Gesang und Verspannungen (nicht nur koerperliche!)

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    Re: Gesang und Verspannungen (nicht nur koerperliche!)

    Eponine - 23.12.2008, 14:21

    Gesang und Verspannungen (nicht nur koerperliche!)
    Wie schon mal kurz angedacht, moechte ich hier mal ein Thema anschneiden, das mir insbesondere seit Abschluss meiner Ausbildung sehr am Herzen liegt:

    Seelische, geistige und koerperliche Verspannungen - wie sie sich auf den Gesang auswirken und wie man sie durch Gesang oder im Gesangsunterricht loest.

    In der Gesangspaedagogikausbildung haben wir auch ueber diesen Aspekt sehr viel gelernt, Physiologie war ein fester Bestandteil, und ich hatte sogar Massage- und Koerperarbeitskurse. Darueber hinaus waren auch (leichte) Behinderungen und der Umgang damit ein Teil der Ausbildung - sowohl koerperliche wie auch geistige und seelische. Dabei ist besonders interessant, wie diese ineinander uebergreifen koennen und auch, wie man beispielsweise Lernbehinderungen wie Dyslexia im Musikunterricht durch Stimulation bestimmter Gehirnareale und koerperbetonte, rhythmische Arbeit (Eurythmie/Dalcroze ist hier z.B. ein ganz grosses Thema) wenigstens umschiffen, teilweise sogar verbessern, kann.

    Das ist ein unheimliches weites Feld, und ich merke schon beim Schreiben, dass ich Probleme habe, die Gedanken zu ordnen, denn die Diskussion ist sehr vielfaeltig und kann in alle moeglichen Richtungen gefuehrt werden. Daher sei dieses erste Posting auch nur als Gedankenanstoss zu werten - wohin sich das entwickelt, muss man dann sehen ...

    Die Kanaele sind da buchstaeblich auch in beide Richtungen offen bzw. blockiert. Koerperliche, seelische oder geistige Einschraenkungen koennen sich auf den Gesang auswirken und muessen manchmal zuerst durch beispielsweise Koerperarbeit angegangen werden. Umgekehrt kann der Gesang bzw. die Beschaeftigung mit Musik aber auch Verspannungen loesen, das ist ganz individuell und muss in jedem Einzelfall entschieden werden.

    Bei mir persoenlich geht das Interesse mittlerweile so weit, dass ich sogar ueber eine Weiterbildung im Bereich Komplementaermedizin/Alternative Heilmethoden nachdenke (ich weiss, ich bin nicht zu retten und sollte erst mal Pause machen, tu' ich ja auch :wink: ). Hier in GB umfasst das beispielweise Alexandertechnik, Energie-/Meridianarbeit, Akupressur, Akupunktur & TCM, Autogenes Training, Biofeedback, Osteopathie, Reflexologie, Entspannungsmethoden, Rosen-Methode, Yoga und noch eine ganze Menge anderes. Man lernt das alles, spezialisiert sich aber oft nach der Grundausbildung. Ob ich so weit gehe, weiss ich nicht, denn ich will ja in dem Bereich nicht praktizieren, sondern mehr oder weniger "nur" meinen Horizont erweitern und das in den Unterricht einfliessen lassen. Aber wer weiss :wink: .

    So, bevor ich mirch hier noch weiter verfranse, soll das erst mal als Gedankenanstoss reichen. Mich persoenlich interessiert sowohl, wie andere Gesangslehrer den Bereich Koerperarbeit (oder seelische Arbeit :wink: ) in ihrerm Unterricht werten und/oder einsetzen, wie auch, was Schueler generell dazu denken - ob ihnen das Thema aus dem eigenen Unterricht gelaeufig ist, wie wichtig sie das finden (oder auch unwichtig) etc.



    Re: Gesang und Verspannungen (nicht nur koerperliche!)

    melusine - 23.12.2008, 20:35


    Liebe Epo, ich habe das Thema hier schon irgendwo(weiss nicht mehr wo) angesprochen und einen Austausch vorgeschlagen, ist wohl untergegangen.
    Dann jetzt an dieser Stelle.

    Mein Schwerpunkt ist ein bisschen anders, aber es gibt doch grosse Parallelen und Beides macht die Sache interessant.
    Wenn ich es richtig verstehe, kommen zu Dir in erster Linie Leute um singen zu lernen und da kann es eben sein, dass sie Behinderungen verschiedenster Art mitbringen.
    Gesangsunterrciht als solcher steht aber klar im Vordergrund.
    Bei mir ist es umgekehrt: die Leute brauchen eine (nonverbale) Therapie und Gesang ist nur eines der Mittel dazu, aber nicht Zweck und Ziel der Sache.
    Ich habe daherals zweite Disziplin dann auch kreatives Schreiben bzw szenisches Arbeiten mit Musik und Bewegung etc- Es geht aber nicht darum Künstler zu machen und nciht um das Endprodukt sondern darum, nonverbale Ausdrucksformen für Schweirges, Blockiertes zu finden.
    Daneben habe ich aber ab Januar auch zwei "normale" Gesangschüler(Anfänger) die dann ganz anderen Unterricht bekommen. Das mal nur zu den Voraussetzungen.

    Was die spezielle Körperarbeit angeht, ist das bei mir derzeit ganz wichtig, weil ich die erste praktische Erfahrung mit Essgestörten sammle und da geht es mal ganz grob gesagt vorrangig um die Problematik Körperbild und Frau-Werden.
    Die Körperarbeit hat also logischerweise absoluten Vorrang. Das fängt mit auf dem Boden liegen und die eigenen Konturen auch mithilfe des Atems spüren(eutonische Übungen), Übungen aus dem Qi Gong usw an. Auch beim Singen geht es darum, sich mit Tönen zu füllen und zu fühlen, wie ein Ton vibriert und die Resonanzräume ausfüllt.

    Auch die Bruststimme und tiefe Töne und wie die sich anfühlen, ist sehr interessant. Der Unterschied zwischen Mädchenstimme und Frauenstimme, und weil diese Mädchen meist extrem perfektionistisch sind, einfach Spass am Töne produzieren und drauflossingen.
    Wenn man schon etwas weiter ist, kommt es dann auch auf Inhalte der Stücke an, das ist aber serh individuell von der Problematik und Reife abhängig.
    Ich bin ohnehin verpflichtet , grundsätzlich mit ärztlicher Rücksprache(also dem Psychiater/Psychanalytiker) zu arbeiten-da kann man nciht mit Jedem machen, was einem die Intuition sagt, es gibt klare Kontraindikationen. Das gilt für klinisches Arbeiten.

    Bei Dir solltest du evtl in wirklich problematischen Fällen, wo Du den Verdacht auf behandlungsbedürftige Störungen hast, auch einen Rücksprachepartner suchen.
    Aber ich glaube, dass auch normale Schüler in jedem Fall sehr von einer Körperarbeit-Zusatzausbildung profitieren werden und kann dih dazu nur ermutigen.
    Ich habe mir da derzeit zwei verschiedene Systeme, einmal im Liegen, einmal im Stehen in einer Fortbildung letzten Monat in Rennes erarbeitet und erstmal an mir selbst probiert.
    Grob gesagt eine Kombination aus Eutonie und QiGong. Yoga ist mir zu speziell, aber da gibt es sicher Elemente die auch gut gehen.
    Alexander-Technik soll serh gut sein, ich kenne sie leider nciht. Die Ausbildung dauert leider recht lange, jedenfalls kenne ich eine Gesangslehrerin, die hat das über drei Jahre gemacht.
    Mit Feldenkrais ist es ähnlich , meine Schwägerin z.B. macht vier Jahre Zusatzausbildung!
    Einzelnde Elemente lassen sich aber ganz sicher kurzfristig lernen und einbinden.
    Das erstmal für heute. Liebe Grûsse über den Ärmelkanal und dann noch ganz weit nach Norden.
    In unserer EinführungsKlasse war übrigens eine Künstlerin aus Edinburgh!

    M.



    Re: Gesang und Verspannungen (nicht nur koerperliche!)

    Eponine - 23.12.2008, 21:51


    melusine hat folgendes geschrieben:Liebe Epo, ich habe das Thema hier schon irgendwo(weiss nicht mehr wo) angesprochen und einen Austausch vorgeschlagen, ist wohl untergegangen.


    Nee, ganz und gar nicht. Da das aber im internen Bereich war und das Thema ja vielleicht von allgemeinem Interesse ist, habe ich das mal hier angefangen :wink:

    Ich denke auch, man muss ganz generell zwischen Musik-/Kunsttherapie und Gesangsausbildung unterscheiden. Ich habe es normalerweise nicht mit Schwer- und Schwerstbehinderten zu tun, die koerperlichen und geistigen Behinderungen sind allenfalls leicht (ich habe zur Zeit eine Schuelerin mit einer leichten Lernbehinderung, das ist aber nicht extrem). Was die seelische Seite angeht, sieht das natuerlich schon anders aus, die Uebergaenge sind oft viel fliessender (es gibt z.B. ein paar Schueler, bei denen ich fest davon ueberzeugt bin, dass sie Depressionen haben, aber mit denen arbeite ich nicht anders als mit allen anderen auch und baue auf die heilende Kraft des Gesangs und den Spass am Unterricht). Ich verstehe mich nicht als Therapeutin und will das auch nicht sein - nicht zuletzt aus dem Grund ist es wichtig, Persoenliches im Gesangsunterricht zu blocken, wenn es zu tief geht. Dafuer gibt es Spezialisten, und das ist auch gut so ...

    Schuelerinnen mit einem gestoerten Koerperbild habe ich allerdings auch, nur sehe ich mich da verstaendlicherweise nicht als Therapeutin. Wenn ich bislang den Eindruck hatte, es ist zu tiefgreifend, habe ich das entweder direkt angesprochen bevor es den Unterricht stoert (insbesondere wenn z.B. eine gewisse Verweigerungshaltung zugrundeliegt, derer sich die Schueler selbst oft nicht mal bewusst sind). Oder aber den Kontakt mit den Eltern gesucht, das ist noch mein paedagogischer Aufgabenbereich (die medizinische oder psychologische Hilfe hingegen nicht).
    Was Du da zu Bruststimme etc. schreibst kann ich uebrigens voll bestaetigen. Oft kommt es zu einer regelrechten Verweigerung dieser Stimmfunktion, und das ist im Gesangsunterricht natuerlich sehr wohl ein Problem. Ich habe das schon bei Teenagern erlebt, die durch schwere Zeiten gegangen sind als die Eltern sich trennten, wie auch bei Erwachsenen, die oft eine ganz bestimmte Mentalitaet haben (oft sind das "Maertyrer", die immer andere vor sich selbst stellen, sich permanent aufopfern etc. - viele von denen sprechen auch viel zu hoch und manchmal auch zu leise). Und auch, wenn ich keine therapeutische Arbeit leiste, hat da "Urschreitherapie" und Einsatz der Bruststimme schon manchmal Blockaden ueberwunden. Das heisst nicht, dass sich damit Probleme in Wohlgefallen ausloesen, aber ein veraendertes Selbstbild bewirkt manchmal auch schon ganz viel oder bringt zumindest einen Stein ins Rollen.

    Eutonie kommt bei mir in komprimierter Form schon immer im GU vor, ich habe das auch selbst bei 2 Lehrerinnen erfahren und gebe das nun weiter.
    Alexander-Technik habe ich im Studium (in Deutschland) gehabt und kann das nur JEDEM Musiker waermstens empfehlen, nicht nur Saengern. Ich koennte mir auch gut vorstellen, genau da einen Schwerpunkt zu setzen, wenn ich mich fuer die Weiterbildung entscheide. Die Ausbildung zum Alexander-Lehrer (damit er von der GLAT anerkannt wird) dauert 3 Jahre, aber das Interesse habe ich ja nicht. Wie gesagt sind die Vorzeichen bei mir ja genau anders herum - ich sehe das als komplimentaer zum Gesangsunterricht ...

    Feldenkrais hatte ich auch, das ist mir aber zu statisch und langsam (nur meine ganz eigene persoenliche Einschaetzung), mich selbst machte das geradezu rappelig, daher koennte ich mir nicht feststellen, das vertieft zu lernen oder weiterzugeben ...

    Yoga ist ebenfalls sehr gut und hilfreich, wenn man einige Regeln beachtet (ich mache Yoga, seit ich 16 bin, also noch lange bevor ich mit dem Gesang ernsthaft angefangen habe - und ich musste fuer's Singen das Eine oder Andere, insbesondere bei der isolierten Atmung und dem Einsatz der Core-Muskeln, umstellen). Ich habe da schon Einiges mit Schuelern erarbeitet, und insbesondere Uebungen zur Flankendehnung (und davon gibt es im Yoga etliche), sind fuer Saenger extrem gut.

    Das auch erst mal genug fuer heute, viele Gruesse aus dem fast fruehlingswarmen Schottland (na ja, regnen tut's trotzdem :roll: )



    Re: Gesang und Verspannungen (nicht nur koerperliche!)

    Schneeflocke - 27.05.2010, 11:54


    Gesangsunterricht mit Yoga, Feldenkrais, Alexandertechnik u. a. zu kombinieren, das stelle ich mir sehr interessant vor, gerade bei Leuten die "einfach nur so" für sich selbst Gesangsunterricht nehmen ohne die Absicht das Singen später professionell zu betreiben.

    Mein erster Lehrer hielt reine Gesang-Stunden ab, da ging es nur um die Stimme pur. Nix Atemtechnik oder irgend welche Körperübungen! Meine zweite Lehrerin fing die Stunden zwar mit ein paar Atemübungen an und probierte auch mal die eine oder andere Körperübung, die aber meist nicht den gewünschten Zweck erfüllte weil ich meine Körpermitte schlichtweg nicht spüre.

    Ich hätte diese Kombination gerne länger ausprobiert, aber meine Lehrerin drängelte da leider auch ein bisschen, sie wollte unbedingt und möglichst schnell zum "richtigen" Singen kommen. Aber wenn die Unterrichtsstunde, so wie bei ihr, ohnehin 60 Minuten dauert, dann ist doch Zeit genug für Dinge die zwar nur indirekt mit dem Singen zu tun haben, dieses aber doch sehr unterstützen können, meint

    Schneeflocke



    Re: Gesang und Verspannungen (nicht nur koerperliche!)

    Contessa - 27.05.2010, 16:00


    Liebe Schneeflocke,

    da gebe ich Dir vollkommen recht. Die meisten meiner früheren Gesangslehrer haben auch nur begrenzt Atemübungen oder Übungen zum Körperempfinden mit mir gemacht, ich muss aber auch zugeben, dass ich selbst einige Zeit gebraucht habe, um zu begreifen, wie wichtig der Körper und ein Gespür für den Körper wirklich für die Stimme ist. (Und wenn der Schüler das nicht einsieht, kann der Lehrer sich den Mund fusselig reden - wobei es bei mir wirklich eher Unwissenheit als eine Verweigerungshaltung war.) Bei meinem jetzigen Lehrer sind Atemübungen zum Glück wichtiger Bestandteil des Unterrichts.

    Da ich einer sitzenden Tätigkeit nachgehe, versuche ich, einigermaßen regelmäßig Übungen für die Beckenboden/Stützmuskulatur zur Stabilisierung der Wirbelsäule zu machen, was sich (genau wie leichte Yogaübungen - ich bin nicht gerade eine Bewegungskünstlerin vor dem Herrn *g*) auch positiv auf die Stimme auswirkt.

    LG

    Contessa



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