Tipps

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    Re: Tipps

    Lynn - 03.10.2004, 19:29

    Tipps
    Die Partner oder Partnerinnen sind massiv mitbetroffen, wenn es um die Verarbeitung des sexuellen Missbrauch geht, denn auch sie müssen mit den schwerwiegenden Folgen des Missbrauchs leben.

    Partner stehen oft hilflos und verwirrt mitten in einem Orkan der Gefühle, werden mitgeschleift durch Höhen und unsagbare beängstigende Tiefen, und wissen nicht, wieso. Und so ist es verständlich, dass auch der Partner oder die Partnerin der/des Betroffenen Hilfe von außen braucht. Zunächst ist es wichtig, den Grund überhaupt zu kennen.

    Es gibt durchaus Möglichkeiten, sich an anderen Stellen über den Missbrauch und seine Auswirkungen zu erkundigen z.B. durch Internet und Bücher, so manches wird dann mit Sicherheit verständlicher.

    Für beide, Opfer und Partner, ist das gegenseitige Verständnis und die heilende, entlastende und erlösende Wirkung des Redens sehr wichtig. Ist eine Qual erst einmal ausgesprochen, ist sie mit Hilfe der Worte nach außen gebracht, kann sie innen nicht mehr zerstörerisch wirken und außen in Ruhe betrachtet werden. Ein Patentrezept, eines schnell heilenden Seelenbalsam, gibt es leider nicht.

    Die Heilung ist ein sehr mühsamer Weg und die Begleitung auch. Ohne Einfühlungsvermögen, Selbstbewusstsein, Geduld, ja, auch Humor und vor allem die Kenntnis der eigenen Grenzen hat der Partner wenig Chancen, den betroffenen Menschen wirklich " Verbündeter " zu sein, ihn zu unterstützen, ohne sich dabei selbst zu verleugnen. Das Gefühl helfen zu wollen, aber einfach nur hilflos dazustehen, weil man einfach nicht weiß, was jetzt richtig und was falsch ist, kann für den Partner belastend sein. Verbündeter sein ist nicht einfach. Man muss sich nicht nur in besonderem Maße um jemanden kümmern, sondern darf sich selbst dabei auch nicht vergessen.

    Grundsätzliches für Partner


    Informieren Sie sich über sexuellen Missbrauch.
    Es ist wichtig zu verstehen, das Sie als Partner/in, alles was Sie an Reaktionen in Ihrer Beziehung mit einem/einer Überlebenden erleben werden, Folgen des Traumas sind.

    Sich zu informieren ist wichtig, es ersetzt aber nicht das Gespräch, sei es mit Ihrem Partner/in oder jemand Außenstehenden, der Sie verstehen und unterstützen kann. Es stehen auch für Partner genügend Selbsthilfegruppen, Foren, Bücher etc. zur Verfügung. Nehmen Sie selbst Hilfe in Anspruch, wenn Sie Überforderung spüren oder Sie nicht mit den Gegebenheiten umgehen können. Sie können sich auch andere Partner/innen von Überlebenden suchen, zum Erfahrungsaustausch, oder selbst therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Ratsam ist es, keinen gemeinsamen Therapeuten zu suchen, da er in Konflikt geraten könnte durch Befangenheit.

    Reden Sie mit Ihre/m Partner/in darüber, an wen Sie sich wenden.
    Wichtig ist, das Sie diesen Menschen vertrauen und Sie es nicht überall herum erzählen.

    Verhaltensweisen, die das Verstehen vielleicht erleichtern.


    Übersicht:
    • Geduld:

    • Die Bedürfnisse der/des Überlebenden:

    • Panikattacken:

    • Sicherheit:

    • Reden:

    • Körperliche Nähe und Sexualität:

    • Vorwürfe:

    • Vergesslichkeit:

    • Konflikte / Streit:

    • Wichtige, bewährte und durchaus allgemeingültige "Verhaltensregeln" bei Streit:

    • Vertrauen:

    • Kontrolle:

    • Bedürfnisse und Grenzen:

    • Wenn Sie mit dem Täter verwechselt werden:

    • Das Leben:




    Geduld:
    Man braucht Geduld. Die Heilung ist ein langer und harter Prozess, für beide. Seien Sie geduldig, aber auch mit sich selbst. Heilung ist möglich. Helfen Sie Ihrem Partner/in sich dessen Folgeschäden bewusst zu machen. Fragen Sie ihn/sie nicht aus, drängen Sie nicht, seien Sie einfach nur da und hören Sie zu.


    Die Bedürfnisse der/des Überlebenden:
    Das Bedürfnis nach Nähe und Distanz ist extrem schwankend.
    Gehen Sie auf die Bedürfnisse des Partners ein, soweit es Ihre eigenen Grenzen nicht überschreitet, versuchen Sie zu verstehen. Wenn sie/er reden will und Sie haben Zeit, dann setzen Sie sich hin und hören Sie zu. Wenn er/sie Nähe sucht und es für beide passend ist, dann seien Sie sich nah. Respektieren Sie dabei immer ihre/seine Grenzen, nehmen Sie die Gefühle des anderen ernst. Schmerz, Angst, Aggressionen können unter anderem Reaktionen (durch Trigger) sein.


    Panikattacken:
    Spielen Sie Panikattacken Ihres/r Partner/in nicht runter, machen Sie es nicht schlimmer als es schon ist. Fragen Sie ob Sie helfen können.
    Es ist empfehlenswert über eventuelle Hilfemaßnahmen schon im Vorfeld zu sprechen.
    Geraten Sie nicht selbst in Angst und Panik, damit können Sie nicht helfen. Versuchen Sie Vertrauensperson zu sein.


    Sicherheit:
    Geben Sie Ihrer/Ihrem Partner/in so viel Sicherheit wie möglich.
    Ermöglichen Sie ihm/ihr einen eigenen Raum für sich zu haben.
    Zeigen Sie Ihrem Partner, das Sie für sie/ihn da sind. Unterstützen Sie sie/ihn darin Hilfe anzunehmen. Falls nicht schon geschehen, helfen Sie Ihrer/Ihrem Partner entsprechende Stellen, Organisationen, Therapeuten zu finden.


    Reden:
    Reden Sie auch über Ihre eigenen Sorgen, Probleme, Ängste und Verletzungen, dadurch wird es leichter für Ihren/e Partner/in, durch ihren/seinen eigenen Schmerz hindurch, zu sehen und zu erkennen, dass auch Sie ein Mensch mit Sorgen und Problemen sind.


    Körperliche Nähe und Sexualität:
    Nähe ist ein sehr empfindliches und kompliziertes Thema in Beziehungen zu Überlebenden.
    Achten Sie immer darauf, was er/sie möchte, und setzen Sie sie/ihn nie unter Druck. Fordern Sie nie von ihr/ihm oder tun Sie gar etwas, was sie/er nicht will oder kann, aus welchen Gründen auch immer. Es kann immer passieren, dass sie/er aufhören möchte, wenn es gerade für Sie am schönsten ist.
    Werfen Sie es ihr/ihm nicht vor, sondern respektieren und akzeptieren Sie es.

    Fragen Sie sie/ihn, was er/sie jetzt braucht, reden Sie mit ihr/ihm, fragen Sie sie/ihn, was der Auslöser für einen Flashback war, aber haken Sie nicht nach, wenn er/ sie es nicht aussprechen kann.
    Sie können auch ein Zeichen verabreden, mit denen sie/er Ihnen dann sagen kann, das es ihr/ihm zuviel wird.
    Reden Sie auch mit ihr/ihm über Ihre eigenen Bedürfnisse, Ihre Wünsche und natürlich auch über ihre/seine Vorstellungen. Kommunikation ist hier das beste.
    Und wenn sie/er nicht darüber reden kann, hilft vielleicht aufschreiben, oder er/sie zeigt Ihnen anhand eines Buches, was er/ sie mag und was nicht.


    Vorwürfe:
    Werfen Sie ihr/ihm nie vor, auf was Sie alles verzichten müssen oder was sie/er nicht schafft.
    Das würde Ihren Partner nur unter Druck setzen und er/sie bekommt Schuldgefühle.
    Er/sie weiß schon, worauf Sie als Partner verzichten müssen, gerade was körperliche Nähe betrifft.


    Vergesslichkeit:
    Es kann immer wieder passieren, dass der/die Überlebende wichtige Dinge vergisst. Oft deswegen, weil sie/er zur Zeit an nichts anderes mehr denken kann, als an den Missbrauch.
    Die Verarbeitung ist harte Arbeit und verbraucht viel Energie. Es werden die alltäglichsten Dinge vergessen, weil sich der Missbrauch über alles stülpt.
    Versuchen Sie, sie/ihn so gut wie nur möglich zu unterstützen, indem Sie sie/ihn an wichtige Dinge erinnern, aber nie vorwurfsvoll oder bemutternd.


    Konflikte / Streit:
    Viele Überlebende haben Angst vor Streit, weil sie glauben, wenn jemand mit ihnen streitet, werden sie nicht mehr geliebt.


    Wichtige, bewährte und durchaus allgemeingültige "Verhaltensregeln" bei Streit:
    - ruhig und sachlich bleiben
    - nicht laut werden
    - schreit Euch nicht an
    - Beleidigungen, Erpressungen, Drohungen von Gewalt, Verlassen und sonstige Androhungen sind absolut tabu!
    - wilde Gesten vermeiden, das könnte sie/ihn in Angst versetzen
    - sich gegenseitig ausreden lassen
    - genau zuhören was der andere sagt
    - nie verallgemeinern, beziehen Sie sich nur auf das eine Problem in der jeweiligen Situation
    - machen Sie sie/ihn nicht schlecht vor anderen, oder zeigen anderen ihre/seine Schwächen



    Vertrauen:
    Überlebende sind häufig nicht mehr in der Lage zu vertrauen, und dieses verloren gegangene Vertrauen muss nun langsam wieder aufgebaut werden.
    Wann immer Sie ihr/ihm etwas versprechen, achten Sie darauf, dass Sie es hundertprozentig einhalten können und auch einhalten.
    Wenn Sie das immer wieder tun, schaffen Sie Vertrauen.


    Kontrolle:
    Sie haben vielleicht den Eindruck, dass sie/er immer über alles die Kontrolle haben will.
    Manchmal ist es offensichtlich, manchmal nicht, zum Beispiel wenn schlechte Laune oder mangelndes Interesse vorgeschoben wird.
    Seien Sie sich klar darüber, dass Sie es hier mit einem Überlebensmuster zu tun haben, welches absolut lebenswichtig für Ihre/n Partner/in war.
    Teilen Sie ihm/ihr Ihre Bedürfnisse mit, und machen sie Vorschläge zur Verbesserung der jeweiligen Situation.


    Bedürfnisse und Grenzen:
    Machen Sie sich Ihre eigenen Bedürfnisse klar.
    Lernen Sie, eigene vernachlässigte Bedürfnisse zu erkennen und zu befriedigen.
    Setzen Sie sich selbst Grenzen. Es hilft nicht, wenn Sie sich selbst überfordern oder aufopfern. Zeigen Sie Ihrem Partner, dass auch Sie Ihre Freiheiten und Auszeiten brauchen, denn Sie sind ein eigenständiger Mensch und kein Therapeut für Ihren Partner/in.
    Wenn Sie wissen wer Sie sind und zu sich selbst stehen, dann geben Sie Ihrem Partner/in ein Bild von sich, welches Vertrauen vermittelt.


    Wenn Sie mit dem Täter verwechselt werden:
    Oft passiert es, durch eine Geste, ein Wort, sexuelle Leidenschaft, Zorn usw., dass Sie mit dem Missbraucher verwechselt werden.
    Sobald Sie merken, dass ihre/seine Reaktionen sich nicht mehr auf Sie, sondern auf den Täter beziehen, greifen Sie sofort ein, frage Sie:
    "Wo bist du gerade?" oder: "Was hat dich erschreckt?"
    Wenn Sie beide die Auslöser und die damit verbundene Übertragung kennen, fällt es Ihnen leichter, Gegenwart und Vergangenheit zu unterscheiden, das ist auch sehr wichtig für ihre/seine Heilung.


    Das Leben:
    Achten Sie darauf, dass Sie beide das Leben nicht vergessen.
    Erinnern Sie sie/ihn daran, zu leben. Gehen Sie aus, treffen Sie sich mit Freunden und haben Sie gemeinsam Spaß.
    Es nützt keinem Überlebenden, dass er oder sie in Watte gepackt wird, denn das Überbewerten, das über allem stellen, ist nicht im Sinne der meisten Betroffenen.



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