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Williams, Tennessee - Endstation Sehnsucht




Williams, Tennessee - Endstation Sehnsucht

Beitragvon alixe » 03.03.2009, 20:54

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Stella hat ihre aristokratische Familie verlassen, um mit Stanley, einem rauen, polnischen Arbeiter, dem sie sexuell verfallen ist, in einer armseligen Wohnung in New Orleans zu leben.
Stellas Schwester, Blanche Du Bois, eine alternde Englischlehrerin taucht beim jungen Ehepaar auf, vorgebend, die Schwester während den Sommerferien besuchen zu wollen. Sich als tugendhaft bezeichnende Witwe, die den Suizid ihres Ehemannes nie überwunden hat, ist Blanche entsetzt über die Lebensumstände ihrer jüngeren Schwester.
Ihre Verachtung gegenüber Stanley verbirgt sie kaum. Stanley, der sich gerne betrinkt, Pokerabende bis in den frühen Morgen in der kleinen Wohnung veranstaltet und Stella nicht immer nett behandelt, hat auch wenig Sympathie für seine Schwägerin, die trotz der gegenseitigen Abneigung keinerlei Anzeichen einer Abreiseabsicht zeigt. Blanche verliebt sich sogar in einen der Pokerbrüder, doch die Wahrheit über Blanches Leben als Lehrerin und der darauffolgende Lebenslauf, findet ihren Weg nach New Orleans…

Das schmale Büchlein ist in knapp einer Stunde gelesen und trotzdem hat man am Ende den Eindruck einen 500-seitigen Schmöker gelesen zu haben. T. Williams gelingt es die einzelnen Protagonisten immens greifbar darzustellen. Die gutmütige, naive Stella, den cholerischen, saufenden und doch so menschlichen und liebenden Stanley und vor allem Blanche, die in ihrer Einsamkeit, ihrem Wahn und ihrer Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung sich ihrer Irrungen kaum bewusst ist. Ich hatte nicht den Eindruck ein Buch in der Hand zu halten, sondern in einer Ecke im Wohnzimmer der Kowalskys zu sitzen und alles zu sehen, zu riechen, die ansteigende Spannung zwischen Blanche und Stanley zu spüren.

Dieses Theaterstück wurde vor allem durch die Verfilmung mit Vivien Leigh und Marlon Brando bekannt. Ich kenne den Film nicht, das Lesen des Theaterstückes kann ich freilich absolut empfehlen!

herzlichst: alixe
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von Anzeige » 03.03.2009, 20:54

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Beitragvon Krümel » 03.03.2009, 21:12

Ich habe das Stück im Abi gelesen, und mochte es sehr! Wie tief Tennessee in die menschliche Psyche hineinblickt, ist schon genial :D
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon alixe » 03.03.2009, 21:15

Ja, Krümel, ich bin sehr beeindruckt und werde T.W. noch weiter entdecken.
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Beitragvon marilu » 03.03.2009, 22:14

Krümel hat geschrieben:Ich habe das Stück im Abi gelesen, und mochte es sehr! Wie tief Tennessee in die menschliche Psyche hineinblickt, ist schon genial :D


unterschreib Bild

Meine Englischlehrerin hatte eine Schwäche für Marlon Brando und so haben wir nicht nur das Stück gelesen, sondern auch das Video gesehen. Beides war sehr intensiv!
Ich weiß noch, dass ich "Endstation Sehnsucht" ("A streetcar named desire") in der 12. Klasse mit auf die Romexkursion meines Lateinkurses geschleppt habe, um im Zeitplan für den Englisch-LK zu bleiben. Dass es mich so fesselt, hätte ich damals nie gedacht! Ich konnte es kaum aus der Hand legen und hatte es dann während der Busfahrt nach Ostia ausgelesen.
Zwei Jahre später habe ich es erneut gelesen, als ich mit meiner Freundin ein Wochenende in New Orleans verbrachte.

Immer wieder lesenswert und beeindruckend! Tennessee Williams hat ein Händchen für psychologische Studien und starke Charaktere.

"Die Katze auf dem heißen Blechdach" und "Die Glasmenagerie" lohnen sich ebenfalls!
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Beitragvon alixe » 03.03.2009, 22:34

marilu hat geschrieben:
"Die Katze auf dem heißen Blechdach" und "Die Glasmenagerie" lohnen sich ebenfalls!


Danke, Marilu, ist schon notiert... :wink:
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