Funktionen

Die Gilde der Abenteurer
Verfügbare Informationen zu "Funktionen"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: ladyofpain
  • Forum: Die Gilde der Abenteurer
  • aus dem Unterforum: Das Daltilon-System
  • Antworten: 5
  • Forum gestartet am: Sonntag 02.05.2004
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Funktionen
  • Letzte Antwort: vor 19 Jahren, 10 Monaten, 20 Tagen, 21 Stunden, 41 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Funktionen"

    Re: Funktionen

    ladyofpain - 06.06.2004, 23:30

    Funktionen
    Im Kern des Daltilon-Systems stehen die Funktionen der Helden. Bekanntlich sind dies Stärke, Konstitution, Geschick, Erscheinung, Fühlen, Denken, Intuieren und Wahrnehmen. Zum besseren Verständnis will ich kurz schildern, wie ich darauf gekommen bin.

    Carl Gustav Jung (heute ist sein 43. Todestag) unterscheidet in seiner analytischen Psychologie zwei verschiedene psychologische Typen, Introvertierte und die Extravertierte, sowie jeweils vier psychische Funktionen: Fühlen, Denken, Intuieren und Wahrnehmen. Ich will kurz zitieren, was damit gemeint ist.

    Funktion
    Zitat: Unter psychologischer Funktion verstehe ich eine gewisse, unter verschiedenen Umständen sich prinzipiell gleichbleibende psychische Tätigkeitsform.

    Extraversion
    Zitat: Jemand, der sich in einem extravertierten Zustande befindet, denkt, fühlt und handelt in bezug auf das Objekt, und zwar in einer direkten und äußerlich deutlich wahrnehmbaren Weise, so dass kein Zweifel an über seine positive Einstellung auf das Objekt bestehen kann. Die Extraversion ist daher gewissermaßen eine Hinausverlegung des Interesses aus dem Subjekt auf das Objekt. Ist die Extraversion intellektuell, so denkt sich das Subjekt in das Objekt ein, ist die Extraversion gefühlsmäßig, so fühlt sich das Subjekt in das Objekt ein. Im Zustand der Extraversion ist eine starke, wenn auch nicht ausschließliche Bedingtheit durch das Objekt vorhanden.

    Introversion
    Zitat: Damit ist eine negative Beziehung des Subjektes zum Objekt ausgedrückt. Das Interesse bewegt sich nicht zum Objekt, sondern zieht sich davor zurück, auf das Subjekt. Jemand, der introvertiert eingestellt ist, denkt, fühlt und handelt in eine Art und Weise, die deutlich erkennen lässt, dass das Subjekt in erster Linie motivierend ist, während dem Objekt höchstens ein sekundärer Wert zukommt.

    Denken
    Zitat: Das Denken ist diejenige psychologische Funktion, welche, ihren eigenen Gesetzen gemäß, gegebene Vorstellungsinhalte in (begrifflichen) Zusammenhang bringt.

    Fühlen
    Zitat: Das Gefühl ist zunächst ein Vorgang, welcher zwischen dem Ich und einem gegebenen Inhalt stattfindet, und zwar ein Vorgang welcher dem Inhalt einen bestimmten Wert im Sinne des Annehmens oder Zurückweisens ("Lust" oder "Unlust") erteilt, sodann aber auch ein Vorgang, der, abgesehen vom momentanen Bewusstseinsinhalt oder von momentanen Empfindungen sozusagen isoloert als "Stimmung" auftreten kann. (...) Mit den obigen Definitionen ist natürlich das Wesen des Fühlens gar nicht charakterisiert, sondern das Fühlen ist damit nur äußerlich umschrieben. Das intellektuelle Begriffsvermögen erweist sich als unfähig, das Wesen des Fühlens in einer begrifflichen Sprache zu formulieren, da das Denken einer dem Fühlen inkommensurablen Kategorie angehört, wie überhaupt keine psychologische Grundfunktion sich durch eine andere völlig ausdrücken lässt.

    Intuieren
    Zitat: Die Intuition ist diejenige psychologische Funktion, welche Wahrnehmungen auf unbewusstem Wege vermittelt. (...) Das Eigentümliche der Intuition ist, dass sie weder Sinnesempfindung, noch Gefühl, noch intellektueller Schluss ist, obschon sie auch in diesen Formen auftreten kann. Bei der Intuition präsentiert sich irgend ein Inhalt als fertiges Ganzes, ohne dass wir zunächst fähig wären, anzugeben oder herauszufinden, auf welche Weise dieser Inhalt zustande gekommen ist. Die Intuition ist eine Art instinktiven Erfassens, gleichviel welcher Inhalte.

    Wahrnehmen
    Zitat: Die Empfindung oder das Empfinden ist diejenige psychologische Funktion, welche einen Reiz der Wahrnehmung vermittelt. Die Empfindung ist daher in erster Linie Sinnesempfindung, das heißt Perzeption vermittels der Sinnesorgane und des "Körpersinnes".

    Alle Zitate: C.G. Jung, Psychologische Typen (Gesammelte Werke Bd. VI)



    Re: Funktionen

    ladyofpain - 07.06.2004, 16:54

    Körperliche Funktionen
    Wie Jung selbst schreibt:
    Zitat: Charakter ist die feststehende individuelle Form des Menschen. Die Form ist körperlicher wie seelsicher Natur, daher die allgemeine Charakterologie eine Lehre der Kennzeichen physicher sowohl wie seelischer Art ist.
    Es galt also zu den vier psychischen Funktionen noch vier körperliche zu finden. Hierzu habe ich die verschiedenen „Attribute“ der mir bekannten Rollenspielsysteme zur Hand genommen und eine Auswahl getroffen, die einerseits das Spektrum des körperlichen Lebens möglichst umfassend abdecken und andererseits auch im Bezug zum psychischen Leben stehen sollte. Zu beachten ist, dass diese Funktionen keine „Dinge“ sind, die man „hat“ (etwa Stärke in Form von Muskelkraft, Geschick in Form von Hand-Auge-Koordination usw.), sondern primär eine bestimmte Lebenseinstellung kennzeichnen, der erst sekundär bestimmte Ausprägungen folgen, die jedoch durchaus unterschiedlich sein können. So muss ein starker Held nicht notwendigerweise ein muskelbepackter Koloss sein, sondern kann auch schlank und sehnig sein und seine Kraft eher aus einem unbändigen Kampfeswillen schöpfen.

    Ich wählte also Stärke, Konstitution, Geschick und Erscheinung als Repräsentanten für körperliche Funktionen, wobei ich zur Verdeutlichung einmal meine Definitionen aus der ersten Auflage zitieren möchte:

    Stärke
    Zitat: Die Stärke (S) ist ein Maß für die körperliche Kraft des Charakters, sowie für die Energie, die er für bestimmte Kraftakte aufbringen kann.

    Konstitution
    Zitat: Die Konstitution (K) stellt die körperliche Robustheit des Charakters dar. Sie gibt an, wie leicht er Krankheiten, Gift und schweren Wunden widerstehen bzw. diese verkraften kann.

    Geschick
    Zitat: Mit Geschick (G) wird die Fähigkeit des koordinierten Bewegens im Allgemeinen und die des konstruktiven Bearbeitens von Rohstoffen im Besonderen gemeint.

    Erscheinung
    Zitat: Die Erscheinung (E) ist ein Maßstab für die Fähigkeit zum gesellschaftlichen Mitleben, indem man in die jeweilige Umwelt eingepaßt ist.



    Re: Funktionen

    ladyofpain - 07.06.2004, 17:14


    Die nächste Überlegung war wieder angelehnt an die psychischen Funktionen Jungs. Seiner Auffassung zufolge kommen die einzelnen Funktionen im Individuum nicht im gleichen Maße vor und existieren auch nicht friedlich nebeneinander her, sondern es ist im allgemeinen so, dass eine der Funktionen die am häufigsten verwendete ist (die sog. Hauptfunktion), während die anderen infolgedessen mehr oder weniger unbewusst, das heißt auch weniger ausgebildet, sind. In seinen Studien zu den psychischen Funktionen hat er auch herausgefunden, dass die Funktionen immer in einer bestimmten Konstellation vorkommen und sich bestimmte Funktionen ausschließen. Je stärker also die Denkfunktion ausgebildet ist, desto schwächer ist das Fühlen und umgekehrt, selbiges gilt für Empfinden (ich nenne es Wahrnehmen) und Intuieren, weshalb er diese auch als „Gegenfunktionen“ bezeichnet. Dies ist überdies nicht verwunderlich, wenn man sich bewusst ist, dass die Definitionen dieser Funktionen schon eine Polarität beinhalten.

    Eine Anmerkung am Rande: Psychische Funktionen haben jeweilen eine extravertierte und eine introvertierte Ausprägung. Es ist nun kennzeichnend für die Gegenfunktionen, dass sie auch in der jeweils entgegen gesetzten Ausprägung auftreten, wenn also die Hauptfunktion ein extravertiertes Wahrnehmen ist, so ist die Gegenfunktion das introvertierte Intuieren. Auch ist es meistens so, dass die Hauptfunktion nicht alleine die Psyche beherrscht, sondern ihr zur Seite steht häufig eine andere Funktion (nicht jedoch die Gegenfunktion!), welche Jung als „Auxiliärfunktion“ (von lat. auxiliare=helfen) bezeichnet.

    Analog bin ich davon ausgegangen, dass das Prinzip der Gegen- und Auxiliärfunktionen auch auf den körperlichen Bereich übertragbar sein müsste. Hierzu habe ich zuerst je eine körperliche und eine geistige Funktion in Beziehung gesetzt, da ich in den körperlichen Funktionen eine Ausprägung der „extravertierten“ Form der geistigen Funktion sehe. Demnach habe ich in der ersten Auflage die Paare:
    Stärke – Fühlen
    Konstitution – Denken
    Geschick – Intuieren
    Erscheinung – Wahrnehmen
    gebildet.

    Stärke und Fühlen: Beides sind Synonyme für „Kraft“, bzw. „Energie“. Jemand, der über die körperliche Stärke lebt, beeinflusst die Umwelt über reine physische Kraft, jemand der über das Fühlen lebt, tut eben dies über die psychische Energie, die sich in ihrer reinen Form in Emotionen äußert. Beides sind eher aktive Formen des Umgangs mit dem Leben

    Konstitution und Denken: Beide haben „Festigkeit“ und „Robustheit“ zur Grundlage, basieren auf einem „festen Konstrukt“. Ein Konstitutioneller ist also eher auf seine körperliche Robustheit und Festigkeit bedacht, insbesondere im Hinblick auf äußere Einflüsse, während ein Denker sich um die Festigkeit und Schlüssigkeit seiner Ideen und Gedankensysteme kümmert. Diese beiden Funktionen zeichnen sich eher durch Passivität im Bezug auf die Umwelt aus.

    Geschick und Intuieren: Beides sind gestalterische Tätigkeiten aktiven Charakters. Der Geschickte lebt über die Gestaltung der Umwelt (etwa als Handwerker), der Intuitive über die Gestaltung seiner Ideen (etwa als Künstler).

    Erscheinung und Wahrnehmen: Während Geschick und Intuieren zu verändern trachten, passen sich die Erscheinung und das Wahrnehmen der Umwelt an, haben also eher passiven Charakter. Der Erscheinungstypus versucht sich möglichst ideal den gegebenen Umständen anzupassen, während der Wahrnehmungstypus die Umwelt möglichst genau und unverfälscht aufnehmen will.



    Re: Funktionen

    ladyofpain - 07.06.2004, 17:32

    bedingte und begrenzte Gegenfunktion
    Aus diesen Überlegungen heraus habe ich folgende Gegensatzpaare gebildet:

    Der Stärke (extravertiertes Fühlen!) steht gegenüber das Denken (geistige Eigenschaft)
    Dem Fühlen hingegen die Konstitution.

    Dem Geschick (extravertierte Intuition) steht gegenüber die Wahrnehmung, während der Intuition die Erscheinung entgegen gesetzt ist.

    Diese sind die sogenannten "bedingten" Gegenfunktionen, weil der Wert der einen Funktion den Wert der anderen bedingt. Zu Spielbeginn kann jeder Spieler 50 + SW Punkte auf vier Funktionen verteilen, wobei keine Funktion mehr als 20 Punkte erhalten darf. (Tatsächlich sind die Grenzen nach den Rassenbeschränkungen noch enger.) Der Wert der bedingten Gegenfunktion errechnet sich dann aus 20 - Funktionswert. Funktion und Gegenfunktion ergeben zusammen am Anfang also immer 20 Punkte.

    Neben den bedingten Gegenfunktionen habe ich die "begrenzten" Gegenfunktionen eingeführt, welche den Partner der Gegenfunktion bezeichnen (wenn die Gegenfunktion also Denken ist, so ist die begrenzte Gegenfunktion die Konstitution). Dies ist notwendig, da bedingte und begrenzte Gegenfunktion ja nur zwei Seiten derselben Medaille sind und daher beide in gewisser Opposition zur Hauptfunktion stehen. Die begrenzte Gegenfunktion opponiert jedoch nicht direkt, sondern ist lediglich in ihrem Höchstwert dahingehend begrenzt, dass sie den Mittelwert von 10 Punkten nicht überschreiten darf.

    Das soll hierzu genügen.



    Re: Funktionen

    ladyofpain - 07.06.2004, 19:34

    Was noch zu sagen bleibt
    Wenn das System der Funktionen und Gegenfunktionen allgemein akzeptabel ist, so will ich mir erlauben, hier noch einige Detailfragen zu erörtern:

    Zuerst etwas Grundsätzliches: Es ist auch möglich, das System der Gegenfunktionen in die "Kernregeln" nicht mit aufzunehmen und als "Zusatzregel" anzubieten. Ferner kann man sich dabei auch nur auf die bedingten Gegenfunktionen beschränken und die begrenzten außer Acht lassen, wenn man sich dadurch in seiner Wahlfreiheit zusehr eingeschränkt fühlt.

    Dann etwas, das mir in jüngster Zeit aufgefallen ist: Ich habe einmal alle Charakterklassen durchgerechnet, die man mit diesem System erstellen kann, und dabei ergaben sich Diskrepanzen speziell bei den Eigenschaften. Diese waren darauf zurückzuführen, dass Stärke und Konstitution, sowie Geschick und Wahrnehmung Gegenfunktionen bildeten. Während es bei Stärke und Konstitution noch einigermaßen einsehbar und erträglich ist, ist es schlicht unlogisch, dass Wahrnehmung und Geschick einander gegenüberstehen. Für einige Charakterklassen (Läufer und Diebe) ist es gerade notwendig, sowohl einen hohen Wert in Geschick, als auch in Wahrnehmung zu haben.
    Deshalb würde ich vorschlagen, Geschick und Wahrnehmung als ein Paar und Intuition und Erscheinung als das Gegenpaar zu betrachten. Man kann das damit begründen, dass das "gestalterische" in der Erscheinung eventuell noch mehr enthalten ist als im Geschick, welches bisweilen lediglich als Reaktionsvermögen auf äußere Umstände in Erscheinung tritt.

    Wie immer liegt jedoch die Entscheidung darüber bei den Spielern.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Die Gilde der Abenteurer



    Ähnliche Beiträge wie "Funktionen"

    Schraubensicherung - baddel (Dienstag 21.10.2008)
    Funktionen - UnDeRtAkEr (Samstag 09.09.2006)
    Neue Funktionen - jagger (Montag 16.05.2005)
    TuS Langenheide II vs. TuS Quelle III - Alex (Donnerstag 15.04.2010)
    Kellner, Manuel - Trotzkismus - Krümel (Dienstag 11.11.2008)
    >Puddle Jumper - militärische Funktionen< - D3VIL (Montag 06.08.2007)
    Wenn-UND Funktionen ineinander verschachtelt - exwysed (Mittwoch 21.02.2007)
    Funktionen! - masters (Montag 22.01.2007)
    Funktionen des Forums - fCi-n0vA (Donnerstag 05.10.2006)
    Funktionen des Midplayers - REED-MIG (Donnerstag 31.05.2007)