OSSI - wie stolz das klingt!

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    Re: OSSI - wie stolz das klingt!

    Anonymous - 03.05.2006, 09:24

    OSSI - wie stolz das klingt!
    OSSI - wie stolz das klingt!

    wäre zunächst die OSSI-Seelenkunde zum Pflichtfach in allen westdeutschen Lehranstalten zu machen. Das Thema der Einführungs-Lektion wäre: "OSSI - wie stolz das klingt!" Hier einige Thesen:

    Was man "die Gnade der östlichen Geburt" nennen könnte, läuft auf ein Dutzend Vorzüge hinaus, die der gelernte OSSI dem typischen WESSI voraus hat, ohne daraus erneut eine "historische Überlegenheit" ableiten zu wollen. Aber eine landsmännische Überlegenheit ergäbe sich schon, wenn es sich herumspräche:

    1. Der OSSI ist zweiäugig. Er kennt zweierlei Gesellschaftssysteme aus eigener, jahrelanger, theoretischer und praktischer Erfahrung. Der WESSI kennt nur eines, nämlich seines, und ist deshalb halb so schlau. Und da er das weder praktisch bemerkt noch theoretisch ergründen kann, reduziert sich seine Schläue auf ein Viertel. Woraus sich ein enormes Bildungsgefälle ergibt, das alle Debatten trübt.

    2. Der OSSI hat "Weitwinkel-Augen". Er hat 40 Jahre lang immer nach dem Westen geschielt. Er wußte deshalb - dank der umfassenden Selbstdarstellung der weitreichenden Westsender - am Tag der Vereinigung weit mehr über die WESSIS als die über sich selbst. Die WESSIS hingegen wußten über den Osten etwa halb so viel wie über Grönland. Und da dieses DDR-Bild dem Zerrbild der "BILD"-Zeitung entsprach, reduziert sich der Gebrauchswert wiederum auf ein Viertel, was einer totalen Blindheit nahe kommt.

    3. Der OSSI gehörte nicht nur durch den Gebrauch der Ost- und Westmedien zu den "gewöhnlich gut informierten Kreisen Europas", sondern mehr noch durch die mühsam erworbene Fähigkeit, zwischen den Zeilen lesen zu können. Die zimperliche Informationspolitik machte das nötig. Der kümmerliche Umfang der Blätter machte dies möglich. Der WESSI hingegen hatte zeitlebens Mühe, unter der Springflut der Informationen aus den Millionen Nichtigkeiten die zwei, drei Wichtigkeiten herauszufischen, so daß er nicht mal die Substanz i n den Zeilen, geschweige denn z w i s c h e n den Zeilen erfassen lernen konnte.

    4. Der OSSI hat deshalb auch seit frühester Jugend den Umgang mit schöngefärbten Statistiken gelernt. Er wußte: Auch wenn keiner richtig arbeitete, wurden die Pläne übererfüllt. Trotz übererfüllter Pläne gab es ständig Versorgungsmängel. Trotz der Versorgungsmängel hatte fast jeder, was er brauchte. Doch trotz aller sozialen Sicherheit meckerten alle über alles. Und trotz der 90-prozentigen Nörgelei, gab es 99-prozentige Wahlsiege. Als dann die WESSIS ihre Statistiken durchreichten, glaubten viele OSSIS zunächst, daß auch hier eine Wende eingetreten sein müßte. Bis sie lernten, daß zu jedmm Wahljahr die "Aufschwung"-Zahlen gehören. Daß jeder Abschwung nur "saisonal" - also wetterbedingt - ist. Daß sich mit dem richtigen Ausgangspunkt immer eine "positive Tendenz" ergibt. Nun ist auch der naivste OSSI derart enttäuscht, daß er kaum noch getäuscht werden kann.

    5. Die OSSIS haben - weit besser als die WESSIS - gelernt, mit "langanhaltenden Dürreperioden" fertig zu werden. Sie haben unter dem jahrzehntelangen Druck einer totalitären Planwirtschaft eine kolossale Leidensfähigkeit entwickelt. Sie wurden deshalb auch mit dem totalitären Kahlschlag nach der Wende fertig. Die Hälfte aller Frauen, zwei Drittel der Industriearbeiter, drei Viertel aller Forscher und 90 Prozent der Landbevölkerung verloren ihren Job. Die Ausbildungsplätze futsch, die Qualifikation entwertet, die Ferienheime verscherbelt, die Wochenendbleibe abgejagt, die Versicherungen umgemodelt, die Zusatzversorgung konfisziert, die Mieten und Fahrpreise multipliziert... Wenn das in irgendeinem Altbundesland geschähe, wäre der jeweilige Kanzler binnen vier Wochen arbeitslos!

    6. Die OSSIS haben dennoch einen untrüglichen Instinkt für das Verfallsdatum von Spitzenpolitikern entwickelt. Sie wollten deshalb die Begrenzung auf zwei Amtsperioden in die neue Verfassung schreiben. Sie können daher nachfühlen, was Kanzler Kohl - und mehr noch sein Land - nach der doppelten Distanz an Verkrustungen und Verstopfungen zu ertragen haben.Die WESSIS hingegen halten die Nibelungentreue zu Bismarck, Adenauer und dem Pummelchen aus Oggerheim für eine der ehrbarsten deutschen Tugenden.

    7. Die OSSIS haben die kostbare Erfahrung eines geräuschlosen Umbruchs betonierter Strukturen gemacht. Diese Erkenntnisse liegen noch im Bereich des Kurzzeitgedächtnisses und sind daher abrufbereit.Die WESSIS dagegen sind derart auf das Geldvermögen dressiert, daß ihr Erinnerungsvermögen darüber verkümmert ist.

    8. Die OSSIS hatten gelernt, daß man zur Verhinderung von Wahlbetrug die Stunde n a c h der Wahl nutzen muß, indem man zur Stimmenauszählung geht. Die WESSIS haben immer noch nicht gelernt, daß man nur dann vor Manipulationen geschützt ist, wenn man in den Wochen v o r der Wahlkeinerlei Versprechungen der Regierenden glaubt.

    9. Die OSSIS haben - trotz aller Mängel des sozialistischen Gesundheitswesens - die wertvolle Erfahrung gemacht, daß der Preis für die dritten Zähne nicht die erste Pfändung sein muß. Auch, daß e i n e Krankenkasse mit Spanplatten-Schalter wesentlich billiger sein kann, als hundert Krankenkassen mit Marmorfußböden.
    Die WESSIS taxieren den Kontostand ihrer Mitmenschen an der Entfernung der Kurorte und halten für besonders gesund, zur Gesundung der Pillenfabriken beizutragen.

    10. Die OSSIS haben durch die 10-Klassen-Polytechnische-Oberschule eine solide Allgemeinbildung mit Produktionserfahrung genossen. Das macht sie zu versierten Stammkunden auf allen Baumärkten und zu Selbstversorgern mit Gartenfrüchten.
    Die WESSIS sind in ihrer differenzierten Allgemeinbildung stark abhängig von der Preisklasse ihres Wohnviertels, von der Schulpolitik des jeweiligen Bundeslandes, von den elterlichen Zuschüssen für Nachhilfe und Weiterbildung und vom schauspielerischen Talent bei der Selbstvermarktung. Ihre polytechnischen Kenntnisse sind mangels "Unterrichtstag in der Produktion" überwiegend mangelhaft, so daß viele mit zwei linken Händen und der irrigen Überzeugung durchs Leben gehen, daß Äpfel nur in Tirol oder Neuseeland wachsen.

    11. Ein wesentlicher Vorzug der OSSIS besteht darin, daß alle ihre Vorzüge für männliche wie weibliche OSSIS gleichermaßen gelten. Während die OSSI-Frauen durch Vollbeschäftigung, Wunschkind, Krippenplatz, Brigadehilfe und Frauen-Förderpläne beizeiten den aufrechten Gang lernen konnten, wurden die WESSI-Frauen mit den "5 K" kleingehalten: Küche, Kinder, Kirche, Kegelverein und Klatschpresse. Wobei spätestens hier eingefügt werden muß, daß nicht jeder Westdeutsche ein WESSI ist und mancher OSSI längst zum WOSSI wurde.

    12. Die OSSIS haben allesamt die Vollendung der sozialistischen Revolution nicht erlebt. Aber von den drei Hauptforderungen der bürgerlichen Revolution - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - haben sie immerhin z w e i hautnah gespürt, während die WESSIS nur e i n e begrenzt auskosten konnten.

    Soweit ein Dutzend Vorzüge durch die Gnade der östlichen Geburt. Die Reihenfolge ist keine Rangfolge. Im Gegenteil: Die Leser sollten bei allen festlichen Gelegenheiten wie Jugendweihe, Scheidung oder Omas Rentenbescheid, ein Gesellschaftsspiel daraus machen, weitere Vorzüge des früheren Lebens im Vergleich zu den Altbundis aufzuzählen und über die Plazierung zu streiten.

    Vielleicht ist der 13. Vorzug der vorzüglichste, nämlich, daß sich der OSSI diese Überlegenheit überhaupt nicht anmerken läßt.

    Verfasser mir Unbekannt



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