frage, sie hielt Leg. für eine Verrückte. Aber für eine sympathische Verrückte. „Ich nehm die Treppe!“, rief Legna ihr zu und ging zum Hauseingang.
    Als sie oben angekommen war, rang sie nach Atem. Kavie wohnte im achten Stockwerk.
    Legna mochte wenig Erfahrung haben, und vielleicht gehörte sie auch nicht zu den Schlauesten., aber als sich in der Wand neben der Treppe eine kleine, eiserne Kabine öffnete und eine Frau, beladen mit schweren Taschen daraus entstieg, wusste sie, was es bedeutete und ärgerte sich.
    Allerdings hätte sie sich die Mühe, die Treppen hinauf zu steigen, nicht machen müssen. Kavie war schon auf dem Weg, eine Seele auszuliefern. Sie wollte auf gar keinen Fall mehr auffallen, als es nötig war. Die Mail bewies, dass sie sie im Auge hatten, und das konnte sie gar nicht gebrauchen. Die Seele, die sie verloren hatte, war nicht das Problem, da konnte sie sich raus quatschen. Wie sie sich aus einer Affäre mit einem Schattenwesen raus reden sollte, das wusste sie wirklich nicht. Und wenn Maric und sie entdeckt wurden, konnte sie sich auf einiges gefasst machen.
    Gedanklich ging sie ein paar Ausreden durch.
    `Ach, er ist ein Schattenwesen, das ist mir gar nicht aufgefallen. All die Monate.
    Oder
    `Wie, ich darf keine Beziehung zu einem Schattenwesen haben? Wir haben doch verhütet!!
    Und auch..
    `Der Typ da ist der Postbote.
    Sie lächelte und versuchte sich das Gesicht von Ihrem Boss vorzustellen.
    Sicher, ihr Boss war Güte und Liebe und so weiter.
    Aber vor allen pochte sie auf Regeln und Gebote.
    Die Menschen hatten ihre zehn, an die sich kein Schwein hielt, und die Lichtwesen hatten ihre eigenen.
    Und wer sich nicht daran hielt, konnte sich auf Lebenslänglich „Zwangsarrest“ gefasst machen. Und Lebenslänglich hatte für sie nun wahrlich eine andere Bedeutung als für einen Sterblichen Sie würde Maric nie wieder sehen.
    Und sie war doch das erste Mal in Ihrem Leben als Lichtwesen verliebt.
    Sicher, als sie noch ein Mensch war, liebte sie. Aber es war lange her. Verdammt lange.
    Kavie war fast am Ziel. Die junge Frau, fast noch ein Kind, kam gerade aus der Praxis eines Gynäkologen.
    Fassungslos starrte sie auf das erste Ultraschallbild in ihrer Hand und überlegte bestimmt, wie sie es ihren Eltern beibringen sollte.
    Kavie hatte keine Mühe mit der Seele. Das Mädchen war mit ihren Gedanken bei ein paar Ausreden, die sie ihren Eltern aufzutischen gedachte.
    Als Kavie die Seele geliefert hatte, hellte sich die Miene des Mädchens auf und sie strich sich mit der Hand über den Bauch.
    Kavie fühlte sich gut und verliebt.

    ***

    Legna klopfte und wartete.
    „ Ja?“
    Diese Stimme konnte unmöglich von einem weiblichen Lichtwesen kommen. Legna sah noch einmal auf den Zettel mit der Adresse und stellte fest, dass sie hier richtig war.
    „ WAS?!“ brüllte die Stimme zornig aus der Wohnung.
    „ Ich suche Kaverie.“
    Die Tür öffnete sich. Sie hatte mit allem gerechnet, mit jedem. Aber als das Schattenwesen, nur in Jeans und Socken bekleidet im Türrahmen stand und sie mit funkelnden blauen Augen ansah, blieb ihr echt die Spucke weg.
    „ Wieso? Wer? Wo?.....“stotterte sie und trat mehrere Schritte zurück.
    „ Lange Geschichte, Maric, Seele ausliefern...“
    beantwortete Maric trocken die Frage in der Reihe, wie sie gestellt wurden.
    „ Am besten Du kommst rein, “ sagte er, und trat einen Schritt beiseite, damit Legna an ihn vorbei gehen konnte.
    Als sie an ihm vorbeiging, wurde ihr das erste Mal in ihrem Dasein schlecht.

    ***

    Maric sah die Frau vor der Tür stehen und wusste, dass er hier jemand besonderen vor sich hatte. Er hätte nicht einmal genau sagen können, was es war, das diese Frau in seinen Augen so einzigartig machte. Sie war hoch gewachsen, für seinen Geschmack sehr dünn und sie hatte kaum Busen.
    Ihre Haare waren unauffällig. Ein dunkles, beinahe aschköterblondes Haupt und sie waren gerade lang genug, um sie hinter den unauffälligen Ohren zu klemmen.
    Sie trug Kleidung, die nicht zum zweimal hinschauen animierte.
    Eine kurze, dunkelbraune Lederjacke, Jeans und Snaeker, die offensichtlich keiner bekannten Marke angehörten.
    Sie trug keinen Schmuck, zumindest nicht, soweit er es erkennen konnte.
    Nichts war wirklich beeindruckend, und doch.
    Er war sich sicher. Hier handelte es sich um eine Persönlichkeit. Um eine große, vermutlich sogar ewige Persönlichkeit.
    Er konnte ihre Aura nicht ausmachen, was sie eindeutig als "Nichtmensch" ausmachte.
    Dennoch ging eine gewaltige Kraft von ihr aus. Irgendetwas, das ihn ehrfürchtig werden ließ. Und das war wirklich selten der Fall.
    Etwas verschämt sah er an sich herunter und stellte fest, dass er kein Shirt trug. Zaghaft verschränkte er die Arme vor der Brust.
    "Wer bist du?", fragte sie und ihr stechender und eindringlicher Blick machte ihm Angst.
    Bevor er die Frage beantworten konnte, ehrlich gesagt hätte er auch länger dazu gebraucht, legte sie den Kopf schief und sagte :" Du bist ein Schattenwesen."
    Es war keine Frage, sie stellte es einfach fest.
    Eine Tatsache, in den Raum gestellt wie eine Kanne Kaffee und ein Stückchen Kuchen.
    Dann traf es ihn wie einen Blitz.
    Sie kam von Oben, von der oberen Phäre.
    Sie war eine, war ein, nun ja....
    "Ja“, sagte er.
    "Ich bin ein Schattenwesen."
    Sie betrachtete ihn von unten nach oben, heftete ihren Blick an seiner Hose, wanderte dann weiter zu seinem Gesicht und ging dann wieder tiefer um an seinen Socken haften zu bleiben.
    Angewidert zog sie die Mundwinkel nach unten.
    "Was tust du hier?"
    Maric trat von einem Fuß auf den anderen und fühlte sich schrecklich nackt. Er hätte jetzt wahnsinnig gerne ein paar Stiefel angehabt, oder ein Shirt...oder ein Schneckenhaus.
    Er hatte sich schon lange nicht mehr so unbeholfen, so verletzlich und angreifbar gefühlt.
    "Also ich..." begann er und holte tief Luft.
    "Ich und Kavie,...also wir...also quasi gemeinsam, „ brachte er stotternd hervor und konnte nichts dagegen tun, unter ihren Blicken rot zu werden.
    Sie sah ihn ganz ruhig an, veränderte nicht ihre Miene oder ihre Haltung.
    "Gemeinsam“, wiederholte sie. Einen kurzen Augenblick lang herrschte Stille,...dann
    "Du und Kavie..."

    Stille

    "Gemeinsam?", schon fast eine Frage.
    Sie drehte sich um, setzte sich wortlos auf das Sofa, schlug die viel zu schlanken Beine übereinander und lehnte sich lässig zurück, wobei sie sich gemütlich in das dicke, rote Kissen drückte, das Kavie auf dem Sofa liegen hatte.
    "Erklär mir das. Jetzt."
    Maric holte Luft und erklärte.

    ***

    Als Kavie etwa dreißig Minuten später nach Hause kam, stellte sie die Taschen in den Flur, schlenderte gemütlich ins Wohnzimmer begrüßte Maric und zuckte dann zusammen, als sie Legna dort sitzen sah.
    "Wir müssen reden“, sagte Leg tonlos.
    Obschon sie diese Frau noch nie in ihrem Leben gesehen hatte, wusste sie, im Gegensatz zu Maric sofort, wen, oder besser was sie vor sich hatte.
    Ihr war echt flau im Bauch, aber reden musste sie jetzt wohl. Das sah sie genauso.

    ***

    Leg hörte die Geschichte auch noch mal in Kavies Version. Sie unterschieden sich tatsächlich lediglich von den Sichtweisen, nicht vom Inhalt an sich. Und wenn sie sich recht erinnerte, und im allgemeinen hatte sie ein Recht gutes Gedächniss, wurde das Vergehen eines Schattenwesens immer ziemlich direkt auch von Oberster Stelle bemerkt und dem auch nachgegangen.
    Sie hatte so das doofe Gefühl, das sich ziemlich große Probleme auf sie zubewegten, und ganz egal, wie seltsam ihr auch die Sache mit dem eigenartigem Schattenwesen vorkam, an allererster Stelle hatte sie Kavie zu schützen.
    Der Verrat, den Maric begangen hatte, konnte ihr im Grunde egal sein.
    Aber wenn sie ihn ansah, wenn sie in seine Augen sah, dann glaube sie darin Ehrlichkeit und, dass war das Erstaunlichste an der ganzen Sache, auch Liebe darin zu erkennen.
    Sie hatte ihr ganzes Dasein, oder zumindest so lange, wie sie in der Ausbildung einer Leiterin war, nie etwas Gutes über die geheimnisvollen Schattenwesen gehört.
    Der Teil des ewigen Kreislaufes, der die dunkle Seite des Lebens repräsentiert.
    Der die dunklen Seelen wieder ins Leben warf und damit waren sie und die Lichtwesen ewige Konkurrenten.
    Sie wusste, dass es auch einmal andere Zeiten gab. Zeiten, in denen die Licht und Schattenwesen eine Art waren und das Gleichgewicht des Lebens an erster Stelle stand.
    Doch dann kam der große Krieg und alles änderte sich.
    Dieses Schattenwesen, dass da vor ihr auf dem unförmigen Sitzsack saß, war anders als die anderen.
    Aber, so kam es ihr in den Sinn, vielleicht war es nicht so. Vielleicht war es auch wie alle anderen Schattenwesen und sie wusste es auch nicht anders.

    Leg stöhnte hörbar.
    "Das einzige, das ich weiß ist, das wir Kavie erst mal in die Phäre bringen müssen. Dein Boss wird mit Sicherheit schon nach dir suchen lassen. Oder doch wenigstens wird er wissen wollen, was mit deiner Kollegin passiert ist."
    Kavie verschränkte trotzig die Arme über der Brust.
    "Ich gehe nicht ohne Maric."
    Leg stieß ein heiseres lachen aus.. Es klang viel bitterer, als es beabsichtigt war.
    "Wie stellst du dir das vor? Wir können ihn schlecht mitnehmen!"
    "Ich kann auch nicht mitkommen“, warf er ein. es klang, als hätte er Angst.
    "Aber Legna hat recht, mit absoluter Sicherheit ist jemand auf dem Weg um zu schauen, was Sache ist. Glaub mir, mein Boss hat auf jedenfall sofort gemerkt, als ich Lühr...." Er stockte und rief sich noch einmal das Bild von Lühr vor seinem geistigen Auge.
    Aber nicht das, das er zu letzt gesehen hatte, auch nicht das, als sie in seiner Wohnung saß und sich auf seinem Sessel breit gemacht hatte.
    Plötzlich kam ihn ein ganz anderes Bild in den Sinn.
    Lühr und er, am Fluss Tagate, in dem die Seelen schwammen.
    Sie mit einer zum schreien komischen Dauerwellenfrisur, wie sie in den 80èr Jahren modern war. Er mit Rastazöpfen die an den Enden alle rot gefärbt waren.
    Beide hatten sie etwas zu Essen in der Hand.
    An seines konnte er sich nicht mehr erinnern, aber er wusste noch sehr genau, was Lühr in der Hand hatte.
    Es war eine Apfelsine.
    Und er hatte sie selbst für sie gepflügt.
    Sie saßen beide am Fluss, sahen in den Fluten die Gesichter, beobachteten den Fährmann und lachten, hatten Spaß, rangelten ein wenig.
    Maric fühlte bei dieser Erinnerung einen schmerzhaften Stich in der Magengrube.
    Wieder fragte er sich, was er getan hatte.
    Fragte sich, was Kavie mit ihm gemacht hatte, dass er in der Lage war......
    "Mein Boss schickt jemanden, früher oder später. Du musst weg.", beendete er seinen Satz.

    ***

    Der Jäger hatte sie gefunden. Er konnte ihre Energien riechen, sie fühlen. Sie krochen unter seine Haut wie Maden. Wollten sie von seinem Muskelfleisch lösen und ihn schälen.
    Er war nervös. Die Dinge hatten sich geändert. Und das nicht zu seinem Vorteil. Nicht nur, dass das Schattenwesen an negativer Energie verlor, was er prinzipiell als Bedrohung empfand, es hatte sich noch eine weite positive Energie zu ihnen gesellt. Eine starke, wenn auch verunsicherte. Er fühlte ihre Angst.
    Er sah an der Hauswand des Apartmenthauses hinauf, so, wie Legna es keine Stunde vor ihm gemacht hatte.
    Nur, das er ganz sicher nicht das Bedürfnis hatte, dort hoch zu fliegen.
    Die innere Stimme, die fortwährend zu ihm sprach, warnte ihn abermals, wachsam zu sein.
    Er kniff die Augen zusammen und forderte sie auf, still zu sein.
    Der Jäger öffnete den Hauseingang.......doch im Gegensatz zu Legna, nahm er den Fahrstuhl. Er kannte sich in der Welt der Menschen bestens aus.
    Nicht nur, dass er sie unzählige Male betreten hatte, um seinen Herrn zu Diensten zu sein.
    Er zerrte auch von ihr.
    Ja, meine Herrschaften, er war das Monster, nach dem jedes Kind unter dem Bett suchte. Er war der Schatten an der Wand, der anscheinend nicht zuzuordnen war.
    Er war die Schritte, die einen in eine dunkle Gasse folgten.
    Er war Angst.


    ***


    Kavie durchfuhr ein stechender Schmerz, ausgehend von der Stelle, an der das Artefakt ihre Haut berührte, bis zu Ihren Schulterblättern. Sie schrie und Maric sprintete zu ihr. Die Stelle der Bluse, unter der das Artefakt lag, begann zu schwelen. Maric packte sie, riss die Bluse auf und packte das glühende Ding. Sofort versenkte es seine Haut in der Handinnenfläche. Erschrocken zog er sie zurück. Eine Blase hatte sich gebildet.
    Legna, die versuchte ein Telefonat zu führen, ließ vor Schreck den Hörer fallen Innerhalb von Sekunden war sie bei ihr und führte ihre Hände unter die Kette am Hals. Sie stieß ihre Hände auseinander und die Kette riss. Das Artefakt lag glimmend am Boden und brannte Löcher in den Teppich.
    „ Scheiße“, fluchte Legna, „ Wir sind nicht mehr allein.“
    Maric sah sie an: „ Ein Jäger!"
    Legna erinnerte sich an viele Geschichten, die sie über Jäger gehört und gelesne hatte. Und keiner von denen war ihr positiv in Erinnerung.
    „ Was ist ein Jäger?“ Kavie war verwirrt und der Schmerz auf ihrem Dekolleté trieb sie an den Rand des Wahnsinns.
    „ Frag nicht, “ zischte Legna und nach einem Blick auf Kavies zerrissener Bluse. „ Zieh dich an und verliere keine Zeit dabei.“ Sie warf einen Blick auf Maric, in dessen Augen sie lesen konnte, dass er um die Gefahr wusste.
    Er nickte.
    „ Ich versuche ihn aufzuhalten. Verschwindet, aber schnell.“ sagte er.
    Kavies Augen weiteten sich: „ Was?! Das kommt gar nicht in Frage, wir gehen alle, oder keiner!“
    Maric legte seine Arme um ihre Taille und zog sie dicht an sich. Sie zitterte und ihre Augen nahmen fast ihr ganzes Gesicht ein. Ihre Lippen bebten und waren trocken.
    „ Der Jäger ist hinter mir her, “ begann er zu erklären, „ Ich habe eine meiner Schwestern getötet. Habe sie ausgelöscht, als sie dich erkannte. Es ist mein Fehler, alles hätte nie passieren können. Weißt du, was im Gesetz der Schatten steht, wie man sich zu verhalten hat, wenn man ein Lichtwesen erkennt?“
    Sie schüttelte den Kopf in Zeitlupe.
    „ Töte es!“ presste er zwischen seinen Zähnen hervor.
    Eine Träne schwoll an ihrem Wimpernkranz und löste sich.
    Legna packte sie und zerrte sie aus seinen Armen.
    „ Keine Zeit für so was. Hey Schattenwesen! Benutze das Artefakt!“ rief sie ihm zu und legte eine Jacke über Kavies bloßen Schultern.
    „ Ach und noch was....“ Legna suchte nach den richtigen Worten für das dunkle Wesen, das sich so sehr von den anderen unterschied, fand aber keine.
    „ Viel Glück“, wünschte sie ihm schließlich und schleifte Kavie zur Tür.

    ***

    Der Jäger fühlte die hellen Präsenzen als kribbelndes Feuer in seinem
    Kopf, als der Fahrstuhl zum Stillstand kam. Sie waren nahe. Sehr, sehr nahe.
    Die Stimme in seinem Innern kreischte und zeterte, doch er ignorierte sie. In ihm brannte Mordlust und Blutgier.
    Die Türen schoben sich zur Seite und fast hätte er geschrien vor Überraschung. Die Lichterwesen standen direkt vor ihm.
    Eines, jung, klein und schwach. Und ein anderes von enormer Stärker und, zumindest in seinen Augen, von emenser Schönheit. Wie eine Kriegerin blickte sie starr in sein altes Gesicht.
    Er konnte beinahe fühlen, wie sein Herz schlug.
    Oh Freude, dachte er und spannte seine dünnen Lippen wie Riemen über seine Zähne.

    ***

    Legna legte gerade einen Finger auf dem Knopf am Fahrstuhl, als dieser sich öffnete.
    Sie tat einen Schritt in seine Richtung und erstarrte.
    Ein erstickter Laut drang aus ihrer Kehle, doch sie bemerkte es kaum.
    Es war zu spät, zu spät.
    Die kalte, dunkle Macht ergoss sich wie ein Platzregen über sie.
    Sie stolperte zurück, immer noch Kavie am Arm haltend und zog sie mit sich.
    Der Jäger schritt aus der Kabine des Fahrstuhls und folgte sie mit seinen Blicken.
    Ein widerliches Lächeln, das verzerrt und krank wirkte, saß in seinem Gesicht wie ein Alarmsignal.
    Legna drehte sich auf dem Absatz um und rannte auf das Treppenhaus zu. Kavie kam ihr wie ein Sack mit nasser Kleidung vor, schwer und unhandlich.
    Sie schwang sie nach hinten, sammelte alle Kraft die sie hatte und schleuderte Kavie wie ein Diskuswerfer nach vorn auf die Treppe.
    Kavie sah die Stufen auf sich zukommen und ruderte, nach Halt suchend, mit den Armen.
    Vergebens.....der Boden unter ihr fiel ab, ihre Schuhe verloren den Kontakt und sie stürzte.
    Mit Schrecken sah sie die Stufen auf sich zukommen. Und das ziemlich schnell.
    Sie knallte mit unglaublicher Wucht auf den kalten Stein.
    Dann war alles schwarz.

    ***


    Der Jäger war überrascht, als er das Vorhaben des Lichtwesens durchschaute. Zwar versuchte er sie zu packen, als er sie vor sich stehen sah, doch sie war schneller und zog sich zurück wie ein Wiesel.
    Als er aus der Kabine kam, sah er verwundert, wie das stärkere Lichtwesen das andere die Treppe hinunter warf.
    Nun rannte das Lichtwesen zu einer Wohnungstür.
    Der Jäger ging zwei Schritte zur Treppe, blieb stehen und schaute zurück.
    Die Stimme erinnerte ihn. Sein primäres Ziel war das Schattenwesen, welches für seinen Verrat zu büßen hatte, nicht das Lichtwesen, das er von oben auf den Stufen liegen sah..
    Er konzentrierte seine Sinne und spürte die Energie des Schattens. Sie drang durch die Tür, durch die das starke Lichtwesen gerade verschwunden war.
    er merkte, wie er sich zerrissen fühlte.
    Das hilflose Lichtwesen auf den Stufen, um dessen Kopf sich schon eine beachtliche Blutlache gebildet hatte, war ein lohnendes Ziel.
    Doch hinter der Tür lauerte große Gefahr. Das starke Lichtwesen, das einer Kriegerin glich, war schlau. Sie war nicht erfahren, das sah er auf den ersten Blick. Er erkannte es an IHREM Blick, aber das tat ihrer Gefährlichkeit keinen Abbruch.
    Ob Erfahren oder nicht. Sie war, wer sie war und vor allem, was sie war.
    Konzentriere dich auf sie. Töte sie, bevor es zu spät ist. Bevor sie zuviel Macht bekommt, mahnte ihn seine Stimme.
    Er stimmte ihr zu.

    ***

    Maric hatte ein Handtuch um seine Hand gewickelt und versuchte das Artefakt damit zu greifen. Definitiv kein leichtes Unterfangen. Immer wieder rutschte das heiße Ding von der Frotteschlaufe, die er sich gebastelt hatte, ab.
    „ Gott verfluchte, bepisste Schei....“ fluchte er vor sich hin, als die Tür zum Apartment aufgestoßen wurde.
    Maric schnellte in die Höhe und baute sich mit geballten Fäusten auf.
    Was hab ich hier eigentlich vor?
    Lächerlich, zu glauben ich hätte eine Chance.
    Renn lieber, bevor es zu spät ist!!
    Guter Gedanke!
    Doch er blieb stehen.
    Legna stolperte in den Wohnraum und gestikulierte heftig mit den Armen.
    „ Da! Er kommt. Wir konnten nicht weg!“
    Um Maric wurde die Welt dunkel.
    Kavie war nicht bei ihr!!!
    Unbändige Verzweiflung, die er niemals empfinden zu können erwartet hatte, schloss sie wie Stahlklammern um sein Herz.
    „ WO!?“ brüllte er und packte Legna am Kragen ihres Pullovers und zog ihn wie eine Schlinge zusammen.
    Sie schnappte nach Luft
    „ In....Sicher.....heit....LUFT!“
    Maric lockerte seinen Griff. Sie japste.
    „ Na? Was ist nun?“ fragte er und schüttelte sie. Ihr Kopf flog hin und her wie ein Luftballon an einer kurzen Schnurr. Er war kräftig und hatte alle Hemmungen verloren. Legnas Dasein bedeutete ihm gar nichts. Er würde sie jederzeit töten wenn er seine und Kavies Lage als hoffnungslos empfinden würde.
    Unabhängig davon, ob er es schaffen würde.
    Legna stieß sich mit aller Kraft von ihm ab und plumpste rittlings auf den Boden.
    „ Sie liegt im Treppenhaus“, keuchte sie und rieb sich den Hals, an den sich schon rote Striemen bildeten.
    Maric stieg über sie hinweg.
    Sein rationelles Denken hatte sich förmlich in Luft aufgelöst.

    ***

    Kavie rappelte sich hoch und ein ziehender Schmerz krabbelte ihre Wirbelsäule hoch. Ihr Schädel pochte und vor ihrem Blickfeld hatte sich ein roter Schleier gebildet. Sie blinzelte mehrmals, bis er verschwunden war.
    Sie stöhnte, senkte den Oberkörper und stütze sich dabei auf ihre Knie.
    Nachdem sie das Gefühl hatte, der Schmerz würde nachlassen, richtete sie sich langsam und mit verzerrtem Gesicht wieder auf. Ihre Stirn pochte immer noch dumpf und aus der langen
    Platzwunde floss immer noch Blut in ihr Auge .
    Sie war desorientiert und drückte sich die Handballen auf die Augen, um den Kopf wieder klar zu kriegen. Die Verbrennungen auf ihrem Dekolleté machten die Sache nicht gerade einfach. Ihre Gedanken kreisten, und immer wieder wollte der Schwindel sie übermannen.
    „ Nein!“ rief sie sich selbst zur Ordnung. „ Sei stark und standhaft.“
    Sie zwang ihren geschundenen Körper die Stufen hinauf.
    Immer mit einer Hand tastend an der Wand lang.
    Sie erklomm die letzte Stufe und fühlte sich wie Reinhold Messmer nach der Ersteigung des Mount Everest.
    Oh Gott, dachte sie, ich kann nicht mehr.
    Sie konzentrierte sich krampfhaft und immer, wenn ein neuerlicher Schwindel von ihrem Geist besitz ergreifen wollte, biss sie sich kräftig auf die Zunge, bis sie merkte, das sich auch ihr Mund mit Blut füllte. der Geschmack war grauenvoll metallisch aber er half ihr, bei Bewusstsein zu bleiben.
    Irgendwo konnte sie Legna und dann Maric etwas rufen hören.
    Sie wünschte sich so sehr, stärker zu sein.

    ***

    Maric hatte die Tür noch nicht erreicht, als sie sich erst nach innen bog, sich dann zu dehnen schien und schließlich aus den Angeln platzte.
    Sie flog mit einem Zischen an ihm vorbei und spaltet den Wohnzimmertisch, donnerte gegen die Wand und holte einige der kitschigen Bilder von der Wand.
    Maric stellte mit Überraschung fest, das er kurze Dankbarkeit dafür empfand. Er hasste diese Dinger, seit er die Wohnung betreten hatte. Die Tür polterte zurück und kippte wie in Zeitlupe nach hinten Richtung Boden,
    Legna, immer noch am Boden liegend, kreischte und zog die Knie an die Brust, um nicht getroffen zu werden.
    Durch aufgewirbelten Holzstaub betrat der Jäger ohne Hast Kavaries Wohnung.
    „ Dein Daddy hat Sehnsucht nach dir, du kleiner Judas.“ Seine Stimme war rau und ohne jedes Gefühl.
    Maric grinste und senkte seinen Kopf wie ein Wolf, der kurz vor einem Angriff steht. Seine blauen Augen durchbrachen jede Schwelle seiner Heimat, rissen alle Mauern ein und befreiten sich aus dem Sumpf, indem er zu ertrinken drohte.
    „ Ich hab aber gar kein Heimweh, “ flüsterte er und löste die Anspannung seiner Muskeln, indem er sprang wie ein Raubtier.
    Er knurrte sogar wie eines. Ein dunkler kehliger Laut, der tief aus seinem Innern zu kommen schien.

    ***

    Nie zuvor hatte der Jäger solchen Widerstand gespürt, nie zuvor so eine Kraft. Diese kleine Schlange sollte sich winden, und nicht beißen.
    Aber er griff an, er griff tatsächlich an. Er sprang ihn an wie ein räudiger Hund!!!
    Ohne das der Jäger die Zeit gehabt hätte zu reagieren, schleuderte sich das Schattenwesen mit aller Kraft gegen ihn.
    Der Jäger taumelte rückwärts und prallte gegen die Wand hinter ihm. Mit vor Verwunderung geöffnetem Mund verfolgte der Jäger, wie Maric, ohne den Bruchteil einer Sekunde zu zögern, ausholte, um ihn zu schlagen. Ihn zu schlagen, verdammt noch mal!! Er faste es nicht.
    Verblüfft nahm er den ersten Schlag mit voller Wucht war. Er traf ihn ins Gesicht uns ließ seinen Hinterkopf gegen die Mauer hinter ihm knallen. Benommenheit suchte sich einen Weg in seinen Verstand.
    Der zweite Schlag war nicht so heftig wie der erste, aber auch nur, weil er ihn kommen sah.
    Doch es war nicht so sehr die Tatsache der Schläge, die ihn benommen machte. Es war der Anblick des Schattenwesens, das über ihn stand.

    Ich hab dich gewarnt!!! Kreischte die Stimme in seinem Kopf.
    Ich hab dich gewarnt!!!

    ***

    Legna war in den Flur gekrabbelt und sah Maric über den gestürzten Jäger stehen. Er holte aus und schlug mit einer Gewalt zu, die sie nie für Möglich gehalten hätte. Sie konnte den Aufschlag unter ihren Händen und Knien fühlen. Der Boden vibrierte.
    Dann den nächsten, und den nächsten Schlag. Jeder Hieb erschütterte den Boden.
    Der Kopf des Jägers bestätigte die Aussage von Ursache und Wirkung und wurde von einer Seite auf die Andere Geschleudert.
    Dann gegen die Mauer und wie ein Wackeldackel wieder nach vorne. Sehr dunkles Blut schwoll wie ein aufgehender Teig aus seiner Nase und aus einigen Wunden im Gesicht.
    Er machte nicht mal Anstallten sich zu wehren.
    Aber Legna war klar, dass es sich nur um eine Frage der Zeit handeln konnte, bis der Jäger seine Benommenheit abgeschüttelt hatte.
    Sie musste sich um Kavie kümmern.
    So furchtbar es auch war, sollte Maric es nicht überstehen. Ihre Aufgabe war Kavie, nicht das sonderbare Schattenwesen.
    Wieder wurde der Boden erschüttert, als sie versuchte, auf die Beine zu kommen.
    „NEIN!!“ brüllte Maric bei jedem Schlag.


    ***


    Kavie hörte Maric brüllen und es schnürte ihr die Kehle zu.
    „ Maric, oh nein, nein, “ dachte sie. Sie schaffte es, ihre Beine ihren Willen zu unterwerfen, damit sie schneller liefen.
    Sie wankte um die Ecke und rief seinen Namen.

    ***

    Der Jäger wusste nicht wieso, aber dieser stinkende Sack Scheiße hörte auf ihn zu schlagen und schaute den Flur runter.
    Er nutze die Gelegenheit und trat ihn mit aller Wucht in den Bauch. Maric flog zurück und knallte gegen das, was mal ein Türrahmen war, bevor der Jäger die Tür daraus sprengte. Nun hatte der Rahmen ganz klar seine Funktion verloren. Maric sackte zusammen und flehte in Gedanken seinen Geist an, wach zu bleiben.
    Die Nebel in seinem Kopf zu vertreiben.
    Der Jäger rappelte sich auf. Tränen standen in seinen Augen. Nein, nicht wegen des Schmerzes, der seine Lippen und sein Gesicht taub machte. Auch nicht wegen des Blutes, das aus deiner Wange ron und wie Rotz aus seiner Nase tropfte.
    Sondern wegen seines Stolzes.
    Der Stolz, der die kleine Stimme in ihm immer zum Schweigen brachte.
    Nie war er so grundlegend verletzt worden.
    Nie so erschüttert in seinen Grundfesten.
    Er betrachtete das Wesen und seine Augen färbten sich von dem Blut der Jahrhunderte schwarz.
    Er war der Jäger, und er würde nicht zur Beute werden.
    Er sah das andere Lichterwesen nicht, das blutend im Flur stand und mit seinen Händen Energien sammelte, indem sie ihre Hände wie eine Schale hielt.
    Maric sah sie aber, und ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus.
    Der Jäger war irritiert.
    Angst suchte sich einen Platz in seinem Herzen.
    Als Legna sah, was Kavie vorhatte, sprang sie auf und schmiss sich durch die Tür. Sie rollte sich geschickt ab und baute sich in gleicher Position wie Kavie einige Schritte neben dem Jäger auf.
    Ihre Kraft war um einiges mächtiger, als die von Kavie, und so versuchte sie, ihre Energien wohl zu dosieren. Lichtfluten brachen durch die Wände. Lichtfluten strömten aus den Steckdosen, jagten durch die geöffneten Fenster und brachten die Glühbirnen der Deckenbeleuchtung zum platzen.
    Wie Wellen floss es an Decken und Wänden auf sie zu. Auf Kavie und auf Legna, die das erste Mal in ihrem Dasein das hohe Licht rief.
    Sie fühlte sich göttlich.
    Und seinen wir mal ehrlich, sie war es ja.

    ***


    Der Jäger achtet nicht auf sie.
    Sein ganzer Zorn galt dem Schattenwesen. Er beugte sich zu ihm und Maric roch seinen Atem.
    Jetzt, dachte Kavie
    „JETZT!“ schrie Legna ihr zu und entließ das Licht, gebündelte Energie aus purem Leben, Liebe und Glaube, geliehen aus den Seelen der Menschen, dessen Macht stärker war, als das Dasein selbst.
    Ewiger, als die Zeit und mächtiger als Götter und Dämonen.
    Es war das Leben.
    Bei Gott und allem,
    es war das Leben.

    ***

    Kavie ließ die Kraft aus ihren Händen entweichen und wie ein Geschoß ging es seine Bahn.
    Sie verfehlte ihr Ziel diesmal nicht.
    Die Energien der beiden vereinigten sich stürzten in den Nacken des Jägers.
    Es brannte sich durch seine Haut und entzündete ein Feuer in ihm. Er warf den Kopf in den Nacken und seine Stimme schwoll zu einem Chor aus Wut, Schmerz, Angst und Verwirrung an.
    Er wirbelte herum, drehte sich und brüllte, während sein Rumpf aufbrach und Feuer aus seinen Eingeweiden an seinem Hals leckte.
    Feuer und Licht brach aus seinen Armen und Beinen.
    Es leckte über sein Gesicht und die Hitze warf Blasen auf seine Haut.
    Sich wie wild drehen und kreischend bohrte er seine Finger in seine Augen als wollte er sich an sein Hirn krallen.
    Er bäumte sich, wand sich in dem glühenden Unvermögen seinem Schmerz Einhalt zu gebieten.
    Eine grausame Erkenntnis zerriss den dünnen Faden, der ihn an sich selbst hielt. Die unentwegte Stimme in seinem Kopf schrie und lachte ein grausiges, hohles Lachen.
    Sie wusste es und er wusste es nun auch.
    Diese Welt hatte ihn verletzlich und schwach gemacht.


    ***


    Maric konnte mit stummen Entsetzten sehen, wie der Jäger sein Gesicht aufriss und das brodelnde Fleisch in Lappen von seinen Wangen zog.
    Er konnte es riechen!
    Sein Körper stieg wirbelnd auf, um dann an der Decke des Flurs zu ruhen.
    Flammen züngelten aus seinem Rumpf und schwarzer Rauch färbte das Weiß der Decke in dreckigem Grau.
    Fleischige, beinahe wohlriechende Brocken lösten sich von seinem Körper und fielen mit einem schmatzenden Geräusch zu Boden.
    Zusammenhangslos registrierte Maric, das er Hunger hatte.
    Er krallte sich an der Decke und sein Schreie war nunmehr ein Wimmern.
    Dann wurde Maric von Legna gepackt und in die Wohnung gezerrt.
    Kavie kam direkt hinter ihnen in die Wohnung. Sie kauerte sich zusammen mit Legna und Maric in eine Ecke und presste sich die Hände vor die Ohren. Legna tat dasselbe.
    Maric stutze.
    Aber es dauerte nicht lange, bis er verstand.
    Aus dem Flur war ein donnernder Knall zu hören, der das Gebäude erschütterte.
    Der Boden wankte. Gläser fielen aus den Regalen und Bilder von den Wänden.
    Ein Sturm aus gleißendem Licht jagte durch die Tür und zog in seinem Schatten die Stühle, Reste des Tisches und die Tür mit sich.
    Er bohrte sich durch die Hauswand und Kavie hatte jetzt einen wundervollen Ausblick auf den hinter dem Haus liegendem Busbahnhof.
    Die Tür hörte er Sekunden Später auf der Straße aufschlagen.
    Dann war es still.
    Bis auf das Klingeln in seinen Ohren hörte er nichts mehr.
    Maric suchte nach Kavies Hand und küsste sie.

    ***


    Lutz war nicht begeistert von den Ereignissen. Man musste wohl sagen, das er enttäuscht war.
    Er drückte den Knopf auf der Gegensprechanlage.
    „ Streichen sie Maric von der Lieferliste, “ sagte er knapp.
    „ Möchten Sie noch weitere Maßnahmen ergreifen?“ fragte die Stimme am andern Ende.
    Lutz überlegte.
    Dann lachte er.
    „ Nein, lassen wir es gut sein. Ich hab ja nun nicht unbegrenzt Personal.“
    Er dachte noch einen Moment nach.
    „ Gehen Sie doch mal die Liste der Neuzugänge durch, ich brache einen neuen Mitarbeiter für den Bezirk.“
    Dann ließ er sich auf seinem gemütlichen Lederstuhl fallen und legte die Füße auf den Schreibtisch.
    Und wieder ein Kind aus dem Haus, dachte er und lächelte versonnen. Sie werden ja so schnell erwachsen.

    ***



    Legna verabschiedete sich weinend.
    Sie war nicht nur traurig, weil sie Kavie ins Herz geschlossen hatte, sonder auch, weil sie diese Welt nun verlassen musste.
    „ Wein doch nicht, “ sagte Kavie und pulte in ihrer verdreckten Jeans nach einem Taschentuch. „ Du kannst uns ja besuchen.“
    Menschenmengen hatten sich vor dem Haus versammelt und schauten wie ein Mann nach oben. Vor irgendwo hörte sie Feuerwehr und Polizeisirenen.
    Legna nickte und wischte sich die Tränen von den Wangen.
    Sie hatte Schmerzen, sie war müde, sie stank aber das war ok so.
    Sie hatte ihre Aufgabe wirklich ziemlich gut erledigt.
    "Eigentlich wollte ich nur mal nach dem Rechten sehen," gab sie leise von sich.
    Kavie wollte lachen, doch die Schmerzen in ihrem Körper rieten ihr dringend davon ab. Sie brachte nur ein Schnaufen zustande.
    Maric stupste sie an und sein Mund verzog sich zu einem breitem Grinsen.
    „ Wenn du uns besuchen kommst, komm besser zu mir. Ich glaub, Kavie fliegt hier raus.“
    Er sah die Straße hinunter und betrachtete die Menschenmenge.



    Legna sah zu dem riesigen Loch in der Hauswand, dann auf die Straße, wo die Tür lag.
    Ein paar Kinder standen darauf und wippten lachend.
    Unbekümmert schaukelten sie auf dem verbranntem Holz auf und nieder.
    Ihre Stimmen klangen glockenklar und hell.
    Diese Welt ist das Wunder, auf das die Menschen ständig warten, dachte sie verwundert. Und sie wissen es nicht mal.
    Wahrlich.
    Dies ist das Wunder.




    Saskat (2002)
    Human Soul Saver (Überarbeitete Version)
    Teil 2 von 6 Teilen.



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