Gathis Stahlrost

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    Re: Gathis Stahlrost

    Iluvatar - 17.10.2010, 17:06

    Gathis Stahlrost
    Da Cataclysm vor der Türe steht und ich da auch einen Goblin anfangen möchte, habe ich mir dazu natürlich auch wieder ein paar Geschichten erdacht.
    Einige werden Gathis vielleicht schon aus Iluvatar-Geschichten kennen, denn es handelt sich dabei um Iluvatars Haus- und Hofmeister.

    Zur Einstimmung: Das musikalische Thema, das mich zu Gathis Abenteuern inspiriert hat: Lost Horizon http://www.youtube.com/watch?v=RgRuBa6K-ig

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    Prolog: Jede Goblin- ... äh Abenteuergeschichte hat ihren Anfang

    Willkommen auf Kezan, der Heimat der Goblins


    Fast etwas wehmütig sah die kleine grüne Gestalt mit ihren blutroten Augen auf den Wald zu ihren Füssen.
    Damals als er hier das erste mal gelandet war, war dieser Wald in einen ewigen Frühling gehaucht gewesen, nun Jahre später war es ein ewiger milder Herbst - nunja, es gab eben überall Verschleiß.
    Eigentlich war Gathis Stahlrost einst als Feind in dieses Land gekommen.

    Wie so mancher Goblin, klein, hinterlistig, ja gemein und überaus intelligent - und nach seiner eigenen Aussage gutaussehend - hatte Gathis im zweiten Orc-Krieg der Horde gedient, seine Klinge war Flink gewesen und sein Verständniss von Giften gut genug um so manchem Menschen oder auch Hochelfen den Tod zu bringen.

    Umso erstaunlicher war es, das gerade so ein Hochelf für Jahrzehnte sein Arbeitgeber sein sollte.
    Iluvatar Coldbreaker, ein Adliger, das bedeutete einen guten Lohn und so ein schlechter Kerl war er auch nicht gewesen.
    Wenn Gathis so drüber nachdachte nur ein wenig zu weinerlich, aber naja, er war ja auch ein Elf.

    Schließlich hatte es Gathis unter seinen Fittichen ja auch zu etwas gebracht, Haus- und Hofmeister mit großen Vollmachten und er hätte dieses Leben wohl auch weitergeführt, vielleicht nicht das profitabelste Leben, aber ein gutes Leben.
    Doch 1. kommt es anders und 2. als man denkt.

    Nun stand Gathis allein an einem Hangar außerhalb Silbermonds und sah in der aufgehenden Morgensonne auf die Heimat die er verlassen würde um in seine alte Heimat zurück zu kehren.
    Das schwarze Haar unter der Fedora, die er zu gerne trug verborgen, kratzte er sich leicht am Bart, als er an sich herrunter sah.

    Eine Fliegeruniform aus schwerem braunen Leder, wie lange hatte er sie nun nicht mehr getragen? Dabei war er doch so stolz auf seine Violetta.
    Ein typisches, breites, ja groteskes Goblingrinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er hinter sich blickte und vor dem Hangar seine Violetta erblickte.

    Ein Dampfflugzeug, Marke Eigenbau, ein bisschen etwas von Gnom- und Zwergentechnik, verbessert durch seinen Goblinvestand - und was erstaunlich war: Sie war noch nie explodiert.
    Damals vor dem Krieg war Gathis ein Schmuggler und Händler für alles im Unternehmen seines Vaters gewesen und war so manches mal mit Violetta zu neune Horizonten aufgebrochen.

    Der Name des Fluggerätes war eine alte Erinnerung, doch daran wollte der Goblin jetzt nicht denken.
    Sein Ziel war seine alte Heimat, die Insel Kezan, das Herrschaftsgebiet der Handelsprinzen, der verschiedenen Kartelle der Goblins, weit im Südmeer gelegen.
    Sentimentalität zog ihn nicht dort hin, ganz im Gegenteil, ging es um seine Familie.

    Genauer gesagt um seinen Vater, Gathis knirschte mit den spitzen Zähnen als er an den alten Kupferfuchser dachte.
    Er war es gewesen, der Gathis gegen seinen Willen in die Armee eingeschrieben hatte und wegen ihm war er der alten Heimat so lange fern geblieben.
    Doch nun musste er nach Kezan zurückkehren, zurückkehren an das Totenbett seines Vaters.
    Nicht etwa Gefühle eines besorgten Sohnes trieben ihn dazu - nun gut, ganz im Inneren vielleicht doch ein wenig, was er nie zugegeben hätte - sondern seine Sorge um sein Erbe! Gold stinkt eben nicht, egal von was für einer schmutzigen Hand es gereicht wird.

    Bald waren diese dunklen Gedanken jedoch vergessen als Gathis am Steuer seiner Violetta saß und sich das Flugzeug, mit großen Lärm und schwarzem Rauch begann zu bewegen.
    Der Dampf zischte und die Propeller flogen, als sich der Goblin in die Lüfte erhob.
    Kein Blick zurück, keine Wehmut mehr, sondern nur ein Liedchen auf den Lippen.
    (http://www.youtube.com/watch?v=usehhDBPXQU&feature=related)

    Geradezu wie im Flug zog das Meer unter ihm dahin, während er ... nun darüber flog.
    Und bald kam am Horizont die Spitze des Bergs Kajaro in Sicht, des großen Vulkanes, der ganz Kezan überragte.
    Kezan war eine typische Tropeninsel, mit Dschungeln, Stränden, dem Meer und riesigen goblinischen Industrieanlagen, die schwarzen Rauch in die Luft und Abwässer ins Meer leiteten.
    Eine ganz normale Südseeinsel also.

    Auf der Insel gab es eine Reihe von Goblinstädten, alle Geschäftstüchtig und meist dominiert von einem fairen, korrupten Handelsprinzen und seinem Kartell.
    So auch der Bilgewasser Hafen, Gathis Heimat und Hauptsitz des Bilgewasserkartells, das sich mit renomierten Geschäftsfeldern auskannte, wie Waffenhandel, Sklavenhandel und Schmuggl aller Arten.
    Hier in den verdreckten Straßen, in denen der Industriesmok kroch und Chopper quitschend und röchelnd die Hauptstraßen hinunter schepperten war immer ein Geschäft zu machen.

    Überall gab es Händler und Zwielichtige Gestalten, die einen versuchten über das Ohr zu hauen und jedermann für ein paar Gold einen Dolch in den Rücken jagen würden.
    Hach, wie hatte er seine Heimat vermisst!
    Doch er konnte sich nicht in Sentimentalitäten stürzen, außerdem musste auch ein gewitzter Goblin wie er auf der Hut sein.

    Deshalb trug Gathis auch immer seine Dolche und eine kleine Pistole bei sich.
    Das war schon alles an Waffen, abgesehen natürlich von dem Gift, den Allzweggürtel, die Rauchbomben und die kleinen Sprengbomben, aber das war ja unerheblich.
    Während er durch die Straßen schlenderte - seine Violetta hatte er am Landeplatz des Hafens abgestellt - fielen ihm die großen Anschläge des derzeitigen Handelsprinzen auf.

    Gallywix, ein raffinierter und hinterlistiger Goblin wie er im Buche stand, hatte vor garnicht allzulanger Zeit Maldy als Handelsprinzen des Bilgewasser Kartells abgelöst.
    Es war ein unblutiger Putsch gewesen - Gallywix hatte Maldy nämlich ertränken lassen.
    Gallywix war nicht gerade sehr beliebt, doch wer brauchte Beliebtheit, wenn er Schläger und Waffen und vorallem unverschähmt viel Gold hatte? Richtig: Niemand!

    Denn Gold regiert die Welt und auf Kezan bei den Goblins bestimmt Gold auch die Moral, sowieso ein recht leeres Wort in den Wörterbüchern der Goblins.
    Das Leben auf Kezan war daher ein herber Kontrast zu den Wäldern von Quel`Thalas, doch rasch hatte sich Gathis daran gewöhnt, während schon sein Elternhaus vor ihm aufragte.
    Er hatte es irgendwie pompöser in Erinnerung, vielleicht lag es an ihm, aber an die herrunterhängenden Fensterläden, die Löcher im Dach und die kaputte Tür konnte er sich nicht erinnern.

    Dem Geschäft seines Vaters schien es also alles andere als gut zu gehen, das war schlecht, sicherlich auch für Gathis Vater, aber vorallem für seine Erbschaft.
    Leise trat der Goblin in die Eingangshalle, des einst großen und prächtigen Anwesens, an klopfen war nicht zu denken, da die Tür ihr Verfallsdatum schon längst überschritten hatte.

    Auf einem großen Stuhl nahe der Treppe ins anliegende Obergeschoss schlief eine große rötliche Gestalt.
    Einem Goblin nicht unähnlich, doch viel größer, dicker und irgendwie dümmer aussehend.
    Die riesiege Knollennase im Gesicht bestätigte schließlich Gathis Vermutung, es war ein Hobgoblin.
    Da es sich wohl um einen Diener seines Vaters handeln musste trat Gathis heran und versetzte dem dicken Hobgolin einen unsanften Tritt gegen das Schienenbein.

    Mit einem Grunzen, das an das ohrenbetäubende Schnarchen anschloss öffnete der Hobgoblin die Augen und sah verdutzt zu dem viel kleineren Goblin.
    "Hä? Wer wecken Goff?"

    Goff war also der Name der Kreatur und sie konnte sich artikulieren, ein wenig zumindest, also wagte Gathis ein Gespräch.
    "Ich bin Gathis, der Alte erwartet mich bestimmt schon."
    Gathis Stimme war kratzig und etwas schrill, eben eine typische Goblinstimme, nichts ungewöhnliches für den Hobgoblin, dennoch sah er ihn an, als hätte er eine Banshee gesehen.

    "Ah! Du Sohn!" meinte das Ding und Gathis nickte "Boss erwartet dich, ist oben im Bett, geht nicht gut, du bald neuer Boss von Goff."
    Gathis grinste belustigt "Na allerliebst Goff, dann warte hier unten."
    Einen Angestellten zu haben, war schon mal kein schlechter Anfang, doch der Rest des Hauses war alles andere als ein guter Anfang.

    Verfallen und morsch stellte sich das einstige Elternhaus heraus, in dem Gathis aufgewachsen war und mit dem er doch noch ein paar gute Erinnerungen verbinden konnte.
    Auch an das alte Schlafzimmer seines Vaters erinnerte er sich, doch damals war es gefüllt mit Karten, Arbeitsgerät und Verträgen.
    Nun, als er eintrat roch er den Geruch von Krankheit und im abgedunkelten Raum war nichts zu sehen, als Medikamente und Essensreste, die nicht mehr fortgeräumt worden waren.

    Im Bett lag ein alter Goblin, mit grauem, krausem Haar, dessen rote Augen fahl und müde wirkten und dessen Haut bleich und hellgrün war, getupfert von ein paar unnatürlich aussehenden Flecken.
    Gathis und sein Vater sahen sich an und musterten einander.
    Ein langer Augenblick der Stille verging, als Gatis näher trat.

    Es war sein Vater, der das Schweigen als erster Brach "Na endlich kommst du!" schellte er seinen Sohn "Zeit ist Gold! Aber das war dir ja schon immer egal!" und beendete seine Predigt mit einem Husten in ein unschön aussehendes Taschentuch, das schon ganz rot vom gehusteten Blut war.
    Zum ersten Mal fühlte Gathis nun Mitleid und Sorge um seinen Vater, auch wenn er sich fast dazu zwingen musste.
    "Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte Vater ich ..."

    Doch der Alte unterbrach ihn "Sohn, wir haben nicht viel Zeit, ich spüre wie es zuende geht, du kamst im richtigen Moment."
    Die meisten Goblins haben keine Religion oder einen Glauben und so verhielt es sich auch bei Gathis Familie.
    Der Tod brachte keinen Trost, es gab kein Leben danach und auch keine Erlösung, nur den Tod und Schluss.

    Der Vater ergriff die große Hand seines Sohnes der am Bettrand stand "Der Firma geht es nicht gut ... wir sind Bankkrott ..." und mit einem abfälligen Blick fügte er hinzu "... und das ist nur alles deine Schuld Gathis!" der junge Goblin wollte antworten doch sein Vater ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    "Ich ließ dich hierher zittieren, weil du mein Erbe bist und damit wirst du alles erben!"
    Gathis Gesicht hellte sich auf, um nur bei den nächsten Worten des alten Goblins in sich zusammen zu fallen "Alle Schulden und Verbindlichkeiten!"

    Der Junge schüttelte den Kopf "Was? Wie meinst du das Vater?"
    Wieder hustete der Alte "Ich hatte nichts mehr, nur diesen alten Kasten von Haus, der zwar gut versichert ist, aber in sich zusammenbricht! Ich musste einen Kredit von Gallywix annehmen, den er nun mit Zins und Zinseszins zurückgezahlt haben will! Und wenn nicht jemand unserer Familie die Raten zahlt, wird er ungemütlich werden."

    Gathis schluckte, er kannte Gallywix Methoden und auf einmal war er von einer Erbschaft in eine Schuldenfalle gerutscht, die leicht sein Leben kosten konnte.
    "Wie hoch ... ist die Summe?" hauchte er und sah dem Vater in die Augen, diese wurden immer glasiger, gleich würde er wohl abtreten.

    "Eine ... eine ... Bazillionen Goldtaler!" kreischte der Alte schon fast und Gathis hob es fast aus seinen Schuhen, das war eine unmögliche Summe.
    Der Vater drückte die Hand seines Sohnes, während seine Stimme im Tode erstarb "Es tut mir leid Sohn ... ich wünsche dir ein gutes Geschäft."
    Und damit ließ er Gathis mit seinen dunklen Gedanken allein zurück.

    Bedauern bemächtigte sich Gathis Herz und seltsamer Weise mehr um den Verlust des ungeliebten Vaters, als über die Schuldensumme.
    Doch irgendwo musste Gathis einen Anfang machen, denn bald würden die Schläger des Handelsprinzen vor seiner Tür stehen.
    Rasch rannte er hinaus aus dem Haus, vorbei an Goff, der wieder eingeschlagen war und drehte sich zu seinem Elternhaus um.

    Während er eine Sprengbombe aus der Tasche zog, wiederholte er die Worte seines Vaters "Das alte Ding ist gut versichert."
    Nun und wo sollte ein Goblin von Maß schon anfangen, eine Bazillionen Gold herzubekommen? Natürlich würde er mit Versicherungsbetrug beginnen!
    Und so schmiss Gathis beherzt die Bombe.

    Eine riesige Explosion erschütterte die Luft, als das Haus in Flammen aufging und der arme Hobgoblin Goff verdutzt aus einem der Fenster geschleudert wurde, direkt vor die Füße seines neuen Chefs.
    Gathis rückte seinen Hut zurecht und grinste mit einem hinterlistigen Ausdruck nach Goblin Manier "Wir haben viel Gold zu verdienen."



    Gathis und sein Dampfflugzeug "Violetta"



    Re: Gathis Stahlrost

    Iluvatar - 23.10.2010, 21:04


    Kapitel 1: Eine Heldengeschichte - oder die Sache mit dem Ork
    (musikalisches Thema: http://www.youtube.com/watch?v=lxIcd2ytthQ)

    Candy aus Rick´s Bar


    Mit der Zeit gewöhnt man sich an alles und alte Tugenden verlernt man nicht so schnell.
    So oder so ähnlich hätten die Weisheiten lauten können, die Gathis Rückkehr nach Kezan treffend beschrieben.
    Das Leben in der Goblingesellschaft konnte man wirklich nicht verlernen - jedenfalls nicht so leicht als Goblin - und hätte man es, so würde man keine Woche auf Kezan überleben.
    Dies begann von kleinen Ratschlägen wie "Giftgrünes Wasser trinkt man nicht!", bis hin zum "Wenn der Handelsprinz deinen kleinen Finger will, dann gibst du ihm besser die ganze Hand!"

    Und das führte auch direkt zu Gathis derzeitiger Lage.
    Er hatte sich damit abgefunden, das er nun wohl als Mädchen für alles auf der Goblininsel gestrandet war, denn er musste Gold verdienen, sehr viel Gold und das in kurzer Zeit.
    Die Schergen des Handelsprinzen Gallywix hielten ihn bestimmt schon unter Beobachtung, an Flucht oder einer Finte war daher kaum zu denken.
    Zumindest hatte sein erster, raffinierter und perfekt ausgeführter Plan mit dem Versicherungsbetrug vortrefflich funktioniert.

    Sein altes Elternhaus war in tosenden Flammen aufgegangen und nach ein wenig Überzeugungsarbeit und die obligatorische Bestechung - es lebe die bürokratische Gier - wurde ihm der Betrag auch ausgezahlt.
    Natürlich hatte man einen Schuldigen finden müssen und dafür hatte sich der Hobgoblin Goff perfekt geeignet.
    Gathis fühlte sich deswegen auch nicht schlecht, das Klimpern der Münzen beruhigte ihn und außerdem würde Goff nicht allzu lange hinter Gittern stecken und ihm dann als Untergebenen wieder zur Verfügung stehen.

    Das Gold würde Gathis auch bitter nötig haben, zur Wartung seiner geliebten Violetta und dem Anfangskapital.
    Darin berechnet war auch die Miete für sein neues Büro, das er nun in Ermangelung einer Behausung bezogen hatte.
    Es lag in einem Obergeschoss eines kleinen dunklen Gebäudes am Rande der Stadt nahe den Flugfeldern direkt über einer Taverne: Rick´s Bar.

    Es war eine dreckige, schummrige Bar, in der unentwegt Rauch hang und ein Geruch, der zwischen Erbrochenem und verführerischen Parfüm schwankte.
    Hier wurde von früh bis spät Alkohol ausgeschenkt und das Publikum unterhalten, das aus allen Herren Ländern kam und jeden Abschaum in sich vereinte.
    Die Goblins waren hier sehr aufgeschlossen und bewiesen ihre sprichwörtliche Neutralität, hier konnte man einen Massenmörder aus Sturmwind antreffen, einen Hexer der Verlassenen oder einen Ork aus dem Brachland.

    Dieser Bottich aus Abschaum und Kriminellen war so ganz im Geschmack jedes Goblins, denn alle Individuen hier würden für Gold alles tun und jeder hatte seinen Preis.
    Der perfekte Ort also auch für Gathis auf Bittsteller zu warten, denn eines war klar, er konnte nicht wählerisch sein in seinen Aufträgen und würde nichts ausschlagen.
    Dennoch genoss er das Warten mehr, als er zuerst gedacht hatte, mit einem Humpen Met in der Hand saß er an der Bar und lauschte den Klängen der Hauptattraktion des Etablissements.

    Eine Goblinfrau mit feuerroten Haaren, einem Schmollmund und einer Figur, die zumindest jeden Goblinmann verrückt gemacht hätte unterhielt die Gäste zu Klängen eines Klaviers mit ihrer unglaublichen Stimme, die wohl auch anderen Rassen gefiel, so konnte es einem jedenfalls vorkommen, wenn man die Gäste betrachtete.
    Candy, so der wunderbare Name der Schönheit - auch wenn Gathis wohl zu Recht vermutete, das es ein Künstlername war - endete gerade und erhielt dafür wie üblich Bewunderung und Applaus.

    Gathis schmunzelte und wandte sich an den Klavierspieler, einen alten Goblin von Fingerfertigkeit - schließlich spielte er nur mit seinen acht Fingern ein Instrument für zehn - "Spiels noch einmal Sam!"
    Sam sah sich zu ihm um und grinste Böse "Erst wenn du deine Zeche bezahlt hast Gathis!"
    Schließlich war Gathis kein unbeschriebenes Blatt mehr, schon seit einigen Wochen prellte er die Zeche und hoffte auf einen Auftrag, doch das Geschäft lief schlecht.
    Candy versüßte jedoch ein wenig die Lage, als sie ihn keck zu zwinkerte "Zahl lieber bald Süßer, sonst müssen wir dich noch rauswerfen."

    Gathis wunk ab und drehte sich zur Bar herum "Tja ... wenn ich mal einen Auftrag bekäme wäre das einfach."
    Er richtete seinen Blick auf den Metkrug in seiner Hand und bemerkte dabei die riesiege Gestalt nicht, die hinter ihn getreten war.
    Die massigen Schultern überragten den Goblin bei weitem, die Augen in dem kantigen Gesicht fixierten ihn und die Muskeln unter der schweren Rüstung spannten sich.
    Fast wäre Gathis vom Stuhl gefallen, als die donnernde Stimme der Gestalt hinter ihm über ihn hernierderbranndete und die Gespräche in der Taverne verstummten.
    "Ich habe einen Auftrag für euch!"
    Als sich der verwirrte Goblin umwandte starrte er in das selbstsichere und arrogante Gesicht eines Orks, doch schon jetzt stand fest: egal was er von ihm wollen würde, er könnte den Job garnicht ablehnen.

    Letztlich hätte er es aber doch tun sollen!
    Es waren nicht mal zwei Stunden vergangen, da saß Gathis schon am Steuer seiner Violetta über dem Großen Meer, neben ihm sein Auftraggeber der Ork Groll.
    Groll war ein Schamane, nach eigener Aussage der Beste, es gab keinen besseren - von Thrall hatte der Ork scheinbar noch nie gehört oder wollte es nicht wahrhaben -.
    Der Schamane hatte sich so vorgestellt "Wo immer Orkkinder in Gefahr sind - dort werde ich sein! Wo immer die Horde eine Schlacht zu verlieren droht - dort wird man mich finden! Wo immer ein Gefährte meine Hilfe braucht - dort wird man mich erwarten dürfen! Ich bin Groll, der größte Ork-Held aller Zeiten, ich habe schreckliche Pinguine in Tanaris bekämpft und Sandtrolle in Nordend zurückgeschlagen - oder anders herum! Und ihr Goblin habt die große Ehre, mir zu helfen!"

    Gathis befürchtete schon nach diesen ersten Worten, das er es entweder mit einem Wahnsinnigen zu tun hatte oder einen dieser schrecklichen Weltverbesserer, oder sogar beides.
    Es sollte sich herausstellen, das es sich um beides handelte.
    Groll suchte nach einem Schatz, der in einer Höhle in den Bergen von Alterac versteckt sein sollte und dort von einem scheußlichen Greifen bewacht wude - so Groll.
    Gathis wusste zwar nicht, warum ein Greifen 1. scheußlich sein sollte oder 2. einen Schatz bewachte, doch schon nach dem Wort "Schatz" hatte sich die Sorge des kleinen grünen Mannes verflüchtigt und war seiner Gier gewichen.

    Und so waren sie auch schon auf dem Weg nach Alterac, die Reise verlief ohne weitere Zwischenfälle, auch wenn Gathis Zwischenfälle mehr als recht gewesen wären.
    Dafür wurde er von den unzähligen Heldengeschichten des Orks fast wahnsinnig.
    Von heldenhaften Kämpfen gegen gefallene Paladine, gerettete Jungfrauen - natürlich orkische Jungfrauen - und Schlachten gegen Dämonen war alles vertreten.
    Groll schien in seiner eigenen Welt zu Leben, die aus seiner eigenen Heldengeschichte bestand.

    Gathis blieb dabei still, erst als sie in den kalten und unwirtlichen Bergen von Alterac gelandet waren und das Dampfflugzeug verließen, eingepackt in schwere Mäntel und Kaputzen, richtete er das Wort gespannt an seinen Auftraggeber.
    "Aber sagt Schamane: Was ist das für ein Schatz den wir suchen?" Die Ohren des Goblins spitzten sich, als der Ork begann zu erzählen "Oh es geht nicht um den Schatz, es geht um die Ehre und den Ruhm ihn zu finden und den fürchterlichen Greifen zu erlegen! Aber wenn es euch interessiert Gathis mein Freund ..." so nannte ihn der Ork schon die ganze Zeit "... das lasst euch gesagt sein, das euch das Gold gehören wird, als Bezahlung, ich bin an einem magischen Artefakt aus dem Hort interessiert, das für euch ohne Belang sein dürfte."

    Gathis nickte seinem Gegenüber zu, der eher wie ein Paladin auf Reisen, als ein Ork auf Kriegszug sprach.
    Die Höhle die sie aufzusuchen hatten sollte nicht weit von ihrem Landeplatz entfernt liegen und gespannt spähte Gathis durch sein mitgebrachtes Fernrohr in das Tal unter ihnen hinab.
    Sein Gesicht fiel ein, als er das Fernrohr an den Ork weitergab "Ich glaube wir haben ein Problem ..."
    Groll grunzte leicht auf orkische Art und sah durch das Glas.

    Was er sah ließ ihn finster knurren.
    Vor der besagten Höhle waren Wagen aufgestellt und ein Trupp Soldaten stand gerade spallier, als würden sie exerzieren.
    Doch waren es keine Menschen, keine Zwerge oder anderes Gezücht.
    "Verlassenensoldaten ... ich hasse diese Kerle!" meinte Gathis abwertend und tatsächlich, nichts lebendes gefährdete ihre Mission, sondern die Untoten der Dunklen Fürstin.

    Groll hatte schon durchblicken lassen, das er wohl nicht der einzige war, der den Hort suchte und daher die Zeit drängte.
    Doch mit Verlassenen hatte Gathis nicht gerechnet.
    Im Tal bekamen die Soldaten gerade ihre letzten Instruktionen und ihre kalten, toten Augen waren auf ihren Kommandanten gerichtet.
    Ein hochgewachsener Mann mag er gewesen sein, dereinst als er noch lebte.

    Doch nun ging Finstermoor ein wenig gebeugt und seine verfaulten Züge betrachteten kühl seine Untergebenen.
    Noch im Untot trug er feine Kleidung und schritt mit der Hand am Revers auf und ab, wie er es schon als Lebender in der Armee Lordaerons getan hatte.
    Doch nun gehörte seine Loyalität ganz Sylvanas und ihrer Sache.
    "Den Hort zu finden ist oberstes Gebot! Es befindet sich etwas in ihm, das die Dunkle Lady unbedingt in ihren Besitz bringen will ... und wenn ich jemanden erwische, wie er sich selbst bereichern will, werde ich dafür sorgen, das er vors Kriegsgericht kommt!"

    Natürlich gab es bei den Verlassenen nicht soetwas wie ein Kriegsgericht, der betreffende Desserteur würde ohne Zweifel sofort bestraft werden, aber Finstermoor hatte viele seiner lebendigen Eigenheiten behalten.
    Zum einen sein Sinn für Höflichkeit und Stil, man konnte verlieren, man konnte besiegt werden, doch eines war nicht tolerierbar: schlechter Stil!
    Und auf so einen würde er sich niemals herablassen.
    Doch das galt natürlich auch nur für seine Seite.

    Denn Finstermoors untote Ohren erreichte gerade ein Ruf, der so garnicht stilvoll war.
    "Du verdammter Ork! Bist du denn des Wahnsinns fette Beute! Lass mich sofort los!"
    Ungläubig wandte sich der Verlassenenkommandant um, nur um einen großen Orkschamanen zu sehen, der einen kleinen zetterten Goblin über die Schulter geworfen hatte und mit dem Schlachtruf "Für Ruhm und Ehre zum Angriff!" auf sie zugestürmt kam.

    Gathis war ein paar Augenblicke vorher ebenso ungläubig gewesen, als er einfach von Groll gepackt worden war um als leichtes Gepäck mit ihm in einen Frontalangriff zu stürmen.
    Allerdings hatte der Schamane das Überraschungselement auf seiner Seite und schaffte es tatsächlich in den Eingangsbereich der Höhle, wo der den fluchenden Gathis wieder absetzte.
    Die Verlassenensoldaten sahen derweil perplex zu ihrem Anführer, dieser kicherte höflich zurückhaltend, wie es sich für einen Mann seines Standes geziemte und schüttelte leicht den Kopf, ehe er den Ork und den Goblin fixierte.

    Mit einem finsteren Schmunzeln auf den grauen toten Lippen meinte er säuselnd "Tötet sie!" was sofort zum Angriff seiner Männer führte.
    Das Gefecht, wenn man es denn so bezeichnen wollte, war ein heilloses Durcheinander.
    Während Gathis sich im Hintergrund in der Höhle hielt und mit seiner Pistole Untoten nach Untoten die Schädel von der Schulter schoß ging Groll mit einem markerschütternden Schrei in den Nahkampf.
    Auch wenn er Gathis vorher als Aufschneider vorgekommen war, so war seine Kriegskunst über jeden Zweifel erhaben.
    Keine Chance schien er den Untoten zu lassen, die unter seinem mächtigen Hammer zersplitterten wie bröckelnde Steine.

    Finstermoor traute seinen nicht vorhandenen Augen nicht.
    Doch bevor er selbst eingreifen konnte wurde die kalte Luft des Tales von einem Grollen erfüllt, das diesmal nicht einmal vom Ork Groll stammen konnte.
    Der Kampf ebbte ab, als das Donnern näher kam und sich eine riesige, rote fliegende Gestalt am Himmel abzeichnete, deren lederne Flügel den Wind zu heulen brachte.
    Groll grinste, als er sie erkannte "Da ist er, der Greif Narillasanz!" Gathis trauchte seinen großen Ohren nicht, das war der Greif, der den Hort bewachte.

    Entweder war ihm etwas entfallen, oder er hatte vergessen, das Greifen Häuserhoch waren, Schuppen besaßen, Krallen die ganze Schiffe spalteten und nicht zu vergessen über einen Feueratem verfügten, der gerade die Verlassenen in Asche und Staub verwandelte.
    "Das ist ein Drache du Idiot!" meinte Gathis als sein Leben schon vor seinen Augen vorbeizog.
    "Drache ... Greif ... fliegen alle beide, fast dasselbe!" versuchte sich der Held aus der Sache heraus zu reden.
    "Von wegen dasselbe!" kreischte Gathis "Das ist unser Ende!"
    In diesem Moment wandte sich der Ork zu Gathis um, kniete sich nieder und legte dem verdutzten kleinen Grünen seine große Hand auf die Schulter "Nein mein Freund. Es mag die Zeit kommen, da wir vergehen, da alle Hoffnung versiegt und wir zerbersten unter dem Ansturm der Feinde, doch dieser Tag ist noch fern!"

    Es wirkte für Gathis ein wenig surreal, das der Ork dies mit einem gewinnenden Lächeln sagte, während um sie herum brennende und schreiende Verlassenen herumrannten und die Eislandschaft in einem Flammenmeer zu ersticken drohte.
    Ehe der Goblin etwas erwiedern konnte wurde er von Groll in die Höhle geschubst "Hol dir den Schatz mein Freund ... ich bleibe hier und kämpfe meinen Kampf! Keine Sorge, ich bin ein Held."
    Er zwinkerte Gathis zu, diesem zuckten die Ohren vor Ärger und Wut, doch da rannte Groll schon auf den Drachen zu.

    "Für die Horde!" schall sein Ruf über das Schlachtfeld, den Hammer zum Streich erhoben, den Sieg in seinen Augen ... als er von der riesigen Kralle des Drachen zermatscht wurde.
    Gathis riss die Augen auf und ohne sich noch einmal umzuwenden lief er in die Höhle hinein.
    Die Gedanken des Goblins waren bei seinem Retter Groll, als er durch die Höhle lief, eigentlich war er ja garnicht so schlimm gewesen.
    Doch auch diese reuigen Gedanken waren passe, als er den Hort des Drachen erreichte und fast geblendet wurde von all dem Gold und der Pracht.

    Ein riesiger Raum voller Edelsteine, Gold und Tand lag vor ihm, zwar konnte er sich nicht vorstellen, was ein Drache damit wollte, doch war dies auch egal.
    Er hastete sofort zu dem glitzernden Berg, füllte seine Taschen mit Goldstücken und allerlei Kleinodien, einem Edelstein, einem goldenen Armreif, der ihm ganz besonders gut gefiel und den er sich ansteckte, sowie zwei Ringe, die gerade so über seine großen Goblinfinger passten, als er auf einem Podest stehend ein altes ledernes Buch entdeckte.

    "Das muss wohl das Artefakt sein ..." dachte Gathis, schritt heran und verstaute auch das Buch in seinen Taschen, als eine Stimme hinter ihm erscholl.
    "Ihr werdet nichts davon mit euch nehmen Goblin!"
    Gathis wandte sich um und sah auf den Verlassenenkommandanten, Finstermoor hatte es irgendwie geschafft ebenfalls zum Hort zu gelangen.

    "Merkt euch eines ..." versetzte der Goblin "... Gathis Stahlrost gibt seine Beute niemals her!"
    Der Verlassene grinste in sich hinein "Nun gut ... Gathis, vor euch steht von Finstermoor. Wählt eure Waffe."
    Stilsicher, wie er war zog er seinen Degen und wartete ab, niemals hätte er sich dazu hinabgelassen einen unbewaffneten Gegner anzugreifen.

    Gathis erkannte diesen allzu offensichtlichen Ehrenkodex und ersann einen goblintypischen Plan.
    Er zog seinen Dolch mit zitternden Händen und ließ ihn klirrend fallen.
    "Oh du meine Güte ..." versetzte er.
    Finstermoor seufzte "Nun hebt ihn schon auf ... und lasst und beginnen."
    Doch anstatt seinen Dolch wieder aufzuheben hatte Gathis stattdessen zwei Sprengbomben hervorgeholt "Ich schätze nicht mein Bester ..."

    Und so kamen die Geschosse auch schon auf Finstermoor zugeflogen.
    Dieser verzog das Gesicht, doch salutierte im Angesicht des Todes um in Würde zu sterben - dabei hatte er das ja eigentlich schon hinter sich.
    Als die Explosion den Raum erbeben ließ erschallte noch einmal sein Ruf durch die Höhle "Das werdet ihr noch büßen Gathis! Was für ein schlechter Stil!"
    Der Goblin überhörte diese Warnung beflissen und verschwand mit seiner Beute durch einen Nebengang des Hortes.

    Bald darauf hob die Violetta beladen mit Schätzen wieder in die Lüfte Richtung Kezan, während der Drache noch immer die Verlassenen dafür strafte ihn gestört zu haben.
    Dieses illustre Schauspiel wurde von zwei vermummten Gestalten in schwarzen Roben von einem Felsvorsprung aus beobachtet.
    "Das Artefakt wurde entfernt ..." meinte einer der beiden und hielt dabei das Dampfflugzeug im Blick "... der Meister wird nicht erfreut sein."



    Finstermoor, der Verlassenenkommandant



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