Wille in der Krise ? Die Bedeutung des Willens.

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    Re: Wille in der Krise ? Die Bedeutung des Willens.

    ABAS - 13.10.2010, 11:50

    Wille in der Krise ? Die Bedeutung des Willens.
    Zitat: Die Bedeutung des Willens in der westlichen Psychologie und östlichen Philosophie

    Rollo May, Psychoanalytiker und Autor zahlreicher Bücher stellt in seinem Buch "Love and Will" fest, daß die Bedeutung des Willens in einer Krise ist: "Die ererbte Grundlage unserer Fähigkeit zu wollen und zu entscheiden ist unwiderruflich zerstört worden."

    Und er betrachtet es als tragisch, daß dies gerade in einer Zeit der Fall ist, in der ständig schicksalhafte Entscheidungen getroffen werden müssen und verantwortungsvolles Handeln mehr denn je notwendig ist. May führt dies in erster Linie auf Freud zurück, von dem er sagt, "daß er das Bild eines Menschen vermittelt hat, der nicht mehr treibt (not driving anymore), sondern getrieben wird (but driven)." Damit wurde dem Menschen auch die Fähigkeit abgesprochen, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.

    Im folgenden wird untersucht, welche Bedeutung dem Willen und der Entscheidungsfreiheit des Menschen in der heutigen Psychologie beigemessen wird und wo der Faktor "Wille" in der therapeutischen Arbeit angesiedelt ist. Hierbei wird der menschliche Wille auch unter Einbeziehung östlicher Philosophien betrachtet. Dafür gibt es zwei Gründe. Einer ist, daß die moderne Psychologie zumindest seit Jung immer mehr von der Philiosophie/Psychologie der östlichen Kultur beeinflußt wird. Der andere ist, daß durch diesen Einfluß weitere Mißverständnisse bei vielen Menschen, die sich mit östlichen Lehren beschäftigen, hinsichtlich freier Willensentscheidungen entstanden sind.

    Bedeutung des Willens in der Westlichen Psychologie
    Schopenhauer: Wille und Charakter

    Viele Philosophen haben sich mit dem menschlichen Willen und der Entscheidungsfreiheit des Menschen beschäftigt. Als eine Ausgangsbasis für die Betrachtung des menschlichen Willens aus philosophischer Sicht eignet sich meiner Meinung nach kaum jemand besser als Arthur Schopenhauer, der von 1788 bis - 1860 lebte, also unmittelbar vor Freud. In seinem Werk "Die Welt als Wille und Vorstellung" hat er einen großen Teil seiner Arbeit dem Thema "Wille" gewidmet.

    Schopenhauer bringt den Willen unmittelbar mit dem Selbstbewußtsein des Menschen in Verbindung und sieht in diesem Bewußtsein auch die Freiheit des Handelns angesiedelt: "Im Menschen kann der Wille zum völligen Selbstbewußtsein, zum deutlichen und erschöpfenden Erkennen seines eigenen Wesen liegen." Er spricht von Motiven, die von außen auf den Willen wirken, betont aber, daß zur Wirksamkeit der Motive nicht bloß ihr Vorhandensein sondern auch ihr Erkanntwerden erforderlich ist.

    Er sieht den Menschen "gerade dadurch als vom Tier unterschieden, daß er eine Wahlentscheidung hat und dadurch auch sein Handeln als in Freiheit in den einzelnen Taten gesehen werden kann." Er begründet diese Freiheit durch das Vermögen in einer Entscheidung ja und nein sagen zu können.

    Die Qualität der Entscheidung setzt er in Bezug zum Vermögen des Individuums, daß heißt seinem erreichten Grad an Überlegung und Besonnenheit. "Die Stärke des Willens ist nicht gleichzeitig gekoppelt mit fähigem Verstand und umgekehrt. Häufig ist sogar das Gegenteil der Fall."

    Den Entwicklungsgrad seiner Erkenntnis, Einsicht und Reife bezeichnet Schopenhauer mit dem "Charakter", den der Mensch in seinem Leben durch seine individuelle Lebenserfahrung und in seinem Reifeprozeß erworben hat. Er sieht die Qualität vom Grad der Verantwortung eines Menschen in Beziehung zu seinem Charakter.

    Schopenhauer stellt fest, daß "man wissen muß was man will und was man kann. Erst dann kann man Charakter zeigen und etwas Rechtes vollbringen." Hier wird nicht nur die Einsicht in die eigenen Kräfte und Erkenntnisse angesprochen sondern auch das Wissen um die eigenen Bedürfnisse sowie das Erkennen der Möglichkeiten für ihre Realisierung. Er sagt an anderer Stelle, "um das herauszufinden müssen wir aus Erfahrung lernen, was wir wollen und was wir können." Hinter dem was wir wollen sind Bedürfnisse angesiedelt, sowohl die individuellen als auch die Berücksichtigung von Bedürfnissen anderer Menschen, einschließlich der Umwelt.

    Als eine Essenz seiner Erkenntnisse stellt Schopenhauer fest, daß "der ganze Mensch die Erscheinung seines Willens ist. So kann nichts verkehrter sein als etwas Anderes sein zu wollen als das was man ist. Denn es ist ein unmittelbarer Widerspruch des Willens mit sich selbst. Der Wille als das Ding an sich macht das innere, wahre und unzerstörbare Wesen des Menschen aus." Hier wird das Wissen um einen eigenen Willen sowie die freie Willensentscheidung auch als Grundlage für die Individualität des Menschen gesehen.

    Diese Betrachtungsweise des Menschen durch Schopenhauer ist auch eine der Grundannahmen der später so genannten "Humanistischen Psychologie".......

    Link zum weiterführenden Qelltext:

    http://www.zentrum-fuer-psychosynthese.de/wille_psychosynthese.html



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