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Re: KREUZZUG gegen den ISLAM
M.M.Hanel - 04.01.2011, 12:37KREUZZUG gegen den ISLAM
Der groß angelegte krankhafte Kreuzzug gegen den Islam
Der US-Journalist Max Blumenthal weist nach, dass die wachsende Islamophobie in den USA und in Europa von einflussreichen Israel-Lobbyisten geschürt wird.
Von Max Blumenthal
THE HUFFINGTON POST, 22.12.10
Der groß angelegte krankhafte Kreuzzug gegen den Islam
Re: KREUZZUG gegen den ISLAM
M.M.Hanel - 05.01.2011, 09:45
http://zmag.de/artikel/die-brutalitaet-des-us-imperialismus
Die Brutalität des US-Imperialismus
Das amerikanische Imperium, der Nahe/Mittlere Osten und andere globale
Themen
von Noam Chomsky
01.12.2010 â ZMagazine Dezember 2010
Es wäre reizvoll, ganz vorne in der Geschichte anzufangen. Zwar liegt
dieses 'ganz Vorne' ziemlich weit zurück, doch wäre es sinnvoll, sich
Gedanken über einige Aspekte unserer amerikanischen Geschichte zu
machen, die einen direktem Bezug zur aktuellen amerikanischen
Nahostpolitik haben. Amerika ist, in vielerlei Hinsicht, ein recht
außergewöhnliches Land. Vielleicht ist es das einzige Land auf der Welt,
das als Imperium gegründet wurde. Zunächst steckte das Imperium noch in
den Kinderschuhen. George Washington sprach von einem
'Kleinkind-Imperium' (infant empire). Die Agenda der Gründerväter war
ehrgeizig. Thomas Jefferson, der libertärste unter ihnen, war der
Auffassung, das kindliche Imperium sollte expandieren. Es sollte, um es
mit seinen Worten auszudrücken, das "Nest" sein, von dem aus der gesamte
Kontinent zu kolonialisieren sei. Das bedeutete auch, die "Roten", die
Indianer, loszuwerden. Sie sollten vertrieben oder vernichtet werden.
Die Schwarzen sollten zurück nach Afrika (sobald wir sie nicht mehr
brauchten) und die Latinos durch eine überlegenere Rasse ersetzt und
eliminiert werden.
Die Eroberung des nationalen Territoriums der USA
In seiner ganzen Geschichte war Amerika durchweg ein sehr rassistisches
Land - nicht nur in Bezug auf die Schwarzen. Das war Jeffersons
Vorstellung - mit der die anderen mehr oder weniger konform gingen. Es
war eine Gesellschaft von Kolonialsiedlern. Kolonialisierung durch
Besiedelung ist bei weitem die schlimmste Form des Imperialismus, die
brutalste, da sie die Auslöschung der indigenen Bevölkerung voraussetzt.
Meiner Ansicht nach kommt die reflexartige Unterstützung der USA für
Israel (auch Israel ist eine Gesellschaft von Kolonialsiedlern) nicht
von ungefähr. Die israelische Politik erinnert in gewisser Weise an
unsere eigene geschichtliche Vergangenheit. In gewissem Sinne wiederholt
die israelischen Politik unsere Geschichte. Doch es geht noch weiter.
Die ersten (weißen) Siedler Amerikas waren religiöse Fundamentalisten,
die sich selbst in der Rolle der Kinder Israels sahen, die einer
göttlichen Weisung folgend, das Gelobte Land besiedelten und die
Amalekiter und andere Völker abschlachteten. Das fand genau hier statt:
Die ersten Siedler siedelten in Massachusetts. Sie gingen mit reichlich
wohlwollender Unterstützung zu Werke.
Bleiben wir zum Beispiel bei Massachussets (Mayflower usw.)Der König
von England gab Massachusetts im Jahre 1629 eine Verfassung. Diese
enthielt den Auftrag an die Siedler, die Eingeborenenbevölkerung aus
ihrem heidnischen Elend zu befreien. Wenn wir uns das Große Siegel der
Bay Colony von Massachusetts ansehen, so erkennen wir darauf einen
Indianer mit einem Pfeil in der Hand. Die Spitze des Pfeils weist, als
Friedensgeste, nach unten. Aus seinem Mund windet sich ein Spruchband:
"Kommt rüber und helft uns". Es ist ein frühes Beispiel für
'Menschenrechting', für eine 'humanitäre Intervention', wie wir heute
sagen würden. Es gibt Parallelen zu anderen Begebenheiten - zu
Geschehnissen bis in unsere Zeit. Die Indianer sollen die Siedler
gebeten haben, herüberzukommen und ihnen zu helfen. Die Siedler kamen
mit guten Absichten, einer göttlichen Weisung folgend. Sie kamen, um zu
helfen. Allerdings stellte sich heraus, dass sie den Indianern zu ihrer
Ausrottung ver-halfen. Das war verwirrend. Um das Jahr 1820 schrieb ein
Richter des Obersten Gerichtshofs, es sei merkwürdig, dass die Indianer
"wie die Blätter im Herbst" dahinwelkten und sich verstreuten - trotz
der guten Absichten und der Liebe, die man ihnen entgegenbrachte. Wie
war das möglich? Der Wille Gottes, die Vorsehung, seien "jenseits
dessen, was wir Menschen begreifen können", meinte der Richter. Es war
also schlicht Gottes Wille - den wir schließlich nie begreifen können.
Die Vorstellung, dass wir stets Gottes Willen tun, nennt sich 'Glaube an
die Vorsehung' - und dieser Glaube existiert bis heute. Mit allem, was
wir tun, erfüllen wir Gottes Willen. Amerika ist ein extrem religiöses
Land - abgesehen von seinen Spektren. Ein hoher Prozentsatz der
amerikanischen Bevölkerung - ich kenne die genaue Prozentzahl nicht, sie
ist aber ziemlich bemerkenswert -, glaubt, dass die Bibel wörtlich zu
nehmen sei. Das bedeutet unter anderem, dass man alles unterstützt, was
Israel tut. Gott hat Israel (Jakob) das Gelobte Land versprochen.
Folglich müssen wir die Israelis unterstützen.
Ein Gutteil der soliden Unterstützung für alles, was Israel tut, kommt
von den extremsten Antisemiten dieser Welt. Im Vergleich zu ihnen wirkt
Hitler direkt milde - denn diese Leute freuen sich auf Armageddon, den
Tag des Jüngsten Gerichts, nach dem nahezu alle Juden ausgerottet sein
würden. Es ist eine lange Geschichte. Viele glaubten und glauben daran,
auch Leute von (buchstäblich) ganz Oben. Wahrscheinlich glaubten auch
Reagan und George W. Bush usw. daran. Dieses Denken passt gut zu der
Geschichte der Kolonialbesiedelung und zum Christlichen Zionismus, der
bereits lange vor dem Jüdischen Zionismus existierte. Doch der
Christliche Zionismus ist weit mächtiger. Er bildet eine solide
Grundlage für die reflexartige Unterstützung für alle Taten Israels.
Die Eroberung des nationalen Territoriums der USA war eine hässliche
Angelegenheit. Die etwas ehrlicheren Charaktere in unserer Geschichte
gaben das durchaus zu - etwa John Quincy Adams. Er war ein überragender
Großstratege des Expansionismus und geistiger Vater des 'Manifest
Destiny' und vielem mehr. In seinen späten Jahren, nachdem seine eigenen
schrecklichen Verbrechen längst Vergangenheit waren, begann er, das
Schicksal jener "glücklosen Rasse der eingeborenen Amerikaner" zu
bejammern, "die wir mit solch gnadenloser und perfider Brutalität
ausrotten". Dies sei eine der Sünden, für die der Herr uns bestrafen
werde, meinte Adams. Nun, wir warten noch immer darauf.
Adams Lehren werden bis heute gepriesen. Einer der führenden Historiker
unseres Landes ist John Lewis Gaddis. Er hat ein wichtiges akademisches
Buch über die Wurzeln der Bush-Doktrin geschrieben. In diesem Werk
leitet Gaddis die Bush-Doktrin direkt von Adams Großstrategie ab. Das
ist korrekt und plausibel. Gaddis schreibt, die Doktrin ziehe sich durch
die gesamte Geschichte unseres Landes. Er preist sie. Seiner Meinung
nach ist es genau das richtige Konzept: Wir müssen unsere Sicherheit
verteidigen; Expansion ist der richtige Weg, um dies zu erreichen. Du
musst alles kontrollieren, um tatsächlich in Sicherheit leben zu können.
Folglich mussten wir expandieren - und nicht nur in unserer eigenen
Hemisphäre. Das ist die Bush-Doktrin.
Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen. Zur Zeit des Zweiten
Weltkrieges spielten die USA global gesehen gewissermaßen noch eine
sekundäre Rolle, obgleich sie schon lange das mit Abstand reichste Land
der Welt waren. Hauptakteur auf der Weltbühne waren die Briten - ja
selbst die Franzosen verfügten global gesehen über größeren Einfluss.
Mit dem Zweiten Weltkrieg änderte sich alles. Amerikanische Strategen -
Roosevelts Planer - hatten gleich zu Beginn des Krieges begriffen, dass
die USA am Ende des Krieges eine ungeheure Machtstellung bekleiden würden.
Im Verlauf des Krieges bezwangen die Russen die Deutschen. Es waren in
erster Linie die Russen, die den Krieg in Europa gewannen. Dennoch war
klar, dass die USA (nach dem Krieg) noch dominanter sein würden.
Folglich arbeiteten amerikanische Strategen sorgfältig an Plänen für die
Zeit danach. Wie sollte, nach ihrer Meinung, die Welt nach dem Krieg
aussehen? Die USA sollten die totale Kontrolle über die westliche
Hemisphäre, über Fernost und die Regionen des ehemaligen Britischen
Imperiums erhalten (und soviel Macht über Europa und Asien (Eurasien)
wie irgend möglich). Dabei kam Europa - dem industriellen und
kommerziellen Herzstück dieser Region - besondere Bedeutung zu. Das war
die minimale Zielsetzung. (Das Maximum wäre die ganze Welt gewesen -
wobei wir dies ja nur anstrebten, weil es für unsere Sicherheit nötig
war.) Innerhalb dieser Regionen würden die USA eine nicht zu
hinterfragende Kontrolle ausüben und jedes Streben (eines Staates) nach
Souveränität in die Schranken weisen.
Als der Krieg zu Ende war, befand sich Amerika in einer Position, die so
mächtig und sicher war, wie es das in der Geschichte noch nie gegeben
hatte, nicht einmal ansatzweise. Die USA besaßen die Hälfte des
Reichtums der Erde. Sie kontrollierten die gesamte Hemisphäre und die
ihnen gegenüberliegenden Regionen jenseits des Atlantik und des Pazifik.
Doch sie hatten noch nicht alles, was sie wollten. Da waren die Russen
und vieles mehr, was noch nicht unter ihrer Kontrolle war. Dennoch
dehnten sich die USA auf erstaunliche Weise aus - und das Zentrum dieser
Expansion war der Nahe/Mittlere Osten.
Adolf A. Berle war einer von Präsident Roosevelts führenden und
langjährigen Beratern und ein führender Liberaler. Berle glaubte, das
Öl des Nahen/Mittleren Ostens werde von substantieller Bedeutung sein,
wenn es darum gehe, wer die Welt kontrolliere. Diese Doktrin gilt bis
heute. Sie gilt, jetzt, in diesem Moment und wird auch in Zukunft eines
der wichtigsten politischen Themen sein.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
In den Jahren nach dem Kalten Krieg war es lange Zeit Brauch, jegliche
Politik grundsätzlich mit der 'russischen Gefahr' zu rechtfertigen. Doch
diese Bedrohung war zum größten Teil erfunden. Die Russen kontrollierten
ihr eigenes, etwas kleineres Imperium. Doch auch sie benutzten die
'Bedrohung' als Vorwand. Für sie war Amerika 'die Bedrohung'. Doch nach
dem Zusammenbruch der Sowjetunion lichteten sich die Nebel. Wer die
heutige US-Außenpolitik verstehen will, sollte sich mit den
Geschehnissen nach dem Ende der Sowjetunion befassen. Dies war
naheliegend und ganz natürlich. Es gerade aus diesem Grunde nicht zu
tun, ist sozusagen ein Automatismus. Die akademische Literatur befasst
sich so gut wie gar nicht mit dem Thema, obwohl es offensichtlich ihre
Aufgabe gewesen wäre, uns zu erklären, worum es im Kalten Krieg
überhaupt ging. Doch wer genau hinsieht, wird seine Antworten dennoch
finden - eindeutige Antworten. Als die Sowjetunion kollabierte, war
George Bush I. Präsident der Vereinigten Staaten. Schon kurz nach dem
Fall der Berliner Mauer führte er eine neue NSS (Nationale
Sicherheitsstrategie) ein, ein Rüstungsbudget usw.. Es ist wirklich
interessant, über diese Dinge nachzulesen. Die fundamentale Botschaft
lautete: Nichts wird sich ändern - nur die Ausreden. Es hieß, wir
bräuchten auch in Zukunft ein großes Heer. Zwar müssten wir uns nun
nicht mehr vor den russischen Horden schützen (denn die gab es ja nicht
mehr) aber vor "hochtechnologischen Entwicklungen" in einigen der
Dritte-Welt-Staaten. Von einem gebildeten Absolventen bzw. einer
Absolventin der Harvard-Universität, der/die eine gute Ausbildung
genossen hat, wurde erwartet, dass er oder sie das nicht lächerlich
fand. Und es lachte auch wirklich niemand darüber. Ich glaube sogar,
dass niemand darüber schrieb. Also sagten sie sich, okay, wir müssen uns
vor den hochtechnologischen Mächten in der so genannten 'Dritten Welt'
schützen und wir müssen unsere "defense industrial base" (industrielle
Basis für die Landeswehr) beibehalten. 'Defense industrial base' war ein
Euphemismus. Gemeint war die Hightech-Branche, die überwiegend vom Staat
entwickelt wurde (Computer, Internet usw.) - unter dem Vorwand der
Landesverteidigung.
Zum Thema 'Naher/Mittlerer Osten' sagten sie, wir müssten unsere
Interventions-Streitkräfte beibehalten: die meisten in Hinblick auf
diese Region. Hier ein interessanter Satz: Es hieß, wir müssten unsere
Interventionsstreitkräfte hinsichtlich des Nahen/Mittleren Ostens
beibehalten, da die größte Bedrohung für unsere Interessen dort "nicht
dem Kreml angelastet werden kann". Im Grunde hieß das doch:
Entschuldigung, Leute, wir haben euch 50 Jahre lang belogen, aber weil
uns dieser Vorwand (die Russen) nicht mehr zur Verfügung steht, sagen
wir euch jetzt die Wahrheit. Unser Problem im Nahen/Mittleren Osten war
und ist der so genannte "radikale Nationalismus" - wobei "radikal" für
"unabhängig" steht. 'Radikaler Nationalismus' heißt im Grunde: "Sie
verweigern den Befehl". Mit 'radikalem Nationalismus' kann so ziemlich
alles gemeint sein. Ein gutes Beispiel ist der Iran.
Die Bedrohung durch den radikalen Nationalismus
1953 verstand man noch den säkularen Nationalismus unter der 'iranischen
Bedrohung'. Nach 1978 (Khomeini) verstand man darunter den religiösen
Nationalismus. Um die "Bedrohung" von 1953 "kümmerte man sich", indem
man die parlamentarische Regierung wegputschte und einen Diktator
installierte, der hochgelobt wurde - und dies nicht einmal im Geheimen.
Ein Redaktionskommentar in der New YorkTimes lobte damals den Sturz der
iranischen Regierung als ein "Lehrbeispiel" für kleinere Staaten, die
einen "völlig überzogenen" radikalen Nationalismus verfolgten und die
ihre eigenen Ressourcen kontrollieren wollten. In der Tat, es war eine
Lektion: Versucht nicht irgendwelchen Blödsinn dieser Art - und schon
gar nicht in einer Region, die wir brauchen, um die Welt zu
kontrollieren. Das war 1953.
Seit dem Sturz des von den USA aufoktroyierten Tyrannen (Schah), im Jahr
1979, griffen und greifen die USA den Iran kontinuierlich -
kontinuierlich - an. Präsident Carter machte den Anfang. Gleich nach dem
Sturz des Schah versuchte er, das Geschehene ungeschehen zu machen,
indem er zu einem Militärputsch anstiftete. Es funktionierte nicht. Die
Israelis (im Grunde war es vor allem der israelische Botschafter, denn
zur Zeit des Schah waren die Beziehungen zwischen Israel und dem Iran
sehr eng, wenngleich nicht auf formaler Ebene) gaben folgenden
Ratschlag: Wenn wir einige (iranische) Militäroffiziere auftreiben
könnten, die bereit wären, 10 000 Menschen in den Straßen
niederzuschießen, könnten wir den Schah erneut installieren. Der
Vorschlag von Zbigniew Brzezinsky, dem damaligen nationalen
Sicherheitsberater von Präsident Carter, lautete ganz ähnlich. Doch es
klappte nicht. Umgehend gingen die USA Saddam Hussein um Hilfe an.
Dieser marschierte gerade im Iran ein. Es handelte sich um keine kleine
Sache. Hunderttausende Iraner wurden abgeschlachtet. Die Leute, die
heute im Iran herrschen, sind Veteranen dieses (ersten) Golfkrieges. Die
Vorstellung, dass die ganze Welt gegen sie sei, ist tief in ihrem
Bewusstsein verankert, denn sowohl die Russen als auch die Amerikaner
waren damals gegen sie und für Saddam Hussein - und für den Sturz des
neuen Religionsstaates..
Nein, es war wirklich keine kleine Sache. Die Unterstützung der USA für
Saddam Hussein nahm extreme Formen an. Saddams Verbrechen (wie das
Kurdenmassaker, der Genozid, in Anfal) wurden einfach geleugnet. Auch
die Reagan-Administration leugnete diese Verbrechen oder schob dem Iran
die Schuld in die Schuhe. Dem Irak wurde ein äußerst seltenes Privileg
zuteil. Er hatte ein Schiff der USA angegriffen und kam völlig
ungestraft davon. Eigentlich durfte das niemand - außer Israel (siehe
Israels Angriff auf die Liberty, im Jahre 1967). Im Falle des Irak
(1987) galt der Angriff der USS Stark. Das Schiff war Teil eines
US-Flottenverbandes, der den irakischen Schiffsverkehr (während des
Golfkrieges 1980 bis 1988) eigentlich vor den Iranern schützen sollte.
Die Iraker griffen das Schiff mit französischen Raketen an. Einige
Seeleute starben. Der Iran wurde gerüffelt - das war's.
Die Unterstützung Amerikas für den Irak ging so weit, dass Amerika
praktisch den Krieg für den Irak gewann. Auch nach Ende des Golfkriegs
ging die amerikanische Unterstützung für den Irak weiter. 1989 lud
George Bush I. einige irakische Atomingenieure in die USA ein, damit sie
sich bezüglich der Entwicklung neuer Nuklearwaffen weiterbilden konnten.
Diese Tatsache ist eine der Kleinigkeiten, die man gerne unter den
Teppich kehrt, denn schon wenige Monate später war Saddam Hussein der
'böse Junge'. Er missachtete Befehle. Kurz darauf wurden drastische
Sanktionen gegen den Irak beschlossen. Und so ging es immer und immer
weiter, bis zum heutigen Tag.
Die iranische Bedrohung
Wer sich heute mit der aktuellen Literatur zur amerikanischen
Außenpolitik oder generell mit Artikeln/Kommentaren zu diesem Thema
befasst, wird feststellen, dass im Normalfall der Iran als das größte
politische Problem der USA - heute wie damals - dargestellt wird. Doch
worin besteht diese Bedrohung exakt? Es gibt eine Antwort auf diese
Frage und zwar von berufener Seite. Vor wenigen Monaten beantworteten
das US-Verteidigungsministerium (DOD) und die US-Geheimdienste eine
Anfrage des US-Kongress. Es ist üblich, dass DOD und Geheimdienste
gegenüber dem Kongress jedes Jahr Stellung beziehen, was die globale
Sicherheitslage anbelangt. Natürlich handeln die jüngsten Berichte - vom
April diesen Jahres - auch vom Iran. Schließlich stellt er die größte
Bedrohung für uns dar. Es ist wichtig, die Berichte zu lesen. Darin
steht, worin immer die Bedrohung (durch den Iran) liege, eine
militärische Bedrohung sei es nicht. Die Militärausgaben des Iran seien
- selbst im regionalen Vergleich - relativ gering. Im Vergleich zum
Militärbudget der USA sind sie verschwindend gering. Wahrscheinlich
betragen die iranischen Militärausgaben nicht einmal 2 Prozent unserer
Militärausgaben. Außerdem berichteten sie, die iranische Militärdoktrin
sei auf die Verteidigung des eigenen, nationalen Territoriums
ausgerichtet. Ziel sei es, einen möglichen Einmarsch so lange
aufzuhalten, bis die Diplomatie anfange zu greifen. Das also ist die
Militärdoktrin des Iran. In den Berichten wird keineswegs
ausgeschlossen, dass der Iran darüber nachdenkt, Nuklearwaffen zu
entwickeln. Sie sagen nicht viel mehr zu diesem Thema, allerdings
vertreten sie die Ansicht, dass der Iran - falls er solche Waffen
tatsächlich entwickeln sollte -, dies nur im Rahmen seiner
Abschreckungsstrategie tun werde, um einem Angriff auf das eigene
Territorium zu verhindern (und nicht als Reservemaßnahme). Die USA sind
die größte Militärmacht, die es je gab. Die USA haben sich dem Iran
gegenüber extrem feindselig verhalten. Außerdem halten wir zwei
angrenzende Nachbarstaaten des Iran besetzt. Wir drohen dem Iran offen
mit einem Angriff - ebenso unser Klientenstaat Israel.
Soviel zum militärischen Aspekt der 'Bedrohung durch den Iran',
nachzulesen in Military Balance. Dennoch wird behauptet, der Iran stelle
eine große Bedrohung dar, denn er versuche, seinen Einfluss auf
Nachbarstaaten auszudehnen. Man spricht von "Destabilisierung". Der Iran
versuche, Nachbarstaaten zu destabilisieren, indem er seinen Einfluss
auf sie ausdehne. Das sei problematisch für die USA. Wollten doch die
USA Stabilität in die Region bringen. Wenn die USA in ein Land
einmarschieren, geht es um 'Stabilisierung'. Das ist der terminus
technicus im Rahmen internationaler Themen. Übersetzt heißt das: Wir
wollen, dass sie den Befehlen Amerikas Folge leisten. Wenn wir in den
Irak oder in Afghanistan einmarschieren, wollen wir diese Länder
stabilisieren. Doch wenn der Iran versucht, seinen Einfluss zumindest
auf seine Nachbarstaaten auszudehnen, ist von 'Destabilisierung' die
Rede. Diese Sichtweise ist in uns in Fleisch und Blut übergegangen - in
unseren akademischen und anderen Lehrmeinungen (Doktrinen). Das geht so
weit, dass niemand lachte, als der ehemalige Redakteur von Foreign
Affairs, James Chase, ein an sich liberaler Kommentator, schrieb, es sei
für die USA nötig gewesen, Chile, unter Allende, zu destabilisierten -
um die Stabilität wiederherzustellen. Übersetzt heißt das: Es war nötig,
damit die Befehle der USA wieder befolgt wurden.
Was ist Terrorismus?
Die zweite Bedrohung, die angeblich vom Iran ausgehen soll, ist der
'Terrorismus'. Aber was ist Terrorismus? Zwei Beispiele für die
angebliche Unterstützung des Iran für den Terror werden genannt.
Erstens, die iranische Unterstützung für die Hisbollah im Libanon;
zweitens, die iranische Unterstützung für die Hamas in Palästina. Was
immer Sie von der Hisbollah und der Hamas halten mögen - vielleicht
stellen sie für Sie die größten Bestien auf Erden dar - aber worin genau
besteht ihr Terror? Nun, der "Terrorismus" der Hisbollah wird im Libanon
jedes Jahr am 25. Mai gefeiert. Der 25. Mai ist dort ein nationaler
Feiertag. Man gedenkt der Vertreibung der israelischen Invasoren von
libanesischem Gebiet. Das war im Jahr 2000. Der Widerstand der
Hisbollah, ihr Guerillakrieg, zwangen die Israelis zum Rückzug aus dem
Südlibanon. 22 Jahre lang hatte Israel dieses Gebiet - mit viel Terror,
Gewalt und Folter - besetzt gehalten und damit gegen mehrere
UN-Sicherheitsratsbeschlüsse verstoßen.
Nun sind die Israelis nicht mehr da, und die Libanesen feiern den 'Tag
der Befreiung'. Das ist für sie der Kern des (von uns) so bezeichneten
"Hisbollah-Terrors". So schildern sie es. Die Israelis wiederum
beschreiben die gleiche Sache als "Aggression". Wenn Sie heute die
israelische Presse lesen, werden Sie feststellen, dass hochrangige
Persönlichkeiten argumentieren, der Rückzug aus dem Südlibanon sei ein
Fehler gewesen, denn dadurch werde es dem Iran ermöglicht, "aggressiv"
gegen Israel vorzugehen. In Wahrheit ist es jedoch so, dass der Iran BIS
zum Jahr 2000 "aggressiv" gegen Israel vorgegangen ist - indem er den
Widerstand der Hisbollah gegen die israelische Besatzung (im Südlibanon)
unterstützt hatte. Das also bedeutet "Aggression gegen Israel" in
Wirklichkeit. Sie haben die Prinzipien der USA übernommen - bei uns wird
ja die gleiche Sprache verwendet. Soviel zur Hisbollah. Es gibt noch
weitere Dinge, an denen Kritik geübt wird, aber das ist der Kern des
angeblichen Hisbollah-Terrors.
Ein weiteres Verbrechen der Hisbollah war der glatte Sieg ihrer
Koalition (ein Parteienbündnis, dessen Basis die Hisbollah bildet) bei
den letzten libanesischen Parlamentswahlen. Aufgrund des Proporzsystems,
das jeder religiösen Bevölkerungsgruppe eine bestimmte Zahl an Sitzen im
Parlament zugesteht, verfügt die Hisbollah-Koalition dennoch nicht über
die Mehrheit im Parlament. Thomas Friedman (von der New York Times)
vergoss darüber Freudentränen - während er uns über das Geheimnis
'freier Wahlen' aufklärte: Im Libanon habe US-Präsident Obama über den
iranischen Präsidenten Ahmadinedschad gesiegt. Andere schlossen sich
Friedmans Jubel an. Über das eigentliche Wahlergebnis wurde - meines
Wissens - nie berichtet.
Und was ist mit der Hamas? 2006 wurde die Hamas zu einer ernsten
Bedrohung, zu einer ernstzunehmenden Terrororganisation. Damals begingen
die Palästinenser ein wirklich gravierendes Verbrechen. Sie wählten
falsch. Es waren die ersten freien Wahlen in einem arabischen Land
überhaupt. Für die USA war dies inakzeptabel. Umgehend und ohne mit der
Wimper zu zucken, gingen die USA und Israel dazu über, die Palästinenser
für dieses Verbrechen abzustrafen. Man konnte es in der New York Times
nachlesen: Zwei parallele Kolumnen; in der einen stand etwas über
unserer Liebe zur Demokratie und so weiter, in der anderen etwas über
unsere Pläne zur Bestrafung der Palästinenser, für ihre Wahlentscheidung
im Januar 2006. Man sah dies nicht als Widerspruch.
Bereits vor den Wahlen waren die Palästinenser häufig bestraft worden.
Doch danach eskalierte es. Israel ging so weit, die Wasserversorgung für
den trockenen Gazastreifen zu kappen. Bis Juni 2006 feuerte Israel rund
7700 Raketen auf Gaza ab. Sie taten alles Mögliche - und nannten es
'Verteidigung gegen den Terrorismus'. Dann beschlossen die USA und
Israel, mit der Palästinenserbehörde (PA) zu kooperieren und einen
Militärputsch gegen die gewählte Regierung zu inszenieren. Sie wurde
zurückgeschlagen, und die Hamas übernahm die Kontrolle. Nach diesen
Geschehnissen galt die Hamas als eine der führenden Terrororganisationen
der Welt. Man kann ihr viel nachsagen - zum Beispiel, dass sie nicht
besonders gut mit den eigenen Leuten umgeht. Doch die Hamas mit Terror
in Verbindung zu bringen, ist etwas komplizierter. Heute wird behauptet,
der Hamas-Terror bestehe im Abfeuern von Raketen aus Gaza (auf
israelische Grenzstädte). Mit diesem Argument wurde auch 'Operation
Bleigießen' (Operation Cast Lead) gerechtfertigt (die
amerikanisch-israelische Invasion vom Dezember 2008) und auch der
israelische Angriff auf die (Hilfs-)Flotte, im Juni. Die Flotte befand
sich in internationalen Gewässern. 9 Menschen wurden dabei ermordet.
Es muss schon ein sehr indoktrinierter Staat sein, in dem die Menschen
dies hören und nicht in Hohngelächter ausbrechen. Ganz abgesehen davon,
dass es schwerfällt, das Abfeuern von Kassam-Raketen mit dem konstanten
amerikanisch-israelischen Terror zu vergleichen: Das Argument (an sich)
ist völlig unglaubwürdig und zwar aus folgendem einfachen Grund - Israel
und die USA wissen genau, wie sie den Raketenbeschuss, auf friedliche
Weise, stoppen könnten. Im Juni 2008 erklärte sich Israel zu einem
Waffenstillstand mit der Hamas bereit. Israel hielt sich nicht wirklich
daran. Beispielsweise war abgemacht worden, dass Israel die Grenzen
(nach Gaza) öffnen sollte. Israel unterließ es. Aber die Hamas hielt
sich an das Abkommen. Sie können es auf der offiziellen israelischen
Webseite nachlesen. Sie hören es auch aus dem Mund des offiziellen
israelischen Sprechers, Mark Regev. Ja, sie geben es zu: Während des
Waffenstillstands wurde keine einzige Hamas-Rakete abgefeuert.
Im November 2008 brach Israel das Waffenstillstandsabkommen, indem es
nach Gaza eindrang. Bei dieser Aktion töteten sie ein halbes Dutzend
Hamas-Aktivisten. Danach wurden einige Raketen (aus Gaza auf Israel)
abgefeuert. Doch die Angriffe der israelischen Seite waren weit
massiver. Etliche Menschen starben - alles Palästinenser. Die Hamas bot
einen neuen Waffenstillstand an. Das israelische Kabinett beriet darüber
und beschloss, das Angebot abzulehnen. Man verlegte sich lieber auf
Gewalt. Einige Tage später begann der amerikanisch-israelische Angriff
auf Gaza.
In den USA - im Westen allgemein - gilt es als selbstverständlich, dass
Israel damals das Recht auf Selbstverteidigung hatte. Selbst
Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, ebenso der Goldstone-Report.
Kritisiert wurde lediglich, der Angriff sei unverhältnismäßig gewesen.
Doch das alles ist sekundär, angesichts der Tatsache, dass Israel
absolut nicht das Recht hatte, Gewalt anzuwenden. Niemand hat das Recht,
Gewalt anzuwenden, bevor nicht alle anderen, friedlichen, Mittel
ausgeschöpft sind. Im vorliegenden Fall hatten die USA und Israel die
friedlichen Mittel nicht nur nicht ausgeschöpft, sie hatten sich
geweigert, sie überhaupt zu testen. Dabei hatten sie allen Grund, an
deren Wirksamkeit zu glauben.
Die Konzession, die hier gegenüber Israel gemacht wird (Recht auf
Selbstverteidigung), ist nichts weiter als ein merkwürdiges Geschenk.
Wie auch immer. Kommen wir zu den Aussagen des DOD und der
US-Geheimdienste zurück. Ihrer Meinung nach stellen die Versuche des
Iran, seinen Einfluss auszuweiten sowie seine Unterstützung für die
Hisbollah und die Hamas für die USA und deren Verbündete eine Bedrohung
dar - 'die iranische Bedrohung'.
Noam Chomsky
Noam Chomsky ist Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of
Technologie (MIT) und hat in den 60er Jahren die Vorstellungen über
Sprache und Denken revolutioniert. Zugleich ist er einer der
prominentesten und schärfsten Kritiker der gegenwärtigen Weltordnung und
des US-Imperialismus.
Orginalartikel: U.S. Savage Imperialism
http://www.zcommunications.org/contents/174160/print
Übersetzt von: Andrea Noll
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