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Hesse, Hermann - Siddhartha




Hesse, Hermann - Siddhartha

Beitragvon Nerolaan » 03.04.2009, 20:07

Klappentext

Siddhartha, die weltberühmte Legende von der Selbstbefreiung eines jungen Menschen aus familiärer und gesellschaftlicher Fremdbestimmung zu einem selbständigen Leben, zeigt, daß Erkenntnis nicht aus Lehren zu vermitteln ist, sondern nur durch eigene Erfahrung erworben werden kann. Hermann Hesse erzählt die fiktive Lebensgeschichte Buddhas - Siddhartha ist sein Vorname - und ergründet, "was allen Konfessionen und menschlichen Formen der Frömmigkeit gemeinsam ist, was über allen nationalen Verschiedenheiten steht, was von jeder Rasse und von jedem einzelnen geglaubt werden kann". Wie authentisch diese indische Dichtung buddhistisches und taoistisches Gedankengut assimiliert hat, zeigt sich nicht nur stilistisch in der rhythmischen Diktion der Reden Buddhas, sondern auch wirkungsgeschichtlich durch die millionenfache Verbreitung, die das Buch in den asiatischen Ländern gefunden hat.

Meine Meinung

Als ich letztes Jahr Hesse´s Steppenwolf begeistert zur Seite legte, hatte ich mir fest vorgenommen mehr von Hesse zu lesen.
Bei der Auswahl einer erneuten Lektüre sprang mir zu erst Siddhartha ins Auge. Gesagt – Gelesen.
Aber: die Lektüre konnte mich bei weitem nicht so überzeugen wie Der Steppenwolf.

Hesse erzählt eine fiktive Geschichte über den späteren Buddha: Siddhartha ist auf der Suche nach sich selbst, auf der Suche nach einem Glauben.
Er eckt dabei immer wieder an, trifft Entscheidungen und äußert Meinungen, die nicht immer dazu beitragen, ihn zu mögen.
Im Gegenteil: bis zum Schluß fand ich keinen Zugang zu dem Charakter.

Insgesamt konnte ich bei diesem Buch nur die ruhige und sehr talentvolle Schreibe Hesse´s genießen.
Beim Lesen hatte ich immer den Steppenwolf im Hinterkopf und habe immer wieder verglichen.
Siddhartha ist nichts von dem was ich an jenem so geliebt habe: Siddhartha ist nicht wirklich psychologisch, nicht kontrovers, nicht provozierend; nein, Siddhartha ist einfach eine ruhige Erzählung zum zurücklehnen und genießen.

:stern: :stern: :stern:

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Beitragvon Monika » 03.04.2009, 22:59

Bei mir war's umgekehrt. Mit dem "Steppenwolf" bin ich nicht klar gekommen, vielleicht war ich mit siebzehn Jahren noch zu jung dafür. Ein paar Jahre später war ich von "Demian" und vor allem von "Siddartha" hin und weg. Da hatte ich allerdings gerade meine esoterische Phase (durch die muss man durch :lol:). Wahrscheinlich hat mich damals die allgemeine Hesse-Begeisterung der Jugend angesteckt. Nach drei weiteren kleinen Romanen von ihm habe ich nie wieder das Bedürfnis gehabt, Hermann Hesse zu lesen, auch nicht seine großen Alterswerke "Narziss und Goldmund" und "Das Glasperlenspiel". Mir scheint, dass er - anders als Thomas Mann, Kafka oder Musil - auch in der Literaturkritik keine Rolle mehr spielt.
Aber den "Steppenwolf" könnte ich mir noch mal vornehmen, vielleicht verstehe ich ihn ja jetzt! :idea:
Gruß Monika


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Beitragvon Karthause » 04.04.2009, 08:23

Mit 17 Jahren hat man sicher noch nicht die innere Reife für die Klassiker. Man liest sie, aber man versteht sie nicht wirklich. Ich musste auch in der Schulzeit viele Klassiker lesen, das waren auch die Bücher, die es relativ problemlos in der DDR gab. Bei vielen ging es mir ähnlich. So kommt es, dass ich auf manche Autoren einfach keine Lust mehr habe. Schade ist das schon.
Viele Grüße
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Beitragvon Susannah » 04.04.2009, 10:55

Meine Hesse-Phase hatte ich mit 14 - 16. Sehr früh. Und obwohl ich meine Favoriten "Demian", "Das Glasperlenspiel", "Gertrud" und "Siddhartha" sehr gerne gelesen habe, bin ich nicht sicher, ob ich sie damals richtig verstanden habe.

Grundsätzlich würde es mich sehr interessieren, wie ich sie heute - 20 Jahre später - lesen würde, andererseits hatte ich nie wieder Lust, Hesse zu lesen. Ich habe immer den Eindruck, Hesse liest man als Jugendliche/r oder gar nicht. Obwohl ich ihm damit vielleicht schrecklich unrecht tue.
Nichts ist schöner und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!
(Kurt Tucholsky)
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Beitragvon Monika » 04.04.2009, 12:06

Susannah hat geschrieben:Ich habe immer den Eindruck, Hesse liest man als Jugendliche/r oder gar nicht.

Ich sehe das auch so. Aber er hat auch für die Jugendlichen von heute - abgesehen davon, dass sie viel weniger lesen als noch vor dreißig, vierzig Jahren - keine solche Bedeutung wie für die Zeit der Flower Power Bewegung, in der sein Ruhm auf dem Höhepunkt war. Noch zu meiner Jugendzeit in den siebziger Jahren gingen die Bücher von Hesse von Hand zu Hand.
Thomas Mann scheint von Hesses Büchern so furchtbar viel dann doch nicht gehalten zu haben. So begeistert er sich immer gab, ganz große Literatur war sie für ihn wohl nicht. In der Suhrkamp Werbung zum "Glasperlenspiel" wird eine scheinbar positive Bewertung Thomas Manns zitiert. Aber der Satz "Es (das "Glasperlenspiel") hebt das Trauliche auf eine neue, geistige, ja revolutionäre Stufe" wirkt durch das Wort "traulich" auf mich eher wie eine versteckte Kritik am Banalen, Kleinbürgerlichen, Behaglichen in den Romanen Hesses.
Gruß Monika


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Beitragvon Krümel » 04.04.2009, 17:08

Das stimmt nicht :wut: :grins:

Also ich habe "Das Glasperlenspiel" mit 40 + gelesen, und es ist für mich ein tolles Highlight gewesen (okay mit 20 habe ich es auch gelesen, war aber total vergessen). Ich fand diese Denkart und Lebensweise und auch der Kontrast zum Realen genial! Es hat mich ganz tief bewegt, obwohl ich mich nicht als esoterisch bezeichnen würde :wink: Aber ich habe eine große spirituelle Anlage, mein Bauchgefühl und auch meine Spontaneität, der ich gerade in gesundheitlichen Dingen mehr traue als meinem Verstand. (Aber vielleicht bin ich auch durch meine Situation mehr vergeistigt, keine Ahnung.)
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Beitragvon Monika » 04.04.2009, 17:18

Krümel hat geschrieben:Das stimmt nicht :wut: :grins:
Also ich habe "Das Glasperlenspiel" mit 40 + gelesen,


Das beweist ja nur, dass Du innerlich jung geblieben bist. :mrgreen:
Gruß Monika


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Beitragvon alixe » 04.04.2009, 19:57

Krümel hat geschrieben:Das stimmt nicht :wut: :grins:


Doch, Krümel! Du bist einfach die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt! :mrgreen: :wink:
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Beitragvon Krümel » 05.04.2009, 09:07

alixe hat geschrieben:Doch, Krümel! Du bist einfach die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt! :mrgreen: :wink:


Okay, damit kann ich leben, Hauptsache nicht mit dem Strom :P :lol:
BildLiebe Grüße,
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